an den Berufsschulen, wie Herr Klug bereits ausgeführt hat, haben. Hier entsteht natürlich die Situation, dass, wenn man die Strukturen so lässt, wie sie sind, immer kleinere Klassen entstehen. Dies ist dann sehr teuer und nicht sinnvoll. Von daher ist es logisch, dass sich das Ministerium überlegt, wie man mit den Ressourcen wirtschaftlich umgehen und Ausbildungsgänge zusammenführen kann.
Hierbei ist eine ganze Reihe von Punkten zu beachten, zum Beispiel - das hat Herr Klug bereits angesprochen - die Entwicklung der beruflichen Schulen hin zu autonomen Berufsbildungszentren. Dies finde ich einen wunderbaren Weg, den wir alle gemeinsam beschritten haben, der natürlich auch besagt, dass die Berufsschulen mehr Regelungskompetenzen erhalten sollen. Das Problem ist natürlich, wenn Sie nur fünf Schüler für einen Berufsschulzweig haben, dann stellt sich die Frage, was Sie mit denen anfangen wollen.
Der zweite Punkt ist die Frage der ständigen Differenzierung unserer Ausbildungsgänge. Wir müssen grundsätzlich darüber nachdenken, ob wir nicht in wesentlich weniger Berufen ausbilden und die Berufe mehr zu Berufsfelder zusammenfassen sollten.
Ich halte das auch deshalb unbedingt für erforderlich, weil Untersuchungen zeigen, dass drei Jahre nach Abschluss der Lehre nicht einmal mehr 50 % der ausgebildeten Gesellen in ihrem Beruf arbeiten. Das macht deutlich, wie weit die Berufsausbildung mit dem, was nachher im Beruf stattfindet, auseinander klafft und dass unsere Berufsbilder viel zu eng sind, um sich auf das tatsächlich viel flexiblere und viel variantenreichere Berufsleben vorzubereiten. Das ist der zweite Grund. Wenn wir weniger Berufe und mehr Berufsfelder hätten, hätten wir auch weniger Probleme mit der Größe der Klassen.
Die Differenzierung nimmt noch weiter zu, wenn wir Berufe anschauen, wo es unterschiedliche Längen einer Ausbildung gibt. Beispiele dafür sind der Versicherungsbereich und der kaufmännische Bereich. Da gibt es zweijährige Ausbildungsgänge für Abiturienten und da gibt es zweieinhalbjährige und dreijährige Ausbildungsgänge. Wenn die Schule entsprechende Klassen bildet, können Sie sich vorstellen, dass sie dann bereits für ein Berufsfeld drei verschiedene Klassen einrichten muss. Das ist eine Verrücktheit, gegen die man meines Erachtens nur ankommt, wenn man zu neuen Konzepten kommt. Und das neue Konzept heißt: Modularisierung von Lerneinheiten. Das bedeutet aber wiederum, dass die Berufs
schule das testifizieren kann. Das kann sie zurzeit nicht, denn als Testat entscheidend für den Abschluss der Berufsausbildung ist nicht die Berufsschule, sondern sind ganz allein die Innungen beziehungsweise die Berufsverbände. Das ist auch ein Problem, über das geredet werden muss. Die Berufsschullehrer klagen seit langem, dass das, was sie den Schülern beibringen, für die Schüler nachher völlig irrelevant für ihren Abschluss ist und es deshalb bei den Schülern oft auch an Motivation fehlt. Das ist auch ein Problem, mit dem wir es auf dem Felde der Berufsbildung zu tun haben.
Es bleibt weiter die Frage: Hat Zentralisierung Sinn oder nicht? - In vielen Bereichen ist die Zentralisierung sowieso schon gegeben, denn die Innungen mit ihren überbetrieblichen Ausbildungszentren haben häufig schon von sich aus ihre Lehrgänge zentral angelegt. Man braucht nur einmal nach Lübeck oder nach Itzehoe zu gehen. Da kommt halb SchleswigHolstein zusammen. Die Auszubildenden fahren dorthin und machen dort ihren Blockunterricht. Wenn das die überbetrieblichen Ausbildungszentren machen, frage ich mich, warum das nicht auch die Berufsschulen machen sollten. Noch schlauer wäre es - wie es in einigen Berufen auch schon passiert -, wenn sie es gemeinsam machen würden. Das heißt, die überbetrieblichen Ausbildungszentren und die Berufsschulen könnten abgestimmte Lehrpläne haben, die zusammen durchgeführt werden, wie es an einigen Berufsschulen schon gemacht wird und wie es auch Sinn der überregionalen Bildungszentren ist.
Dadurch werden dann auch die Stundenpläne aufeinander abgestellt. Und auch die Betriebe haben dann nicht das Problem, dass die Auszubildenden ein oder zwei Tage in der Woche fehlen, sondern die Auszubildenden fahren zwei Wochen zum Blockunterricht und nehmen dort sowohl am überbetrieblichen Unterricht als auch an dem Unterricht der Berufsschule teil und kommen dann wieder in den Betrieb und stehen dem Betrieb für den nächsten Arbeitsauftrag wieder voll zur Verfügung. Das ist viel sinnvoller.
Noch einmal zu den beiden Anträgen: Ich finde, das Ministerium hat einen notwendigen und richtigen Weg beschritten. Deshalb bin ich dagegen, dass das Verfahren jetzt gestoppt wird. Und die vielen Fragen des CDU-Antrages zielen ganz eindeutig darauf ab, diesen Prozess zu stoppen und zu sagen: Jetzt, wo es konkret wird, fangen wir wieder alle noch einmal von
Das kann nicht funktionieren. Deshalb bin ich dagegen, den CDU-Antrag an den Ausschuss weiter zu schicken. Ich bin vielmehr dafür, den CDU-Antrag jetzt abzulehnen und klarzumachen, dass wir dem Ministerium die Freiheit geben, jetzt mit den Anhörungen zu beginnen und mit dem Prozess loszulegen. Trotzdem hat Herr Dr. Klug Recht, dass es sinnvoll ist, diesen Prozess im Ausschuss zu begleiten und im Ausschuss intensiv über diese Fragen zu reden und dass auch die Probleme, die die Abgeordneten vor Ort erleben, angesprochen und in den Prozess eingebracht werden. Insofern schlage ich vor, dass wir unseren Antrag jetzt nicht verabschieden, sondern in den Ausschuss überweisen, sodass im Ausschuss dann über die Behandlung des Antrages genau die Diskussion, die Herr Dr. Klug gefordert hat, durchgeführt werden kann.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Landesregierung stellt in ihrem Bericht das Gesamtkonzept zur vermehrten Einrichtung von Bezirksfachklassen und Landesberufsschulen vor. Dieses Konzept hat sie in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern des Landkreistages, des Städteverbandes und einzelner Schulträger erarbeitet. Ziel des Gesamtkonzeptes ist die Gewährleistung der Qualität des Unterrichts, der effiziente Lehrereinsatz, zumutbare Schulwege für die Auszubildenden, vertretbare Sachkosten, die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe und ein fairer Wettbewerb der Schulstandorte. Grundsätzlich unterstützt auch der SSW dieses Ziel.
Dem Bericht ist zu entnehmen, dass eine Analyse der Schulstatistik des Schuljahres 2001/2002 deutlich gemacht hat, dass es an 33 von 39 Berufsschulstandorten in Schleswig-Holstein zu geringe Schülerzahlen gegeben hat. Hier wurden die Zielgrößen von 15 Auszubildenden pro Klasse und 45 Auszubildenden pro Ausbildungsberuf für einen Berufsschulstandort unterschritten.
Deshalb müssen nun Wege gefunden werden, um künftig allzu kleine Klassen an allzu vielen Standorten zu vermeiden. Daher strebt die Landesregierung die Streichung zu kleiner Berufsschulklassen an. Die Auszubildenden sollen dann in Berufsfachschulen oder Landesberufsschulen zusammengeführt werden. Dass diese Nachricht zur Verunsicherung an vielen beruflichen Schulen im Land geführt hat, dürfte niemanden verwundern. Daher ist es wichtig, dass die Landesregierung bei der künftigen Gestaltung der Berufsschullandschaft das Gespräch mit allen Beteiligten sucht und sie mit ins Boot holt. Der Bericht hat deutlich gemacht, dass diese Bestrebungen bereits von der Landesregierung geleistet werden. Das ist auch gut so. Nur wenn sie die notwendige Einigkeit mit den Beteiligten erzielt, lassen sich die Pläne zur vermehrten Einrichtung von Bezirksfachklassen und Landesberufsschulen verwirklichen.
Besonders hervorheben möchte ich, dass es bei der künftigen Auswahl von Bezirksfachschulen und Landesberufsschulen insbesondere darauf ankommen muss, dass es zu einem zwischen den ländlichen und städtischen Standorten ausgewogenem Verhältnis kommt. Der bisherige Trend zu den Oberzentren darf sich nicht fortsetzen. Die ländlichen Standorte dürfen nicht als Verlierer aus der Neugestaltung hervorgehen. Deshalb müssen bei der Auswahl der Standorte transparente Qualitätskriterien zugrunde gelegt werden. In diesem Zusammenhang ist der Dialog mit der Wirtschaft, nicht zuletzt mit den Ausbildungsbetrieben, ganz besonders wichtig. Die Landesregierung muss deutlich machen, dass die Qualität des Unterrichts gewährleistet bleibt, auch wenn dies auf Kosten einer ortsnahen Beschulung geht. Das gilt auch für die Auszubildenden, auf die ein längerer Schulweg zukommt. Hier müssen anfallende Transport- und Unterbringungskosten berücksichtigt werden.
Das Konzept, kleinere dezentrale Berufsschulklassen zu Bezirksfachschulen oder zu Landesberufsschulen zusammenzuführen, ist aus ökonomischer Sicht durchaus attraktiv. Doch scheint die Finanzierungsfrage noch ungeklärt und solange sind alle Lösungsversuche zum Scheitern verurteilt. Das geht deutlich aus dem Bericht hervor. Damit kein falsches Bild entsteht: Der SSW steht dem Gesamtkonzept ganz offen gegenüber. Aber mir scheint, dass es bis zur Umsetzung des Konzeptes noch einiger Bemühungen der Landesregierung bedarf. Es gibt noch offene Fragen, die mit den Beteiligten geklärt werden müssen. In der Debatte heute wurden diese Fragen auch noch einmal umrissen.
Daher bin ich der Auffassung, dass es gut wäre, beide Anträge im Bildungsausschuss zu beraten. Ich wiederhole: Es sollte so sein und es wäre für das weitere parlamentarische Verfahren redlich, wenn beide Anträge in den Bildungsausschuss überwiesen würden.
Von daher sind wir heute nicht bereit, nur den einen Antrag zu überweisen. Wir würden uns dann gegebenenfalls der Stimme enthalten.
Zu einem Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung erteile ich Herrn Abgeordneten Dr. Höppner das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe mich noch einmal gemeldet, weil ein paar Unmutsäußerungen vonseiten der Opposition kamen.
Ich möchte noch etwas zum Konzept der Bezirksfachklassen sagen. Frau Kollegin Schwarz, wir haben bereits heute 132 Bezirksfachklassen und Landesberufsschulen bei 155 Berufsfelder, die in SchleswigHolstein unterrichtet werden. Das ist die Mehrzahl.
Ich darf Sie erstens daran erinnern, dass die Gründung der bisherigen Fachklassen - und das wird auch in Zukunft so sein - nach den Regeln des Schulgesetzes erfolgt ist. Das heißt, das ist eine einvernehmliche Entscheidung der Schulträger, der Kreise und kreisfreien Städte, die sogar im Zusammenwirken mit den Dualpartnern erfolgt. Ich sehe hier überhaupt
Zweitens. Fachräume sind für die Schulträger, die Landkreise und die kreisfreien Städte ausgesprochen teure Investitionen. Wir wünschen uns natürlich, dass unsere Auszubildenden dem aktuellen Stand der Technik entsprechend ausgebildet werden. Nur so kann die Ausbildung wirklich qualitätsvoll sein.
Sie müssen sich einmal in den Kreistagen oder den kreisfreien Städten umhören. Vieles ist für die Kreise nicht mehr leistbar. Wir müssen uns auf diejenigen Standorte konzentrieren, an denen es eine Fachraumausstattung gibt, die dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Nur so kann Ausbildung qualitätsvoll sein.
Drittens. Lieber Kollege Dr. Klug, eine Bemerkung zur Mindestklassengröße: Sie haben den Vorschlag zum jahrgangsübergreifenden Unterricht gemacht. Ich sage Ihnen: Aus Sicht des Handwerks und des Handels, also aus Sicht der Ausbildungsbetriebe, ist jahrgangsübergreifender Unterricht immer viel schlechter als jahrgangsbezogener Unterricht. Deshalb sagt uns auch das Handwerk, dass eine vernünftig geordnete Bezirksfachklasse, in ordentlichen Fachräumen und mit Jahrgangsunterricht ausgestattet, sehr viel besser ist als das, was wir aus Klassen kennen, in denen Schülerinnen und Schüler des ersten Lehrjahres zusammen mit dem Gesellenjahrgang in einer Klasse sind. Der Unterricht muss dann entsprechend gestaltet werden. Ich glaube, Sie sollten Ihre Bedenken gegenüber den Bezirksfachklassen deutlich zurückstellen.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Schwarz, ich habe Ihnen aufmerksam zugehört, aber ich habe nicht wirklich verstehen können, welche Ihre Kritikpunkte in der Sache sind, oder wessen Interessen Sie hier artikulieren. Vielleicht können Sie das noch einmal zusammenfassen?