Ich glaube, gerade dadurch wird deutlich aufgezeigt, dass man genau untersuchen muss, wie die Maßnahmen, die in der Vergangenheit ergriffen worden sind, wirken und und wie man es in der Zukunft besser machen kann und Maßnahmen gegebenenfalls umsteuern muss.
(Abg. Christine Schneider, CDU: Wir wollen besser werden! Wir werden aber schlechter! Das ist das Ergebnis der Studie! – Zuruf des Abg. Dr. Adolf Weiland, CDU)
Wir haben die vielfältigsten Vergleichsstudien. Wir haben neben den IQB-Studien noch die Studien VERA, IGLU, TIMSS und wie sie alle heißen. Teilweise werden die gleichen Kompetenzen getestet, und es kommt zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen.
Ich glaube, auch das muss hinterfragt werden. Wenn wir das alles hinterfragt haben und der Weg da ist,
(Abg. Christine Schneider, CDU: Das ist ja gerade so, als ob das die erste Studie wäre, die vorliegt!)
wobei es nicht die einfache Lösung ist, einfach nach Ressourcen zu rufen, sondern die Ressourcen müssen sich daran orientieren, was am Ende des Diskussionsprozesses notwendig ist, wollen wir das sehr gern mit begleiten und unterstützen.
Wir werden vor allen Dingen die gute Arbeit unserer Grundschullehrkräfte weiter unterstützen, damit sie die individuelle Förderung weiter konsequent und engagiert umsetzen können, weil das im Sinne der Schulqualität zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler ist. Das werden wir tun.
Liebe Kollegen, verehrtes Präsidium! Frau Brück und Frau Hubig, es ist schon von der Kollegin Beilstein angeklungen, ungefähr 13 bis 14 Schulen unterrichten ausschließlich mit der Anlauttabelle, jedoch 930 von 970 setzen sie ein, das heißt Schreiben nach Gehör. Diese umstrittene und untaugliche Methode ist in Rheinland-Pfalz breiteste Realität.
Wir wollen das auch nicht weiter untersuchen. Folgen Sie anderen Bundesländern. Machen Sie diesem Spuk endlich ein Ende.
Frau Lerch, ich spreche Sie direkt an. Ich habe vorhin nicht gerade einen Einblick in das bildungspolitische Profil der FDP erhalten. Sie haben vage Aussagen gemacht. Sind Sie für Schreiben nach Gehör? Sind Sie nicht dafür? Bekennen Sie doch endlich Farbe. Was halten Sie von dieser Bildungspolitik? Das muss der Bürger doch wissen.
Sie retten sich ins Ungefähre. Das wird nicht mehr lange gut gehen. Der Bürger wird sich das merken.
Noch einmal zum Thema Diktate. Tatsächlich waren in den Grundschulen bis 2008 pro Klasse 10 bis 12 Diktate verpflichtend. Das war die Realität. Jetzt sind es 0 bis 3 Übungsnachweise Sprachrichtigkeit. Diese können Diktate, aber auch Lückentexte sein. Das zeigt doch ganz klar, dass Sie hier eine falsche Entscheidung getroffen haben; denn anders sind diese Ergebnisse nicht zu erklären. Hier muss doch ein Zusammenhang bestehen.
Zuletzt zu den Unterrichtsformen. Ich habe es selbst kennengelernt, weiß es selbst aus der Praxis. Referendare trauen sich nicht. In den sogenannten Lehrprobenstunden greifen sie auf schülerzentrierte Arbeitsformen, auf Gruppenarbeit zurück, weil sie wissen, dass das oben gut an
kommt und gern gesehen wird. Sie trauen sich auch nicht, ihren Anschauungen zu folgen, das, was sie im Unterricht sehen, das, was sie für richtig halten, und unterrichten deshalb eben nicht im Frontalunterricht, der, wie gesagt, besser ist als sein Ruf. Das ist die Realität.
Sie müssten für eine andere Bildungskultur an den Schulen sorgen, indem wieder zu einem Unterricht zurückgekehrt wird, in dem die Lehrerpersönlichkeit, der Lehrer – das ist überhaupt kein Makel – im Zentrum steht und den Schülern einen strukturierten Unterricht anbietet. Das ist ein Gebot der Stunde.
Ich bitte Sie, die FDP, sich unseren Antrag gut anzuschauen und zu überlegen, ob Sie diese Art der Bildungspolitik, die solche Ergebnisse zu verantworten hat, weiter mittragen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Bildung beginnt weit vor der Grundschule. Ich habe in den vergangenen Wochen Besuche in Kindertagesstätten gemacht. Es war eine Kindertagesstätte dabei, die eine wunderschöne Bibliothek mit Bilderbüchern für Kinder jeden Alters hat. Die Leiterin dieser Kindertagesstätte sagte mir, freitags, wenn die Eltern ihre Kinder abholen, gehen wir mit ihnen in diese Bibliothek und bitten sie, doch Bilderbücher oder Bücher mitzunehmen. Die Antwort der Eltern war – das berichtete sie mir; das machte mich sehr betroffen –: Wir haben dafür keine Zeit. –
Gestern Abend gab es im Südwestrundfunk in RheinlandPfalz Aktuell eine Sequenz, bei der es genau um die Frage des Vorlesens gegangen ist: Können Eltern noch vorlesen? Haben sie die Zeit? Nehmen sie sich die Zeit? Die Gesellschaft hat sich verändert, und damit haben sich auch die Aufgaben, die an die Grundschulen herangetragen werden, verändert. Die Anforderungen an die Grundschullehrerinnen und -lehrer sind gewaltig gestiegen, nicht nur, weil es Inklusion und Integration gibt. Auch die IQB-Bildungsstudie sagt ganz deutlich, es gibt eine höhere Heterogenität. Wir haben Kinder in der Studie dabei, die ein Jahr Deutsch gelernt haben, und wir haben zum ersten Mal auch Förderschulen dabei. All das muss man zugrunde legen, wenn man sich die IQB-Studie anschaut.
Was das Schreiben nach Gehör angeht – die AfD sorgt sich ja unglaublich um die Freien Demokraten; ich weniger; denn wenn ich mir die letzten Ergebnisse der Wahlen anschaue, bin ich sehr beruhigt –,
(Beifall bei der FDP – Heiterkeit des Abg. Alexander Schweitzer, SPD – Abg. Uwe Junge, AfD: Das geht auch wieder herunter!)
so empfehle ich meine Rede, die ich im Landtag zu Joachim Meyerhoff gehalten habe, der im Mainzer Staatstheater die Carl-Zuckmayer-Medaille bekommen hat.
Lesen Sie die Rede noch einmal nach. Es war eine wunderschöne Rede. Mir hat sie gefallen. In ihr ist alles ausgesagt, was zum Thema Schreiben nach Gehör notwendig ist.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, der Auftrag der Studie ist vollkommen klar, und der lautet: Wir müssen besser werden, wir müssen besser werden bei der Erreichung der Bildungsstandards,
die wir uns im Bereich Mathe und Deutsch bundesweit vorgegeben haben. Deshalb gilt es, differenziert an die Studie heranzugehen, zu diskutieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Genau das bringt mich zu dem Punkt. Ich glaube, wir müssen noch besser werden mit den bildungspolitischen Debatten hier.
(Abg. Dr. Adolf Weiland, CDU: Fangen Sie einmal bei sich an! – Heiterkeit bei der AfD – Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Werden Sie nicht garstig!)
„Lesen durch Schreiben“. Es wird hier behauptet, das würde dazu führen, dass die Rechtschreibekompetenz in dieser Studie bei unseren Viertklässlerinnen und -klässlern besonders unterdurchschnittlich sei. Erstens ist das gar nicht der Fall; denn die Rechtschreibekompetenz ist bundesweit nicht zufriedenstellend und in Rheinland-Pfalz genau im Durchschnitt.
Jetzt könnte man sagen, okay, wenn ihr das abschafft, dann seid ihr in der Spitzengruppe. Jetzt ist hier eingeführt worden, dass Hamburg diese Methode unterbunden
habe. Jetzt erklären Sie mir einmal, warum Hamburg bei der Rechtschreibekompetenz deutlich mit weit mehr als zehn Punkten hinter Rheinland-Pfalz liegt. Was hat jetzt das eine mit dem anderen zu tun?