Protokoll der Sitzung vom 18.12.2002

Die CDU hat es nicht einmal geschafft, bis zur letzten Finanzausschusssitzung ihre Anträge vorzulegen, sodass sie überhaupt nicht behandelt werden konnten. Die FDP hat zwar eine Woche vorher Anträge vorgelegt, war dann aber bei der Behandlung ihrer eigenen Anträge nicht einmal mehr im Finanzausschuss, sodass diese Anträge keine einzige Stimme bekommen haben.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Das stimmt ja überhaupt nicht!)

Man muss sich einmal vorstellen, mit welcher Ernsthaftigkeit Sie das hier betreiben!

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, der jetzige Haushalt --

(Abgeordneter Wolfgang Kubicki [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

(Karl-Martin Hentschel)

- Nein, keine Zwischenrede, Herr Kubicki.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Sie sind ein Lüg- ner, Herr Hentschel! Sie sind ein Lügner! - Zurufe: Oh!)

Entschuldigung. Für den Ausspruch „Sie sind ein Lügner!“ erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf, Herr Abgeordneter Kubicki.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Frau Präsidentin, für diesen Ausruf „Lügner“ gibt es einen Ordnungsruf?)

- Wenn Sie dagegen angehen wollen, haben Sie dazu vor dem Ältestenrat die Möglichkeit. Ansonsten bekommen Sie einen zweiten Ordnungsruf.

Herr Abgeordneter Hentschel, Sie haben das Wort.

Es ist schön, dass Sie wieder da sind, Herr Kubicki, wir freuen uns alle sehr.

Das ist der siebente Haushalt, an dessen Aufstellung ich beteiligt bin. Es war der schwerste, das gebe ich gern zu. Die Eckdaten haben sich seit dem Frühjahr ununterbrochen geändert. Jeden Monat haben Einnahmeprognosen die Planung über den Haufen geworfen. Um die Opposition zu erinnern, diese Prognosen stammten weder vom Finanzminister noch stammten sie von der Bundesregierung, sondern sie stammten von den renommiertesten deutschen und internationalen Forschungsinstituten. Ich sage das nur zur Klärung, falls der Opposition wieder einfällt, einen Rücktritt zu fordern.

(Zuruf von der CDU: Nein! - Martin Kayen- burg [CDU]: Den brauchen wir jetzt nicht!)

Der jetzt vorliegende Antrag liegt mit seinen Steuereinnahmen von 5,5 Milliarden € nach dem Länderfinanzausgleich auf der Höhe von 1999 und 200 Millionen € unter dem Haushalt des Jahres 2000.

(Lothar Hay [SPD]: Sehr richtig!)

Das heißt, real haben wir in den letzten fünf Jahren einen Rückgang der Einnahmen von 10 % zu verzeichnen. Wenn es trotzdem gelungen ist, 2003 einen verfassungsgemäßen Haushalt vorzulegen, dann ist allein das eine Leistung.

(Martin Kayenburg [CDU]. Das glauben auch nur Sie!)

Das Lob gehört in erster Linie dem Finanzminister,

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD - Lachen bei der CDU)

an zweiter Stelle allen den Fachministern, die immer wieder selber neue Einsparungsvorschläge erbringen mussten. An dritter Stelle und in besonderer Weise gehört das Lob der Ministerpräsidentin,

(Martin Kayenburg [CDU]: Die ist gar nicht da; die kann es nicht hören!)

welche die berechtigten Bedarfsanmeldungen der einzelnen Ressorts austarieren musste, ohne dass der vorgegebene Kurs verlassen wurde.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

Als Viertes danke ich den beiden Regierungsfraktionen, die sich eisern an die verabredete Linie gehalten haben. Sie lautete: Es wird nur umgeschichtet, aber nicht draufgesattelt. Am Schluss wurde sogar noch ein sechsstelliger Betrag an Einsparungen erbracht.

(Beifall der Abgeordneten Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Das hat in beiden Fraktionen, meine Damen und Herren von der Opposition, durchaus zu sehr erregten Debatten geführt.

(Martin Kayenburg [CDU]: So lange Sie be- teiligt sind, ist das kein Wunder!)

Fachabgeordnete haben plastisch geschildert, was die Einsparungen vor Ort bewirken. Es war uns nur in wenigen Fällen möglich, das zu korrigieren. Trotzdem haben sich die Fraktionen an diese Linie gehalten, um einen verfassungsgemäßen Haushalt zustande zu bringen.

Zum Schluss bedanke ich mich bei all den Gewerkschaften, Verbänden, Einrichtungen und sonstigen betroffenen Bürgern, die uns in unzähligen Gesprächen ihre Forderungen vorgetragen haben.

(Martin Kayenburg [CDU]: Verstanden ha- ben Sie offenbar nicht!)

Ich war immer wieder von der Ernsthaftigkeit der Gespräche beeindruckt.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Viele sagten uns, dass sie wissen, dass wir sparen müssen. Oft haben sie uns sogar fachlich beraten, wie wir das wenige Geld möglichst noch am sinnvollsten einsetzen können. Auch dafür vielen Dank.

Meine Damen und Herren, es gibt am Ernst der Situa

(Karl-Martin Hentschel)

tion nichts zu beschönigen, das Grinsen von Kayenburg ist überflüssig.

(Lachen bei CDU und FDP - Zurufe von der FDP)

Dieser Haushalt ist bis zur Verfassungsgrenze ausgereizt und enthält noch eine ganze Reihe von Unwägbarkeiten.

(Hans-Jörn Arp [CDU]: Narrenfreiheit!)

- Sie brauchen sich nicht aufzuregen. Wenn ich sage, es gibt am Ernst der Situation nichts zu beschönigen und dann der Oppositionsführer dasitzt und lacht, dann kann ich ja wohl eine Bemerkung darauf machen. Das halte ich für selbstverständlich.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Zurufe von der FDP)

Bei meiner letzten Haushaltsrede habe ich die Oppositionsfraktionen zuletzt behandelt. Diesmal kommen sie nach vorne. Da ich letztes Mal die CDU vorgezogen habe, beginne ich diesmal mit der FDP.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Kubicki hat sehr heftig kritisiert. Ich habe gerufen: „Wo sind seine Einsparvorschläge?“ Schauen wir uns einmal an, was die FDP vorgeschlagen hat. Die FDP möchte der Polizei 9 Millionen € mehr geben, den Werften knapp 5 Millionen €, den Schulen 8 Millionen €, den Hochschulen 6 Millionen € und dem kommunalen Investitionsfonds sogar 16 Millionen €.

(Zuruf von der FDP: Das ist auch vernünf- tig!)

Ich halte alle diese Forderungen für wünschenswert - insbesondere sechs Tage vor Weihnachten. Aber im Unterschied zu Ihnen habe ich irgendwann begreifen müssen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, und dass die Geschenke von den Eltern hart verdient werden müssen.

Schauen wir uns deshalb die Gegenfinanzierung an: Sie streichen 15 Millionen beim Wohngeld, obwohl dies eine gesetzliche Verpflichtung ist, auf die das Land keinen Einfluss hat. Es handelt sich also um eine klassische Luftbuchung, weil das am Ende des Jahres sowieso bezahlt werden muss.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Völliger Un- sinn!)