Nun zu den Einwendungen des Herrn Abgeordneten Klug. Real gibt es 40 Förderstellen für die Lehrer pro Jahr, 200 aufwachsend. Natürlich kommen sie auch aus dem Bereich der Real- und der Hauptschule, einfach deshalb, weil aufgrund der demografischen Entwicklung die Stellen dort ohnehin wegfallen würden. Ich verstehe Ihre Kritik in diesem Zusammenhang überhaupt nicht.
Zum anderen haben Sie bemängelt, die IGS wiesen keine vernünftigen Ergebnisse auf. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass sie in Mathematik - Kompetenzstufe fünf und sechs - vor den Ergebnissen der Realschule stehen, in Naturwissenschaft im Kompetenzbereich vier und fünf im Wesentlichen höhere Werte erzielen als die Realschulen. Also auch in diesem Bereich haben wir einigermaßen ansprechende Ergebnisse.
Auch wenn man in den letzten zehn Jahren bildungspolitisch auf der Stelle getreten ist, wie der Abgeordnete Klug, muss man zur Kenntnis nehmen, dass wir im Bereich der Rückstellung beim Schulbeginn auf 4,6 % zurückgefahren sind. Dies ist sicherlich von Kreis zu Kreis unterschiedlich. Aber nun ist ja nicht jeder für die Aktivitäten verantwortlich, die in den einzelnen Kreisen vorgenommen werden, um die Schüler frühzeitig zu fördern. Unter anderem sieht unser Schulgesetzentwurf auch Fördermöglichkeiten vor, die hierbei zukünftig zu berücksichtigen sind.
Meine Damen und Herren, Frau Präsidentin, entschuldigen Sie die späte Begrüßung. Aber mir lag es auf der Seele, sofort zu entgegnen, damit das nicht in Vergessenheit gerät.
Erlauben Sie mir bitte, dass ich die Ausführungen des Kollegen Dr. Höppner um einige Bemerkungen aus der Warte desjenigen ergänze, der im Landesverband seiner Partei die Federführung für das bildungspolitische Programm hatte.
sehr weit auseinander. Einerseits ging es um pragmatische Fragen, etwa darum, wie der demografische Rückgang zu bewältigen ist, es ging aber auch um die Frage, welches Bildungssystem besser geeignet ist, die für Deutschland unbefriedigenden Resultate bei den internationalen Bildungsstudien zu bewältigen. Angesichts dieser Meinungsunterschiede - darauf hat Henning Höppner bereits hingewiesen - bestand eine große Skepsis, ob die Koalition eine für beide Seiten tragfähige Lösung finden würde. Daran, dass dies gelungen ist, haben verschiedene Seiten einen Anteil.
Zunächst möchte ich mich bei unserer Bildungsministerin Erdsiek-Rave und ihrem Staatssekretär sehr herzlich bedanken.
Dank muss aber sein, Frau Präsidentin. - Ich möchte mich bei ihr ganz besonders dafür bedanken, dass sie diesen Prozess gemeinsam mit uns über ein Jahr lang sehr intensiv begleitet hat, sodass es zu einem Gesetzentwurf gekommen ist, den die Fraktionen der SPD und der CDU gemeinsam tragen können. Natürlich bin ich mit allen Vorrednern einer Meinung:
Ein Gesetzentwurf verlässt das Parlament niemals in der Fassung, in der er in das Parlament hineingegangen ist.
Zu einem weiteren Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 unserer Geschäftsordnung erteile ich dem Vorsitzenden der CDU-Fraktion, Dr. Johann Wadephul, das Wort.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieser Gesetzentwurf wird das Parlament schon deshalb nicht unverändert verlassen können, weil die Regionalschulen im Gesetzentwurf fehlen. Diesbezüglich muss er noch ergänzt werden. Insofern ist es eine Binsenweisheit, dass wir im parlamentarischen Beratungsweg noch zu Veränderungen kommen werden.
Ich möchte mich bei allen Rednerinnen und Rednern herzlich dafür bedanken, dass wir hier eine sachliche und problemorientierte Debatte haben führen können. Ich denke, das ist angemessen.
- Nicht nur nach 18 Jahren. Wenn ich die Parteiengeschichte im Lande verfolge, so sind es sehr viel mehr Jahre, in denen wir uns bildungspolitisch gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben und der Überzeugung waren, wir hätten die jeweilige bildungspolitische Weisheit mit Löffeln gefressen. Ich finde es sehr wohltuend, dass wir nunmehr problemorientiert darüber reden, was wir dafür tun können, dass die Kinder in Schleswig-Holstein besseren Unterricht bekommen und dass die Arbeitsbedingungen für die Lehrerinnen und Lehrer gleichermaßen gut bleiben beziehungsweise verbessert werden.
Drei Bemerkungen. Erstens zur Profiloberstufe, die kritisiert worden ist. Insbesondere zu den Grünen, aber auch zum SSW sage ich: Natürlich stellt sie eine Revision und eine gewisse Abkehr vom bisherigen Kurssystem dar. Das steht außer Frage. Ich muss aber sagen: Dazu stehe ich auch. Denn wir müssen uns immer wieder darauf besinnen, was denn das Ziel des Abiturs ist. Ziel des Abiturs ist es, eine Hochschulbefähigung herzustellen. Wenn wir mit den Professorinnen und Professoren an den Universitäten sprechen, so haben wir dort auch Qualifikationsprobleme. Man mag es ja schön oder witzig, jedenfalls in Ordnung finden, dass immer mehr Abiturientinnen und Abiturienten mittlerweile in ganz normale Ausbildungsberufe nicht nur bei der Bank, sondern in ganz normale handwerkliche Berufe hineingehen. Mittlerweile bewerben sich in unserer Anwaltskanzlei Abiturienten regelmäßig als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte. Es ist aber nicht das Ziel, Kinder bisher 13 und in Zukunft zwölf Jahre zur Schule zu schicken, damit sie hinterher Realschülern sozusagen die Ausbildungsplätze wegnehmen. Da ist manches auch falsch investiert.
Auf der anderen Seite haben wir Studienabbrecher, weil Abiturienten nicht in der Lage sind, an der Hochschule klarzukommen. Die Abbrecherquote liegt bei etwa 30 %. Auch dieses Problem müssen wir zur Kenntnis nehmen. Die Profiloberstufe ist ein Weg zu mehr Allgemeinbildung und zu mehr Studierfähigkeit und deswegen ist dieser Weg auch richtig.
Zweitens. Herr Kollege Klug, ich bedaure sehr, dass Sie zum Thema Demografie überhaupt nichts gesagt haben.
Denn auch wenn wir gemeinsam regiert hätten - das hat Ihnen der Herr Ministerpräsident schon einmal bei der Finanzdebatte vorgehalten -, hätten wir dieses Problem gemeinsam lösen müssen.
Wenn Sie sich dann in einem zweiten Schritt über die Kosten der Regionalschule auslassen, dann möchte ich ganz herzlich darum bitten, dass das jetzt einmal substantiiert wird. Ich möchte wirklich wissen, wann und wie die Regionalschule teurer wird als das bisherige gegliederte Schulsystem, angesichts dessen, dass wir alle wissen: Es werden weniger Schülerinnen und Schüler haben und wir werden einzelne Schulgebäude aufgeben. Warum wird das teurer als das Bisherige?
Dritte Bemerkung. Ich habe Ihnen das schon vorn in der Bank gesagt. Sie haben bezeichnenderweise gesagt, mit der Regionalschule werde das Restschulproblem auf die Regionalschule verlagert. Ich halte das für eine gefährliche Betrachtungsweise. Wenn wir denn gemeinsam der Auffassung sind, dass wir an der Hauptschule ein sogenanntes Restschulproblem haben - das ist ein sehr problematischer Ausdruck; ich bitte um Nachsicht, dass ich ihn verwende -, dann können wir doch nicht sagen: Das Restschulproblem ist vorhanden und für die Schullandschaft und für die Schülerinnen und Schüler wäre es das Beste, es bliebe dort, es würde betoniert und wir packten einen Deckel darauf. Dann bleibt die Hauptschule eben Restschule und wir können an der Realschule weiter tollen Unterricht machen. Das ist nicht die Lösung. Die Lösung muss sein, dass wir uns um diese Schülerinnen und Schüler, um die 10 %, die die meisten Probleme haben - das ist das bildungspolitische Problem in
Zu einem weiteren Wortbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung erhält der Herr Abgeordnete Karl-Martin Hentschel das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte noch einmal auf die Frage der Oberstufe eingehen, denn ich finde es ausgesprochen wichtig, dass wir uns ernsthaft mit ihr auseinandersetzen und nicht wieder anfangen, an dieser Stelle einen Ideologiekrieg zu führen.
In Deutschland studieren 20 % eines Jahrgangs. In anderen Ländern sind es bis zu 50 %. Ich glaube nicht, dass dies daran liegt, dass bei uns die „kollektive Blödheit“ existiert. Vielmehr glaube ich, es hängt damit zusammen, dass wir ein anderes Schulsystem haben und dass hier beispielsweise auch die Berufsprofile an den Hochschulen anders organisiert sind. Wenn wir das verändern und wenn wir hierbei weiterkommen wollen, müssen wir uns fragen: Wie können wir die Jugendlichen an den Schulen entsprechend qualifizieren und wie können wir die Oberstufe so gestalten, dass wir mehr Jugendliche zum Abitur führen?
Dazu gehört unter anderem auch, dass viele Jugendliche spezieller begabt sind und Probleme mit der jetzigen Oberstufe haben. Ein typisches Beispiel: Ein Großteil unserer heutigen Ingenieurstudenten und naturwissenschaftlichen Studenten kommt heutzutage von den Berufsschulen. Er kommt nicht mehr von den Gymnasien. Das heißt, die Gymnasien haben die Fähigkeit verloren, für den naturwissenschaftlichen Bereich den nötigen Nachwuchs zu liefern. Das ist ein reales Problem. Früher, zu meiner Zeit gab es naturwissenschaftliche Gymnasien. Das waren ganz klare Profile. Der Großteil des Jahrgangs hat hinterher Mathematik, Physik, Chemie oder Biologie studiert. Das gibt es heute in dieser Form nicht mehr.
Wenn ich die Berufsschulen angucke, stelle ich fest, dass wir an den Berufsschulen ein Ernährungsprofil, ein Gesundheitsprofil - das ist übrigens eine ideale Vorbereitung auf das Medizinstudium -, ein
soziales Profil, ein technisches Profil oder ein BWL-Profil haben. Durch diese klaren Profile gelingt es, Jugendliche, die am allgemeinbildenden Gymnasium wahrscheinlich kein Abitur schaffen würden, ans Abitur heranzuführen. Hinterher erweisen sich diese Jugendlichen an den Universitäten und Fachhochschulen als ausgesprochen gut. Die sagen häufig, diese Jugendlichen sind besser als diejenigen, die von den allgemeinbildenden Schulen kommen. Die Frage, wie wir ein breites Spektrum an Profilen und Möglichkeiten anbieten, sodass sich Jugendliche qualifizieren, ist ausgesprochen wichtig.
Wenn wir nicht gleich zu Oberstufenzentren übergehen, ist es eine gute Möglichkeit, Oberstufenverbünde zu bilden, das heißt, drei, vier Gymnasien, Berufsschulen oder auch Gesamtschulen sind verpflichtet, sich in den Profilen abzusprechen, und die Schüler wechseln auf die jeweilige Schule, die ihr Profil anbietet. Es wird aber nach meinen Berechnungen in vielen Bereichen des Landes möglich sein, unseren Schülerinnen und Schüler ein wesentlich breiteres Angebot zu wesentlich geringeren Kosten anzubieten. Damit würden wir wesentlich mehr Schülerinnen und Schüler fürs Abitur qualifizieren. Das ist genau das, was wir in Zukunft brauchen.
Das Wort für einen weiteren Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung erteile ich Herrn Abgeordneten Dr. Ekkehard Klug.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zwei kurze Anmerkungen. Erstens, Herr Kollege Wadephul, zur demografischen Entwicklung. Natürlich ergibt sich aus der demografischen Entwicklung in den nächsten zehn, 15 Jahren ein Anpassungsbedarf. Das ist völlig unstrittig. Der ist aber in den einzelnen Regionen und in den einzelnen Schulbereichen in völlig unterschiedlichem Maße zu erwarten.
Nach der Prognose der Landesregierung sollen die Realschulen im Jahr 2015 - von heute aus gesehen also in knapp zehn Jahren - noch bei etwa 53.000 Schülern liegen. Sie werden damit noch mehr als 10 % über der Schülerzahl liegen, die bei den Realschulen im Jahr 1992 registriert worden ist; damals waren es gut 47.000.
Wenn man die landesweite Durchschnittsentwicklung ins Auge fasst, ist das nicht ein Problem der Realschulen, sondern das ist im Kern ein Problem des Hauptschulbereichs. Ganz einfach gesagt haben wir im Hauptschulbereich etwa halb so viele Schüler wie an den Gymnasien, aber mehr als doppelt so viele Standorte. In diesem Bereich muss es ohne Frage einen Konzentrationsprozess geben, gegebenenfalls auch im ländlichen Raum durch kombinierte Systeme, wie ich es vorhin gesagt habe.
Ich wende mich allerdings gegen eine flächendeckende, im Land generell durchgezogene Zusammenführung von Haupt- und Realschulen, die folgendes Problem mit sich bringt, Herr Wadephul - er hört nicht zu, aber ich sage es trotzdem noch einmal -: Im sozialen Brennpunktbereich der Städte wird die Zusammenlegung von Realschulen und Hauptschulen zu Regionalschulen dazu führen, dass Eltern, die ihre Kinder bislang auf Realschulen geschickt haben, aus der neuen Schulart Regionalschule flüchten und alles tun werden, um ihre Kinder entweder auf Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen anzumelden oder sie in Gymnasien unterzubringen. Das ist meine Einschätzung, so sehen es offenkundig auch die Grünen und so sehen es auch viele aus den Schulen, mit denen man über dieses Thema spricht. Sie lösen sozusagen einen Dominoeffekt aus, bei dem Sie die Folgewirkungen nicht mit in die Betrachtung einbeziehen.