Nein, es ist aber auch nicht Aufgabe der Landesregierung, Gefahren zu suchen, sondern Probleme zu lösen. Das tun wir beispielsweise mit der Woche der Berufsbildung, über die ich ausgeführt habe.
Mir liegen keine weiteren Zusatzfragen vor. Damit ist diese Mündliche Anfrage beantwortet. Vielen Dank.
Wir kommen damit zur Mündlichen Anfrage der Abgeordneten Andreas Hartenfels und Pia Schellhammer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN), Klimaerhitzung führt zum sofortigen befristeten Einschlagsmoratorium für alte Buchen – Nummer 5 der Drucksache 17/13019 –.
1. Welche Auswirkungen haben fehlende Kronendächer und offene Kahlstellen auf das Mikroklima im Wald und auf die Bäume in Zeiten der anhaltenden Klimaerhitzung?
2. Welche Schäden sind insbesondere in unseren heimischen Buchenwäldern derzeit als Folge der vorangegangenen Hitze- und Trockenheitsperiode zu beobachten?
4. Welche Maßnahmen zum Schutz und Erhalt unserer Wälder werden über das Einschlagsmoratorium hinaus von der Landesregierung umgesetzt?
Verehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Gestatten Sie mir eine Vorbemerkung. Die letzten drei Sommer waren geprägt von Hitze und Dürre. Die Klimakrise ist im Wald angekommen. 2018 waren zunächst die Fichten betroffen, seit etwa August dieses Jahres ist die Buche betroffen. Es sind deprimierende Bilder. Deshalb hat Landesforsten eine Notbremse gezogen.
Die Buche ist unsere bislang wichtigste Verbündete im langfristigen Waldumbau, also der Stärkung der Waldökosysteme in ihrer Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel. Braune Buchenkronen im Hochsommer mitten in der Vegetationsperiode mit Blättern, die wie gefriergetrocknet an den Zweigen sitzen, sind keine normalen Erscheinungen, sehr geehrte Damen und Herren, sondern das treibt den Forstleuten die Sorgenfalten auf die Stirn.
innezuhalten; innezuhalten, um Zeit für weiteres aufmerksames Beobachten und Forschen zu gewinnen, damit die Buche in Rheinland-Pfalz eine Zukunft hat.
Die auf ein Jahr verfügte Hiebruhe in geschlossenen alten Buchenwäldern ist allerdings noch keine Antwort oder Therapie zur Rettung dieser Wälder vor den Folgen des Klimawandels. Es geht auch nicht um den Ausstieg aus der Nutzung; denn auch Holzprodukte sind gerade ein Teil der Nachhaltigkeit und künftiger Wirtschaft. Es ist vielmehr Ausdruck eines lernenden und beobachtenden Innehaltens in einer klimakrisenbedingten Belastungssituation, wie sie diese Wälder seit Jahrtausenden nicht gekannt haben.
Forstleute nehmen hier ihre Verantwortung wahr und tun das Möglichste zur Unterstützung der Wälder. Ich darf an dieser Stelle ganz herzlich unseren super engagierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und auch allen Waldbesitzern und Waldbesitzerinnen danken, dass sie sich dieser Aufgabe stellen und auch in dieser schweren Zeit diese Aufgabe wahrnehmen. Sie können sich vorstellen, dass es sehr schwer ist, wenn man in einem Bereich arbeitet, der einem sozusagen zerbricht.
Zu Frage 1: Innerhalb von Wäldern herrschen ausgeglichenere Temperaturen als in der Umgebung. Man spricht von einem Waldinnenklima, das für die Entwicklung von jungen Bäumen von besonderer Bedeutung ist. Wir haben oft über das Bäumepflanzen diskutiert und die Schwierigkeit in einer solchen Situation.
Die jungen Bäume brauchen das kühle Mikroklima, um wachsen zu können. Die alten Buchen schützen nicht nur den Nachwuchs, sondern sich auch gegenseitig; denn die Buchen bilden keine Borke als schützendes Abschlussgewebe des Stammes aus, sondern sie haben nur eine dünne Rinde, die bei direkter Sonneneinstrahlung durch Überhitzung gefährdet ist. Es entsteht ein Sonnenrindenbrand, in deren Folge die Zellen absterben, die Rinde abblättert und Eintrittspforten für Schadorganismen entstehen.
Mittlerweile gibt es schon fast verzweifelte Appelle, die Ursachen dieser Klimakrise abzustellen, nämlich die Treibhausgase massiv zu reduzieren, und das Bedürfnis, die Auswirkungen genauer zu analysieren. Ziel ist es, neue und nach Waldstandorten, zum Beispiel in Abhängigkeit von Höhenlage, Himmelsrichtung, Bodenqualität, örtlichem Niederschlagsangebot, differenzierte Managementempfehlungen für alle Waldbesitzer geben zu können. Unser Klimawandelkompetenzzentrum spielt dabei eine wichtige Rolle.
Zu Frage 2: Sie beobachten auch, wenn Sie durch die Wälder gehen oder fahren, die Bäume sind geschwächt, anfällig gegenüber den Schaderregern, Pilzerkrankungen, wie Holzfäule oder Hallimasch, Insektenbefall, Buchenborkenkäfer, Buchenprachtkäfer. Dann im Jahr 2020 der Rückgang der Wasservorräte im Wurzelraum der Bäume, und Ende Juli, Anfang August gerieten insbesondere die stark fruchttragenden Buchen zunehmend unter Wasserstress. Das war deutlich sichtbar durch das Braunwerden der Buchenwälder besonders in nördlichen Mittelgebirgsregionen.
Das Jahr 2020 hat durch die starke Blüte- und Fruchtausbildung der Buche eine starke Belastung herbeigeführt. Zu erwarten ist leider eine deutliche Zunahme der Schäden. Während im Jahr 2018 tote Buchen lediglich in Verbindung mit der Buchenkomplexkrankheit auftraten, führten die Jahre 2018 bis 2020 zu einem deutlichen Anstieg trockenheitsbedingter Absterbevorgänge.
Zu Frage 3: Der Wald und gerade die Buchen sind Teil unserer Nutzungs- und Kulturgeschichte. Ohne menschliche Eingriffe wäre mindestens zwei Drittel der Gesamtfläche Deutschlands mit Buchenwäldern bedeckt. Tatsächlich sind es heute nur noch 4,8 %, also 14 % der Waldfläche.
Deutschland trägt eine besondere Verantwortung für Buchenwälder; denn ein Viertel des Gesamtareals der Buchenwälder weltweit liegt hier. Weltweit! In Rheinland-Pfalz beträgt der Anteil der Wälder, die über 100 Jahre alt sind, rund 26 %. Er steigt weiter an, bei Landesforsten sind es 41 %. Die Buche nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein.
In den sich entwickelnden Mischwäldern bildet die Buche das Grundgerüst artenreicher und weniger störanfälliger Waldökosysteme. Ihre Rolle in den Waldökosystemen, die auf über 90 % der Fläche von Rheinland-Pfalz von ihr maßgeblich geprägt werden, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Zu Frage 4: Oberstes Ziel muss die Bekämpfung der Klimaveränderung sein, und das zweite die Anpassung, Erhaltung und Stärkung der Resilienz der Wälder.
Drei Säulen: Integraler Bestandteil der Bewirtschaftung älterer Laubwälder ist das Biotop-, Alt- und Totholzkonzept, das BAT-Konzept. Ein Teil der Bäume kann sich natürlich entwickeln und altern und entwickelt somit Raum für die Biodiversität.
Das zweite ist Wildnisfläche ohne Nutzungseingriffe. Hier haben wir den Nationalpark, Kernzone des Biosphärenreservats, aber auch viele kleinräumige Flächen als Waldrefugien.
Das Dritte: Im Zuge der mittelfristigen Waldentwicklungsplanung, also der Forsteinrichtung, werden Waldbehandlungskonzepte und Bewirtschaftungsmaßnahmen für jede Einzelfläche so ausbalanciert, dass sie sowohl die Entwicklung reifer alter Laubwälder als auch die klimaschutzrelevante Nutzung des Ökorohstoffs Holz ermöglichen.
Ich darf noch einmal an die Walderklärung erinnern, die wir vor einem Jahr, am 11. Juni 2019, gefasst haben. Mit dem Waldkabinett waren wir zusammen mit den Akteuren und haben nach einem Jahr erfolgreich Bilanz gezogen. Einerseits spielten die Hilfen eine große Rolle. Ich darf daran erinnern, dass es mit 16,5 Millionen Euro GAK-Mittel, Mittel des Gemeinsamen Agrar- und Küstenschutzes, inklusive Kofinanzierung 12,5 Millionen Euro mehr waren als im Jahr davor. Diese Gelder haben wir bei der Bundesregierung mit bewirkt.
Thema „Klimabündnis bauen“ zusammen mit dem Finanzministerium, mit Frau Ahnen, Ende 2020 verweisen. Der Auftakt wird am 30. Oktober 2020 erfolgen.
Frau Ministerin, wie wollen Sie das Einschlagsmoratorium vor Ort sicherstellen? Wenn ich mich richtig erinnere, hat Landesforsten vor zwei Jahren entgegen dem Ratschlag vieler Fachleute auf dem Giebelwald an der Sieg bei uns hochwertige größere Buchenbestände gefällt, obwohl Fachleute davon dringend abgeraten haben. Wäre es nicht besser, solche hochwertigen Buchenwaldbestände unter Naturschutz zu stellen bzw. als Naturschutzgebiet auszuweisen?
Ich kann Ihnen nicht ganz konkret die Einzelheiten zum Giebelwald nennen. Das kann ich gerne nachreichen. Ich glaube, das haben wir schon einmal getan.
Es ist geplant, dass die hochwertigen Buchenwälder stehen bleiben, darum dieses Moratorium. Wir werden dann sehr intensiv beforschen und beobachten, welche Möglichkeiten sich unter einer solchen Entwicklung ergeben, um daraus Rückschlüsse für die künftige Bewirtschaftung zu ziehen.
Frau Ministerin, welche möglichen ökonomischen oder finanziellen Unterstützungen wird die Landesregierung den von der Klimaerhitzung betroffenen Forstämtern zukommen lassen?
Wir haben einerseits auf Bundesebene die schon erwähnten GAK-Mittel akquiriert und werden im Rahmen des Konjunkturprogramms weitere Gelder nach Rheinland-Pfalz holen können. Gleichzeitig haben Sie im Landtag die verbesserte Ausstattung von Landesforsten beschlossen, um einerseits auf die Verluste und andererseits die Aufgaben reagieren zu können.
Eine besondere Initiative, die wir als Land Rheinland Pfalz gestartet haben, ist die Entwicklung einer Waldklimaprämie. Ich bin wirklich überzeugt davon, dass wir dann, wenn
die ökonomische Seite – so ein Zitat eines Waldbesitzenden – der Forstwirtschaft auf unabsehbare Zeit zunächst einmal wegfällt, eine gesellschaftliche Unterstützung für den Erhalt der Wälder und deren naturnahen Bewirtschaftung brauchen, natürlich nach nachvollziehbaren Kriterien.
Mir liegen jetzt noch fünf weitere Zusatzfragen vor. Danach betrachte ich die Anfrage als beantwortet. Zunächst hat der Abgeordnete Weber das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident, Frau Ministerin! Folgende Frage: Sie haben vorhin referiert, dass Junganpflanzungen bzw. Wald noch einmal neu entstehen soll. Wir haben in Rheinland-Pfalz, aber auch in anderen Teilen Deutschlands Wildbestände, die diesem neuen Wald keine Chance geben, direkt zu wachsen. Welche zusätzlichen Maßnahmen hat die Landesregierung bzw. Ihr Ministerium mit den Forstämtern im Blick, um mit den Jägern, mit dem Jagdverband, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um dem neuen, dem jungen Wald eine Chance zu geben?
Wir befinden uns in einer intensiven Diskussion mit den Jagdausübungsberechtigten. Die Interessen gehen zum Teil etwas auseinander, aber ich glaube, dass die Situation des Waldes und die Notwendigkeit, Verbissschäden deutlich zu minimieren – ich sage einmal –, so deutlich ist, dass wir zu Ergebnissen kommen.
Wir haben bereits erste Schritte unternommen und werden – das war die Diskussion um die Flexibilität der Schonzeiten – weiterhin entsprechend reagieren, um den Schutz der Bäume bei gleichzeitiger Beachtung aller rechtlichen und fachlichen Belange zu gewährleisten.
Sie haben vorhin ausgeführt, wie wichtig das Binnenklima ist und ausdrücklich Ihren Mitarbeitern gedankt, die