Gleichermaßen sagen wir: Natürlich brauchen älter werdende Menschen auch Betreuungs- und Unterstützungsleistungen, aber nur dann, wenn diese Situation auch tatsächlich eintritt, und nicht schon im Vorfeld.
Wir haben Erfahrungen mit dem betreuten Wohnen. Seit 20 Jahren gibt es solche Wohnungen in Schleswig-Holstein. Viele ältere Menschen ziehen dort ein und sagen: Ich wohne hier schon einmal; das ist alles behindertengerecht ausgestattet, aber von Betreuung möchte ich eigentlich überhaupt noch nichts wissen. Die unterscheiden sehr wohl und dies sollten wir auch tun.
Wir haben einen Antrag gestellt, der auf die ambulante Betreuung ausgerichtet ist, und zwar deshalb, weil nicht nur ältere Menschen ambulant betreut werden, sondern es werden auch zunehmend jüngere Menschen betreut. Wir haben gerade das Thema Behinderte, Eingliederungshilfen diskutiert. Es wird eine große Gruppe von Menschen demnächst in den Kommunen leben, die ambulant versorgt werden muss. Die wird von ambulanten Diensten versorgt, die sowohl Ältere als auch Jüngere betreuen. Auch die jüngeren Behinderten werden haushaltsnahe Dienstleistungen, wie sie ältere Menschen in Anspruch nehmen, in Anspruch nehmen müssen. Das heißt, wir trennen an dieser Stelle einfach fachlich und sagen, wir müssen uns beide Bereiche, die riesengroß sind, die neu organisiert werden, genau ansehen. Dann kann man sehen, wie
wir das zukünftig weiter bewerten, sowohl im Bereich der Wohnungen als auch im Bereich der ambulanten Dienste, der haushaltsnahen Dienstleistungen, der Wohnraumanpassung, Kurzzeitpflege und was es dort alles gibt.
Wenn Sie unseren Antrag genau lesen, dann sehen Sie, dass wir auf diese Trennung abzielen, die aus unserer Sicht fachlich dringend notwendig ist. Wir sollten das nicht in einen Topf werfen, sondern uns ruhig die Mühe machen, das im Detail anzusehen und dann zu überprüfen, ob es nicht an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsmöglichkeiten gibt.
Wie gesagt: Altengerechtes Wohnen bedeutet nicht automatisch Betreuung und Pflege. Wenn wir es so formulieren wie mein Kollege Harms, ist es in der Tat stigmatisierend. Es gibt sehr viele fitte ältere Menschen und es wird zukünftig viele mehr geben. Ich sehe sie hier alle vor mir.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Damit Sie den Unterschied der beiden Anträge der großen Koalition verstehen, lese ich Ihnen jetzt aus beiden Anträgen jeweils einen Satz vor.
Erstens. Zur 12. Tagung soll berichtet werden, wie möglichst langes selbstbestimmtes Wohnen für ältere Menschen und eine Verbindung von Wohnen und Pflege realisierbar sind.
Zweitens. Zur 15. Tagung soll berichtet werden, welche Zielvorstellungen oder Konzepte für den Fall einer Pflegebedürftigkeit beziehungsweise bei Betreuungsbedarf existieren, um selbstständig in der eigenen Wohnung leben zu können.
Jetzt erklären Sie mir bitte, warum Sie diese Fragestellung, die die gleiche ist - es geht immer darum, in der eigenen Wohnung zu wohnen und Pflege hinzubuchen zu können -
Aber ich sage Ihnen: Wenn wir Verwaltungsvereinfachung wollen, dann sollten wir als Parlament nicht zwei gleiche Berichte von der Landesregierung zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten fordern, sondern dann sollten wir es schaffen, die Fragestellungen, die zusammengehören, in einem Bericht zu bündeln. Niemand außer Ihnen wird verstehen, warum Sie diese beiden Bereiche künstlich trennen, zumindest nicht, wenn man die Berichtsanträge liest.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Auf Antworten der Landesregierung zu warten, ist etwas Schönes. Der Kollege Geerdts hat seine besondere Vorfreude formuliert. Dafür bedanke ich mich sehr. Ich habe mich gefragt, woran das liegen könnte.
Es könnte eventuell daran liegen, dass ich einst im Sozialministerium begonnen habe und sich der Kreis irgendwie schließt, wenn man sich von beiden Seiten damit beschäftigt. Es könnte auch daran gelegen haben, dass, wenn ich das richtig sehe, alle meine Vorredner zum Thema Wohnen im Alter die 50 noch nicht erreicht haben. - Ich habe bemerkt, dass Alterspräsident Neugebauer sehr interessiert zugehört hat, ob wir das auch richtig machen.
Alter ist natürlich auch relativ. Das stelle ich fest, wenn ich bei den Fußballern des TSV Bordesholm mitspiele. Die Gruppe, in der ich dort mitspiele, heißt „Alte Herren“. Das kommt mir immer noch ein bisschen eigenartig vor, aber es ist so: Jenseits der 40 gilt das.
schen Wandel vor großen Herausforderungen steht. Wir haben nach einer Steigerung der Einwohnerzahl bis 2011 aufgrund von Wanderungsgewinnen auf ungefähr 2,8 Millionen zu gewärtigen, dass wir um das Jahr 2050 herum wieder auf 2,4 Millionen schrumpfen werden. Dabei fallen die Veränderungen in den ländlichen Räumen moderater aus als in den kreisfreien Städten, den Umlandgebieten und dem Hamburger Rand.
Der Anteil der Seniorinnen und Senioren wird in Schleswig-Holstein im Jahre 2030 trotz der abnehmenden Bevölkerung im Vergleich zum Jahr 2002 um 40 % höher liegen. Wir werden also bis zum Jahr 2020 bei den Haushalten der über 60-Jährigen einen Zuwachs von über 30 % zu verzeichnen haben. Gleichzeitig haben wir eine Entwicklung, die regional sehr unterschiedlich verläuft. Von dem erwarteten Zuwachs von rund 96.000 Haushalten der über 60-Jährigen werden die Umlandkreise von Kiel und Hamburg am meisten profitieren.
Was will ich Ihnen mit diesen Zahlen sagen? Ich will Ihnen damit sagen: Schleswig-Holstein ist auf dem Weg zu einer Gesellschaft des langen Lebens. - Übrigens darf ich auch sagen: Das ist in erster Linie eine Freude und kein Problem.
Denn nur wer lange lebt, wird alt. Lange leben möchten die meisten, alt sein will fast niemand. Aber das eine geht ohne das andere nicht. Deswegen müssen wir uns so darauf einrichten, dass wir uns um den Großteil der Menschen, die in einer Weise alt werden, zu der vorhergehende Generationen nicht die Chance hatten, nämlich gesund und aktiv, und die sich auch anders beteiligen wollen, genauso kümmern und sorgen wie um diejenigen, die eine relativ kleine Minderheit sind und für die das leider nicht zutrifft. Für beides ist Sorge zu tragen, und beides hat spezifische unterschiedliche Anforderungen.
Es gibt übrigens eine Klammer, nämlich zu sagen, dass jemand möglichst in seinem häuslichen Umfeld bleiben will. Ich komme nachher noch auf die Herausforderungen zu sprechen, die das für die Städtebaupolitik und für die städtischen Quartiere hat. An dieser Stelle ist man insbesondere gefordert. Die fachlichen Konzepte sind andere. Da ist eher die Kollegin Sozialministerin zuständig. Aber bei der Frage, was wir in den städtischen Quartieren tun, fühlt sich der Wohnungsbauminister angesprochen. Dazu will ich gern noch ein paar Sätze sagen.
Weil die Städte oft ein wenig klagen, will ich auch deutlich sagen: Ich glaube, dass wir zu einer Wiederbelebung und zu einer Renaissance der Städte kommen werden, weil nämlich die Städte eine ungeheure Chance haben, als Wohnorte attraktiver zu werden, wenn sie diese Chance denn ergreifen, wenn sich Wohnungsmärkte und Stadtentwicklung neu orientieren und wenn die Politik von ihren Steuerungsmöglichkeiten der Stadt- und Quartierentwicklung, der Städtebau- und Wohnraumförderung und des Stadtumbaus auch Gebrauch macht.
Lassen Sie mich an der Stelle sagen: Derzeit wird eine Debatte um den Staat geführt, bei der vieles schlecht gemacht wird, was er tut. Hier hat der Staat seine Verantwortung, meine sehr verehrten Damen und Herren, denn das regelt der Markt eben nicht allein, schon gar nicht für bezahlbaren Wohnraum. Diese Verantwortung sollte er auch ergreifen. Das ist Teil unserer sozialen Marktwirtschaft, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Insofern gilt: Angesichts der Änderungen, über die wir hier reden - Rahmenbedingungen, Reduzierung der Pendlerpauschalen, Streichung der Eigenheimzulage, Anstieg von Energiekosten, Ausdünnung von Infrastruktur und Dienstleistungen in der Fläche -, wachsen die Chancen aktiver Städte, die sich darum kümmern. Urbane Kompetenz ist das, was, wie ich glaube, gefragt ist.
Man merkt übrigens auch, dass mancher Stadtflüchtling gern im städtischen Bereich geblieben wäre, wenn es dort in einem Wohnumfeld, das entsprechend attraktiv ist, preiswerten Wohnraum gäbe.
Allerdings glaube ich, ob wir es schaffen, dass zukünftig verstärkt ältere Menschen in die Städte zurückwandern, hängt von Faktoren ab, die nicht allein von der Politik beeinflussbar sind. Verdichtete Wohnformen, selbst im Innenstadtbereich, sind für Ältere, aber auch für junge Familien attraktiv, wenn es differenzierte und individuell gestaltete Bauformen gibt, wenn es hinreichend Grün in den Städten gibt -
- Mit „Grün“ meine ich das, was da wächst, Herr Abgeordneter Buder. Ich meine das in diesem Fall gänzlich unpolitisch. - Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch möglichst wenig Verkehrslärm.
des demographischen Wandels nutzen wollen. Die Palette von Angeboten für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger ist vielfältig. Sie geht von bezahlbaren altengerechten Wohnungen mit oder ohne Betreuungsangebote bis hin zur Bereitstellung und Entwicklung neuer Wohnformen, auch des generationenübergreifenden Wohnens. Hierzu gibt es in der Tat ein paar Vorbilder. Herr Harms hat eines genannt. Aber es gibt auch andere Dinge, die dazu gehören, zum Beispiel ein guter, ordentlicher öffentlicher Personennahverkehr,