Herr Minister, Sie haben vor Kurzem zusammen mit der Gesundheitsministerin eine Pressemitteilung herausgegeben über mögliche Kooperationen der Universitätsmedizin Mainz mit Kliniken in Trier und Koblenz. Die Frage ist: Was erhoffen wir uns davon, und wie weit sind diese Gespräche fortgeschritten?
Wir erhoffen uns davon in erster Linie, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer Niederlassung in diesen regionalen Räumen erhöht. – Warum?
Nein, das ist nämlich jetzt interessant. Man muss die richtigen Konzepte wählen, dann wird die Wahrscheinlichkeit auch größer.
Das machen wir doch in anderen Bereichen auch. Wir haben in vielen Bereichen Fachkräftemangel. Das betrifft nicht nur die Medizin. In all diesen Bereichen verfolgen wir doch das Konzept „aus der Region für die Region“, um Studierende für die Regionen zu gewinnen, damit wir dann dort Fachkräfte haben.
Natürlich ist der Ansatz in diesem Bereich genau der, dass wir Studierende zu einem relativ frühen Zeitpunkt während des Medizinstudiums schon in Regionen des Landes bringen. Mit etwas Glück sind das dann vielleicht sogar noch Studierende, die aus den Regionen des Landes kommen. Wir möchten, dass diese Studierenden die Möglichkeit haben, diese Regionen kennenzulernen, und dass auch die Regionen die Möglichkeit haben, sich als attraktiver Arbeits- und Lebensraum zu präsentieren.
Natürlich ist das kein einfacher Weg. Wir sind deutschlandweit mit an der Spitze der Entwicklung. Wir werden auch keinesfalls Abstriche machen an der Qualität der Lehre, und daher wird das auch nicht nach der Devise „schnell, schnell“ gemacht, sondern wir werden sehr fundiert vorgehen. Wir werden uns auch die Zeit lassen, die nötig ist, um gute Konzepte zu erarbeiten, und, wie gesagt, wir werden keinesfalls Abstriche bei der Qualität der Lehre machen.
Danke, Herr Präsident! Herr Minister, natürlich werden mehr Studienplätze am Ende auch mehr Mediziner hervorbringen, und damit wird die Wahrscheinlichkeit größer werden, dass man sie dann in die entsprechenden Regionen verteilen kann. Das ist ja klar.
Die Frage ist aber – dazu höre ich im Moment nur wohlgemeinte Absichtserklärungen –: Welche Anreize wollen Sie ganz konkret bieten, damit junge Mediziner nach ihrem langen Studium in den Metropolen in den ländlichen Raum gehen? Gibt es vielleicht Überlegungen, eine Praxis zu subventionieren? – Ich gehe einmal völlig unvoreingenommen an die Sache heran, ohne dass ich davon Sach- und Fachkenntnisse habe. Aber ich frage einmal als Bürger: Gibt es solche Möglichkeiten und solche Überlegungen?
Das sind die Maßnahmen des Masterplans des Landes, der meines Wissens schon 2007 auf den Weg gebracht wurde und jüngst auch noch einmal erweitert wurde und genau an diesen Stellen ansetzt, und zwar nicht mit einem Stipendienprogramm am Anfang des Studiums, wenn die Leute weit entfernt sind von einer späteren Entscheidung, welchen beruflichen Weg sie in der Medizin gehen, sondern am Ende des Studiums. Das sind die Bausteine des Praktischen Jahres der Famulatur, es sind aber auch ganz konkrete Unterstützungsmaßnahmen und Anreize, sodass man dann, wenn man die Entscheidung für eine Praxis fällt, dort auch Unterstützung findet.
Herr Minister, stimmen Sie mir zu, dass die Initiative zur Verlagerung von klinischen Studienplatzkapazitäten nach Trier und Koblenz primär von den dortigen Kliniken ausging und es sich dabei nicht um zusätzliche Studienplätze allgemein handelt, sondern um rein klinische Plätze, die von Mainz aus verteilt werden?
Wenn Sie sich die Zulassungszahlen als relevante Zahlen für die Planung betrachten – diese Zahlen kennen Sie aus den Antworten auf verschiedene Kleine Anfragen –, dann sehen Sie, dass sich diese Zulassungszahlen gesteigert haben. Wir vergrößern nun mit der Regionalisierung die Ausbildungskapazität in den klinischen Bereichen. Durch die Erhöhung der Zulassungszahlen, die bereits erfolgt ist, bedeutet dies, dass wir einerseits zusätzliche Absolventinnen und Absolventen vor Ort haben werden im Bereich der Regionalisierung, während auf der anderen Seite die Absolvierendenzahlen in Mainz nicht unbedingt in gleichem Maße sinken werden, weil sich eben die Zulassungszahlen am Anfang des Studiums erhöht haben.
Ich rufe damit die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Bettina Brück und Astrid Schmitt (SPD), MINT-Land Rheinland-Pfalz: gute Bildung für gute Fachkräfte – Nummer 7 der Drucksache 17/5450 – betreffend, auf.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Namens der Landesregierung beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:
Zu Frage 1: Die sogenannten MINT-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – sind Zukunftsfächer und bieten jungen Menschen hervorragende Berufsperspektiven. Dennoch fehlten den deutschen Unternehmen Ende September 2017 rund 291.000 Arbeitskräfte im naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Das sind 42,9 % mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor. Wir wissen, dass angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und des demografischen Wandels der Fachkräftebedarf im MINT-Bereich auch künftig sehr hoch bleiben wird.
Das wollen wir ändern. Wir wollen jungen Menschen entlang der Bildungskette von der Kita bis zum Übergang in das Studium und in den Beruf Lust auf MINT machen und ein nachhaltiges Interesse an diesen Fächern wecken. Wir wollen Jugendliche für eine duale Ausbildung oder ein Studium im MINT-Bereich begeistern und so qualifizierte Fachkräfte und insbesondere auch Lehrkräfte im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften und Informatik gewinnen. Rheinland-Pfalz soll ein starkes MINT-Land werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine breit unterstützte Gesamtstrategie, in der die vielen guten Ideen und Ansätze, die es heute schon gibt, gebündelt sind. Deshalb habe ich im November 2016 mit einem ersten runden Tisch die MINT-Initiative „Erforschen, entwickeln, Zukunft gestalten“ ins Leben gerufen. Sie soll die Angebote entlang der Bildungskette enger verzahnen und regional feste Strukturen schaffen. Alle Kinder und Jugendlichen sollen praktisch erfahren, wie vielfältig und spannend MINT-Berufe sind, und wissen, welche Karrierechancen sie bieten.
Dabei ist mir persönlich besonders wichtig, dass es uns gelingt, mehr Mädchen und Frauen den Zugang zu diesen spannenden und zukunftsträchtigen Berufsfeldern zu ebnen. Mit diesem Ansatz zählt Rheinland-Pfalz bundesweit zu den Vorreitern. Eine ähnlich umfassende und breit aufgestellte Gesamtstrategie findet sich kaum in einem anderen Bundesland.
Zu Frage 2: Zusammen mit vielen Partnerinnen und Partnern aus Bildung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben wir den runden Tisch etabliert, an dem auch die 17 Partner des Ovalen Tisches zur Fachkräftesicherung sitzen. Dort haben wir gemeinsam vier vorrangige Handlungsfelder identifiziert und darauf aufbauend Maßnahmen entwickelt.
Erstes Handlungsfeld ist die systematische Erfassung der zahlreichen MINT-Aktivitäten aller Partner in RheinlandPfalz, von der Kita über Schule, Ausbildung und Studium bis in die Betriebe. Deshalb werden ab Mai 2018 alle MINT-Angebote in Rheinland-Pfalz, also Veranstaltungen, Materialien, Schülerlabore und vieles mehr, in einer Onlinedatenbank zu finden sein. Eine neue Homepage gibt es schon, die derzeit nach und nach gefüllt wird.
Ein weiteres Handlungsfeld ist die Entwicklung von MINTRegionen, in denen sich die unterschiedlichen Akteure vor Ort – Kitas, Schulen, Hochschulen, Forschungsinstitute, Unternehmen und Verbände, Stiftungen und Vereine, Politik und Verwaltung – in ihren Aktivitäten zur MINTNachwuchsförderung koordinieren.
Um MINT-Regionen in Rheinland-Pfalz zu fördern, werden wir zusammen mit dem Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur und dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau einen MINTRegionen-Förderwettbewerb initiieren und eine MINTGeschäftsstelle des Landes einrichten. Sie wird als landesweite zentrale Anlaufstelle für alle Fragen im Zusammenhang mit MINT-Bildung fungieren. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei meinen Kollegen Professor Wolf und Dr. Wissing bedanken, deren Ministerien zusammen mit dem Bildungsministerium diese Kooperation begründet haben und sie auch gemeinsam finanzieren.
Insgesamt sollen die MINT-Inhalte und -Angebote entlang der Bildungskette besser vernetzt und die Übergänge zwischen den verschiedenen Bildungsabschnitten besser gestaltet werden. So gibt es künftig eine zentrale Koordinierungsstelle für MINT-Fortbildung am Pädagogischen Landesinstitut und eine Synopse zum Lernen für diesen mathematisch-technischen Bereich vom ersten bis zum 20. Lebensjahr.
Als Viertes möchte ich noch die Weiterentwicklung von Paten- und Mentoringsystemen mit den Hochschulen, Betrieben und anderen Partnern sowie eine noch stärkere Einbindung der Eltern erwähnen. Darüber hinaus hat das Bildungsministerium eine ganze Reihe von weiteren MINT-Fördermaßnahmen zur Unterstützung von Kitas und Schulen entwickelt. Querschnittsthemen sind dabei die Frauen- und Mädchenförderung sowie die Digitalisierung. Insgesamt wird die Landesregierung bis zum Ende der Legislaturperiode mindestens 1 Million Euro für diese Maßnahmen zur Verfügung stellen.
Mein besonderer Dank gebührt angesichts der umfangreichen Maßnahmen und sehr intensiven Vorarbeiten insbesondere den Partnerinnen und Partnern des runden Tisches und auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bildungsministeriums, die wirklich in unglaublich engagierter und hervorragender Art und Weise zusammengearbeitet haben.
Zu Frage 3: Eine erfolgreiche MINT-Förderung hängt maßgeblich davon ab, dass sie passgenau auf die regionalen Gegebenheiten und Bedarfe zugeschnitten ist. Darin sehen wir großes Potenzial und setzen deswegen einen besonderen Schwerpunkt auf die Entwicklung von MINTRegionen.
Die neue MINT-Geschäftsstelle wird diesen Förderwettbewerb konzipieren, ausschreiben und begleiten. Interessierte regionale Akteure können sich ab dem 1. April 2018 von der MINT-Geschäftsstelle Rheinland-Pfalz bei der Antragstellung beraten lassen. Der Start des Förderwettbewerbs ist für den Sommer geplant, damit wir die ersten beiden Regionen noch 2018 auszeichnen können.
Die erfolgreichen Bewerber erhalten als Anschubfinanzierung eine Fördersumme von bis zu 30.000 Euro sowie die dauerhafte Begleitung und Beratung durch die Geschäftsstelle.
Zu Frage 4: Die Nachhaltigkeit der Maßnahmen ist uns besonders wichtig. Darauf haben wir auch bei der Konzeption geachtet. Wir wollen und werden dauerhafte Entwicklungen und Veränderungen anstoßen. Deshalb haben wir die MINT-Initiative in der rheinland-pfälzischen Fachkräftestrategie für die Jahre 2018 bis 2021 verankert. Mit den Partnerinnen und Partnern des Ovalen Tisches der Ministerpräsidentin werden wir in den kommenden Jahren immer wieder überprüfen, ob und welche Veränderungen und neue Maßnahmen erforderlich sind.
Bezogen auf den einzelnen jungen Menschen ist uns wichtig, MINT-Angebote entlang der gesamten Bildungskette anzubieten. Wir sorgen dafür, dass die jungen Lernenden auf ihrem Weg von Kita und Grundschule über die weiterführenden Schulen bis zur Ausbildung und zum Studium immer wieder Anreize bekommen, sich altersgemäß mit Mathematik, Naturwissenschaften, Technik und Informatik zu beschäftigen. So stellen wir sicher, dass es nicht bei einmaligen Aktionen bleibt.
Durch die Einbindung des Pädagogischen Landesinstituts haben wir MINT auch innerhalb der Lehrkräftefortbildung nachhaltig verankert.
Ich bin überzeugt, dass uns mit der MINT-Initiative insgesamt ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Sicherung des Fachkräftenachwuchses in Rheinland Pfalz gelingt. Übrigens hat uns auch der Vorstandsvorsitzende der bundesweiten Initiative „MINT Zukunft schaffen“, der ehemalige Telekomvorstand Herr Sattelberger, ein gutes Zeugnis ausgestellt und im November gesagt, es gebe wohl kein Land, das MINT so ganzheitlich und nachhaltig anpackt wie Rheinland-Pfalz.
Frau Ministerin, vielen Dank für die Ausführungen. Sie haben als Ziel genannt, die Fachkräftesicherung besser zu unterstützen, und die Partner des runden Tisches erwähnt. Können Sie vielleicht ausführen, wer die Partner an diesem Runden Tisch zur MINT-Initiative sind?
Die Partner des runden Tisches sind zum einen die Partnerinnen und Partner des Ovalen Tisches der Ministerpräsidentin. Zu diesen gehören die Staatskanzlei, das Ministerium für Soziales, das Ministerium für Bildung, das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammern, die Landwirtschaftskammern, die Landesvereinigung Unternehmerverbände, der Landesverband der Freien Berufe Rheinland-Pfalz, der Einzelhandelsverband, der Hotel- und Gaststättenverband und die Gewerkschaften. Ich nenne es jetzt einmal etwas ressortbezogener.
Über diese Mitglieder des ovalen Tisches hinaus beteiligen sich auch noch die anderen Ressorts, die auch betroffen sind. Das sind zum Beispiel das Ministerium für Familie und Jugend, das Ministerium für Wissenschaft, die Kommunen und Regionen. Wir haben den Landeselternbeirat, die Landesschülervertretung, das Pädagogische Landesinstitut und auch die ADD mit am runden Tisch.