Protokoll der Sitzung vom 18.01.2012

....................................................................................................................................... 1060 Abg. Brandl, CDU:............................................................................................................................. 1054, 1059 Abg. Frau Beilstein, CDU:............................................................................................................................ 1072 Abg. Frau Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................... 1039 Abg. Frau Müller-Orth, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................. 1042 Abg. Frau Nabinger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................... 1049, 1053 Abg. Frau Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................ 1057, 1059 Abg. Frau Raue, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................... 1067 Abg. Frau Schäfer, CDU:................................................................................................................... 1043, 1046 Abg. Frau Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 1070 Abg. Frau Schneid, CDU:............................................................................................................................ 1054 Abg. Frau Simon, SPD:............................................................................................................................... 1041 Abg. Hering, SPD:....................................................................................................................................... 1037 Abg. Hüttner, SPD:............................................................................................................................ 1040, 1065 Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................................. 1035 Abg. Noss, SPD:................................................................................................................................ 1048, 1073 Abg. Oster, SPD:......................................................................................................................................... 1055 Abg. Pörksen, SPD:................................................................................................................. 1052, 1066, 1070 Abg. Reichel, CDU:...................................................................................................................................... 1036 Abg. Schneiders, CDU:...................................................................................................................... 1065, 1069 Abg. Schreiner, CDU:........................................................................................................................ 1060, 1064 Abg. Seekatz, CDU:........................................................................................................................... 1046, 1052 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................. 1062, 1074 Abg. Wansch, SPD:..................................................................................................................................... 1061 Abg. Wehner, SPD:..................................................................................................................................... 1045 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:.............................................................................................. 1063, 1071, 1075 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:............................................ 1058 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:................. 1039, 1044 Hartloff, Minister der Justiz und für Verbraucherschutz:............................................................................. 1045 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:...................................................... 1038, 1050, 1068 Präsident Mertes:................................................................... 1035, 1036, 1037, 1038, 1039, 1040, 1042, 1044........................................................................................................................................................... 1045, 1046 Vizepräsident Dr. Braun:........................................................ 1048, 1049, 1050, 1052, 1053, 1054, 1055, 1057....................................................................................................................................... 1058, 1059, 1060, 1061 Vizepräsident Schnabel:........................................................ 1062, 1063, 1064, 1065, 1066, 1067, 1068, 1069............................................................................................................................. 1070, 1072, 1073, 1074, 1075

18. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz

am 18. Januar 2012

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf Sie herzlich zur 18. Plenarsitzung des rheinland-pfälzischen Landtags begrüßen und Ihnen zugleich für das gerade angebrochene neue Jahr meine besten Wünsche übermitteln, den Wunsch, dass wir uns hier im Plenum gut vertragen, wir keine Worte benutzen, die andere beleidigen, und wir überhaupt ein gutes Parlament in diesem Jahr sein möchten.

Ich darf die Kollegin Frau Neuhof und den Kollegen Herrn Klein zu schriftführenden Abgeordneten berufen. Frau Neuhof wird die Rednerliste führen.

Ich ziehe das jetzt einmal vor, sie hatte am 12. Januar Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch von dieser Stelle aus!

(Beifall im Hause)

Hätten Sie heute Geburtstag, bekämen Sie ein Weinpräsent.

(Heiterkeit im Hause)

Sie gehen nachher einfach einmal im Büro vorbei und schauen, ob Frau Gotthard noch ein Glas Sekt für Sie hat. Das wird sich organisieren lassen.

Entschuldigt sind die Kollegin Bröskamp und der Kollege Ernst sowie die Herren Staatssekretäre Dr. Griese und Stolper.

Für unseren ausgeschiedenen Kollegen Josef Rosenbauer darf ich Johannes Michael Wäschenbach erstmals im Landtag begrüßen. Zeigen Sie sich einmal der überraschten Öffentlichkeit.

(Abg. Wäschenbach, CDU, erhebt sich vom Platz)

Herzlich willkommen und dass Sie sich hier bei uns gut einarbeiten mögen!

Meine Damen und Herren, kommen wir zur Tagesordnung. Die fehlenden Drucksachen zu den Tagesordnungspunkten 16 und 17 wurden am Freitag, den 13. Januar 2012, fristgerecht verteilt. Zu den Tagesordnungspunkten 3 und 4 wurden die Beschlussempfehlungen mit den Drucksachennummern 16/806 und 16/807 am 17. Januar 2012 verteilt. Die Frist ist mit der Feststellung der Tagesordnung abgekürzt. Änderungsanträge und Entschließungsanträge werden bei dem jeweiligen Tagesordnungspunkt gesondert aufgerufen.

Meine Damen und Herren, gibt es noch Hinweise von Ihnen zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Die Tagesordnung ist somit festgestellt.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Mögliche Auswirkungen der geplanten EU

Fluglärmregelungen für die Bürgerinnen

und Bürger in Rheinland-Pfalz“

auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Drucksache 16/786 –

Herr Köbler hat das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Am vergangenen Montag war ich mit meiner Kollegin Jutta Blatzheim-Roegler bei der ersten Montagsdemonstration in diesem Jahr im Terminal 1 am Frankfurter Flughafen. Das war schon sehr beeindruckend. Knapp 6.000 Menschen aus der gesamten Rhein-Main-Region, aus Frankfurt, aus Flörsheim, aus Raunheim, aber auch viele Mainzerinnen und Mainzer, nicht nur das, auch aus ganz Rheinhessen kamen sie, Nieder-Olm, Klein-Winternheim, Bodenheim. Die ganze Region war vertreten. Das hat auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie stark die Betroffenheit hier in der Region wegen des immer weiter zunehmenden Fluglärms durch den Ausbau des Frankfurter Flughafens ist. Wir wollen heute auch ein klares Zeichen setzen, dass wir als rheinland-pfälzisches Parlament die Interessen der Menschen, die auch hier in Rheinland-Pfalz vom zunehmenden Fluglärm betroffen sind, wahrnehmen, ernst nehmen und uns mit all unserer Kraft auf allen Ebenen auch für sie einsetzen, meine Damen und Herren.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Gerade heute – viel zu spät, aber endlich nach langer Zeit – sind die Bürgerinitiativen beim Hessischen Ministerpräsidenten Bouffier eingeladen. Wir sollten ihnen heute auch ein klares Signal mit auf den Weg geben: Der rheinland-pfälzische Landtag steht hinter ihnen. Er steht hinter diesen Menschen, und wir stehen hinter der Forderung als erstem Schritt, dass die Hessische Landesregierung endlich die Revision gegen das Gerichtsurteil zur Verhängung eines absoluten Nachtflugverbots zurücknimmt. Dieses Signal sollte heute auch ausgehen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Dann erreichen uns Nachrichten aus Brüssel, die uns aufschrecken lassen. Dort wird von der EU-Kommission eine Verordnung geplant, die wieder die Profitmaximierung der Flughafenbetreiber an die erste Stelle und über die Interessen der Menschen, über das berechtigte Interesse für Nachtruhe, für Lärmschutz im Allgemeinen stellen soll. Da bin ich sehr froh, dass unsere Umweltministerin Ulrike Höfken schnell gehandelt hat, in Brüssel vorstellig geworden ist und gesagt hat, was wir hier erkämpfen, gerichtlich erstreiten, eben Nachtruhe und Schutz vor Fluglärm, das darf von Brüssel nicht wieder ausgehebelt werden.

Meine Damen und Herren, es ist sehr gut, dass die Landesregierung – der Infrastrukturminister, die Umweltministerin – hier an einem Strang zieht. Wir sollten das Signal senden, dieses Parlament steht voll und ganz hinter der Regierung.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Es ist nicht nur das Parlament, sondern wir stehen an der Seite der betroffenen Menschen hier in der Region; denn diese EU-Richtlinie, so wie sie geplant ist, ist die völlig falsche Prioritätensetzung. Hier soll wieder einmal das ökonomische Interesse, das Alleinwohl der wirtschaftlichen Interessen der Flughafenbetreiber und der gesellschaften in den Vordergrund gestellt werden. Es kann und darf nicht sein, dass unsere gemeinsame Politik, für die wir den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber verantwortlich sind, dass nicht der ökonomische Profit weiterhin und festgeschrieben immer wieder über den Interessen der Menschen und unserer Umwelt steht, nicht durchgesetzt werden kann.

Meine Damen und Herren, deswegen bin ich froh, dass Rheinland-Pfalz frühzeitig die Stimme erhoben und Kritik gegenüber der EU geäußert hat. Unser Ziel ist es, die Nachtruhe gesetzlich abzusichern, hier insbesondere für die Region um den Flughafen Rhein-Main. Ich bin sehr froh, dass wir eine klare Kante zeigen. Ich bin sehr gespannt, wie sich die rheinland-pfälzische CDU heute zu dieser Verordnung verhält.

Ich wäre sehr froh, wir würden einen gemeinsamen Weg finden, dass Sie auch Ihre Möglichkeiten nutzen, die Bundesregierung endlich zum Handeln aufzufordern. Die hat das ganze Thema buchstäblich verschlafen. Sie muss jetzt auch in Brüssel vorstellig werden und hier ganz schnell handeln und endlich etwas für die Menschen tun, die von Fluglärm betroffen sind, meine Damen und Herren.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Es kann nicht sein, dass die Kosteneffizienz rein betriebswirtschaftlich betrachtet wird und die externen Kosten, die durch Umweltschäden, durch die Gesundheitsschäden, die die Menschen erleiden, entstehen – das ist alles nachgewiesen –, immer wieder auf die Gesellschaft abgewälzt werden und in den Bestimmungen überhaupt keinen Ausfluss haben. Hier muss sich endlich etwas auf Bundesebene tun. Hier werden wir die Stimme gegenüber der EU weiter erheben.

Wir hoffen, dass die Lautstärke, die die Menschen am Montag in den Frankfurter Flughafen gebracht haben, endlich auch die schwarz-gelbe Landesregierung in Hessen wachrüttelt, dass endlich etwas geschieht, dass zumindest das Nachtflugverbot konsequent eingehalten wird und die Regionen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Deswegen stehen wir auch zusammen und wollen eine gemeinsame Strategie miteinander verfolgen. Dass die Reduzierung des Fluglärms insgesamt geboten und technisch möglich ist, das wissen wir.

(Glocke des Präsidenten)

Die entscheidende Forderung für uns ist auch die Durchsetzung eines konsequenten Nachtflugverbots für die Rhein-Main-Region.

Herzlichen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Ich erteile das Wort dem Kollegen Reichel.

Herr Präsident, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Ein Satz zu dem, was Herr Köbler gesagt hat, dem man zum Großteil zustimmen kann; denn nicht nur die GRÜNEN fahren nach Frankfurt – seit diesem Jahr –, sondern es fahren seit letztem Jahr auch andere nach Frankfurt, die die gleichen Interessen vertreten. Von daher kann ich es vorwegnehmen, dass wir mit Sicherheit nicht auseinander sind, was unsere Einschätzung zu dieser Richtlinie ist. Dieser Entwurf der Richtlinie stammt von Dezember 2011. In der Zwischenzeit ist sehr, sehr viel gemacht worden, dass eben auch schon versucht wird, entsprechenden Einfluss in Berlin zu nehmen.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Ach ja?)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn die „Mainzer Rhein-Zeitung“ vor wenigen Tagen titelt „Hebelt die EU das Nachtflugverbot aus?“, dann klingen bei den Menschen der Region zu Recht alle Alarmglocken; denn nicht erst seit der Inbetriebnahme der neuen Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen, sondern schon seit vielen Jahren sind die Menschen großen Lärmbelastungen durch startende und landende Flugzeuge ausgesetzt. Gerade auch in Mainz und Umgebung haben sich die Proteste in den vergangenen Monaten erheblich verstärkt.

Wie vermutlich viele von Ihnen, erhalte auch ich täglich neue Anschreiben von Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus meinem Wahlkreis, die sich um die gesundheitlichen Auswirkungen und die Lebensqualität in der Region sorgen. Diese Belastung kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

Liest man nun in der EU-Verordnung genauer nach, so scheint es auf den ersten Blick gerade darum zu gehen, unerwünschte Folgen durch von Flughäfen ausgehenden Lärm, insbesondere während der Nacht, durch eine aktive Lärmbekämpfungsstrategie zu vermeiden. So steht es in der Verordnung.

Allerdings lässt bereits der nachfolgende Satz aufhorchen; denn hier heißt es – ich zitiere mit Genehmigung des Präsidenten –: „Allerdings müssen dabei die Interessen der betroffenen Bürger und anderer Belange sorgfältig gegeneinander abgewogen und die Auswirkungen auf die Kapazität des gesamten Luftverkehrsnetzes gebührend berücksichtigt werden.“

„Kosteneffizienteste Lärmmaßnahmen sind stets im Einklag mit dem ausgewogenen Ansatz zu sehen, um eine langfristig tragbare Entwicklung der Kapazität des Flughafens und des Flugverkehrsmanagementnetzes unter Betrachtung des gesamten Flugweges zu erreichen.“

Dann wird eine Reihe von möglichen Lärmschutzmaßnahmen, wie zum Beispiel lärmmindernde Betriebsverfahren, leisere Flugzeuge und lärmbedingte Betriebsbeschränkungen, aufgezählt.