„In den allermeisten Fällen ist unter Anwendung von Gehirnschmalz eine andere Formulierung zu finden, die annähernd dasselbe aussagt“.
Herr Wichmann, ich weiß nicht, welche Formulierung Sie für „Farbige sind Tiere“ oder „Steinmeier und Gehilfen an die Wand!“ finden würden. „Den Bundespräsidenten entnehmen“? Oder was würden Sie vorschlagen?
Es bleibt dabei: Das sind menschenverachtende Ausdrücke, die eine menschenverachtende Denkweise zeigen.
In Ihrem Papier schlagen Sie eben nicht vor, solche menschenverachtenden Denkweisen - gegen Sozialdemokraten, Liberale, Christdemokraten, Grüne, Bundeskanzlerin Merkel, Steinmeier, gegen Menschen anderen Glaubens, denen Sie immer pauschal eine hohe Kriminalität unterstellen - zu unterlassen. Sie empfehlen nur, nach der Menschenverachtung „am Ende aus(zu)führen, dass sich das Geäußerte nicht auf alle Muslime bezieht“.
Es ist schon entlarvend, was z. B. der Vize-AfDChef im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern auf Facebook äußerte - Zitat aus dem Tagesspiegel -:
„spreche auch davon, Gegner ‚an die Wand zu stellen‘, ‚eine Grube auszuheben‘ und ‚Löschkalk obendrauf zu streuen‘.“
Das ist Ihre Sprache. Das ist das Framing, das Sie benutzen. In den Chats mit den AfD-Mitgliedern war das übrigens kein Problem. Erst als es öffentlich wurde, haben Sie ihn zum Rücktritt und zum Austritt gedrängt.
Schauen wir nach Niedersachsen! Der AfDKreisverband Salzgitter schreibt nach der Bundestagswahl auf seiner Facebook-Seite - Zitat! -: von „Krieg gegen das widerwärtigste System“, von der Stürmung des Bundestags und „das Ende der Linken und dieses antideutschen Systems“ sei gekommen. Verantwortlich für diesen FacebookBeitrag der AfD Salzgitter war Michael Gröger, Direktkandidat der AfD zur niedersächsischen Landtagswahl im Wahlkreis Salzgitter.
Meine Damen und Herren, Sie sollten sich vielleicht auch andere Gutachten anschauen, die Ihre Sprache untersuchen, dass sie menschenverachtend, dass sie fremdenfeindlich ist. - Begriffe, die Sie hier immer wieder verwenden, indem Sie andere Meinungen als grünlinks versifft abtun und von Systemparteien, GroKo plus sprechen - und was Sie alles machen -, alles das ist menschenverachtend. Da sollten Sie nicht mimosenhaft und wehleidig immer wieder auf andere zeigen, sondern sich vielleicht einmal mit Ihren eigenen Äußerungen auseinandersetzen.
Wenn Sie in Ihrem Beitrag schon Orwell zitieren: Ihr Beitrag heute war wirklich objektiv minusminus.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bedauere ein bisschen, Herr Kollege Emden, dass ich nicht in der Lage war - ähnlich wie die meisten anderen Kollegen -, tatsächlich zu verfolgen, was Sie hier gesagt haben. So ist es natürlich schwierig, darauf nun direkt zu antworten.
Ich will mich gleichwohl einmal mit dem FramingManual - wie es so schön heißt -, mit diesem Papier, befassen. Ich habe, wie ich finde, ein paar ganz vernünftige Zitate gefunden. So z. B. von
Das ist völlig zutreffend. Wer versucht, dieses Papier zu lesen, hat größte Schwierigkeiten, über Seite 30 hinauszukommen.
Wenn man dann liest, was Michael Hanfeld in der FAZ vom 19. Februar - also gleichen Datums - zu diesem Papier sagt, wird es schon etwas deutlicher. Dort heißt es:
„Wir wissen es nicht nur besser als die, wir sind besser. Deshalb informieren wir jetzt auch nicht mehr, wir setzen nicht auf Argumente, denn ‚objektives, faktenbegründetes und rationales Denken gibt es nicht, zumindest nicht in der Form, in der es der Aufklärungsgedanke suggeriert‘. Wir reden nur noch moralisch. Wir sind die Moral.“
So die Kommentierung in der FAZ oder - um es etwas humorvoller zu sagen - noch einmal Joachim Huber im Tagesspiegel:
Aber zum Papier selbst. Dieses Papier ist eindeutig nicht die Position der ARD. Es ist ein von der ARD in Auftrag gegebenes Papier. Ich will jetzt einmal die Kritik an der Verfasserin und an diesem Institut beiseitelassen. Es lässt sich aufklären, ob es sich dabei tatsächlich um ein Institut handelt, ob es nur eine Einzelperson ist, die in der Wir-Form spricht, weil sie dann den Eindruck erweckt, es gebe ein dahinterstehendes Institut. Alles das lässt sich aufklären, das muss auch aufgeklärt werden. Ich kann an dieser Stelle zusagen, dass ich in meiner Funktion im NDR-Rundfunkrat dies ansprechen werde. Aber besondere neue rhetorische Erkenntnisse, dass man die Wortwahl des anderen nicht übernehmen soll, sind dort in diesem Papier nun nicht zu finden. Das vermittelt die KonradAdenauer-Stiftung bereits im Rhetorik-Grundkurs der Jungen Union.
Dass sich die ARD beraten lassen darf - auch von Externen -, ist unstreitig. Ob das tatsächlich so viel Geld kosten muss - 120 000 Euro stehen da im Raum -, auch diese Frage ist zu stellen. Wie viel tatsächlich an dieses Institut gegangen ist und wie viel für den Workshop ausgegeben wurde, der darauf aufbaut, auch das wird eine Frage sein.
Denn das ist die eigentlich interessante Frage: Was ist denn das Ergebnis des Workshops? Was hat denn die ARD aus dem gemacht, was darin steht? Wie ist denn die ARD in ihrem Workshop damit umgegangen?
Vielleicht die eine Anmerkung: Mich hat überrascht - auch wenn es aus 2017 ist -, wie wenig schussfest der stolze öffentlich-rechtliche Rundfunk offensichtlich gewesen ist, als es auch einmal um die Kritik - Stichwort „Lügenpresse“ - gegangen ist, obwohl ja in dem Framing steht, dass man diesen Begriff nicht wiederholen soll.
Ich will allerdings auch sagen - vielleicht erlauben Sie mir diese Anmerkung mit einem leichten Augenzwinkern -: Wenn man - wie ich im Niedersächsischen Landtag -, liebe Frau Kollegin Piel, lieber Herr Kollege Meyer, mit den Grünen 16 Jahre in einem Landtag sitzt, dann ist man es natürlich gewohnt, dass ohne Leistungsnachweis die moralische Überlegenheit für sich in Anspruch genommen wird.
Das haben wir hier gestern wieder erlebt, Frau Kollegin Piel, als Sie die Beiträge der anderen entsprechend kommentiert haben.
(Helge Limburg [GRÜNE]: Was Sie nicht machen würden! Das wäre Ihnen wesensfremd! - Anja Piel [GRÜNE]: Das hätten Sie nie getan, Herr Nacke!)
Was ist der Fehler, der in diesem Papier steht? Was hat die Autorin tatsächlich mit der Erstellung dieses Papiers falsch gemacht? - Sie hat die Marke des öffentlich-rechtlichen Rundfunks überhaupt nicht mehr berücksichtigt. Sie hat der ARD empfohlen: Verwendet eine andere Sprache, macht eure moralische Überlegenheit deutlich gegenüber den anderen.
Das ist natürlich ein Riesenfehler. Denn was ist denn die entscheidende Marke des öffentlichrechtlichen Rundfunks, der ARD? - Das ist die „Tagesschau“, die objektive Begleitung von Sachverhalten. Und wenn meine Kernmarke objektive Beurteilung ist, dann kann ich doch nicht in einem Framing das Außerachtlassen jeder objektiven
Das ist nicht glaubwürdig. Man kann ein Rathaus nicht umbenennen in People‘s-Event-Management-Organisation. Das bleibt ein Rathaus. Und ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk behält seine Marke, und die „Tagesschau“ ist das Flaggschiff. Die wird übrigens - Herr Ministerpräsident, wenn ich mir die Anmerkung erlauben darf - um 20.00 Uhr ausgestrahlt und nicht, wie Sie es hier gestern gesagt haben, um 20.15 Uhr.
(Heiterkeit bei der CDU, bei der SPD, bei den GRÜNEN und bei der FDP - Anja Piel [GRÜNE]: Das zum Thema Belehren!)
- Ich sage das nur aus zwei Gründen: erstens, damit in den sozialen Medien nicht steht, Sie würden hier Fake-News verbreiten, und zweitens, damit Sie keine Chance haben, das Protokoll entsprechend zu korrigieren.
Abschließend vielleicht der eine Hinweis - wenn ich den jetzt so schnell finde; wo ist denn die olle FAZ geblieben? -: Ich glaube, dass die FAZ richtig dargestellt hat, wie mit Framing umzugehen ist und wie vor allem die ARD damit umgehen muss. Ehrlich gesagt, habe ich bisher auch nichts anderes gehört. Ich habe nicht die Botschaft gehört, mit diesem Papier wird anders umgegangen. Das ist auch nicht umgesetzt worden, obwohl es bereits über ein Jahr her ist.
Das eigentlich Überraschende ist, dass die ARD glaubte, dieses Papier bliebe geheim. Wie kommen die darauf?