Frau Ministerin, Sie haben eben Ausführungen zum Thema Schreiben nach Gehör gemacht. Jetzt hatte Kollegin Brück die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Art des Schrifterwerbs und den Platzierungen bei Wettbewerben gestellt. Den hatten Sie in der Antwort nicht ausgeführt. Welchen Zusammenhang sehen Sie denn zwischen dem Gewinn in MINT-Bereichen und dem Schreiben nach Gehör, wie Frau Kollegin Brück das gefragt hat?
Der Zusammenhang ist sehr einfach darzustellen. Die Grundschule ist die Schulart, in die alle Kinder gehen. Es ist sozusagen, wenn Sie so wollen, erst einmal die Schule für alle in den ersten vier Schuljahren. Hier werden ganz wichtige Grundlagen grundgelegt, Schreiben, Lesen, Rechnen. Dann geht es weiter in die weiterführende Schule. Wenn wir in der weiterführenden Schule – wie eben dargelegt – bei schulischen Wettbewerben, bei schulischen Leistungsvergleichen sehr erfolgreich sind, dann ist die Grundlage, die in unseren Grundschulen grundgelegt wird, eine gute. Insofern sehe ich einen sehr positiven Zusammenhang.
Frau Ministerin, Sie haben das hervorragende Abschneiden der Schülerinnen und Schüler aus Rheinland-Pfalz bei bundes- und auch internationalen Wettbewerben – die gibt es nun auch – bereits dargestellt. Ich möchte Sie gerne fragen, was aus Ihrer Sicht der pädagogische Mehrwert der Teilnahme an Wettbewerben ist.
Der pädagogische Mehrwert ist neben der Fachlichkeit, der in allen Wettbewerben, weil sie sehr spezifisch sind – „Jugend forscht“ ist natürlich für die Schülerinnen und Schüler, die eine MINT-Begabung haben, „Jugend musiziert“ für die, die eine musikalische Begabung haben,
neben den ganz vielen Sportwettbewerben, in denen wir auch sehr erfolgreich und sehr aktiv sind –, vor allen Dingen der pädagogische Mehrwert, dass man sehr, sehr viele soziale Kompetenzen bei der Teilnahme an einem Wettbewerb lernt. Einige Wettbewerbe sind darauf angelegt, dass sie Gruppenarbeiten prämieren. Also man muss sich mit anderen sozusagen im Team zusammentun. Man lernt ganz sportlich und spielerisch mit Niederlage und Sieg umzugehen, und das im Team. Deswegen finde ich, dass schulische Wettbewerbe neben der Fachlichkeit auch für die sozialen Kompetenzen unverzichtbar und für die beteiligten Kinder und Jugendlichen von sehr großem Gewinn sind.
Frau Ministerin, Sie sind in Ihrer Antwort auch auf das Abitur eingegangen und haben darauf hingewiesen, dass es auch künftig in Rheinland-Pfalz kein Zentralabitur geben wird. Wie werden aber die angekündigten zentralen Elemente in der Abiturprüfung bei uns in Rheinland-Pfalz umgesetzt?
Wenn ich vielleicht da ein bisschen ausholen darf, weil wir uns in der Aufgabenentwicklung auf Bundesebene beteiligen. Unsere Lehrkräfte, die wir entsendet haben, werden sehr gerne dort gesehen, weil gerade Rheinland-Pfalz so große Erfahrungen mit der Beurteilung und der Freigabe von Abiturprüfungen hat. Bei uns ist das System so, dass die Lehrkräfte für ihre Fächer, ob das jetzt Deutsch, Mathematik oder andere sind, entsprechende Aufgaben einreichen. Ich nenne jetzt einmal ein Beispiel. Die Mathematiklehrer haben bislang vier Aufgaben eingereicht. Sie werden durch eine zentrale Kommission von Fachleuten, also von Mathematiklehrerinnen und Mathematiklehrern, auf die Qualität geprüft. Dann werden drei davon freigegeben. Diese sind dann in der Abiturprüfung zu bearbeiten.
Künftig wird es so sein, dass zwei von den Schulen kommen und eine – zum Beispiel im Fach Mathematik – aus dem zentralen Aufgabenpool genutzt wird. Deswegen beteiligen wir uns dabei, weil es ein Beschluss der Kultusministerkonferenz ist. Natürlich muss unser Abitur vergleichbar sein. Das wird es und ist es. Deswegen machen wir ganz aktiv im Aufgabenpool mit. Es zeigt uns aber, dass die Schwerpunktsetzung, die wir haben, dass eben die Schulen ihre Aufgaben vorschlagen können, dann die zentrale Qualitätsprüfung stattfindet, sehr, sehr akzeptiert und anerkannt ist. Deswegen bleibt es bei unserem bisherigen Abitur, aber wir werden aus dem Aufgabenpool Aufgaben nehmen.
Frau Ministerin, wie erklären Sie sich die Ansicht der Kammern und der Wirtschaftsverbände sowie der Wirtschaft an sich, dass Zentralabschlüsse besser seien?
Also mir ist von der Wirtschaft an sich und von den Kammern die Forderung nach einem Zentralabitur nicht bekannt. Wir haben gerade über die zentrale Abschlussprüfung im Abitur gesprochen. Mir ist nicht bekannt, dass man bisher das rheinland-pfälzische Abitur in seiner Qualität infrage gestellt hat, weder von Kammerseite noch von der Seite der Lehrerverbände und Gewerkschaften – das habe ich gerade gesagt –, weil das rheinland-pfälzische Abitur ein absolut hohes Qualitätsniveau hat.
Vielleicht haben Sie es zufällig gesehen. Es gab eine große Berichterstattung im „SPIEGEL“. Ich glaube, das war vor 14 Tagen gewesen, in der auch die Abschlüsse und die Notendurchschnitte veröffentlicht worden sind. Auch da hat man gesehen, dass in Rheinland-Pfalz Abiturnoten alles andere als mal eben einfach vergeben werden, dass wir hier hohe Qualitätsstandards haben.
Insofern kann ich Ihre Frage so beantworten, dass mir nicht bekannt ist, dass jemand an einem guten Abschluss des Abiturs in Rheinland-Pfalz ein Fragezeichen macht.
Frau Ministerin, Sie haben eben die guten Leistungsvergleiche bei der Abfrage der Bildungsstandards durch das IQB erwähnt. Jetzt gibt es insgesamt eine Berichterstattung, dass der Bildungserfolg in Deutschland ziemlich stark von der sozialen Herkunft abhängig ist. Ich glaube, wir sind uns in diesem Hause alle einig, dass wir das nicht wollen und es ändern wollen. Schlägt sich das, dass wir das ändern wollen, in rheinland-pfälzischen Arbeiten, in den Ergebnissen bei den Bildungsstandards nieder?
Also die Richtschnur unseres bildungspolitischen Handelns war stets gewesen, dass wir gesagt haben, Chancengleichheit und Leistungserfolg sind zwei Seiten einer Medaille. Wenn man sich nun die Ergebnisse bei den Überprüfungen der Bildungsstandards anschaut, auch schon
zuvor, als es noch Pisa E, die Ergänzungsstudie in der Pisa-Studie genannt wurde, dann können wir feststellen – das erfüllt uns mit Stolz und ist ein großes Kompliment an unsere Lehrkräfte –, dass unsere Schülerinnen und Schüler über all die Jahre hinweg gute Leistungen erreichen – ich habe es eben dargelegt – und die Schere zwischen sozialer Herkunft und Leistungserfolg in Rheinland-Pfalz am geringsten ist von allen Bundesländern. Das erfüllt uns mit Stolz, und diesen Weg werden wir auch weiter verfolgen.
Frau Ministerin, trifft es zu, dass wir beim Bildungsmonitor vergangenes Jahr auf dem zehnten Platz von allen Bundesländern gelandet sind?
Frau Dickes, ich habe eben referiert, wie wir abgeschnitten haben bei der Überprüfung der Bildungsstandards durch das von dem IQB, dem Institut für Qualitätssicherung im Bildungswesen, eingesetzten Institut der Kultusministerkonferenz. Diese Studien sind für uns in den Ländern Maßstab des schulischen Vergleichs. Daneben gibt es viele, viele weitere Studien. Die von Ihnen erwähnte, da schneiden wir mal so, mal so, mal so, mal so ab. Deswegen haben wir immer gesagt: Wir haben uns weder gefreut, wenn wir oben waren, noch haben wir es kommentiert, wenn wir nicht so gut abgeschnitten haben, weil Fakt ist, unser Maßstab, an dem wir uns orientieren müssen, sind die Ländervergleiche, die durch das IQB durchgeführt werden, und hier schneiden wir sehr gut ab.
Frau Ministerin, es wird immer wieder kolportiert, dass die Abiturprüfungen in unseren unterschiedlichen gymnasialen Oberstufen, also an der IGS, im berufsbildenden Bereich, am Kolleg und am Gymnasium, nicht gleichwertig seien.
Frau Ministerin, vor diesem Hintergrund möchte ich Sie fragen, ob die Auswahl der Abituraufgaben in unterschiedlicher Form letzten Endes dargestellt wird oder ob eine Vergleichbarkeit der Abituraufgaben tatsächlich gewährleistet ist.
Selbstverständlich Letzteres, weil viele Wege führen nach vorne, und auch viele Wege führen zum Abitur, einmal klassisch über das Gymnasium, entweder bei uns in neunjähriger oder achtjähriger Form, oder eben über die Integrierten Gesamtschulen – mittlerweile haben wir 55 an der Zahl, jedes Jahr kommen weitere Oberstufen hinzu – oder eben über die sehr, sehr guten beruflichen Gymnasien. Die Abiturergebnisse und die Qualität des Abiturs sind in Rheinland-Pfalz völlig gleichwertig, egal, welchen Zugang man als junger Mensch wählt. Auch das war uns immer wichtig gewesen, dass wir ein durchlässiges Bildungssystem haben und man über unterschiedliche Wege zum Abitur kommen kann.
Eine letzte Zusatzfrage der Kollegin Frau Brück. Dann haben wir 20 Minuten bei diesem Thema verweilt. Ich denke, die anderen Fragen müssen auch noch aufgerufen werden.
Ich habe noch einmal eine Zusatzfrage zu Nummer 2, und zwar zu den empirischen Untersuchungen. Die Art der Vergleichsarbeiten, zum Beispiel bei VERA-3 oder VERA-8, die geschrieben werden, sind vollkommen unterschiedlich zu dem, was Schülerinnen und Schüler in ihrem Schulalltag sonst an Arbeitsmethoden erleben, zumindest wird das immer wieder gesagt.
Wie werden die Schülerinnen und Schüler auf diese Fragen vorbereitet, damit sie gut damit umgehen können?
Es gibt bei uns in Rheinland-Pfalz kein Lernen auf den Test. Ich glaube, das würde die Bildungsstandards und die Überprüfung auf den Kopf stellen.
Aber natürlich informieren wir die Lehrkräfte über die Aufgabenformate. Das wissen sie auch sehr zu schätzen. Sie haben eine ähnliche Aufgabenqualität wie die VERAAufgaben. Die stehen im Netz.
Gemeinsam mit dem IQB und dem Zentrum aus Hamburg, das die Daten auswertet, führen wir Informationsveranstaltungen durch. Unsere Lehrerinnen und Lehrer – das ist die eigentliche Antwort darauf – setzen sich sehr grundsolide mit diesem neuen Aufgabenformat auseinander, weil sie ein Interesse und so etwas wie Berufsstolz haben, glaube ich, dass die Schülerinnen und Schüler bei diesen Tests gut abschneiden.
Ich glaube, das ist das Erfolgskonzept, dass unsere Lehrkräfte gut mitgehen, wenn es um die Überprüfung geht. Die Ergebnisse und das gute Abschneiden sind zuallererst ihr Verdienst.
Als Gäste auf der Zuschauertribüne begrüße ich Schülerinnen und Schüler der Freien Waldorfschule Mainz, 10. Jahrgangsstufe. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!
Des Weiteren begrüße ich als Gäste den Tafelchor „Intakt“, Projekt des Caritas-Verbandes Rhein-Wied-Sieg e. V., Geschäftsstelle Betzdorf. Seien auch Sie herzlich willkommen im Landtag!
Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Christian Baldauf und Martin Brandl (CDU), Entwurf zum Landesgleichstellungsgesetz – Nummer 2 der Drucksache 16/5213 – betreffend, auf.