Präsident Joachim Mertes, Vizepräsidentin Barbara Schleicher-Rothmund, Vizepräsident Dr. Bernhard Braun, Vizepräsident Heinz-Hermann Schnabel.
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin; Doris Ahnen, Ministerin der Finanzen, Irene Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Eveline Lemke, Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung, Roger Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur, Prof. Dr. Gerhard Robbers, Minister der Justiz und für Verbraucherschutz; Clemens Hoch, Staatssekretär.
Abg. Thomas Günther, CDU, Abg. Dr. Dr. Rahim Schmidt, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Abg. Hedi Thelen, CDU; Ulrike Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten; Margit Gottstein, Staatssekretärin, Dr. Hannes Kopf, Staatssekretär.
Guten Morgen meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Seien Sie herzlich willkommen zur 99. Sitzung des rheinland-pfälzischen Landtags.
Entschuldigt sind die Kollegen Thomas Günther, Dr. Rahim Schmidt und Hedi Thelen. Ab 12:30 Uhr ist die Ministerpräsidentin entschuldigt, und zwar wegen einer Einladung der BASF in Berlin, Frau Ulrike Höfken wegen der Teilnahme an der Umweltministerkonferenz, Frau Eveline Lemke in der Mittagszeit. Frau Margit Gottstein ist ebenfalls unterwegs, ebenso Herr Staatssekretär Dr. Hannes Kopf. Ansonsten sind wir fröhlich und zufrieden.
(Marlies Kohnle-Gros, CDU: Herr Präsident! – Dr. Adolf Weiland, CDU: Das ist die Vorfreude, Herr Präsident!)
Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Bettina Brück (SPD), Gute Leistungen rheinlandpfälzischer Schülerinnen und Schüler – Nummer 1 der Drucksache 16/5213 – betreffend, auf.
1. Wie beurteilt die Landesregierung die Beteiligung rheinland-pfälzischer Schülerinnen und Schüler an zentralen bundesweiten Wettbewerben?
2. Wie ordnen sich die Ergebnisse der Schülerwettbewerbe in die Resultate der empirischen Bildungsforschung für Rheinland-Pfalz ein?
4. Wie beurteilt die Landesregierung im Kontext der genannten hervorragenden Platzierung von rheinland
pfälzischen Schülerinnen und Schülern bei Wettbewerben die Diskussion um das Schreiben nach Anlauttabelle, dem sogenannten „Schreiben nach Gehör“?
Guten Morgen, Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Bettina Brück beantworte ich namens der Landesregierung wie folgt:
Zu Frage 1: Schulische Wettbewerbe haben in RheinlandPfalz eine lange und sehr gute Tradition. Vom Bildungsministerium werden aktuell 65 Schülerwettbewerbe betreut und je nach Trägerschaft in unterschiedlicher Form gefördert.
Schülerinnen und Schüler bringen sich in die Vielfalt des Angebotes quantitativ wie qualitativ in sehr überzeugender Weise und mit hervorragendem Erfolg ein. Dazu tragen wesentlich die vielen Lehrkräfte bei, die sich in den unterschiedlichen Wettbewerben als Betreuende, in den Jurierungen, in den Wettbewerbsleitungen beispielhaft engagieren.
Ich will exemplarisch zwei, Ihnen allen gut bekannte Wettbewerbe herausgreifen, aus dem MINT-Bereich „Jugend forscht“, einer der bedeutendsten Qualitätswettbewerbe in der deutschen Bildungslandschaft, in dem auch in diesem Jahr wieder mehr als 1.000 Teilnehmende aus RheinlandPfalz kamen. Mit dieser Teilnehmerzahl sind wir gemessen an der Gesamtschülerzahl führend unter den Ländern. Besonders stolz sind wir hier auf unseren Mädchenanteil. Er beträgt fast 40 %. Beim diesjährigen Bundeswettbewerb wurden acht angetretene Projekte aus Rheinland-Pfalz mit insgesamt zwei Bundessiegern und fünf Sonderpreisen ausgezeichnet, und fünf Lehrkräfte wurden mit dem „Helmholtz-Lehrerpreis für besonders engagierte Projektbetreuer“ geehrt.
Das zweite Beispiel kommt aus einem ganz anderen Bereich, nämlich „Jugend musiziert“. Ich erinnere an die herausragenden Erfolge beim Bundeswettbewerb im Mai, bei dem 23 erste, 33 zweite und 66 dritte Preise nach Rheinland-Pfalz gingen.
Aber auch in vielen anderen Wettbewerben aus dem sprachlich-literarischen sowie dem gemeinschaftskundlichen Bereich und aus dem Sport sind unsere Schülerinnen und Schüler aller Schularten und Altersstufen mit Eifer und Erfolg dabei. Wenn Sie also fragen, wie wir das beurteilen, kann ich nur sagen, schulische Wettbewerbe gehören wesentlich zu Rheinland-Pfalz und spielen im schulischen Leben eine wichtige Rolle. Wir können stolz auf die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler sein.
Zu Frage 2: Die durch das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen in Berlin, kurz abgekürzt IQB, alle
drei Jahre in unterschiedlichen Fächern durchgeführten Ländervergleiche in den 9. Klassen zeigen regelmäßig die hervorragenden Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler. Im Jahr 2009 erreichten unsere Schülerinnen und Schüler in Deutsch im Hörverstehen den dritthöchsten Punktwert bundesweit. Beim Leseverstehen und in der Orthografie erreichten sie Rang 4 und 5. In Englisch erwies sich das Leseverstehen der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler ebenfalls als sehr gut, Platz 3. Beim Hörverstehen erlangten sie Platz 6. Damit hatten sie überall Werte im oberen Drittel der Länderergebnisse.
2012 wurden die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Biologie, Physik und Chemie getestet. Auch hier wurden überall Punktwerte erreicht, die über dem bundesweiten Durchschnittswert lagen. In der Spitzengruppe lagen über alle Testbereiche hinweg neben den neuen Bundesländern, die eine andere Tradition in der Mathematik und in den Naturwissenschaften haben, lediglich zwei Länder. Das waren Bayern und Rheinland-Pfalz.
Zu Frage 3: In der öffentlichen Diskussion hört es sich manchmal so an, als hinge die Qualität des Abiturs ausschließlich an der Qualität der schriftlichen Prüfungen. Diese machen aber nur ein Drittel der Abiturnote aus. Die restlichen zwei Drittel entfallen auf die eingebrachten Halbjahresergebnisse. Das heißt, die Qualität des Abiturs hängt ganz wesentlich auch von Qualität und Anspruchsniveau des Unterrichts in den beiden letzten Jahren der Oberstufe ab. Hier schaffen die Struktur der gymnasialen Oberstufe in Rheinland-Pfalz mit drei Leistungsfächern, die drei Jahre mit fünf Wochenstunden unterrichtet werden, und sieben Grundfächern sowie die guten inhaltlichen Vorgaben die Grundlage für eine gute Qualität.
Wir begrüßen deshalb auch die Entwicklung der Bildungsstandards für die allgemeine Hochschulreife in den vier zentralen Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch, und wir begrüßen den Aufbau eines ländereinheitlichen Aufgabenpools, aus dem erstmals 2017 Aufgaben von den Ländern für den Einsatz in der Abiturprüfung entnommen werden können. Wir werden Aufgaben aus dem Pool als zentrale Elemente in der schriftlichen Prüfung einsetzen, aber wir werden nicht – das sage ich ganz deutlich – ein komplettes Zentralabitur einführen. Wir bleiben bei unserem seit Jahren bewährten Konzept dezentraler Aufgabenstellung mit zentraler Qualitätssicherung.
Mit ist im Übrigen auch keine Untersuchung bekannt, die belegen konnte, dass ein Zentralabitur qualitativ bessere Ergebnisse erbringt als dezentrale Prüfungsformen. In Rheinland-Pfalz wird die Einführung eines Zentralabiturs von unseren gymnasialen Lehrkräften und ihrer verbandlichen oder gewerkschaftlichen Vertretung auch nicht gefordert.
Zu Frage 4: Der Aufbau einer normgerechten Schreibweise gehört natürlich zum unverzichtbaren Bestandteil der pädagogischen Arbeit in den Grundschulen unseres Landes. Das ist im aktuellen Teilrahmenplan Deutsch für die Grundschulen in Rheinland-Pfalz grundgelegt, der damit die geltenden Bestimmungen der länderübergreifenden Bildungsstandards für das Fach Deutsch in der Primarstufe der Kultusministerkonferenz aufgreift. Eine aktuell durch
geführte Abfrage unter den Grundschulen im Land zeigt, in neun von zehn Schulen bestimmt der klassische Unterricht mit der Fibel das Lesen- und Schreibenlernen. Die systematische Erarbeitung des Alphabets und das Schreiben mit Beachtung der Rechtschreibregeln bestimmt bei der ganz überwiegenden Mehrzahl der Schulen stets mehr als zwei Drittel der gesamten Unterrichtszeit. „Lautorientiertes Schreiben mit der Anlauttabelle“ – umgangssprachlich nennt man das auch „Schreiben nach Gehör“ – hat einen bewussten, aber eng begrenzten Stellenwert im Anfangsunterricht der Grundschule. Die immer wieder in die Welt gesetzte Behauptung, dass Schülerinnen und Schüler in den Grundschulen nach dem sogenannten „Schreiben nach Gehör“ lernten, ist eindeutig falsch.
Es trägt auch der engagierten und fachlich fundierten Arbeit der Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer absolut keine Rechnung.
Mir ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass sich der Unterricht völlig im Einklang mit den jüngst von allen Bundesländern einstimmig beschlossenen Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zur Arbeit in der Grundschule vom 11. Juni 2015 befindet.
Frau Ministerin, vielen Dank für die Antwort. Ich habe eine Nachfrage zur letzten Frage Nummer 4. Wenn man die Medienlandschaft in den letzten Wochen verfolgt hat, konnte man den Eindruck gewinnen, dass ein Großteil der Eltern in heller Aufregung sei durch die Methode des Schreibenlernens „Schreiben nach Gehör“. Wie viele Elternbeschwerden liegen Ihnen diesbezüglich vor? Gibt es überhaupt welche? Wie sieht das aus?
Ich bin Ihnen für diese Frage dankbar, weil in der Tat, wenn man die Presse gelesen hat, auch die überregionale, und die hier im Land angestoßene Diskussion sieht, hätte man den Eindruck haben können, dass es Unzufriedenheit bei Grundschuleltern gibt, wie ihren Kindern in unseren Grundschulen das Schreiben beigebracht wird.
Wenn ich alleine die ersten und zweiten Klassen nehme, haben wir da ungefähr 65.000 Schülerinnen und Schüler und entsprechend viele Eltern, die ihre Kinder in der Grundschule gut begleiten.
Wir haben kein einziges Schreiben erhalten – das ist Ihre Frage gewesen, Frau Abgeordnete Brück –, das sich kritisch mit dem Schreibenlernen in unserer Grundschule auseinandergesetzt hat. Deswegen ist es gut und wichtig, dass das Parlament zur Kenntnis nimmt, dass unsere rheinland-pfälzischen Grundschuleltern sehr, sehr zufrieden sind mit der Arbeit der Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer und auch, wie ihren Kindern das Schreiben in der ersten und zweiten Klasse beigebracht wird.
Frau Ministerin, Sie haben eben Ausführungen zum Thema Schreiben nach Gehör gemacht. Jetzt hatte Kollegin Brück die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Art des Schrifterwerbs und den Platzierungen bei Wettbewerben gestellt. Den hatten Sie in der Antwort nicht ausgeführt. Welchen Zusammenhang sehen Sie denn zwischen dem Gewinn in MINT-Bereichen und dem Schreiben nach Gehör, wie Frau Kollegin Brück das gefragt hat?