Protokoll der Sitzung vom 08.03.2013

..................................................................................................................................... 2812 Abg. Brandl, CDU:....................................................................................................................................... 2811 Abg. Dr. Enders, CDU:................................................................................................................................ 2806 Abg. Dr. Konrad, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................... 2805 Abg. Dr. Wilke, CDU:............................................................................................................... 2808, 2811, 2813 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:............................................................................................... 2804, 2805, 2806 Abg. Frau Demuth, CDU:................................................................................................................... 2801, 2802 Abg. Frau Dr. Machalet, SPD:..................................................................................................................... 2823 Abg. Frau Elsner, SPD:............................................................................................................................... 2816 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:..................................................................................................................... 2814 Abg. Frau Müller-Orth, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................. 2820 Abg. Frau Nabinger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................... 2806, 2808 Abg. Frau Schäfer, CDU:................................................................................................................... 2818, 2822 Abg. Frau Simon, SPD:............................................................................................................................... 2819 Abg. Frau Spiegel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................. 2813, 2826 Abg. Frau Thelen, CDU:............................................................................ 2800, 2801, 2802, 2804, 2805, 2825 Abg. Henter, CDU:....................................................................................................................................... 2808 Abg. Hürter, SPD:.............................................................................................................................. 2809, 2810 Abg. Klein, CDU:................................................................................................................................ 2808, 2809 Abg. Ruland, SPD:....................................................................................................................................... 2800 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 2811 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................. 2802, 2812 Abg. Weiner, CDU:...................................................................................................................................... 2812 Abg. Winter, SPD:........................................................................................................................................ 2799 Frau Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:................................................... 2816 Hartloff, Minister der Justiz und für Verbraucherschutz:................................................................... 2821, 2823 Schweitzer, Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie:... 2799, 2800, 2801, 2802, 2803, 2804 Dr. Barbaro, Staatssekretär:................................................................................ 2809, 2810, 2811, 2812, 2813 Hüser, Staatssekretär:............................................................................................................. 2807, 2808, 2809 Präsident Mertes:....................................................................................... 2799, 2800, 2801, 2802, 2803, 2804................................................................................................................... 2805, 2806, 2807, 2808, 2809, 2810................................................................................................................................................. 2811, 2812, 2813................................................................................................................................................. 2805, 2806, 2827 Vizepräsidentin Frau Klamm:.................................................................... 2814, 2816, 2818, 2819, 2820, 2821................................................................................................................... 2822, 2823, 2825, 2826, 2827, 2828

46. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 08. März 2013

Die Sitzung wird um 09:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen! Herzlich willkommen zur 46. Plenarsitzung.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Frau Müller-Orth und Herrn Kessel. Die Rednerliste wird von Herrn Kessel geführt.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Elisabeth Bröskamp, Thomas Günther, Arnold Schmitt und Herbert Schneiders sowie die Staatsministerinnen Ulrike Höfken und Eveline Lemke, die in Berlin sein müssen, und die Staatssekretäre Hans Beckmann und Heike Raab, die an der Kultusministerkonferenz teilnehmen.

Meine Damen und Herren, heute ist ein besonderer Tag. Wir sollten als Menschen daran denken, dass heute der Internationale Frauentag ist.

(Beifall im Hause)

Herr Kollege Bracht, wenn Sie jetzt den Kopf schütteln, heißt das sicher nicht, dass Sie es nicht gewusst haben.

Der Austausch von Höflichkeiten wird durch die Geschäftsordnung nicht behindert.

(Abgeordnete der SPD und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verteilen rote Rosen)

Meine Damen und Herren, ich begrüße als Gäste im Landtag Schülerinnen und Schüler der Höheren Berufsfachschule für Sozialassistenz der Ketteler Schule Mainz. Herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Weiterhin begrüße ich Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 132. Mainzer Landtagsseminars. Herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Ich rufe Punkt 14 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 16/2086 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Marc Ruland und Fredi Winter (SPD), Drohende Schließung des ThyssenKrupp Rasselstein-Werks in Neuwied – Nummer 5 der Drucksache 16/2086 – betreffend, auf.

Ich erteile Herrn Winter das Wort

Wir fragen die Landesregierung:

1. Welche Bedeutung misst die Landesregierung ThyssenKrupp Rasselstein als Arbeitgeber in der Region bei?

2. Wie viele Arbeitsplätze wären bei einer möglichen Werksschließung in Neuwied betroffen?

3. Wie bewertet die Landesregierung die bisherigen Aktivitäten von ThyssenKrupp Rasselstein, die Arbeitsplätze am Standort Neuwied zu sichern?

4. Wie bewertet die Landesregierung die Auswirkung einer möglichen Werksschließung in Neuwied auf die Situation der Beschäftigten von ThyssenKrupp Rasselstein am Werksstandort Andernach?

Für die Landesregierung antwortet der Sozialminister.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Ruland und Winter beantworte ich namens der Landesregierung wie folgt:

Zu Frage 1: Die ThyssenKrupp Rasselstein GmbH ist der einzige deutsche Weißblechhersteller. Der Standort Andernach ist der weltweit größte Produktionsstandort für Weißblech.

Am Standort Neuwied wird beschichtetes und unbeschichtetes Qualitätsfeinblech produziert, wovon der überwiegende Teil seine Anwendung in der Automobilindustrie findet.

Am Standort Neuwied werden 350, am Standort Andernach ca. 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die ThyssenKrupp Rasselstein GmbH ist ein traditionsreiches Unternehmen und mit der Region und ihren Menschen seit 250 Jahren verbunden.

Für so manche Familie war und ist ThyssenKrupp Rasselstein seit Generationen ein verlässlicher Arbeitgeber. Lange Betriebszugehörigkeiten zeugen von der Kontinuität des Mitarbeiterstamms.

Ein Wegfall der ThyssenKrupp Rasselstein GmbH als verlässlicher Arbeitgeber in der Region Mayen-Koblenz würde zu einer einschneidenden negativen Veränderung des regionalen Arbeitsmarktes führen. Aufgrund der aktuellen regionalen Arbeitsmarktsituation im Bereich der Metallbranche muss befürchtet werden, dass viele der betroffenen Mitarbeiter keine adäquate weitere Beschäftigung in der Region finden.

Zu Frage 2: Da am Standort Neuwied derzeit ca. 350 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt werden, stünden im Fall einer kompletten Schließung alle Arbeitsplätze auf dem Spiel. Darüber hinaus würde der

Verlust an regionaler Wertschöpfung eine Vielzahl von Unternehmen in der Region betreffen.

Zu Frage 3: Nach den der Landesregierung vorliegenden Informationen ist eine endgültige Entscheidung über eine Schließung des Standortes Neuwied noch nicht getroffen worden. Die Unternehmensleitung befindet sich nach eigenen Aussagen in der Prüfungsphase. Sie hat zwar der Arbeitnehmervertretung zugesagt, die Gutachten zur Verfügung zu stellen, die Grundlage für die aktuellen Planungen sind, diese Vorlage steht aber bislang ebenso aus wie die Beantwortung der Frage, welche Alternativen der Arbeitsplatzsicherung erwogen werden.

Vor der Schließung eines Standortes und dem damit verbundenen Verlust mehrerer Hundert Arbeitsplätze ist aus Sicht der Landesregierung aufgrund der sozialen Verantwortung eines jeden Arbeitgebers, besonders aber eines so traditionsreichen wie der ThyssenKrupp Rasselstein GmbH, zunächst detailliert zu prüfen, wie der Verlust von Arbeitsplätzen verhindert werden kann.

Der Landesregierung liegen keine Informationen vor, aus denen die Gründe für die Schließung ersichtlich sind, wodurch sich die vom Unternehmen dargestellte finanzielle Ersparnis ergibt. Weiterhin ist der Landesregierung auch kein Konzept bekannt, wie und von wem im Fall der Schließung des Standortes Neuwied die von dort wahrgenommenen Aufgaben zukünftig übernommen werden sollen.

Dass die Verlagerung von Aufgaben, welche dem Tätigkeitsbereich des Werkes Andernach vorgeschaltet sind, ökonomisch sinnvoll ist, kann aufgrund fehlender Offenlegung der Kalkulation durch die ThyssenKrupp Rasselstein GmbH bezweifelt werden.

Die Landesregierung fordert daher die ThyssenKrupp Rasselstein GmbH eindringlich auf, die Kosten der Schließung des Werkes in Neuwied den mit der Belieferung des Werkes Andernach von anderen Standorten aus verbundenen Kosten für die Öffentlichkeit transparent gegenüberzustellen.

Zu Frage 4: Die Werke Neuwied und Andernach sind über Produktionsprozesse eng miteinander verzahnt. Es ist daher zu befürchten, dass sich die Schließung des Werks Neuwied auch auf den Standort Andernach auswirken könnte. Das Werk in Andernach, das immerhin der weltweit größte Produktionsstandort für Weißblech und ein erheblicher Wirtschaftsfaktor im nördlichen Rheinland-Pfalz ist, verfügt nicht über eine eigene Möglichkeit der Beize, sondern bezieht diese aus dem Werk Neuwied.

Wie die Belieferung zukünftig im Fall der Schließung des Werks Neuwied sichergestellt werden soll, wird vonseiten der ThyssenKrupp Rasselstein GmbH unbeantwortet gelassen.

So viel zur Beantwortung.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Gibt es Zusatzfragen? – Eine Zusatzfrage des Herrn Kollegen Ruland.

Sehr geehrter Herr Staatsminister, wie bewerten Sie die oft vor Ort geäußerte Vermutung, dass sich Thyssen- Krupp durch Investitionen im Ausland in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht hat?

Es ist tatsächlich, wie Sie formulieren, eine Vermutung. Deshalb kann ich sie nicht stärker bewerten. Es ist eine Vermutung, die einem in der Region wie Neuwied am Rande der Betriebsversammlung massiv begegnet ist. Es geht darum, dass ThyssenKrupp Rasselstein, vor allem ThyssenKrupp Steel, die Konzernmutter, in Übersee, in Nordamerika und Brasilien eigene Werke errichtet hat.

Es ist wohl innerhalb des Konzerns unbestritten, dass sich diese Investitionen heute als nicht lukrativ herausgestellt haben. Das Gegenteil ist der Fall, sie haben sich mit enormen Verlusten für die Konzernbilanz entwickelt. Es gibt die Befürchtung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass man am Standort Deutschland, in Neuwied, um konkret zu sein, dafür die Zeche bezahlen soll.

Eine Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Thelen.

Sehr geehrter Herr Schweitzer, zunächst bedanke ich mich für die zutreffenden Informationen. Die sind sicherlich für alle in der Region sehr beunruhigend. Ich frage: Welche Möglichkeiten weitergehender politischer Einflussnahmen sehen Sie an dieser Stelle?

Ich will Ihnen ganz offen sagen, dass die Möglichkeiten der Einflussnahmen auf Konzernentscheidungen naturgemäß limitiert sind.

(Zuruf des Abg. Baldauf, CDU)

Frau Kollegin Lemke und ich sind der Einladung des Betriebsrates und der örtlichen Gewerkschaft, der IGMetall, gerne gefolgt und sind zur Betriebsversammlung gekommen. Sie für das Wirtschaftsressort und ich für das Arbeitsressort haben angeboten, dass wir die Unternehmensleitung gern einladen und sie beraten, wie man den Standort Neuwied, der nicht nur ein traditions