Protokoll der Sitzung vom 29.11.2017

(Beifall von der FDP und der CDU – Zuruf von Nadja Lüders [SPD])

Das liegt nicht zuletzt an einer höchst uneinheitlichen Umsetzung in den Kommunen und Verbünden.

(Zuruf von der SPD: Ach so!)

Derzeit steht eine pauschale Subventionierung des Landes sehr unterschiedlichen sozialpolitischen Anreizen auf örtlicher Ebene gegenüber.

(Nadja Lüders [SPD]: Gegenüber! Aha!)

Volkswirtschaftlich ist das damit ein Paradebeispiel für Intransparenz und Fehlsteuerung.

(Minister Karl-Josef Laumann: Genauso ist es! – Gegenruf Michael Hübner [SPD]: Herr Laumann, jetzt ist es aber mal gut! Das glaube ich doch jetzt nicht! Wenn das die Bilanz der Landesregierung war, Herr Laumann … ehr- lich!)

Das ist aber nicht die Politik der NRW-Koalition. Wir wollen auch die Verkehrsunternehmen als öffentliche Aufgabenträger in die Pflicht nehmen. Was bei Studierenden, Rentnern und Großkunden möglich ist, muss doch auch für die spezifischen Bedarfe von Menschen mit geringen Finanzmitteln möglich sein.

(Beifall von der FDP)

Wir sehen diese Gruppe als eine weitere Kundengruppe. Genau da müssen wir ansetzen.

(Zuruf von der SPD: Bei all diesen guten Argu- menten haben Sie jetzt eine Kehrtwende ge- macht? Das ist ja komisch!)

Wir wollen alte Zöpfe abschneiden

(Zuruf von Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE])

und streben mit neuen technischen Möglichkeiten und innovativen Ansätzen bessere Lösungen für einen bedarfsgerechten und wirtschaftlicheren ÖPNV an.

(Beifall von der FDP)

Wir wollen Ihre Symbolpolitik eines weder effektiven noch gerechten Sozialtickets

(Zurufe von der SPD)

in seiner heutigen Form beenden, meine Damen und Herren. Ziel ist es, in den nächsten Jahren ein Mobilitätspaket zu entwickeln, das die Konstruktionsfehler des heutigen Systems behebt

(Zuruf von Elisabeth Müller-Witt [SPD])

und zielgruppenspezifische Angebote ermöglicht.

(Beifall von der FDP und der CDU – Marc Her- ter [SPD]: Lieber nicht fördern als schlecht för- dern, ja?)

Noch einmal, damit Sie es ganz genau verstehen: Wir stehen für einen Lösungsansatz, der auch die Mobilitätsansprüche von Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen berücksichtigt.

(Horst Becker [GRÜNE]: Kürzung ist kein Vor- schlag! – Zuruf von der SPD: Hört, hört!)

Aus Sicht der NRW-Koalition gehört dazu ausdrücklich ein Angebot an Azubis.

(Sarah Philipp [SPD]: Auch, auch! – Zuruf von der SPD: Aha!)

Die sind heute massiv benachteiligt. Insbesondere in ländlichen Räumen müssen sie nicht selten größere Strecken zu ihrem Ausbildungsplatz zurücklegen.

(Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

Wenn es uns ernst damit ist, dass wir Bildung als die Basis gesellschaftlicher Teilhabe ansehen, dann ist es ein Gebot der Stunde, diese Gerechtigkeitslücke jetzt endlich zu schließen.

(Beifall von der FDP und der CDU – Marc Her- ter [SPD]: Deshalb waren das auch Ihre ersten Maßnahmen!)

Wir werden das kommende Jahr dazu nutzen, mit den Verbünden, den Verkehrsunternehmen, den Kommunen und den Nutzern eine bessere Alternative zu dem bisherigen System zu erarbeiten. Dabei gilt es, die strukturellen Ineffizienzen zu eliminieren, Mobilität zu vereinfachen und eine nachfragegerechte und ausgewogene Preisgestaltung zu ermöglichen.

(Zuruf von Michael Hübner [SPD])

Entscheidend ist, dass wir mit dem Mobilitätsangebot künftig alle Personengruppen in allen Teilen unseres Landes erreichen.

(Beifall von der FDP und der CDU – Wider- spruch von der SPD)

Eingebettet ist dies in die Absicht, insgesamt einen völlig neuen Ansatz im Bereich des Ticketings auf den Weg zu bringen. Wir wollen die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung für eine völlig neue Generation nutzen. Wir brauchen endlich passgenaue landesweite Lösungen.

(Zuruf von der SPD: Dann machen Sie das doch!)

Gleichzeitig investieren wir in Infrastruktur, Fahrzeuge und Angebot. Das kommt allen Fahrgästen zugute.

(Michael Hübner [SPD]: Mit Fahrzeugen das Sozialticket ersetzen! – Weitere Zurufe von der SPD)

Von Anfang an war klar: Wir wollen das Durcheinander, das Rot-Grün beim Sozialticket hinterlassen hat, gründlich überarbeiten.

(Beifall von der FDP und der CDU – Zurufe von der SPD und den GRÜNEN: Oh!)

Wir wollen die nun anstehenden Gespräche über ein effektiveres Gesamtsystem – das sage ich an dieser

Stelle auch sehr deutlich – unbelastet von der aufgeheizten öffentlichen Debatte führen können.

(Zuruf von der SPD: Ah! – Heiterkeit von der SPD und den GRÜNEN)

Daher erkläre ich hier für die NRW-Koalition: Wir unterstützen den Verkehrsminister in der Absicht, den Haushaltsansatz wieder auf den ursprünglichen Betrag von 40 Millionen € anzuheben.

(Michael Hübner [SPD]: Erst brandstiften …)

Die NRW-Koalition wird in den Haushaltsberatungen einen entsprechenden Antrag hierfür einbringen. – Vielen Dank.

(Beifall von der FDP und der CDU)

Vielen Dank, Herr Kollege Middeldorf. – Für die AfD hat Frau Dworeck-Danielowski das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Deutschland ist ein reiches Land. Den Menschen in Deutschland ging es noch nie so gut. Deutschland ist ein reiches Land, ein Land, in dem wir alle gut und gerne leben.

(Heiterkeit von der CDU, der SPD, der FDP und den GRÜNEN)

Sicher trifft das auf viele Bereiche in Deutschland zu. Sicher geht es auch den sozial Schwachen in Deutschland deutlich besser als den meisten in den anderen Ländern dieser Welt. Deutschland ist ein reiches Land.

Die Zahl der Wohnungs- bzw. Obdachlosen steigt ständig an und ist heute so hoch wie nie zuvor. Erschreckend ist vor allen Dingen, dass immer mehr Frauen ohne Wohnung sind, die bekanntermaßen einen besonders schweren Stand auf der Straße haben. Die Frauenhäuser quellen über; auch hier ist die Zahl der schutzsuchenden Frauen so hoch wie nie zuvor.