Darüber freue ich mich sehr, Herr Kollege Habersaat. - Sie könnten mir als Nichtbildungspolitiker vielleicht in einem Punkt Nachhilfe geben. Sie haben gesagt, die Aufregung der Opposition sei völlig überflüssig gewesen. Es sei überhaupt nichts passiert. Meiner Meinung nach konnte bisher noch überhaupt nichts passieren, weil von Ihrem Gesetz noch nichts umgesetzt wurde. Denn diejenigen, die sich heute als Erstsemester einschreiben, studieren nach wie vor auf Gymnasiallehramt. Oder sieht das der Nichtbildungspolitiker komplett falsch?
Nicht komplett, aber in großen Teilen, da sich ein Großteil Ihrer Kritik gegen das Praxissemester richtete, das Teil des neuen Gesetzentwurfs ist. Das hat in Flensburg im ersten Durchlauf stattgefunden. Hierzu haben wir überwältigend positive Rückmeldungen erhalten. Genau das habe ich heute thematisiert.
Deswegen bleibt mir an dieser Stelle nur, mich bei allen Beteiligten für die erfolgreiche Umsetzung dieses Gesetzes zu bedanken und bei Ihnen für die Aufmerksamkeit. Danke schön.
Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren! Der Bericht der Ministerin sollte wohl der Versuch sein, sich selbst ein bisschen zu bejubeln und das Lehrkräftebildungsgesetz hochleben zu lassen.
Deswegen werden schon in den Spiegelstrichen des Antrags die Probleme des Lehrkräftebildungsgesetzes ausgeblendet. Deswegen liegt der Kollege Vogt genau richtig, der eine Erweiterung fordert.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir freuen uns natürlich auch, dass die Christian-Albrechts-Universität in der zweiten Bewilligungsrunde erfolgreich war und nun von der Qualitätsoffensive Lehrerbildung der Bundesregierung profitieren kann. Wir dürfen aber nicht verschweigen, dass das auf die Universität in Flensburg im Augenblick leider nicht zutrifft. Deswegen kann man das auch nicht als einen Erfolg des Lehrkräftebildungsgesetzes verkaufen, wenn es nicht sogar der Verhinderer gewesen ist, sondern es ist der Erfolg der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Es ist schön, dass die Ministerin berichtet, wie gut die Studierenden und auch die Schulen mit dem Praxissemester zurechtkommen. Dennoch sind wir nach wie vor der Auffassung, dass das Praxissemester in der Masterphase zu spät kommt. Das Praxissemester soll der persönlichen Orientierung dienen. Es geht darum, dass sich die Studierenden mit der Frage befassen, wie sie mit dem Berufsfeld Schule umgehen. Wenn man sich damit aber erst in der Masterphase auseinandersetzt, dann ist das einfach zu spät. Es ist nicht gut, wenn die Studierenden erst dann merken, dass sie für den Lehrerberuf nicht geeignet sind. Deshalb finden wir, dass das in die Bachelor-Phase gehört.
Nein, ich lasse keine Fragen zu. Ich möchte meine Ausführungen gern ohne Zwischenfrage zu Ende bringen.
Einen weiteren Aspekt sollte man dabei auch nicht verschweigen, Herr Habersaat. Wenn Sie mit Studierenden im Praxissemester reden, dann bekommen Sie sehr wohl die Rückmeldung, dass sie dort auch ins kalte Wasser geschubst werden und dass sie Löcher in der Unterrichtsversorgung stopfen. Das kann und das darf aber nicht Sinn des Praxissemesters sein.
- Dann reden Sie doch einmal mit den Studierenden im Praxissemester. Genau das passiert, Herr Habersaat.
Ich unterstelle den Schulen noch nicht einmal, dass sie etwas machen, was sie nicht machen sollten. Das ist gar keine Frage. Vielmehr sage ich, dass die Schulen gar keine andere Wahl haben, weil sie wissen, dass sie die Leute einsetzen können. Das wird aus einer Notsituation heraus getan.
Zum Thema Inklusion: Da verschweigen Sie, dass wir im Augenblick zwei Drittel der Bewerber für den Studiengang Sonderpädagogik nicht aufnehmen können, weil die Mittel für eine weitere Professur an der Universität Flensburg einfach nicht da sind - und das vor dem Hintergrund, dass wir bereits im nächsten Jahr nicht mehr genug Studienabgänger haben, um die Pensionierungen aufzufangen. Mit den Modulen zur Inklusion können Sie doch das Fachwissen der Sonderpädagogen mit ihrem Spezialwissen nicht ersetzen. Ich finde, das ist eine absolute Fehlsteuerung. Hier könnten Sie sich dann auch noch einmal darüber Gedanken machen, wie man hier gegensteuern kann.
Ich hätte mir auch gewünscht, dass wir uns hier einmal über die Frage der Mangelfächer unterhalten. Wo sind denn eigentlich die Anreize, die wir brauchen, um die Fächer Chemie, Mathematik, Physik oder Technik zu bewerben? Diese jungen Lehrer werden wir in den Schulen brauchen. Das wissen wir alles. Da gibt es überhaupt keine Anreize. Frau Ministerin, ich hätte da gern einmal gehört, wie Sie das bekämpfen wollen, damit wir hier auch anständigen Unterricht bekommen. Wir diskutieren immer über die MINT-Fächer und darüber, wie wichtig die uns allen sind, aber Anreize zum Studieren gibt es an der Stelle nicht.
Was ich an Ihrem Gesetz als wirklich positiv empfinde und von dem ich finde, dass es jetzt wirklich gut genutzt werden könnte, ist die Frage des Seiteneinstiegs ins Lehramt. Das wird in der Praxis überhaupt nicht gelebt. Da passiert gar nichts. Und wir brauchen doch im Augenblick dringend Lehrkräfte an unseren Schulen. Wir haben gestern im Rahmen der Flüchtlingsdebatte darüber diskutiert, wie viele zusätzliche Lehrkräfte wir auch brauchen. Ich finde, hier wäre ein Anreizsystem gut. Werben Sie darum, dass wir auch Seiteneinsteiger in unsere Schulen bekommen. Da könnte die Landesregierung noch ein bisschen mehr Engagement an den Tag legen.
Wie passen eigentlich die Planungen, die im Augenblick stattfinden, dazu, die Arbeitszeiten der Studienleiter zu erhöhen? Ich höre von den Studienleitern, dass die ersten sagen, sie hätten keine Lust mehr, unter den Bedingungen weiterzuarbeiten. Wie wollen wir denn die jungen Leute an den
Wenn wir wollen, dass sich junge Menschen für den Lehrerberuf entscheiden, dann wollen wir doch auch, dass es die Besten unserer Abiturjahrgänge sind, die sich für den Lehrerberuf entscheiden. Das heißt aber auch: Das muss attraktiv sein, nicht nur im Rahmen der Besoldung, darüber haben wir am Mittwoch schon gesprochen. Es muss auch die Ausbildung so attraktiv sein, dass alle darauf Lust haben, sodass sie da hineinwollen. Ich finde, das kann man bei diesem Gesetz nun wirklich nicht unterstellen, dass es in dieser Hinsicht förderlich ist.
- Entschuldigen Sie einmal, es sind doch in den letzten drei Jahren 475 Referendariatsplätze gestrichen worden. Das haben Sie zu verantworten. Nein, gar nicht wahr, die hat die Landesregierung gestrichen. Das ist unheimlich attraktiv, dass ich jetzt hier in Schleswig-Holstein von der Universität abgehe, und 475 Referendariatsplätze sind gestrichen worden. Letztens im Ausschuss ist gesagt worden, das sei alles kein Problem, aufgrund der Kürzung der Laufzeiten des Referendariats seien trotzdem genügend da.
- Der Output pro Jahr? - Entschuldigen Sie einmal, wir brauchen mehr Lehrkräfte, nicht weniger Lehrkräfte in unseren Schulen.
(Martin Habersaat [SPD]: Lassen Sie uns doch darüber reden, ob wir nicht wieder mehr Stellen schaffen!)
Frau Ministerin, wenn Sie sagen, Sie wollten mit dem Lehrkräftebildungsgesetz die Realität der Schulen abbilden, dann möchte ich Sie darauf hinweisen, dass wir in diesem Land Grundschulen, Gymnasien, Gemeinschaftsschulen, Förderzentren, berufliche Schulen haben. Wir bilden aber nicht für diese Schulformen aus. Wir bilden keine Lehrkräfte mehr für Gymnasien aus, wir bilden auch keine Lehrkräfte mehr für Gemeinschaftsschulen aus, sondern wir bilden einen Einheitslehrer aus, der alles können soll, von der Inklusion bis zur Vermittlung des Abiturs.
Wer kümmert sich in Zukunft nicht nur darum, Herr Habersaat, die Abiturquote in diesem Land nach oben zu treiben, koste es, was es wolle, und wenn es die Bildung der Kinder ist? Ich finde, wir müssen so ausbilden, dass wir auch Wert auf den mittleren Bildungsabschluss legen, auf den ersten allgemeinbildenden Abschluss.
(Zuruf Martin Habersaat [SPD] - Anke Erd- mann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Un- glaublich! - Dr. Ralf Stegner [SPD]: Begeben Sie sich mal wieder in die Realität!)
Das muss auch Inhalt der Lehrerausbildung sein. Deswegen glaube ich, dass Ihr Lehrkräftebildungsgesetz unseren Schulen einen Bärendienst erweist. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich wollte ich ähnlich wie der Kollege Habersaat beginnen und Herrn Günther aus der Abschlussdebatte vom Juli 2014 zitieren. Das lasse ich nicht nur deshalb, weil der Kollege das schon getan hat, sondern weil ich mich mit den inhaltlichen Argumenten auseinandersetzen wollte, mit denen er in der Rede gekommen ist. Ich habe mir das dann gestern Abend noch einmal angeschaut und festgestellt, dass es da gar keine gab.
Deshalb komme ich dann gleich zu den Bedenken, die es auch zu Recht manchmal im Prozess gab und wo auch Menschen, die beispielsweise an den Hochschulen mit unserer Lehramtsreform zu tun haben, Bedenken hatten. Es gab zum Beispiel die Frage, ob wir Schulen und Hochschulen mit dem Praxissemester überfordern würden. Es gab die Frage, ob wir im bundesweiten Vergleich jetzt komplett abzusinken drohen. Die große Frage war auch, ob es auf neuer Grundlage besser gelingt, die Kooperation zwischen den Hochschulen zu stärken.
Heute können wir feststellen, dass alles das, was uns an negativer Befürchtung entgegengehalten wurde, nicht eingetroffen ist. Die ersten Studiengänge zum Sekundarlehramt in Flensburg sind