Protokoll der Sitzung vom 10.10.2003

Eine weitere Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Kohnle-Gros.

Verstehe ich es richtig, dass aus der Tatsache, dass die finanziellen Mittel der Hochschulen in den letzten Jahren sehr knapp geworden sind, auch die Lösung bzw. Nichtlösung des Problems herrührt?

Die finanzielle Situation unserer Hochschulen beurteilen wir gleich. Die Hochschulen sind am Rande ihrer finanziellen Bewegungsspielräume angelangt. Deshalb sage ich, es ist Aufgabe der Hochschulen, intern Prioritäten zu setzen. Das ist nicht einfach. Wir haben dazu die entsprechenden Vorgaben gemacht und Organisationsvorschläge unterbreitet. Wir gehen davon aus, dass die Hochschulen im Zusammenhang mit dem Sachverhalt, den wir soeben besprochen haben, der personellen Ausstattung der BAföG-Ämter kurzfristig größere Aufmerksamkeit zuwenden.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Lelle.

Herr Staatssekretär, Sie haben ausgeführt, dass verschiedene Gründe für die Mehrbelastung der BAföGÄmter vorhanden sind und in Trier – wenn ich es richtig notiert habe – zurzeit 1,5 Personen fehlen. Wie hoch ist der Personalbedarf bei allen Universitäten und Fachhochschulen?

Herr Abgeordneter, diese Frage kann ich Ihnen gegenwärtig nicht beantworten, da es nur im Zusammenhang mit dem BAföG-Amt Trier zu diesen Klagen gekommen ist, die uns heute beschäftigen. Aber ich gehe davon aus, dass trotz der großen Anspannung die anderen BAföG-Ämter in der Lage sind, ihre Arbeit so zu bewältigen, dass sie von den Studenten nicht kritisiert werden.

Es liegen keine weiteren Fragen mehr vor. Die Mündliche Anfrage ist beantwortet.

Vielen Dank.

(Beifall der SPD und bei der FDP)

Ich rufe die Mündliche Anfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Edmund Geisen (FDP), Aktuelle Weinmarktsituation – Nummer 5 der Drucksache 14/2551 – betreffend, auf.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! In Anbetracht der aktuellen Weinmarktsituation frage ich die Landesregierung:

1. Wie sieht nach Erkenntnissen der Landesregierung die vorläufige Erntebilanz im rheinland-pfälzischen Weinbau aus?

2. Wie beurteilt die Landesregierung die Situation am Weinmarkt, insbesondere am Fassweinmarkt?

3. Wie entwickelt sich qualitativ und preislich der Dornfeldermarkt?

4. Welche Tendenzen zeichnen sich europa- und weltweit am Weinmarkt ab?

Meine Damen und Herren, ich darf Gäste im Landtag begrüßen, und zwar Landfrauen aus dem Donnersbergkreis sowie Auszubildende für den Beruf der Rechtsanwalts-Fachangestellten im 2. Ausbildungsjahr aus Westerburg. Herzlich willkommen im Landtag!

(Beifall im Hause)

Herr Weinbauminister Bauckhage hat das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Weinmarktentwicklung in Deutschland verläuft insgesamt positiv, auch wenn die Halbjahresergebnisse nach Untersuchungen der Marktforschungsgesellschaft

für Konsumforschung einen leichten Nachfragerückgang zu verzeichnen haben. Der Weltmarkt ist geprägt von einem weiterhin hohen Rotweinkonsum. Deutsche Rotweine und somit auch Rotweine aus Rheinland-Pfalz werden stark nachgefragt und erzielen gute Preise.

Bei den Weißweinen herrscht weltweit weiterhin ein leichter Nachfragerückgang. Insgesamt ist ein Wandel von einfachen zu höherwertigen Weinen zu beobachten. Auf dem Weißweinmarkt findet gegenwärtig ein strengerer Qualitätswettbewerb statt. Unser Angebot muss sich daher zunehmend an international ausgerichteten Verbraucherwünschen orientieren.

Vorteilhaft an der gegenwärtigen Nachfrageentwicklung im Weißweinbereich sind für die Erzeuger in RheinlandPfalz die Marktnähe, aber auch das gemäßigte Klima und die geologischen Gegebenheiten, die moderne fruchtig trockene Weintypen hervorbringen, die gut nachgefragt werden und nahezu konkurrenzlos sind.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Mündliche Anfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Geisen wie folgt:

Zu Frage 1: Eine abschließende Erntebilanz für den Jahrgang 2003 kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht gezogen werden, da in weiten Teilen des Landes die Lese noch nicht beendet ist. Dennoch sind erste Tendenzen erkennbar. So wird der Jahrgang 2003 mengenmäßig rund 15 % bis 20 % unterhalb einer Durchschnittsernte liegen. Das bedeutet, dass mit einer rheinland-pfälzischen Weinernte von rund 5,3 Millionen Hektolitern zu rechnen ist.

Etwa 30 % der Erntemenge werden Rotweine sein. Hierunter dominiert mit ebenfalls überdurchschnittlichen Qualitäten der Dornfelder. Die Gründe für die niedrigen Erntemengen liegen unter anderem in dem trockenen und heißen Sommer, der jedoch qualitativ überdurchschnittliche Weine hervorbringen wird. Die Mostgewichte der einzelnen Rebsorten liegen fast flächendeckend bei 15 bis 20 Grad Oechsle über den vergangenen Werten.

Insgesamt können die Konsumenten bei Weißweinen wie auch bei Rotweinen qualitativ hochwertige Produkte erwarten. Dies stärkt die Position der heimischen Erzeugung im Qualitätswettbewerb.

Zu Frage 2: In den vergangenen Jahren wurden größere Mengen Verarbeitungsweine gehandelt. Dieses Segment dürfte jedoch für den Jahrgang 2003 zu Preisen von ca. 25 Euro/Hektoliter eine untergeordnete Rolle spielen.

Der Qualitätsweinmarkt zeigt auch weiterhin eine starke Differenzierung in Rot- und Weißweine. Beim Dornfelder-Wein hat sich nach einem kurzfristigen Preistief in den Sommermonaten ein Preisniveau für Weinmost von 145 bis 155 Euro/Hektoliter entwickelt. Für Portugieser und Weißherbste werden 60 bis 75 Euro/Hektoliter erwartet.

Weißweine liegen bei etwa 45 Euro/Hektoliter und damit deutlich über dem Vorjahresniveau, das bei ca. 35 Euro/ Hektoliter lag.

Aufgrund der hohen Qualitäten in Verbindung mit den niedrigeren Mengen im Qualitätsweinbereich treten vereinzelt Probleme bei der Beschaffung von Mosten zur Herstellung von Süßreserven und für Sektgrundwein auf. Dies ist Ursache für das Anziehen der Rieslingpreise bestimmter Herkünfte an Mosel/Saar/Ruwer auf ein Niveau von 70 bis 75 Euro/Hektoliter.

Für alle Weinarten werden bei besonderen Qualitäten zum Teil weit überdurchschnittliche Preise gezahlt, meine Damen und Herren. Das Mengenvolumen dieser Weine kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch noch nicht quantifiziert werden. Da keine bedeutenden Altbestände an Fassweinen in den Betrieben lagern, kann für das kommende Jahr von einer konstanten Marktbeschickung mit überdurchschnittlichen Qualitäten ausgegangen werden.

Zu Frage 3: Die Dornfelder-Rebfläche in Rheinland-Pfalz liegt gegenwärtig bei annähernd 7.000 Hektar. Die Ernte 2002 belief sich auf rund 830.000 Hektoliter. Die Ernteerwartungen für 2003 liegen nach den aktuellen Schätzungen bis zu 15 % unter dem Vorjahreswert, sodass trotz der gewachsenen Anbaufläche mit rund 810.000 Hektolitern Dornfelder gerechnet werden kann. Gründe hierfür sind zunächst die allgemein deutlich niedrigeren Erträge wegen der Trockenheit und der sortenbedingten Ertragsschwankungen.

Am Fassweinmarkt für Dornfelder zeichnet sich gegenwärtig aufgrund der zu erwartenden niedrigen Ernte 2003 ein Herbstpreisniveau von 145 bis 155 Euro/Hektoliter Most ab.

Damit können die Betriebe in Verbindung mit zumeist zufriedenstellenden Hektarerträgen gute Erlöse erzielen.

Gegenwärtig werden rund 70 % der DornfelderProduktion als trockene Weine abgesetzt. Der Absatz bei Weingütern mit 200.000 Hektolitern und Erzeugungsgemeinschaften mit 70.000 Hektolitern ist stabil. Er nimmt bei den Handelskellereien kontinuierlich zu und dürfte mittlerweile ein Niveau von 400.000 Hektolitern erreicht haben.

Obwohl die Dornfelder-Produktion derzeit noch schneller wächst als die Nachfrage am Markt, ist bei guten Ausgangsqualitäten auch weiterhin mit wachsenden Vermarktungschancen zu rechnen; denn deutsche Rotweine werden weiterhin stark nachgefragt. Langfristig sind Vermarktungsprobleme – wenn überhaupt – nur auf der untersten Qualitätsebene zu erwarten.

Aus diesem Grunde sollte die Weinwirtschaft weitergehende Maßnahmen zur Qualitätssicherung und zur Profilierung von Dornfelder-Weinen ergreifen, wie zum Beispiel die Ausrichtung der Qualitätsweinprüfung auf ein eng definiertes Dornfelder-Profil und die konsequente Etablierung der Marke Donfelder als „den trockenen Rotwein“ aus Rheinland-Pfalz.

Im Übrigen erweisen sich in diesem Zusammenhang die von der Landesregierung kürzlich eingeführten höheren Qualitätsstandards bei Dornfelder als richtungsweisend.

(Beifall bei FDP und SPD)

Zu Frage 4: Die Ernteschätzungen für den europäischen Weinmarkt für 2003 liegen rund 10 % unterhalb eines mittleren Niveaus von rund 161 Millionen Hektolitern im Jahr 2002. Dies entspannt die Lagerhaltung und macht weniger marktentlastende Maßnahmen bei der EU notwendig.

Die Überschüsse der Weinproduktion liegen europaweit bei schätzungsweise 20 bis 30 Millionen Hektolitern. Die erwartete Nachfrage in Europa wird mit einer weiterhin rückläufigen Tendenz bei rund 125 Millionen Hektolitern liegen.

Innerhalb Europas ist ein weiterer Verbrauchsrückgang in den südlichen Regionen zu beobachten, während in Nordeuropa vor allem in England, Dänemark und Deutschland der Weinverbrauch ansteigt.

Die Nachfragerückgänge in Südeuropa betreffen überwiegend die einfachen Qualitäten.

Der Weltmarkt für Wein bleibt auf Basis verschiedener Hochrechnungen und Schätzungen mit einem Produktionsvolumen von 261 Millionen Hektolitern sowie einer Nachfrage von 219 Millionen Hektolitern nach Expertenbeurteilungen zunächst stabil.

Aufgrund zunehmender Produktion und einem Nachfragerückgang seit Anfang der 80er-Jahre kann generell von einem globalen Weinüberschuss die Rede sein.

Neuesten Studien zufolge wird der weltweite Weinkonsum bis 2006 um 11,5 Millionen Hektoliter ansteigen. Vor allem Weine im Preissegment von über 5 Euro pro Flasche könnten davon profitieren.

Der Verbrauchsanstieg wird zu 60 % von den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland, China und Frankreich erwartet.

So weit die Antwort auf die Mündliche Anfrage.

(Beifall bei FDP und SPD)

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Geisen.

Herr Minister, gestatten Sie kurz zwei Nachfragen.