Herr Minister, ich habe keine Zweifel daran, dass Sie diese Dinge nachbereiten werden. Können wir dann davon ausgehen, dass Sie ohne Aufforderung aus dem Parlament oder von uns im Innenausschuss zu den Ergebnissen und den daraus folgenden Maßnahmen vortragen werden?
Also ich kann mir jetzt überlegen, ob das schon die Aufforderung ist, es zu tun oder es selbst anzumelden, wenn wir die Erkenntnisse haben.
Mir liegen keine weiteren Zusatzfragen vor. Damit ist die Mündliche Anfrage beantwortet. Vielen Dank.
Wir kommen damit zur Mündlichen Anfrage der Abgeordneten Cornelia Willius-Senzer und Steven Wink (FDP), Woche der Berufsbildung 2020 – Nummer 4 der Drucksache 17/13019 –.
3. Was unternimmt die Landesregierung, um Ausbildungsberufe für junge Menschen attraktiver zu machen und um dem Fachkräftemangel zu begegnen?
Herr Präsident, Frau Kollegin Willius-Senzer, liebe Kolleginnen und Kollegen! In der diesjährigen Woche der Berufsbildung habe ich gemeinsam mit Frau Staatssekretärin Schmitt und den Betrieben aus ganz Rheinland-Pfalz auf die zahlreich vorhandenen hervorragenden Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk aufmerksam gemacht.
Die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften ist weiterhin eine der größten Herausforderungen, die wir als Landesregierung gemeinsam mit der Wirtschaft angehen. Dabei ist die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung ein wichtiger Aspekt. In den Gesprächen und Überlegungen zur Berufswahl müssen Werkstatt und Campus gleichberechtigt in den Blick genommen werden. Mit Engagement und Freude bieten beide Wege hervorragende Chancen für das Berufsleben.
Daher haben wir im Wirtschaftsministerium die Woche der Berufsbildung ins Leben gerufen. In diesem Jahr stand sie unter der Überschrift „Starkes Handwerk“. Durch diesen Austausch mit den Betrieben werben wir öffentlichkeitswirksam für das hervorragende System der dualen Ausbildung und setzen uns damit aktiv für die Nachwuchssicherung in Unternehmen ein.
Die Betriebe beschäftigt insbesondere die zentrale Frage, wie sie Jugendliche für eine duale Ausbildung im Handwerk gewinnen. Aus meiner Sicht ist dabei für jeden Einzelnen die Beantwortung der Frage entscheidend: Möchte ich praktisch oder eher theoretisch orientiert arbeiten? Seit dem Jahr 2016 bieten wir deshalb in Kooperation mit den Handwerkskammern genau dafür eine Hilfestellung an. Das Wirtschaftsministerium fördert jährlich außerschulische Berufsorientierungsmaßnahmen in den rheinlandpfälzischen Ferien.
Begleitet von Fachpersonal können Jugendliche durch das Arbeiten an verschiedenen Projekten zahlreiche Handwerksberufe kennenlernen und ihre Fähigkeiten entdecken. Eine Ausbildung im Handwerk bietet hervorragende Möglichkeiten. Diese wollen wir den Jugendlichen mit der Woche der Berufsbildung aufzeigen und sie für das Handwerk begeistern.
Während der Woche der Berufsbildung haben wir viele sehr fähige und engagierte Auszubildende kennengelernt. Mit Begeisterung berichten sie von ihrer Ausbildung. Genau diese Freude und Motivation möchten wir mit den Ausbildungsbotschaftern kommunizieren. Das 2019 ins Leben gerufene Projekt „Ausbildungsbotschafter“ soll bei Schülerinnen und Schülern das Interesse an einer Ausbildung wecken. Ausbildungsbotschafter sind Auszubildende ab dem zweiten Lehrjahr, Gesellinnen und Gesellen, sowie Jungmeisterinnen und Jungmeister aus dem Bereich der Handwerksberufe, die in Schulen, auf Jobmessen und Stellenbörsen auf die Chancen der Berufsbildung aufmerksam machen.
Niemand kann das authentischer als diejenigen, die den Weg in die Ausbildung selbst und erfolgreich beschritten haben, in deren Herzen die Begeisterung für das Handwerk brennt, sodass von dort die Funken überspringen können.
Darüber hinaus ist nach meiner Überzeugung der Meistertitel die Basis für den Nachwuchs im Handwerk. Er sichert die Zukunft des Handwerks. Daher haben wir in RheinlandPfalz im Jahr 2017 als eines der ersten Bundesländer den Aufstiegsbonus I und II eingeführt. Der Aufstiegsbonus I wird für erfolgreich abgelegte Meisterprüfungen, gleichwertige Fortbildungsprüfungen in den gewerblichen und kaufmännischen Berufen sowie in der Landwirtschaft gewährt. Mit Wirkung zum 1. Januar dieses Jahres haben wir den Aufstiegsbonus I von 1.000 Euro auf 2.000 Euro verdoppelt, den Kreis der Antragsberechtigten erweitert und einen Landesbestenpreis eingeführt.
Neben dem Aufstiegsbonus I fördert Rheinland-Pfalz zusätzlich mit dem Aufstiegsbonus II, der einmalig 2.500 Euro beträgt, den Weg in die Selbstständigkeit, beispielsweise durch eine Unternehmensübernahme.
Infolge der Corona-Pandemie konnten viele Veranstaltungen der Berufsorientierung und -beratung nicht stattfinden, insbesondere Praktika, die oft den Einstieg in ein späteres Ausbildungsverhältnis darstellen. In Kooperation mit Partnern des ovalen Tischs haben wir daher im Sommer verschiedene Aktivitäten gestartet. Wir möchten diejenigen, die mit einer Ausbildung liebäugeln, motivieren, sich noch zu bewerben und ihren Ausbildungswunsch zu realisieren.
Wir haben außerdem die Vor-Ort-Aktivitäten, vor allem der Kammern und Arbeitsagenturen, mit einer Social-MediaKampagne begleitet. Die Kampagne mit dem Motto „Ausbildung kennt keine Auszeit! Ausbildung jetzt!“ bringt Unternehmen und Jugendliche zusammen. Damit sollen negative Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die berufliche Zukunft junger Menschen und natürlich auch auf die Fachkräftesicherung der Wirtschaft verhindert werden. Die Kampagne erzielte überdurchschnittlichen Erfolg. Die Website zählte 38.500 Klicks und damit Besucher.
Allen Interessierten im Land möchte ich zurufen, dass eine duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule auch noch in den kommenden Wochen und Monaten begonnen werden kann. Niemand muss mit dem Start in die Ausbildung bis zum Sommer oder Herbst nächsten Jahres warten.
Die Corona-Pandemie stellt unsere Wirtschaft vor riesige Herausforderungen. Daher haben wir uns für das Sondervermögen zur nachhaltigen Bewältigung der CoronaPandemie im Gesamtvolumen von insgesamt 1,58 Milliarden Euro entschieden. Darin enthalten sind Ausgabenansätze in Höhe von 250 Millionen Euro zur Stabilisierung der rheinland-pfälzischen Wirtschaft. Einen Teil davon werden wir für die technisch-digitale Ausstattung von Berufsschulen nutzen. Eine moderne Ausstattung der Berufsschulen ist notwendig, um unternehmerische Standortentscheidungen wie etwa die Errichtung der Batteriezellenfertigung in Kaiserslautern durch eine zeitgemäße Ausbildung mit ho
Wir werden zusammen mit dem Ministerium für Bildung, den Kammern, den Schulträgern und der Wirtschaft ein Konzept für das kommende Jahr entwickeln. Für die Zukunft und den Erfolg unserer Wirtschaft sind gut ausgebildete, fähige Fachkräfte von zentraler Bedeutung. Gemeinsam mit den Kammern und im engen Austausch mit den Betrieben setzt sich die Landesregierung weiterhin intensiv für die nachhaltige Gewinnung und Sicherung von Fachkräften ein.
Herr Minister, vielen Dank für Ihre Ausführungen. Denkt die Landesregierung darüber nach, die erfolgreichen Projekte des Berufsvorbereitungsjahrs Sprachförderung und des Berufsvorbereitungsjahrs für junge Erwachsene in Zukunft weiterzuführen und die Anzahl der Pilotschulen zu erweitern?
Das ist eine Frage, die sich an das Bildungsministerium richtet, nicht an das Wirtschaftsministerium, aber selbstverständlich denkt die Landesregierung immer darüber nach, erfolgreiche Projekte zu erhalten und wo immer es möglich ist, sie auch auszubauen.
Herr Minister, wenn Sie auf der Internetseite Ihres Ministeriums für die berufliche Bildung unter anderem mit der Begründung werben, eine der aktuell größten Herausforderungen für die Unternehmen in unserem Land sei es, geeignete Fachkräfte zu finden, wo sehen Sie die Ursachen für diesen Fachkräftemangel, und warum hat die Landesregierung diesem Mangel nicht rechtzeitig und jedenfalls nicht effektiv genug entgegengewirkt? Ansonsten hätten wir diese Probleme zurzeit nicht.
Herr Kollege Frisch, die Entwicklungen sind einer gesellschaftlichen Entwicklung geschuldet. Die Menschen sind in Deutschland in ihrer Berufswahl frei. Sie werden bei dieser Wahl allerdings von verschiedenen äußeren, auch
innerfamiliären Dingen beeinflusst. Die Attraktivität der dualen Ausbildung hat über einen Zeitraum verloren. Die Landesregierung hat sehr frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um gegenzusteuern.
Herr Minister, jetzt frage ich noch einmal anders; zuvor war das doch keine richtige Antwort. Wie erklären Sie sich die offensichtlich größere Attraktivität der akademischen gegenüber der beruflichen Ausbildung, die sich in dem anhaltenden Ansturm auf die Hochschulen bei gleichzeitigem Rückgang der Ausbildungsverhältnisse zeigt, und was wollen Sie dagegen tun?
Herr Kollege, es gibt dafür keine monokausale Erklärung. Es gibt eine Vielzahl von Gründen. Es gibt auch Irrtümer in der Gesellschaft, die dazu führen, dass junge Menschen bei der Berufswahl nicht alle wichtigen Faktoren berücksichtigen.
Deshalb habe ich in meiner Beantwortung der Frage vorhin darauf hingewiesen, dass es sehr wichtig ist und die Landesregierung immer wieder betont, dass die jungen Menschen sich selbst prüfen und fragen müssen, ob sie eher praktisch oder theoretisch orientiert beruflich arbeiten wollen. Diese Frage stand in der Vergangenheit, um ein Beispiel zu nennen, für viele Jugendliche nicht im ausreichenden Maße im Mittelpunkt. Viele haben sich, dem Irrtum folgend, man könne bei der Wahl der beruflichen oder akademischen Bildung höhere oder niedrigere Einkommen erzielen, für das eine oder andere entschieden. Das ist zunehmend anders.
Die Landesregierung hat mit ihren Programmen viele Maßnahmen ergriffen, um diesen Irrtümern in der Gesellschaft zu begegnen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Jugendlichen, die unsere Schulen besuchen und nicht von zu Hause aus oder aus eigenem Antrieb heraus über Praktika Kontakt zur beruflichen Bildung bekommen, solche Angebote erhalten wie etwa die Feriencamps, die nicht überall in Deutschland vorhanden sind, aber in Rheinland-Pfalz mit großem Erfolg im Jahr 2016 eingeführt worden sind. Diese ganzen Projekte sind außerordentlich erfolgreich, und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mit diesen Maßnahmen einen wesentlichen Beitrag leisten können, um Fachkräfte in Rheinland-Pfalz zu sichern.
Ich betone noch einmal: Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Die Menschen sind selbstverständlich in ihrer Berufswahl frei. Wichtig ist, dass wir darauf hinweisen, welche
Faktoren berücksichtigt werden sollten, damit die Chancen und auch die Vielfalt und Schönheit der beruflichen Bildung und der mit ihr verbundenen Berufe eben nicht übersehen werden. Das tun wir mit großer Leidenschaft, großem Engagement und sehr, sehr guter Unterstützung von Wirtschaft und Kammern.
Herr Minister, inwieweit unterstützt Ihr Ministerium die zeitgemäße Ausstattung unserer Berufsschulen? Es können Nachteile in der dualen Ausbildung entstehen, wenn die Berufsschulen nicht auf dem neuesten Stand der Entwicklung stehen. Danke.
Dazu habe ich bereits Ausführungen gemacht. Im Rahmen des Konjunkturprogramms zur Bewältigung der CoronaPandemie in Höhe von 1,58 Milliarden Euro sind auch Mittel für die Ausstattung der berufsbildenden Schulen vorgesehen, weil diese technische Ausstattung sehr, sehr wichtig ist. Sie muss kontinuierlich dem wirtschaftlichen Bedarf angepasst werden.
Wir haben in Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern sehr erfolgreich die Ansiedlung einer Batteriezellenfertigung voranbringen können. Das bedeutet natürlich auch, dass sich beispielsweise für eine solche Region neue Anforderungen an die Fachkräfteentwicklung ergeben. Wie Sie sehen, ist die Landesregierung frühzeitig auf solche Dinge vorbereitet.
Herr Minister, sehen Sie nicht die Gefahr, dass wir mit der gestern beschlossenen Hochschulreform, die eine weitere Öffnung unserer Hochschulen für Menschen ohne Abitur und ohne Berufserfahrung vorsieht, die Fachkräftesituation weiter verschärfen und die duale Ausbildung noch stärker schwächen, als sie ohnehin bereits geschwächt ist?
Nein, es ist aber auch nicht Aufgabe der Landesregierung, Gefahren zu suchen, sondern Probleme zu lösen. Das tun wir beispielsweise mit der Woche der Berufsbildung, über die ich ausgeführt habe.