Als 2001 in Londoner Museen kein Eintritt mehr erhoben wurde, stiegen die Besucherzahlen um 62 %. Gut, die Regierung auf der Insel war nicht bereit, im Gegenzug die Finanzierung um gerade einmal 10 % zu erhöhen. Darum wurden in Teilen wieder Eintrittspreise verlangt, und die Besucherzahlen sanken wieder um die Hälfte.
Wie sieht das bei uns aus? Ist diese Regierung bereit, an dieser Stelle neue Wege zu beschreiten? Wir müssen auch die Wirtschaft mehr in Verantwortung nehmen. Die Wirtschaft muss sich an diesen Prozessen beteiligen. Nur wer Kultur unterstützt, kann einen Beitrag zur Gesellschaft leisten.
Was wird das Ministerium konkret tun, um die Öffnung der Gesellschaft und Kultur zur Stärkung von kultureller Bildung voranzutreiben?
Herr Abgeordneter Krumbeck, gestatten Sie eine Zwischenfrage oder -bemerkung der Frau Abgeordneten Jette Waldinger-Thiering?
Sehr geehrter Herr Krumbeck, vielleicht können Sie mir die Frage, die ich jetzt stellen werde, mit einem einfachen Ja beantworten. Ist Ihnen bewusst, dass unser Kultusministerium letztes Jahr eine MuseumsCard ins Leben gerufen hat?
- Ja, die gibt es schon lange. - Das ist jetzt meine Frage und nicht eure Frage. Herr Krumbeck, ist Ihnen das bewusst?
- Das konkrete Konzept einer Museumskarte ist mir bekannt. Aber das ist nicht das gleiche Konzept wie
das der englischen Museen, und das geht nicht im gleichen Maße darauf ein, die Kultur wirklich für alle zu öffnen. Eine Museumskarte hat andere Ansprüche. Man muss sie sich vorher besorgen, man muss sich mehr über das Thema informieren. Die Hürde, um das überhaupt wahrzunehmen, ist noch eine ganz andere als wenn die Museen von vornherein kostenlos sind.
Frau Abgeordnete, Dialoge führen wir hier nicht. Wenn Sie eine zweite Bemerkung machen oder eine Zwischenfrage stellen wollen, frage ich den Abgeordneten Krumbeck, ob er das zulässt.
Aber geben Sie mir da nicht recht, dass die MuseumsCard, die es schon länger als seit 2013 gibt, ein guter Weg sein kann, Schülerinnen und Schülern den kostenfreien Zugang in 60 Museen in Schleswig-Holstein zu eröffnen, um deren Attraktivität und den Zulauf steigern zu können?
Ja, das ist einer von vielen guten Schritten. Damit ist aber noch nicht die komplette Niedrigschwelligkeit erreicht, sondern das bedeutet immer noch eine Anlaufschwelle gerade für Leute, die vielleicht nicht aus einem Elternhaus kommen, in dem die Eltern auf die Idee kommen, einem zu sagen, dass es so eine Karte gibt. Man kommt vielleicht nicht selber auf die Idee, sich über so eine Karte zu informieren und sich mit so einer Karte auseinanderzusetzen. Das ist das Problem.
Wie sieht es mit kultureller und ästhetischer Bildung in der Schule aus? Sind es nicht vorrangig die Fächer Kunst und Musik, die zusammen mit Sport zuerst gestrichen werden, wenn Engpässe auftreten? Was wird das Bildungsministerium tun, um den Schulen hier neue Freiräume zu eröffnen, auch mit Hinblick auf die Ganztagsschule? Ich erwarte
Erinnern wir uns an die Abgeordnete Frau Spoorendonk, die im Jahr 2010 sinngemäß forderte: Wer die Kommunen fordere, müsse sie auch entsprechend fördern.
Das kann dann doch nur heißen, dass es mehr handfeste Förderung für alle Schulen geben muss, oder irre ich mich da? Die PIRATEN werden das abfragen. Wir werden darauf pochen, dass das kulturelle Jahr nicht zu einer großen Public-Relations-Nummer für die Regierungen wird. Wir wollen mehr als eine Imagepflege für die drei Ministerinnen erreichen.
Kulturelle Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht, das für alle Lernenden gilt, einschließlich der oft von der Bildung Vergessenen. Teilhabe ist eine Frage für alle. Darum darf die Frage der kulturellen Bildung nicht auf die Jugendarbeit verengt werden. Stellen wir das Thema auch unter die Überschrift des lebenslangen Lernens, und machen wir handfeste Politik. Machen wir Kultur zugänglich - barrierefrei, vorbehaltlos, nicht nur für die Regierung und diejenigen, die in Sachen Kultur schon lange tätig sind, sondern für wirklich alle. Vielen Dank.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verzeihen Sie mir, dass ich mich jetzt doch noch einmal zu einem Dreiminutenbeitrag melde. Das Jahr der kulturellen Bildung und gerade auch der Hinweis von Frau Klahn, dass das auch eine Aufgabe sei, die ressortübergreifend zu betrachten sei, ruft doch ein bisschen die sportpolitische Sprecherin in mir auf den Plan.
Denn es sind nicht nur Frau Spoorendonk und ihr Ministerium gefordert, sondern ich sehe hier auch den Innenminister, insbesondere in seiner Funktion
als Kommunalminister, gefordert, mit ins Boot zu kommen. Denn es gibt eine vielfältige Verflechtung im Bereich der Kultur. Deshalb sehe ich, dass er hier mit aktiv werden muss.
In kaum einem anderen Bereich erreichen wir derzeit so viele Jugendliche wie mit dem Sport. Der Sportbereich ist genau der Bereich, in dem Integration und Identifikation ganz groß geschrieben wird.
Wenn wir ein Heimatgefühl, eine Identifikation mit dem Ort wecken oder auch eine Identifikation mit einem Verein, dann ist das auch etwas, was zur kulturellen Bildung, zu einem Heimatverständnis und zu mehr Verantwortungsverständnis führen kann. Im Übrigen kann man über Sport - ich nenne gleich ein ganz einfaches Beispiel - auch das Interesse für andere Kulturbereiche wecken. Ich war nie besonders sportlich, aber ich war gut in Musik. Deshalb war ich immer dann, wenn es ums Tanzen ging zum Beispiel mit dem Band -, zwar nicht besonders gut, aber ich war immer im Takt.
Ich will damit sagen: Es ist ganz einfach, über den Sport ein Musikverständnis zu wecken. Man kann zum Beispiel mit dem Sportverein in ein Theater gehen und sich ein Ballett anschauen und sich darüber die Welt der Musik, des Theaters und des Balletts erschließen - ganz pragmatisch. Deshalb bitte ich Sie: Verlieren Sie den Sport nicht aus den Augen.
Die Ministerin möchte deshalb nichts mehr sagen, weil sie natürlich einen wichtigen Termin vor Augen hat. Es liegen also keine Wortmeldungen mehr vor. Der Tagesordnungspunkt ist damit erledigt.
Meine Damen und Herren, das Präsidium ist vollständig, das Plenum noch nicht. Ich eröffne die Sitzung wieder und rufe die Tagesordnungspunkte 25 und 30 auf:
a) Arbeitnehmerfreizügigkeit: Perspektiven bieten, Chancen ergreifen, Missbrauch verhindern, antieuropäischem Populismus keine Chance lassen