In Kaiserslautern – jetzt hören Sie genau zu – verlassen aber jährlich nur etwa zehn mit dem Abschluss „Berufsbildende Schule“ die Universität. Damit wird deutlich, in welche Gefahr wir uns begeben und was den berufsbildenden Schulen hier droht.
Frau Ministerin, da hilft auch das Quer- und Seiteneinsteigerprogramm nicht. Sie kennen das. Das ist auch kein Wunder bei der Bezahlung, die man dort hat.
Man erhält weniger als ein Maurerlehrling im dritten Lehrjahr. Damit ist der Nachwuchsmangel nicht zu beheben.
Lassen Sie mich mit einer anderen Zahl abschließen. Ich will darauf hinweisen, dass wir im wöchentlichen Unterrichtsvolumen im Vergleich mit den anderen Ländern seit Jahren an der vorletzten Stelle dahindümpeln. Daran hat sich trotz Ihrer Bemühungen, die Sie hier kundgetan haben, nichts geändert. Damit ist für mich und uns klar, zwischen Anspruch und Wirklichkeit dieser Landesregierung klafft immer noch eine erhebliche Lücke. Die berufsbildende Schule ist und bleibt das Stiefkind.
Für die CDU-Fraktion, – Entschuldigung – für die SPDFraktion hat Frau Abgeordnete Brede-Hoffmann das Wort.
Frau Präsidentin, also die Wiederholung dieser Debatte alle Jahre wieder hätte es auch möglich gemacht, dass ich auch die Rede der CDU mitgesprochen hätte. Ich kann sie in der Zwischenzeit nämlich auswendig. Insofern war das gar nicht so ein großer Fehler.
Herr Kollege Lelle, zwischen Ihrem Anspruch und Ihren Angeboten klafft leider Gottes auch ein meilenweiter Unterschied. Das hat meine Kollegin von der FDPFraktion ausführlich geschildert.
Eben haben wir zwar viel über den 23. Dezember gehört, offensichtlich aber hat Ihnen die Unterlage Weihnachten versaut, weil die Zahlen so schlecht nicht waren, wie Sie erwartet haben.
Wir haben immer noch keinen Satz gehört, keinen einzigen Satz, wie es der CDU gelingen würde, zum Beispiel junge Menschen davon zu überzeugen, dass sie in ihrem Studium den Schwerpunkt auf berufsbildende Schulen legen sollten und nicht auf Gymnasium, Realschule oder eine andere Schulart oder überhaupt keine Schulart. Ich gestehe unumwunden ein, auch wir haben diesen Stein des Weisen noch nicht gefunden, wie man junge Menschen zwingen kann, sich zum Lehrer oder zur Lehrerin an berufsbildenden Schulen ausbilden zu lassen, wenn sie sich für ein Studium entscheiden.
Ich sage zu meinem Kollegen Nils Wiechmann, es ist Gott sei Dank immer noch eine freiwillige Entscheidung. Je länger wir hier an diesem Ort oder an anderen Stellen die berufsbildende Schule als einen garstigen Ort schlechtreden, desto weniger junge Menschen werden sich dafür entscheiden, in diese Schulart hineinzugehen und einen hochinteressanten Unterricht zu machen. Das möchte ich unumwunden sagen.
Schauen Sie sich an, in welcher Form sich das Arbeiten in der berufsbildenden Schule geändert hat, indem wir trotz aller Unkerei von Ihrer Seite zum Beispiel das System der Lernbausteine eingeführt haben. Dazu gehört auch der Parallelunterricht während einer Berufsschulzeit, um sich schon berufsfachschulqualifizierend auf eine Fachoberschulausbildung vorzubereiten. All diese Dinge sind sehr ressourcenintensiv. Wenn Sie sich das anschauen, dann müssten Sie eigentlich draußen herumlaufen und überall sagen, werdet Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer, das ist eigentlich das spannendste Lernfeld, das sich im Moment in unserer ganzen Lernlandschaft auftut. So vielfältig, so hochinteressant und bei so hoch motivierten jungen Menschen kann man kaum sonst unterrichten wie dort.
Ich sage unumwunden, ich tue das und werbe dafür. Das Ministerium wirbt an vielfältigen Stellen, in Schulen, in Hochschulen, in Fachhochschulen. Wo immer Beratung von den Arbeitsagenturen stattfindet, wird dafür geworben. Wir müssen uns alle fragen, wo und wann der Fehler passiert ist, dass junge Menschen sagen, nein, in diese Schulart möchte ich nicht gehen, ich studiere Deutsch und Englisch und will nur ins Gymnasium und auf gar keinen Fall in die berufsbildende Schule. Wir alle müssen diese Werbung machen. Wenn wir hier so reden, wie Sie das getan haben, dann bin ich ganz sicher, ist das keine Werbung für diese Schulart.
Ich komme zu dem Thema „Bezahlung von Studienreferendaren“. Das brennt mir immer wieder auf der Seele, weil ich gut verstehen kann, dass man den Versuch unternehmen könnte, das Problem durch mehr Bezahlung in einem einzigen Bundesland, nämlich in unserem eigenen, zu verbessern.
Herr Kollege, das würde maximal ein Jahr lang funktionieren. Dann wären die anderen Länder auch auf einem höheren Level. Dann würde das Spiel von vorn losgehen. Dann möchte ich von Ihnen hören, wo die Ressourcen im Landeshaushalt stehen sollen, die einen solch katastrophalen Wettbewerb zwischen den Bundesländern finanzieren würden. Die Bundesländer haben sich geeinigt; kein anderes, auch kein CDU-geführtes Bundesland hat es bis jetzt als den adäquaten und richtigen Weg angesehen, in diese Spirale einzusteigen.
Alle Bundesländer stehen an dieser Stelle solidarisch nebeneinander auf einer Besoldungsstufe. Darüber bin ich froh. Daran sollten wir nicht wettbewerbsverzerrend etwas drehen. (Beifall bei SPD und FDP)
wenn sich die berufsbildenden Schulen auf diese Landesregierung verlassen, dann sind sie verlassen. Das muss man einfach so klarstellen.
Sie haben versucht, dieses Wortspiel zu machen. Ich glaube, Sie selbst wissen genau, dass das bitte nicht der Fall sein darf, sondern dass sich die berufsbildenden Schulen auch mit ihren Verbänden Gott sei Dank immer wieder lautstark für eine Verbesserung ihrer Situation einsetzen.
Meine Damen und Herren, wenn es um ein schlüssiges Konzept zur Bekämpfung des hohen Unterrichtsausfalls und zur Sicherung des Lehrernachwuchses an unseren berufsbildenden Schulen geht, dann verweist die Landesregierung meistens auf die Quer- und Seiteneinsteiger. Die CDU verlangt eine bessere Bezahlung für die Referendare. Beide Einzelmaßnahmen zusammen sind aber noch kein wirkliches Konzept.
Die Frau Ministerin hat es selbst gesagt, an unseren Universitäten fehlen viele Fächer und Fachrichtungen, die in den berufsbildenden Schulen besonders gesucht sind. Das gilt besonders für das gesamte Spektrum der Technik. Diese Lehrkräfte werden in Rheinland-Pfalz überhaupt nicht ausgebildet und müssen weitgehend importiert werden. An dieser Stelle muss aus unserer grünen Sicht ein wirksames Konzept greifen. Wir müssen in diesen Fachrichtungen auch in Rheinland-Pfalz Lehrkräfte ausbilden können.
Meine Damen und Herren, dies kann gelingen, wenn einmal Worten auch endlich Taten folgen und wenn endlich einmal auch die Universitäten und Fachhochschulen zusammenarbeiten und zusammenarbeiten können, so wie dies beispielsweise die Fachhochschule in Münster mit der Universität in Münster macht. Ein dortiger Modellstudiengang heißt „Kooperative Lehramtsausbildung für die Sekundarstufe II mit beruflichem Schwerpunkt“. Da bildet die FH die berufliche Fachrichtung aus und die Universität ein weiteres Unterrichtsfach und die Erziehungswissenschaften. Mit solchen Studiengängen könnte auch in Rheinland-Pfalz ein breiteres Spektrum an Lehrkräften geschaffen werden. Das wäre unmittelbar ein Bestandteil eines wirklichen Gesamtkonzepts.
Meine Damen und Herren, der offensichtlich große Mangel an Ausbildungsplätzen und der damit verbundene Run auf die beruflichen Wahlschulen, die geburtenstarken Schülerjahrgänge und der Mangel an ausgebildeten Lehrkräften erfordern zwingend, dass wir trotz der schwierigen Haushaltslage zusätzlich in den Bereich der berufsbildenden Schulen investieren. Diese Landesregierung muss endlich Ernst machen mit ihren Sonntagsreden, in denen sie immer sagt, wie wichtig die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung ist. Hier stehen Sie in der Verantwortung.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist schon schade, dass in dieser Debatte eigentlich alles ignoriert wird, was getan wird, und wir uns nicht konkret mit der Verbesserung der Situation auseinander setzen.
Herr Wiechmann, Sie haben zumindest zum Schluss einige Anregungen gegeben. Sie haben sehen können, dass Sie mit einem Konzept zu tun haben. Dieses nimmt das Studium in den Blick und versucht, die Angebote aufzustocken. Ich denke, man muss sehr genau beobachten, wie dort die Entwicklung weitergeht und dass die Reform direkt im Studium selbst ansetzt, um dort attraktivere Möglichkeiten zu schaffen. Das ist ein Konzept, das versucht, über die Quer- und Seiteneinsteiger auch andere Menschen für diesen Beruf zu gewinnen und den Arbeitsplatz selbst attraktiver zu machen, indem wir das ganze System der Berufsschule noch einmal aufgewertet und umfangreich reformiert haben. Nicht zuletzt stellen die Betroffenen in den berufsbildenden Schulen selbst die Qualität mit ihrem eigenen Engagement sicher.
Herr Kollege Lelle, wenn man dann mit dem VLBS spricht, dann muss man vielleicht auch andere Teile dieser Informationen, die wir natürlich auch schriftlich vorliegen haben, berücksichtigen. Mir wurde zum Beispiel auch seitens des VLBS mit angegeben, dass zurzeit schon sehr viele derjenigen Kolleginnen und Kollegen, die neu eingestellt werden, aus anderen Ländern zu uns kommen, und zwar nicht nur, weil die Studienmöglichkeiten hier so gering sind, sondern mit Sicherheit auch deshalb, weil die Attraktivität hier eben nicht so ist, wie Sie sie beschreiben, und es eben kein schlechtes
System ist und es eben auch keine schlechten Berufsmöglichkeiten hier gibt, sondern sehr gute, immerhin so attraktive, dass Sie es nicht schaffen, sie schlechtzureden, sondern die Leute immer noch zu uns nach Rheinland-Pfalz kommen und hier an den berufsbildenden Schulen arbeiten wollen.
Dann ist es auch Augenwischerei, wenn Sie immer so tun, na ja, das ist ein Problem, das spezifisch hier die Schuldzuschreibung der Landesregierung verdient. Selbst, wenn man einmal nicht zurückgeht, man muss irgendwelche Fakten nehmen. Selbst wenn man nicht zurückgeht in die Jahre, in denen Sie regiert haben – das ist leider schon etwas länger zurück –,