Kulturelle Erfahrungen gehören zu den Basisangeboten in der Schule, die gerade Kindern aus bildungsfernen Schichten Türen öffnet. Aber im Großen und Ganzen haben wir es in unserem Land mit einem bildungspolitischen Flickenteppich zu tun, dessen Angebot stark von Einzelpersönlichkeiten geprägt ist. Darum ist die nachhaltige kulturelle Arbeit an jeder Schule das erklärte Ziel dieser Koalition. Jedes Kind hat schließlich kreative Potenziale und drückt sich mittels Pinsel und Farbe aus oder verarbeitet Eindrücke durch Theater oder Pantomime. Kinder verkümmern ohne Kultur, weil damit ein Teil ihrer Persönlichkeit unterentwickelt bleibt. Ein Beispiel: Melodien und Rhythmen wirken auf die gleichen Regionen des Gehirns, in denen auch Gefühle wie Freude, Trauer und Sehnsucht verarbeitet werden. Ich weiß, dass einige El
Dabei ist sie für die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes von grundlegender Bedeutung, ebenso wie Mathe, Englisch oder Physik. Zwischen Mathe und Musik besteht sogar ein wissenschaftlich belegter Zusammenhang.
Kulturelle Bildung ist auf die Durchlässigkeit des Systems Schule angewiesen. An einem Beispiel wird das sicherlich deutlich: Das Emil-Nolde-Museum in Seebüll hat in den letzten Jahren entscheidende Erkenntnisse durch neue Angebote der kulturellen Vermittlung gewonnen. Mit der Malschule hat das Museum Kindern im Kindergarten- und Schulalter im wahrsten Sinne des Wortes Türen geöffnet. Von diesen Erfahrungen könnten die Schulen bei entsprechenden Projektmitteln hervorragend profitieren; schließlich kann kulturelle Bildung nur gelingen, wenn Akteure aus der Schule und Kulturakteure von außerhalb gemeinsam ihre Kompetenzen einbringen.
An dieser Stelle möchte ich meinen Dank an die Mercator-Stiftung richten, die sich im Bereich der kulturellen Bildung in Schleswig-Holstein engagiert, und zwar mit einer halben Million Euro in den nächsten drei Jahren. Die Stiftung bringt dabei Erfahrungen mit ein, die mit ähnlichen Projekten auch in Niedersachen oder Brandenburg gemacht wurden. Wir sollten diese Strukturen nutzen, weil im Bereich kultureller Bildung der Blick über den Tellerrand einfach dazugehört.
Die Landesregierung und insbesondere Kulturministerin Anke Spoorendonk hat die Verpflichtung, die die Koalitionsfraktionen im Koalitionsvertrag vereinbart haben, ernst genommen und das Jahr der kulturellen Bildung mit Leben erfüllt. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass der kulturellen Bildung ausdrücklich Priorität eingeräumt wurde. Nun werden wir das Projekt „Kultur trifft Schule Schule trifft Kultur“ in den nächsten drei Jahren umsetzen.
Dabei wollen wir Lehrerinnen und Lehrer, Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende als Netzwerker für Kultur gewinnen und sie landesweit in Regionalgruppen ansiedeln. Sie sollen Projekte im Bereich der kulturellen Bildung unterstützen und untereinander Informationen netzwerkartig austauschen.
Genau dieses Netzwerkwissen brauchen andere Lehrkräfte; gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein.
Lassen sie mich noch eines sagen: Auch für die politische Bildung bergen die Ansätze der kulturellen Bildung hohes Potential.
Für die Landesregierung spricht jetzt die Frau Ministerin für Justiz, Europa und Kultur, Anke Spoorendonk.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte Sie nicht gern korrigieren, aber ich bin die Ministerin für Justiz, Kultur und Europa. Ansonsten würde die Abkürzung „JEK“ lauten, und das fände ich nicht so gut.
Meine Damen und Herren, kaum ein Thema ist geeigneter, um über wichtige Zukunftsfragen zu debattieren, als das Thema der kulturellen Bildung. Daher freue ich mich, dass die CDU-Fraktion darauf bestanden hat, das über ihren Antrag im Landtag debattiert wird.
Es geht um Zielperspektiven für junge Menschen. Es geht um Entwicklungslinien für schulische und außerschiedliche Bildungsund Kultureinrichtungen. Es geht natürlich auch darum, wie wir dieses Thema stärker in den Mittelpunkt unserer gesellschaftlichen Debatten rücken und für mehr öffentliche Wahrnehmung sensibilisieren können. Insofern ist es schön, dass wir jetzt noch einmal die Gelegenheit haben, dies miteinander zu diskutieren.
Auch ich möchte mich für die Debattenbeiträge bedanken. Im Vorfeld habe ich mit der Frau Abgeordneten Franzen mehrfach über dieses Thema diskutiert. Insofern kann ich die Intention nachvollziehen. Das ehrt Sie auch. Das möchte ich noch einmal deutlich sagen.
Jetzt geht es also darum, wie wir diese Schnittstellen zwischen Bildungs- und Kultureinrichtungen optimieren können. Ferner geht es darum, dass wir in unseren Anstrengungen nicht nachlassen dürfen,
Den Weg dorthin haben wir skizziert, und zwar schon im vergangenen Jahr. Das Jahr der kulturellen Bildung hat mit vielen Mut machenden und lebendigen Aktionen viel Neugier, viel Schaffenslust und viel Vertrauen in die eigene Kreativität bei Jung und Alt freigesetzt.
Diese Aufbruchstimmung in weiten Teilen von Bildung und Kultur in unserem Land hat mich überzeugt und begeistert. Ich konnte in diesem Zusammenhang an sechs Regionalkonferenzen teilnehmen.
Die Abschlussveranstaltung machte deutlich, dass diese Regionalkonferenzen und die vielen anderen Veranstaltungen, die durchgeführt wurden, sehr wohl akzeptiert wurden. Es gab über 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ich hatte mir naiver Weise vorgestellt, dass das Jahr der kulturellen Bildung noch viel mehr als Paukenschlag rüberkommt. Es war ein Paukenschlag. Es war auch eine Begeisterung vorhanden, die ansteckend war.
Ansteckend finde ich auch die Initiative der Stiftung Mercator, die sich als Partner mit erheblicher Finanzkraft an unsere Seite gestellt hat.
Wir alle wissen: Kulturelle Bildung prägt die Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe wesentlich mit, und zwar von Menschen jedweden Alters, von Jung und Alt. Wer frühzeitig in den Genuss von kultureller Bildung kommt, der hat mehr Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe, mehr Chancen auf individuelle Zufriedenheit und mehr Chancen auf persönliche Entwicklung auch im Alter.
Ich wiederhole, was ich schon mehrfach gesagt habe: Wer kulturelle Bildung ernst nimmt, wer diese kreativen Herausforderungen annimmt, wer in diesem Bereich tätig ist, der geht auch wählen. Das hat letztlich auch etwas mit Demokratie zu tun. Das dürfen wir nicht vergessen.
Der breite Diskurs über den herausragenden Wert der kulturellen Bildung in der Gesellschaft findet jetzt eine strukturierte und verbindliche Umsetzung. In den nächsten drei Jahren wird die Stiftung Mercator weitere Initiativen und Aktivitäten gemeinsam mit uns, mit den Ressorts Bildung und Kultur, angehen. Das Jahr der kulturellen Bildung war also
keine Eintagsfliege, wie mir manchmal etwas hämisch vorgehalten wurde. Das Jahr der kulturellen Bildung findet eine beinahe organische, auf jeden Fall eine logische Fortsetzung.
Für die Vernetzung in den Regionen, die Kooperationen von Bildungsund Kultureinrichtungen, insbesondere mit den Schulen in Schleswig-Holstein, können mit diesem Programm neue Impulse gesetzt werden. Die Stiftung Mercator stellt dem Land für dieses Programm 500.000 € zur Verfügung.
Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg wird die gemeinsame Qualifizierung von Lehrkräften sowie von Künstlerinnen und Künstlern sein. Gerade für Künstlerinnen und Künstler wird damit Neuland betreten. Das haben wir in Schleswig-Holstein noch nie gehabt. Darum sage ich, dass das, was wir uns vorgenommen haben, ehrgeizig ist.
Wir wollen 60 Künstlerinnen und Künstler befähigen, Aspekte der kulturellen Bildung in den schulischen Alltag hineinzutragen, Kindern und Jugendlichen den Reichtum unseres kulturellen Erbes näherzubringen, aber auch umgekehrt Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich selbst kreativ zu betätigen, also auch nach vorne gerichtet aktiv zu sein.
Künstlerinnen und Künstler sollen den Kindern und Jugendlichen die Vitalität des aktuellen künstlerischen Schaffens vermitteln und deren Bereitschaft erhöhen, sich mit künstlerisch-kulturellen Fragestellungen zu befassen. So lautete der Auftrag.
Die Vielfalt der Künstlerinnen und Künstler in den Regionalgruppen, in denen die Qualifizierung durchgeführt wird, schafft nicht nur einen spannenden Austausch, sondern auch einen offenen Dialog mit den teilnehmenden Lehrkräften. Diese neuen Erfahrungen werden in die Schulen getragen und dort zum Ausbau der kulturellen Bildung beitragen.
Zusätzlich sieht das Programm vor, Teams zu bilden aus Lehrkräften sowie Künstlerinnen und Künstlern, die die Schulen beraten. Also auch der Beratungsaspekt spielt künftig eine große Rolle.
Meine Damen und Herren, in diesem Prozess werden am Ende mindestens 60 Kulturvermittler qualifiziert. Jetzt bin ich voll und ganz bei der Rechen
Sie werden also jetzt in funktionierenden Netzwerken, in Kooperationen vor Ort und mit Partnern auf der Bildungs- und Kulturseite all das umsetzen. Das geschieht alles offen, demokratisch und partizipativ. Nichts hindert uns daran, die Nachhaltigkeit auch über die erste Förderperiode hinaus zu sichern.
Ich meine, dies ist eine gute Bilanz für die kulturpraktische Vernetzung vor Ort. Das ist ganz sicher eine bessere Bilanz als - es tut mir fast leid, das sagen zu müssen, liebe Frau Franzen - die Bilanz, die aufgrund des Antrags der Opposition möglich gewesen wäre. Ich hoffe, dass wir uns nach dieser Debatte weiterhin gemeinsam das Ziel setzen, die kulturelle Bildung in unseren Schulen und in unserer Gesellschaft zu stärken. - Vielen Dank.
Bevor wir zu den Dreiminutenbeiträgen kommen, möchte ich anmerken, dass die Ministerin die Redezeit um 3 Minuten überzogen hat.
Wir werden bei der Überarbeitung des Handbuchs selbstverständlich nicht nur die Namen der Abgeordneten anpassen, sondern auch die Bezeichnungen der Ministerien. Insofern werden derartige Fehler dann auch nicht mehr vorkommen.
Jetzt kommen wir zu den Dreiminutenbeiträgen. Das Wort für die CDU-Fraktion beziehungsweise für sich selbst hat der Abgeordnete Peter Sönnichsen.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es tut mir leid, dass ich das noch ein bisschen verlängern muss, aber ein paar Anmerkungen dazu müssen sein.
Liebe Frau Raudies, wie man bei kultureller Bildung von „Modethema“ sprechen kann, erschließt sich mir nicht. Das sage ich hier in aller Deutlichkeit.