Protokoll der Sitzung vom 25.10.2019

44 %, also fast die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland, bringt Niedersachsen mit Reiten und Fahren in Verbindung. Niedersachsen ist demnach mit Abstand das Bundesland Nummer eins im Reittourismus. Wer an Reiturlaub denkt, der denkt sofort an unser Niedersachsen.

In Niedersachsen gibt es fast 200 000 Pferde, gibt es fast 450 000 Reiterinnen und Reiter und 20 000 Züchterinnen und Züchter. Das sind schon einmal sehr gute Zahlen für unser Bundesland, an die wir anknüpfen können.

In Deutschland wird die Wirtschaftskraft des Reitsports auf ca. 6 Milliarden Euro beziffert, auf Niedersachsen entfallen davon deutlich mehr als 1 Milliarde Euro. Dieses Verhältnis zeigt schon, welchen Schwerpunkt das Pferd in Niedersachsen genießt. Allein die reittouristischen Übernachtungen bringen einen Umsatz in Höhe von 225 Millionen Euro. Das alles schafft laut IHK ca. 70 000 Arbeitsplätze im Lande. Niedersachsen ist damit führend auf dem Gebiet der Pferdezucht und auf dem Gebiet des Reittourismus. Das belegen die Zahlen deutlich.

Das alles zeigt, dass unser Niedersachsen das Land für den Reiturlaub ist. Nutzen wir diese Potenziale! Nutzen wir aber auch unsere Chancen! Unsere Reitregionen sind bestens aufgestellt. Sie überlegen immer wieder, was sie in ihrer Region für den Reiturlauber weiter verbessern können.

Wir haben Reitwege, wir haben Reiterhöfe, wir haben die Arbeitsgemeinschaft „Urlaub auf dem Lande“, wir haben die TourismusMarketing Niedersachsen, wir haben die Pferdeland Niedersachsen GmbH und wir haben die IHKN, den Zusammenschluss der Industrie- und Handelskammern. Gerade Martin Exner, der nun seinen wohlverdienten Ruhestand oder - wie jeder weiß, der ihn kennt - auch Unruhestand genießt, hat sich immer an die Spitze des Reittourismus gesetzt, ihn öffentlich thematisiert und uns immer wieder Hinweise gegeben. Dafür danken wir ihm gemeinsam.

Niedersachsen steht für das Landgestüt in Celle, für die Löwen Classics in Braunschweig, für die Deutsche Vielseitigkeitsmeisterschaft in Luhmühlen, für das Oldenburgische Landesturnier in Rastede, für Verden International und viele erfolgreiche und schöne Reitturniere im Lande. Diese Stärken wollen wir weiter ausbauen.

(Beifall bei der CDU und bei der SPD)

Wir wollen die reittouristischen Infrastrukturen ausbauen, die Reiterhöfe und Reithotels sollen bei Investitionen unterstützt werden. Die Werbeaktivitäten sollen weiter gebündelt und verstärkt werden. Und der klassische Reiturlaub soll mit anderen Urlaubsangeboten verknüpft werden.

Auch in diesem touristischen Segment gibt es Qualität zu bieten. Heute genügt es nicht mehr, nur Landschaften anzubieten und das Reitwegenetz vorzuhalten. Es genügt nicht mehr, nur Ferienwohnungen anzubieten. Gefragt sind auch hier, in diesem Segment, ganz klar Qualität und Service.

Überlegen wir vielmehr, wie wir Niedersachsen für Reiturlauber und deren Angehörige, deren Familien und Freunde, noch interessanter machen können - als gemeinsame Aufgabe. Reiturlaub und Reittourismus haben einen Namen, und der lautet Niedersachsen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und bei der SPD)

Vielen Dank, Abgeordneter Miesner, für die Einbringung. - Für die SPD-Fraktion hat sich die Abgeordnete Sabine Tippelt zu Wort gemeldet. Bitte!

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Pferdetourismus und der Wirtschaftsfaktor Pferd müssen in Niedersachsen viel stärker in die Strategie des Landes integriert werden. Mit dem vorliegenden Antrag soll auf zunehmende Veränderungen durch die Globalisierung und den immer stärker werdenden nationalen und internationalen Wettbewerb für das Pferdeland Niedersachsen reagiert werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Reittourismus hat sich enorm weiterentwickelt. Reittouristische Übernachtungen machen in Niedersachsen inzwischen einen Umsatz von 225 Millionen Euro aus. Das ist und bleibt der bundesweite Spitzenplatz. Das ist aber auch der Beweis für die gute Arbeit, die hier in Niedersachsen in den letzten Jahren in Sachen Reittourismus geleistet wurde. Doch die Konkurrenz schläft bekanntlich nie. Man kann sich trotz der sehr guten Zahlen für Niedersachsen nicht zurücklehnen. Wir wollen und müssen als Regierungsfraktionen die in dem Antrag genannten Herausforderungen für den niedersächsischen Reittourismus anpacken, um den niedersächsischen Spitzenplatz in Deutschland zu verteidigen, aber auch auszubauen.

(Beifall bei der SPD und Zustimmung bei der CDU)

Dass Niedersachsen Nummer eins in Sachen Pferdetourismus ist, hat historische Gründe. Wir sind traditionell ein Reiter- und Pferdeland, und unsere führende Rolle bei der Pferdezucht in Deutschland ist unbestritten. Niedersächsische Pferderassen wie Hannoveraner und Oldenburger haben international einen hervorragenden Ruf.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, große regionale, aber auch internationale Reitturniere werden in Niedersachsen ausgetragen. Sie ziehen jedes Jahr nicht nur die Sportlerinnen und Sportler aller Welt an, sondern auch viele internationale Zuschauer. Damit sind wir beim Wirtschaftsfaktor Pferd, den es insgesamt zu stärken gilt. Mittlerweile sind 70 000 Arbeitsplätze vom wichtigen Wirtschaftsfaktor

Pferd abhängig. Deren Existenz gilt es hier zu sichern.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, wir wollen zunächst einmal die Kooperation der TMN mit allen relevanten Akteuren und Verbänden des Reitsports und des Reiturlaubs ausbauen und fördern. Mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit sollen insbesondere die klassischen niedersächsischen Wanderreitregionen – die gibt es auch bei uns im Weserbergland, dafür möchte ich Werbung machen –

(Zustimmung bei der SPD)

als attraktive Zielorte für Reittouristen noch bekannter werden. Zugleich sollte aber auch dafür gesorgt werden, dass die Öffentlichkeitsarbeit andere Regionen mit ähnlicher Attraktivität für Reiterinnen und Reiter bewirbt. Das Netz für den niedersächsischen Reittourismus muss also größer und noch viel engmaschiger werden, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und Zustimmung bei der CDU)

Zudem sollte die TMN die Landesarbeitsgemeinschaft „Urlaub und Freizeit auf dem Lande“ und die Tourismusregionen bei der Entwicklung von gemeinsamen Ideen unterstützen und beraten, wie z. B. der klassische Pferdeurlaub in Zukunft mit anderen Urlaubsangeboten attraktiv verbunden werden kann. Diese Integrationsaufgaben sind vor allem für die nichtreitenden Mitreisenden wichtig, die dadurch viel besser mit in die Urlaubsplanung der reitenden Verwandten und Freunde einbezogen werden können.

Aber was ebenfalls nicht zu kurz kommen darf, ist die Unterstützung von in Niedersachsen stattfindenden Reitsportveranstaltungen. Diese Veranstaltungen müssen beworben werden, und es muss sich dafür eingesetzt werden, dass in Niedersachsen weitere Reitsportereignisse von nationalem und internationalem Rang stattfinden.

(Beifall bei der SPD)

Das heißt aber auch, dass man den Reitsport als Breitensport stärkt, ihm eine breitere Öffentlichkeit verschafft und zu einer größeren Anerkennung verhilft. Man muss aber noch viel gezielter und konkreter über die Möglichkeiten einer einzelbetrieblichen Investitionsförderung von Reiterhöfen und anderen Rastmöglichkeiten für Pferd, Reiterin und Reiter sprechen. Es sollte daher geprüft werden, ob das eine Förderung vorausgesetzte Investitionsvolumen von 150 000 Euro gesenkt werden kann. Eine Senkung des Investitionsvolumens würde eine breitere Streuung von Förderungen ermöglichen. So wären auch viele kleinere Investitionen von Reiterhöfen unter Umständen förderungsfähig.

(Beifall bei der SPD und Zustimmung bei der CDU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie haben es gehört: Es sind noch einige Dinge auf den Weg zu bringen, um Niedersachsens Wirtschaftsfaktor Pferd und den Pferdetourismus für die Zukunft auf dem sehr guten bisherigen Niveau weitergaloppieren zu lassen.

197 000 gemeldete Pferde, 450 000 Reiterinnen und Reiter, ein Gesamtumsatz von 900 Millionen Euro und 70 000 Arbeitsplätze verlangen einen verantwortungsvollen Umgang auch für die Zukunft. Ich freue mich auf die Beratung im Ausschuss.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und Zustimmung bei der CDU)

Vielen Dank, Frau Kollegin Tippelt. - Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht die Abgeordnete Eva Viehoff. Bitte schön!

(Unruhe)

- Frau Viehoff, warten Sie noch eben, bis hier wieder Ruhe einkehrt und alle ihre Plätze eingenommen haben. - So, jetzt können Sie beginnen.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In jeder Legislaturperiode heißt es: Und täglich grüßt das Murmeltier! - Gemäß der Sportfreunde Stiller mit „1954, 1974, 1990, 2006“ beschäftigte sich dieser Landtag 2002, 2005, 2012 und nun 2019 mit dem Thema „Pferdeland Niedersachsen“.

(Zuruf von der CDU: Das ist auch gut so!)

Ja, es ist richtig: Für die Tourismusregionen in Niedersachsen steht außer Frage, dass der Pferdetourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Da möchte ich gerne aus Regionalempfinden noch hinzufügen: Es gibt auch mittelgroße Reitveranstaltungen im Landkreis Cuxhaven, lieber Uwe, nämlich die „Elmloher Reitertage“. Nächstes Jahr wird der OB dann ja wahrscheinlich auch das „Duhner Wattrennen“ eröffnen.

(Zustimmung bei der SPD - Sabine Tippelt [SPD]: Sehr gut! Sehr schön! Kenne ich!)

Doch dieser Landtag hat, wie ich gerade gesagt habe, schon mehrfach und unter den unterschiedlichsten politischen Konstellationen festgestellt: Niedersachsen ist Pferdeland. Tourismus hat auch viel mit Pferden und Reitertourismus zu tun. Dies muss gefördert und ausgebaut werden.

Wenn ich das für die 2000er-Jahre sagen darf: Der Antrag aus 2002 war von Bündnis 90/Die Grünen.

(Zurufe: Ui!)

Man muss sich dann aber doch jetzt fragen: Was ist denn aus den in diesen Perioden gefassten Beschlüssen tatsächlich geworden?

(Zuruf von der CDU: Nix!)

Was ist eigentlich aus der Pferdeland GmbH geworden, die 2005 gegründet wurde?

Das Rad zum Pferdetourismus muss nicht immer wieder neu erfunden werden. Der Antrag erweckt den Eindruck, dass das Rad neu erfunden werden muss. Das muss es nicht. Es gibt schon sehr viele Initiativen.

Der Antrag hinterlegt neue Initiativen mit keiner Summe, egal, ob es um eine Investitionsförderung für die Betriebe oder vielleicht ja auch mal um eine Investitionsförderung für die oft in ländlichen Regionen liegenden Kommunen geht, die eben für Investitionen und Infrastruktur wie Reitwege sorgen müssen. Das ist tatsächlich ein sehr, sehr großes Manko dieses Antrags.

Ich habe den Haushalt 2020 nach den Begriffen „Wirtschaftsfaktor Pferd“, „Reitland Niedersachsen“, „Pferdeland“ usw. durchsucht.

(Zuruf von Sabine Tippelt [SPD])

- Nach „Tourismus Pferd“ habe ich auch gesucht.

(Zuruf)