Protokoll der Sitzung vom 04.04.2003

Sie haben so schön gesagt, Sie wollten Kommunalisierung. Als aber der Umweltminister den Kommunen die Verwaltung der Altlastensanierung angeboten hat - wo waren da Ihre Leute in den Kommunen? Sie waren sofort unter dem Teppich verschwunden

(Zuruf des Abgeordneten Martin Kayenburg [CDU] - Dr. Heiner Garg [FDP]: Ganz lo- cker bleiben!)

und haben gesagt: Das wollen wir gar nicht, das ist falsch verstanden worden.

(Beifall der Abgeordneten Monika Heinold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Als die Katasterämter an die Kreise übergeben werden sollten - das Land hatte ihnen das angeboten -, haben alle gesagt: Nein, nein, das wollen wir ja gar nicht, das ist falsch verstanden.

Fazit: Alle angeführten Strukturmaßnahmen im Land wurden gegen den Widerstand der Opposition durchgesetzt. Jetzt versucht sich ein Herr Schlie aus

(Karl-Martin Hentschel)

dem Bremserhäuschen nach vorn in die Lok zu schleichen und Zugführer zu spielen.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

Herr Schlie, ich wette mit Ihnen

(Klaus Schlie [CDU]: Ich aber nicht mit Ih- nen! - Heiterkeit)

- das habe ich mir schon gedacht; Sie trauen sich nämlich nicht -,

(Heiterkeit und Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

dass Sie bei der nächsten Kreuzung, beim nächsten Bahnübergang wieder im Bremserhäuschen verschwunden sind.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD - Günther Hildebrand [FDP]: Da hätte mehr kommen können!)

Das Wort zu einem Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung erteile ich jetzt der Frau Abgeordneten Ursula Kähler.

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Haben wir heute ei- gentlich Fasching oder was?)

Solange Sie reden, ist Fasching, Herr Kollege Garg.

(Rainer Wiegard [CDU]: Dr. Garg!)

Jetzt ganz ernsthaft: Ich kann nahtlos an das anknüpfen, was der Fraktionsvorsitzende der Grünen hier gesagt hat. Ich sage in die gleiche Richtung gleichzeitig: Das gilt natürlich für jedes Ministerium, auch für das Umweltministerium. Dann muss auch auf den Prüfstand: Was wird mit den Staatlichen Umweltämtern? Das muss man zumindest fragen dürfen.

(Beifall bei CDU und FDP)

Jetzt zu Ihnen, zu Ihrer Fraktion, Herr Schlie, bevor die Lorbeeren zu groß werden. Der Teufel steckt im Detail.

(Klaus Schlie [CDU]: Sie ist das!)

1993 hat die Enquetekommission zur Entbürokratisierung und Modernisierung des öffentlichen Sektors mit der Arbeit angefangen. Am 31. Januar 1995 ist der Enquetebericht dem Landtag überreicht und sind die Empfehlungen an die Landesregierung weitergegeben worden.

Die Landesregierung hat sich sehr frühzeitig bemüht, die Punkte, die die Kommission vorgeschlagen hat, umzusetzen. Da der Teufel aber - wie ich schon des Öfteren gesagt habe - immer im Detail liegt, ist immer dann, wenn es an die praktische Umsetzung gegangen ist - da hat der Herr Kollege Hentschel durchaus Recht -, der Protest insbesondere aus Ihren Reihen gekommen. Sie waren die Ersten, die nicht nur im Plenum, sondern auch jeweils in der Region lautstark protestiert haben und gegen bestimmte Umsetzungsphasen gewesen sind.

(Martin Kayenburg [CDU]: Das sind nebulö- se Vorwürfe! Können Sie das konkretisie- ren?)

Wir sollten die Modernisierung des öffentlichen Sektors und die Entbürokratisierung ernst meinen und nicht nur nach dem Motto: „Meine Fraktion ist zwar für die freie Liebe, aber in dem Moment, in dem sie in meiner Familie umgesetzt werden soll, ist sie dagegen“argumentieren.

(Heiterkeit - Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Joachim Behm [FDP]: Gutes Beispiel!)

Ich kann das natürlich auch anders ausdrücken. Wenn man das etwas weniger drastisch ausdrückt, benutzt man das Sankt-Floriansprinzip.

(Zuruf des Abgeordneten Martin Kayenburg [CDU])

Sie haben sich vorhin bei dem Redebeitrag meines Kollegen Puls vor Begeisterung auf die Schenkel geklopft.

(Klaus Schlie [CDU]: Nicht ein Mal habe ich mir auf die Schenkel geklopft! Nicht ein Mal!)

Aber auch da müssen Sie doch zur Kenntnis nehmen, dass das, was Herr Puls gesagt hat, wiederum insbesondere von der Opposition

(Klaus Schlie [CDU]: Na?)

nicht umgesetzt werden sollte, beziehungsweise dass Sie immer wieder versucht haben, gegen unpopuläre Maßnahmen - -

(Zuruf von der CDU)

- Ich werde Ihnen das gleich noch einmal sagen.

(Klaus Schlie [CDU]: Dann mal los!)

Bei den Amtsgerichten auch. 1995 ist zum ersten

(Ursula Kähler)

Mal versucht worden, eine Reduzierung der Zahl der Standorte von Amtsgerichten zu erreichen.

(Klaus Schlie [CDU]: Einzelschließungen sind kein Strukturkonzept, Frau Kollegin!)

- Moment! Nein, nein, es gab auch ein Strukturkonzept.

(Glocke des Präsidenten)

Sie müssen nur nachlesen.

Moment mal Frau Kollegin, eine Sekunde bitte. Für den Dialog, der sich hier anbahnt, haben wir leider keine Zeit mehr.

Bitte bilden Sie Ihren Schlusssatz.

Auf jeden Fall bitte ich darum, wenn wir das ernsthaft meinen, die Lippen nicht nur dann zu spitzen, wenn es Ihnen passt,

(Zuruf des Abgeordneten Martin Kayenburg [CDU])

sondern auch, wenn es Ihnen nicht unbedingt passt.