Zu Frage 2: Der Begriff der Studienplatzdichte ist weder im vorliegenden Antrag noch ansonsten näher definiert und wird auch von keiner amtlichen Statistik erfasst. Der Aussagegehalt dieser Relation ist auch gering.
Die Nachfrage nach Studienplätzen an der Mainzer Universität ist zweifellos ein Zeichen für die Attraktivität des Studienortes Mainz. Aber eine solche Zahl lässt keine Rückschlüsse auf den Verbleib und die Tätigkeit der ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte zu. Ob diese im Inland und zudem in der Patientenversorgung tätig werden, in welchem Bundesland sie sich niederlassen oder ob sie ins Ausland abwandern, kann aus einer Studienplatzzahl nicht abgeleitet werden.
Zu Frage 3: Im Rahmen der Umsetzung und Weiterentwicklung des Masterplans Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung hat das MSAGD schon frühzeitig Stipendienmodelle mit den Partnern diskutiert. Die Partner standen einem umfassenden Stipendiummodell ablehnend gegenüber.
Das Land hat sich entschieden, Studierende zu fördern, die einen Abschnitt des Praktischen Jahres in der Allgemeinmedizin verbringen. Dieses PJ-Förderprogramm wurde Anfang 2018 mit Zustimmung der Partner dieses Masterplans ausgeweitet. Seitdem können auch Studierende externer Universitäten eine Förderung erhalten, wenn sie das PJ-Tertial Allgemeinmedizin in einer rheinlandpfälzischen Lehrpraxis absolvieren.
Die Kassenärztliche Vereinigung in Rheinland-Pfalz, die bei der Weiterentwicklung des Masterplans im Jahr 2011 die Auflage eines Förderprogramms für Studierende im Rahmen des Strukturfonds in Aussicht gestellt hatte, hatte sich damals gegen die Einführung, gegen die Durchführung eines Stipendienprogramms entschieden und fördert stattdessen Famulaturen in Hausarztpraxen im ländlichen Raum.
In Verbindung mit den weiteren Aktivitäten an der Universitätsmedizin Mainz zur Stärkung der Allgemeinmedizin, zum Beispiel im Projekt „Begleitetes Studieren“, wird so den Studierenden die Allgemeinmedizin nahegebracht. Damit können sie für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin begeistert werden, um sich bewusst für den Hausarztberuf zu entscheiden. Studierende, die sich zu Beginn des Studiums um ein Stipendium bewerben, haben diesen wertvollen Erfahrungsschatz in der Regel noch nicht. Ergänzt wird dies unter anderem durch ein Niederlassungsförderprogramm.
Insgesamt wirkt das Bündel der verschiedenen Förderinstrumente und Maßnahmen des Masterplans zur Stärkung der Allgemeinmedizin nicht nur deutlich direkter, sondern auch nachhaltiger, als allein ein Stipendienprogramm dies tun könnte. Diese Maßnahmen greifen gerade in der Phase, in der auf die Orientierung am ehesten Einfluss genommen werden kann.
Sehr geehrter Herr Minister Wolf, zu dem Stipendium für Medizinstudierende habe ich eine Frage gerade im Hinblick darauf, dass aufgrund der Anrechnung der Zeiten, Wartezeiten mit Rettungsdienstausbildung usw., sich dieses Studium nach hinten verlegt. Die jungen Menschen sind ein Einkommen gewohnt und studieren jetzt Medizin mit dem Wunsch, kurativ tätig zu werden. Wie können wir diese Menschen unterstützen?
Wir haben bei der Frage eines Stipendiums in Verbindung mit der Versorgung in ländlichen Räumen natürlich die Problematik, dass sich die Menschen sehr früh in diesem Studium in einer Lebensphase entscheiden müssen, in der sie letztendlich weit entfernt sind von der späteren Entscheidung, sich im ländlichen Raum mit einer Praxis niederzulassen oder in den urbanen Räumen, wo sie gegebenenfalls ihr Studium verbracht haben.
Wir legen größten Wert darauf, dass wir ein hochwertiges Medizinstudium anbieten, in dem die Studierenden eine qualitativ hochwertige Ausbildung genießen, in der sie Einblick in alle Bereiche des Medizinstudiums erfahren, indem wir sie zunehmend in die Erfahrungswelt der ärztlichen Praxis gerade in der Allgemeinmedizin und mit den beschriebenen Maßnahmen letztendlich auch in die Erfahrungswelt einer Allgemeinarztpraxis im ländlichen Raum heranführen, damit sie sich ganz bewusst für diese berufliche Option als sehr attraktive Option entscheiden können. Das heißt, die frühzeitige Einbindung in die Erfahrungswelt der Allgemeinmedizin und einer Praxis letztendlich auch im ländlichen Raum, ist der Weg, den wir gehen, um hier die medizinische Versorgung in den Regionen zu sichern.
Sehr geehrter Herr Minister, wie verhält es sich mit den Kommunalfinanzen, wenn Kommunen aus der Not heraus, in der die ärztliche Versorgung nicht mehr gewährleistet ist, eigene Förderprogramme auflegen, aber einerseits Haushaltskonsolidierungen anstehen und es andererseits eine Aufgabe der Daseinsvorsorge ist? Unterstützen Sie diese Aktivitäten auf kommunaler Ebene?
die zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum über das klassische tradierte historische Modell der Landarztpraxis hinausgehen. Wie man diese Modelle letztendlich realisiert, welche Konzepte man dazu findet, wie man diese finanziert, das ist deutschlandweit eine Thematik, die stark in der Diskussion ist und zu der man sicherlich auch nicht den einen Königsweg findet, sondern hier wird es eine ganze Reihe von verschiedenen Konzepten geben, die letztendlich diese Frage beantworten.
Das ist im Fluss. Das ist in der Weiterentwicklung. Aber ich bin mir sicher – gerade das Land ist mit den beschriebenen Maßnahmen heute schon aktiv –, dass wir ausreichend Wege dazu finden werden.
Herr Minister, wie bewerten Sie die Forderung der Landesärztekammer, die seit vielen Monaten erhoben wird, die Zahl der Studienplätze um 10 % zu erhöhen, ganz unabhängig von der Entwicklung der Studienplätze in der Vergangenheit?
Nur ist diese Frage selbstverständlich auch im Kontext der aktuellen Entwicklungen zu sehen. Alles andere wäre nicht sinnvoll.
Grundsätzlich muss man aber zwei Themenstellungen unterscheiden. Das eine ist die Frage, ob wir generell mehr Ärztinnen und Ärzte brauchen, also ob wir in Deutschland – das ist eine deutschlandweite Frage – mehr Studienplätze brauchen oder nicht. Davon zu unterscheiden ist die Frage, wie wir die ärztliche Versorgung in ländlichen Räumen des Landes sicherstellen, was letztendlich bedeutet, wie wir erreichen, dass genügend junge Ärztinnen und Ärzte bereit sind, sich in den verschiedenen Regionen des Landes niederzulassen und kurativ tätig zu sein.
Das löst man nicht mit der einfachen Betrachtung der Anzahl von Studienplätzen, weil die Studienplätze natürlich – das wissen wir auch alle – in den großen urbanen Räumen, in den großen Städten, in den Metropolregionen angesiedelt sind und sich dann die zentrale Frage stellt, nach langen Jahren des Studiums und der Facharztausbildung, wie wir es erreichen, dass die Ärztinnen und Ärzte dann diese Metropolregionen, diese urbanen Räume verlassen und im ländlichen Raum ärztlich tätig sind.
Sehr geehrter Herr Minister, in dem Masterplan der ärztlichen Ausbildung sind sowohl die Förderprogramme Famulatur als auch PJ-Tertial Allgemeinmedizin ausgewiesen. Diese Förderprogramme werden ausgebaut, heißt es da. Könnten Sie uns das bitte noch ein bisschen erläutern?
Letztendlich bezieht sich dieser Ausbau darauf, dass durch diese Bausteine, die im Medizinstudium integriert sind, die Studierenden im Verlauf ihres Studiums – tatsächlich schon in einem relativ frühen Stadium im Studium, aber dann eben auch im Praktischen Jahr – durch einen fest vorgegebenen Baustein von mehreren Monaten in einer Praxis, in der Regel in einer allgemeinmedizinischen Praxis, im ländlichen Raum tätig sind, um dort durch die eigene Tätigkeit und die Erfahrungen, die sie dabei sammeln, die Vorteile einer solchen beruflichen Karriere zu sehen und die Grundlage dafür zu legen, dass sie sich dann auch für diesen Karriereweg entscheiden.
Ich bin der Meinung, dass man sehr wohl mit einer Erhöhung der Studienplatzanzahl dem Problem des Ärztemangels Herr werden kann; denn die Bundesärztekammer warnt, in drei Jahren könnten bis zu 30.000 Ärzte fehlen.
Wenn wir uns die Frage stellen, wie man die Ärzte von der Metropolregion in das Land bekommt, braucht man auf der einen Seite zunächst einmal eine Aufstockung der Anzahl und zum Zweiten parallel dazu ein Stipendienprogramm, um sie dann ins Land zu holen, oder wie sehen Sie das?
Ich sehe es, wie ich erläutert habe, tatsächlich anders. Zum einen – und ich wiederhole es gern – ist mit einer einfachen Erhöhung der Zahl der Studienplätze das Problem der gesundheitlichen Versorgung in allen Regionen und auch in ländlichen Räumen nicht gelöst.
Schauen Sie sich doch einmal die Landkarte an. Ein Blick auf die Landkarte erleichtert die Orientierung.
Die Universitätsmedizin Mainz ist in der Metropolregion Rhein-Main angesiedelt. Wir haben in der Rheinschiene zwei eng benachbarte Metropolregionen, nämlich RheinMain und Rhein-Neckar, mit drei großen Universitätsmedizinen, nämlich Mainz, Frankfurt und Heidelberg/Mannheim. Dort haben wir eine extrem hohe Dichte.
Selbstverständlich sieht man mit einem Blick auf die Landkarte sehr schnell, dass damit die Frage, wie wir junge Ärztinnen und Ärzte in Westerwald, Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald gewinnen, nicht beantwortet ist.
Ein Medizinstudium ist einschließlich der Facharztqualifizierung ein sehr langes Studium. In dieser Zeit, in diesen langen Zeiträumen werden Beziehungen aufgebaut, wird ein soziales Umfeld geschaffen, und natürlich ist es extrem schwierig, dann nach fünf bis zehn Jahren die Menschen in völlig andere Regionen zu bringen.
Deswegen setzen wir genau da an, weil es den Königsweg natürlich nicht gibt, und versuchen, durch ein Bündel von Maßnahmen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt den Regionen des Landes die Chance zu geben, sich in ihrer Attraktivität zu präsentieren, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, Erfahrungen zu sammeln, einerseits in der medizinischen Welt der Allgemeinmedizin, aber andererseits eben auch in den ländlichen Räumen, und somit auch die Entscheidung für eine Praxis in den Regionen positiv zu fällen.
Herr Minister, stimmen Sie mir zu, dass man, wenn man die Studienplätze erhöht, eine größere Chance hat, das Problem der Ärzteversorgung zu lösen, als wenn man zuwartet?
Das Problem kleiner Wahrscheinlichkeiten ist das folgende: Wenn Sie eine kleine Wahrscheinlichkeit erhöhen, kommt immer noch eine kleine Wahrscheinlichkeit dabei heraus, auch wenn die größer ist. Wenn Sie eine Wahrscheinlichkeit von wenigen Prozent haben, dass sich junge Ärztinnen und Ärzte auf dem Land niederlassen, und Sie erhöhen die Zahl dieser Ärztinnen und Ärzte durch die Erhöhung der Studienplätze, dann erhöht sich zwar in der Tat die Wahrscheinlichkeit, dass die einzelne Landarztpraxis vielleicht besetzt wird, aber die Wahrscheinlichkeit bleibt klein. Deswegen muss man an anderer Stelle ansetzen.
Herr Minister, Sie haben vor Kurzem zusammen mit der Gesundheitsministerin eine Pressemitteilung herausgegeben über mögliche Kooperationen der Universitätsmedizin Mainz mit Kliniken in Trier und Koblenz. Die Frage ist: Was erhoffen wir uns davon, und wie weit sind diese Gespräche fortgeschritten?