Protokoll der Sitzung vom 11.11.2004

............................................................................................................ 5430, 5431, 5435 Abg. Bracht, CDU:.............................................................................................................................5400 Abg. Dr. Enders, CDU:.......................................................................................................................5405 Abg. Dr. Geisen, FDP:...............................................................................................................5431, 5433 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:..........................................................................5393, 5394, 5395, 5439, 5440 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................5441, 5459 Abg. Dröscher, SPD:..........................................................................................................................5456 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:.......................................................................................................5403 Abg. Frau Ebli, SPD:..........................................................................................................................5437 Abg. Frau Elsner, SPD:......................................................................................................................5429 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................. 5403, 5407, 5411, 5450 Abg. Frau Huth-Haage, CDU:.............................................................................................................5425 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................5395, 5396, 5397, 5428, 5431, 5432 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:................................................................................. 5402, 5445, 5447, 5451 Abg. Frau Morsblech, FDP:.................................................................................... 5400, 5401, 5402, 5423 Abg. Frau Schäfer, CDU:....................................................................................................................5398 Abg. Frau Schneider-Forst, CDU:........................................................................................................5423 Abg. Frau Spurzem, SPD:..................................................................................................................5421 Abg. Frau Thelen, CDU:............................................................................................................5418, 5458 Abg. Hammer, SPD:...........................................................................................................................5392 Abg. Hohn, FDP:............................................................................................................. 5406, 5410, 5448 Abg. Jullien, CDU:.....................................................................................................................5398, 5399 Abg. Lelle, CDU:................................................................................................................................5402 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................. 5436, 5438, 5440, 5455 Abg. Mertes, SPD:.............................................................................................................................5408 Abg. Nink, SPD:........................................................................................................................5404, 5419 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................5443, 5447 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................5409 Abg. Schnabel, CDU:.........................................................................................................................5394 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................5403, 5420 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:................ 5392, 5395, 5397, 5398 Beck, Ministerpräsident:.....................................................................................................................5412 Bruch, Staatssekretär:........................................................................................................................5451 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:........................................... 5401, 5402, 5403, 5426 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:........................................................................5433, 5435 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:...........................................5441, 5461 Präsident Grimm:............................................5392, 5393, 5394, 5395, 5396, 5397, 5398, 5399, 5400, 5401 5402, 5403, 5404, 5405, 5406, 5407, 5408, 5409, 5410, 5411 5412, 5418, 5419 Prof. Dr. Deubel, Staatssekretär:...........................................................5393, 5394, 5395, 5398, 5399, 5400

..............................5420, 5421, 5423, 5425, 5426, 5428, 5429, 5430, 5431, 5432 5433, 5435, 5436, 5437, 5438, 5439, 5440, 5441 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................5441, 5443, 5445, 5447, 5448, 5449, 5451, 5454, 5456, 5458 5459, 5461, 5462

82. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 11. November 2004

Die Sitzung wird um 9:31 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 82. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Christian Baldauf und Alexander Fuhr. Herr Fuhr führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Gerd Itzek, Dieter Klöckner, Dr. Gerhard Schmidt und Ulla Schmidt sowie Staatsminister Professor Dr. Jürgen Zöllner und Staatsminister Walter Zuber.

Ich freue mich, bereits Gäste im Landtag begrüßen zu können, und zwar Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Landtagsseminar sowie Mitglieder der Stadtkapelle Germersheim. Herzlich willkommen im Landtag!

(Beifall im Hause)

Entsprechend der gestern festgestellten Tagesordnung beginnen wir nun mit Punkt 7 der Tagesordnung:

Fragestunde – Drucksache 14/3558 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Klaus Hammer und Manfred Nink (SPD), „Kostensenkungsprogramm“ der Railion Deutschland AG – Nummer 1 der Drucksache 14/3558 – betreffend , auf.

Wer trägt vor? – Herr Hammer, bitte schön.

Wir haben vier Fragen an die Landesregierung:

1. Sind der Landesregierung die Pläne der Railion Deutschland AG bekannt, wonach Arbeitsplätze abgebaut werden sollen?

2. Wenn ja, wäre nach Kenntnis der Landesregierung auch der Sitz des Unternehmens in Mainz betroffen?

3. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um einen möglichen Stellenabbau in Mainz zu verhindern bzw. zumindest abzumildern und zu flankieren?

4. Wie beurteilt die Landesregierung ihren Einwirkungsspielraum auch vor dem Hintergrund von Zusagen aus vergangenen Jahren seitens der Vorgängergesellschaft DB Cargo?

Herr Verkehrsminister, bitte.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Güterbahn der DB AG, die heute unter dem Namen Railion Deutschland AG – kurz Railion AG – firmiert, ist seit zwei Jahre in der zum Bahnkonzern gehörenden Stinnes-Gruppe integriert. Dort sind die Fracht- und Logistikaktivitäten der DB AG insgesamt zusammengefasst.

Bei der Railion AG handelt es sich damit um ein Teilunternehmen der DB AG, das innerhalb der Konzernstruktur seine unternehmerischen Entscheidungen weitgehend eigenverantwortlich trifft. Sitz der AG ist – wie Sie richtig sagen, Herr Abgeordneter Hammer – die Landeshauptstadt Mainz. Der Landesregierung stehen daher keine rechtlichen Möglichkeiten zur Verfügung, um auf arbeitsplatzrelevante Entscheidungen der DB AG und der Railion AG wirksam Einfluss nehmen zu können.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Der Landesregierung sind entsprechende Planungen aus Presseberichten bekannt. Das ist schon einmal ein Wert an sich, Herr Kollege. Auf Nachfrage hat die Railion AG keine weiteren Einzelheiten mitgeteilt. Sie hat vielmehr darauf verwiesen, dass sie sich derzeit in einem internen Planungsprozess befinde. Der Aufsichtsrat der DB AG wird über die Planungen im Dezember beraten. Die Landesregierung wird im Anschluss daran zeitnah informiert.

Zu Frage 2: Die Railion AG hat mitgeteilt, dass die Zentrale in Mainz nicht infrage gestellt wird. Davon war ich auch ausgegangen. Hinsichtlich der Erhaltung von Arbeitsplätzen hat sie auf die bereits erwähnte Aufsichtsratssitzung verwiesen. Sie sehen, dass wir in Kontakt standen.

Zu den Fragen 3 und 4: Die Landesregierung wird zunächst die weitere Entwicklung, insbesondere auch mit Blick auf den Standort Mainz, mit großer Aufmerksamkeit weiterverfolgen. Bisher haben die in der Presse genannten Zahlen zum drohenden Arbeitsplatzabbau in dem Gesamtunternehmen weitgehend nur spekulativen Charakter.

Gleichwohl habe ich mich schriftlich an den Vorstandsvorsitzenden der DB AG, Herrn Mehdorn, der Stinnes AG, Herrn Dr. Malmström, und der Railion AG, Herrn Dr. Kremper, gewandt und darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Übernahme der Stinnes AG durch die DB AG Ende 2002 bereits eine Reihe von Arbeitsplätzen von Mainz nach Berlin verlagert worden sind. Vor diesem Hintergrund erwarte das Land, dass die Zahl der Arbeitsplätze in Mainz möglichst vollständig ges ichert werden kann.

Ich habe darüber hinaus in diesem Schreiben an Herrn Dr. Kremper natürlich auch um einen Gesprächstermin gebeten, weil ich der Meinung bin, man muss das im Gespräch ausloten. Beim Übergang zu Railion und der seinerzeitigen Aktion Mainz/Berlin war der Vorstandsvorsitzende seinerzeit bei mir und hat die Sache mit mir besprochen. Das ist bisher noch nicht geschehen. Daher habe ich mein Schreiben an alle beteiligten Vorstände gerichtet, um in Kürze ein Gespräch mit Herrn Dr. Kremper führen zu können.

Gibt es Zusatzfragen? – Das ist offenbar nicht der Fall. Ich bedanke mich bei Ihnen, Herr Minister.

(Beifall der FDP und der SPD)

Ich rufe nun die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Rosenbauer und Heinz-Hermann Schnabel (CDU) , Tagesbetreuungsausbaugesetz – Nummer 2 der Drucksache 14/3558 – betreffend, auf. Herr Dr. Rosenbauer, bitte.

Das von der Bundesregierung beschlossene Tagesbetreuungsausbaugesetz stößt auf die Kritik des Landkreistages Rheinland-Pfalz, der fürchtet, dass die Einsparungen aus Hartz IV keinesfalls ausreichen, um die im Gesetz geforderten Maßnahmen zu finanzieren.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Vertritt die Landesregierung die Auffassung, dass Hartz IV die Kommunen finanziell entlasten wird?

2. Wie hoch werden die finanziellen Einsparungen für die Kommunen ausfallen?

3. Ist die Landesregierung der Ansicht, dass die zu erwartenden Einsparungen die Kommunen in die Lage versetzen, die neuen Aufgaben, die ihnen mit dem Tagesbetreuungsausbaugesetz auferlegt wurden, zu finanzieren?

4. Wird keine ausreichende finanzielle Entlastung eintreten, welche Wege zur Finanzierung sieht die Landesregierung für die Kommunen?

Für die Landesregierung antwortet Herr Staatssekretär Professor Dr. Deubel.

Herr Präsident, meine Damen und Herren!

Zu Frage 1: Das Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt – allgemein Hartz IV genannt – hat verschiedene Be- und Entlastungswirkungen für die

Kommunen zur Folge. Die wichtigste Entlastung besteht darin, dass für erwerbsfähige Sozialhilfebezieher ab 2005 durch die Kommunen keine Sozialhilfe mehr zu bezahlen ist. Die wichtigste Belastung entfaltet Hartz IV durch die Verpflichtung der Kommunen, für die Kosten der Unterkunft und Heizung aller Grundsicherungsbezieher aufzukommen.

Durch einen Zuschuss in Höhe von 29,1 % zu den Kosten der Unterkunft und Heizung stellt der Bund sicher, dass die Kommunen in Deutschland insgesamt, also einschließlich der sonstigen Be- und Entlastungen, um 2,5 Milliarden Euro pro Jahr entlastet werden. Da diese Zahlen nur auf Schätzungen beruhen können, wurde eine zusätzliche Garantie für die Kommunen in das Gesetz eingebaut.

Durch Revisionen, die im Jahr 2005 zweimal und ab 2006 einmal im Jahr durchzuführen sind, wird geprüft, ob die Be- und Entlastungen tatsächlich so eingetreten sind, wie man dies im Jahr 2004 prognostizierte. Wenn nicht, steuert der Bund durch Variation des Beteiligungssatzes an den Kosten der Unterkunft und Heizung nach, um die Gesamtentlastung in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zu gewährleisten.

Wir sind davon überzeugt, dass dieses doppelt geknüpfte Netz halten und die Kommunen insgesamt in der Bundesrepublik in dem angestrebten Umfang durch Hartz IV entlastet werden.

Zu Frage 2: Wie gesagt, auf Bundesebene wird es zu einer Entlastung von 2,5 Milliarden Euro kommen. Ich interpretiere die Frage der Abgeordneten Dr. Rosenbauer und Schnabel aber so, dass sie die Höhe der Nettoentlastung für die Kommunen in Rheinland-Pfalz wissen möchten. Die Nettoentlastung wird unter Weitergabe der Hartz-IV-Nettoentlastung des Landeshaushalts an die Kommunen jährlich 33,47 Millionen Euro betragen, wie bereits mehrfach mitgeteilt wurde.

Zu Frage 3: Die Landesregierung hat im Gesetzgebungsverfahren zum Tagesbetreuungsausbaugesetz schon frühzeitig dem Bund gegenüber auf die erwarteten Belastungen für die Kommunen in Rheinland-Pfalz hingewiesen, vor allem auch auf den Aspekt, dass die Entlastungen aus der Zusammenlegung von Arbeitslosenund Sozialhilfe nicht immer in der Höhe und auch nicht immer dort entstehen, wo sie für den U-3-Ausbau benötigt werden.

Zu Frage 4: In diesem Zusammenhang muss auch beachtet werden, was in Rheinland-Pfalz bereits in der Vergangenheit geschehen ist. Die Landesregierung, Kommunen und Träger haben nicht auf das Tagesbetreuungsausbaugesetz gewartet, um tätig zu werden. Mit der Novelle des Kita-Gesetzes hat das Land schon früher einen finanziellen Anreiz zum U-3-Ausbau gesetzt, von dem auch in erheblichem Umfang Gebrauch gemacht wurde, was wir heute wissen. Der Landeszuschuss zu den Personalkosten in Krippen und Horten ist seit 2001 von 10,8 Millionen Euro auf 14,9 Millionen Euro im Jahr 2004 gestiegen.

Die Kommunen werden beim weiteren Ausbau der KitaVersorgung vom Land unterstützt. Insgesamt werden in den nächsten beiden Jahren die Personalkostenzuschüsse weiter von 196 Millionen Euro auf 205 Millionen Euro erhöht. Damit leistet die Landesregierung einen erheblichen Beitrag auch zur Finanzierung des U-3-Ausbaus, den sie auch in Zukunft nachhaltig unterstützen wird.

Noch befindet sich das Gesetz in der Beratung. Anschließend, wenn das Ergebnis vorliegt, werden wir zügig entscheiden, wie der weitere Ausbau in RheinlandPfalz vonstatten gehen soll und wie er finanziert werden kann. Dass diese Landesregierung ihre finanziellen Möglichkeiten ausschöpft, um das wichtige gesellschaftlich Anliegen der Kleinkindbetreuung zu fördern, zeigen unsere Anstrengungen in der Vergangenheit und im nächsten Doppelhaushalt. Ich kann Ihnen versichern, dass wir diesen Weg fortsetzen werden.

So weit die Beantwortung.

Herr Schnabel, bitte schön.

Herr Staatssekretär, ist es nach Ihrer Auffassung richtig, dass der Bund hier wie in anderen Fällen immer wieder in die Aufgabenwahrnehmung der Kommunen eingreift und ähnlich wie bei der Grundsicherung und bei der Ganztagsschule Aufgaben wahrnimmt, die eigentlich das Land wahrzunehmen hätte?