Protokoll der Sitzung vom 25.01.2001

Meine Damen und Herren von der CDU, auch bei der Gleichstellungsbeauftragten sind Sie zu kurz ge

sprungen. Die eigentliche Alternative muss doch sein, ob eine Kommune eine Gleichstellungsbeauftragte einstellen will oder nicht - ob nun ehrenamtlich oder hauptamtlich, ist doch eher zweitrangig.

(Wolfgang Kubicki [F.D.P.]: So ist es!)

Viele Punkte will die CDU in der Kommunalverfassung ändern. Einen wesentlichen haben wir aber vermisst. Das ist die Direktwahl der ehrenamtlichen Bürgermeister. Es ist doch paradox, dass in einer kleinen Gemeinde mit wenigen hundert Einwohnern, in der jeder jeden kennt und sich die Wählerinnen und Wähler über die Kandidaten schon ein Bild gemacht haben - also genau wissen, wem sie ihre Stimme geben wollen und wem nicht -, die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister nicht direkt gewählt werden kann,

(Beifall bei der F.D.P. und des Abgeordneten Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

aber der Landrat in den Kreisen, in denen die Kandidaten weitgehend anonym bleiben, direkt gewählt wird.

In der ersten Lesung des Gesetzentwurfs zur Änderung der Kommunalverfassung Anfang 1995 waren Sie doch auch für die Direktwahl ehrenamtlicher Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Warum sind Sie es jetzt nicht mehr? Sie waren schon mal fortschrittlicher!

(Beifall bei F.D.P. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Klaus Schlie [CDU]: Weil das Unsinn ist!)

Sie beklagen häufig die geringe Wahlbeteiligung bei den Wahlen von hauptamtlichen Bürgermeistern und Landräten. Ich verspreche Ihnen, bei der Direktwahl von ehrenamtlichen Bürgermeistern würden Sie eine sehr hohe Wahlbeteiligung erzielen.

(Martin Kayenburg [CDU]: Wenn Sie das Versprechen nicht einlösen!)

- Ich verspreche es.

In seinen wesentlichen Punkten stellt der Gesetzentwurf keine Verbesserung zur jetzigen Lage dar. Das Gegenteil ist der Fall.

(Beifall bei der F.D.P.)

Entscheidungen werden verzögert, Zuständigkeiten verschleiert und die Verwaltung aufgebläht.

(Zuruf von der CDU: Dummes Zeug!)

Mir drängt sich der Eindruck auf, als wollte die CDU mit diesem Entwurf der Landesregierung, die bekannt

(Günther Hildebrand)

lich auch in Vorbereitung einer Gesetzesänderung ist, zuvorkommen. Schneller ist aber nicht immer besser.

(Zuruf von der SPD: Schnellschuss! - Klaus Schlie [CDU]: Sie reden jetzt von Ihrem Standardöffnungsgesetz!)

Außerdem wissen wir doch, was wir von der Landesregierung in Sachen Kommunales zu erwarten haben. Warum müssen Sie denn die Regierung negativ unbedingt überbieten? Das ist Ihnen jetzt aber gelungen.

(Beifall bei der F.D.P. - Heiterkeit bei der CDU - Klaus Schlie [CDU]: Bisher hat im- mer nur einer den Kasper gemacht!)

Mit diesem Gesetzentwurf, Herr Wadephul, haben Sie den Vogel abgeschossen. Damit sind Sie auf jeden Fall der Schützenkönig.

(Beifall des Abgeordneten Dr. Heiner Garg [F.D.P.])

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, was Sie uns hier auf den Tisch gelegt haben, ist unausgegoren und stößt auch an Ihrer Basis auf größten Widerstand.

(Zuruf des Abgeordneten Holger Astrup [SPD])

Herr Puls hat das eben schon zitiert. Anders sind die Äußerungen vieler Ihrer Mitglieder in der Presse der letzten Tage nicht zu deuten. Sie haben sich offensichtlich in der Adresse geirrt.

(Zuruf des Abgeordneten Wolfgang Kubicki [F.D.P.])

Nicht der Schleswig-Holsteinische Landtag, sondern ein CDU-Landesparteitag wäre das richtige Gremium für die Beratung dieses Antrages gewesen.

(Beifall bei F.D.P., SPD und SSW - Wolf- gang Kubicki [F.D.P.]: Dem wollen Sie ja zuvorkommen!)

- Ja. Das hätte zusätzlich den Vorteil, Herr Wadephul, dass Sie als Landesvorsitzender die Gelegenheit hätten, diesen Entwurf persönlich einzubringen.

(Heiterkeit bei der F.D.P. - Klaus Schlie [CDU]: Irgendwie müssen Sie das Bild von Möllemann bei sich im Büro abnehmen!)

- Kommen Sie doch einmal zu mir ins Büro!

Bemerkenswert sind die Äußerungen des Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Herrn Hentschel. Er schiebt einen Knüller nach. So vertritt er im „Flensburger Tageblatt“ vom 23. Januar die Ansicht, dass direkt gewählte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister durch eine Zweidrittelmehrheit der Gemeindevertretung

abberufen werden können. Das Gleiche gilt für Landräte durch den Kreistag. So einen Kokolores habe ich von einer Partei, welche die bessere liberale Partei in Bürgerrechtsfragen sein will, nicht erwartet. Wenn jemand souverän zur Berufung einer Kandidatin oder eines Kandidaten ist, dann muss sie oder er auch souverän zur Abberufung bleiben. Wir werden nicht zulassen, dass die Direktwahl der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Landrätinnen und Landräte in diesem Lande ausgehöhlt wird.

(Beifall bei der F.D.P.)

Herr Hentschel kann sich ja einmal überlegen, ob er sich als ein vom Volk gewählter Abgeordneter durch Zweidrittelmehrheit eines Grünen-Parteitages abwählen lassen will. Noch mehr Beiträge wie zum Beispiel zu Linux und diesen erwähnten und wir bräuchten bei Herrn Hentschel nicht mehr lange darauf zu warten.

(Zuruf des Abgeordneten Martin Kayenburg [CDU])

Aber, Herr Hentschel, seien Sie unbesorgt, auch für Ihre Rechte würden wir uns als gute Demokraten in einem solchen Fall einsetzen.

(Karl-Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke!)

In den nächsten Wochen und Monaten stehen uns interessante Anhörungen und Diskussionen bevor. Schauen wir einmal!

(Beifall bei der F.D.P.)

Das Wort hat Herr Abgeordneter Hentschel.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Über diesen Redebeitrag bin ich ein bisschen entsetzt. Das muss ich wirklich sagen.

(Wolfgang Kubicki [F.D.P.]: Wie wahr! - Beifall bei der CDU)

In einer Situation, in der im ganzen Land die Kommunalpolitiker die Probleme der jetzigen Kommunalverfassung diskutieren und in der in der Tat - da gebe ich Herrn Kayenburg völlig Recht - ein großer Frust über die mangelnden Möglichkeiten existiert, überhaupt noch Kommunalpolitik zu machen, weil im Grunde

(Karl-Martin Hentschel)

genommen alles von den Hauptamtlichen entschieden wird,

(Beifall der Abgeordneten Monika Heinold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] undbei der CDU)

so eine Kasperveranstaltung vorzuführen, wie Sie das eben gemacht haben,

(Beifall bei der CDU sowie der Abgeordneten Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Lars Harms [SSW] - Klaus Schlie [CDU]: Sehr gut! Sehr richtig!)

finde ich geradezu beschämend. Das kann auch nur jemand machen, der in Kommunalparlamenten praktisch kaum noch vorkommt.