Protokoll der Sitzung vom 16.11.2017

(Zurufe CDU)

- ich weiß, dass Sie nervös sind; es ist doof, wenn man so etwas herausarbeitet - besteht die Wirtschaft aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Sie haben die Dinge in Selbstbestimmung zu bestimmen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben jeweils andere Dinge zu bestimmen. Arbeitnehmer sind nach dem Betriebsverfassungsgesetz über alles zu informieren. Sie und nicht die anderen sind die Partner. Ein Partner sitzt bei Ihnen nicht mit am Tisch.

(Zuruf Hans-Jörn Arp [CDU])

Das passt nicht zu unserer Welt. Wir dachten, dass passt auch nicht zu Ihrer Welt. Dass es zu der Welt von Herrn Arp passt, war mir vollkommen klar. Den frage ich zurzeit aber nicht. - Herr Arp, Sie können mir das nachher alles erzählen. Sie haben ein großes Mitteilungsbedürfnis.

(Hans-Jörn Arp [CDU]: Gelaber!)

- Sie tun hier schon wieder so, als stellten wir das Betriebsverfassungsgesetz infrage. Es geht hier um ein Beratungsgremium. Genauso selbstverständlich, wie im Ministerium Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wie Gewerkschaften ihre Runden haben, werden wir in unserer Fraktion einen Arbeitnehmerbeitrat als kontinuierliche Institution einrichten. An dieser Stelle brauchen wir uns gegenseitig überhaupt nicht zu konfirmieren.

Entscheidend ist, dass hier ein Gremium eingerichtet wird, das über die vielen Fragen beraten soll, die in den unterschiedlichsten Unternehmen existieren. Sie können einen Riesenpopanz aufbauen, welcher grausame Lobbyismus plötzlich stattfindet. Wir haben auch in anderen Ministerien zu unterschiedlichsten Fragen offene Expertenrunden. Ich kenne das aus dem MELUND. Dort werden im Konsens Lösungen gefunden. Es wird genau geguckt, wie sie sich auswirken. Genauso ist dies gedacht.

Sie regen sich fürchterlich über die erste Einladungsliste auf. Daran können Sie die Experten noch nicht alle erkennen. Das kann man so machen und sehen. Man sollte das Gremium aber erst einmal arbeiten lassen und sehen, ob es für eine Reihe von Fragen und Hürden, die für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, insbesondere aber für viele kleine Unternehmerinnen und Unternehmer nicht nachvollziehbar sind, Lösungen gibt. In diesem Sinne sollten Sie das Gremium erst einmal arbeiten lassen.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU und FDP)

Für die Landesregierung hat der Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, Dr. Bernd Buchholz, das Wort.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diese Landesregierung steht zur Sozialpartnerschaft. Wen wundert es? Ich persönlich stehe zur Sozialpartnerschaft. Wir alle stehen dazu, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nur in einem Miteinander vernünftig nach vorn kommen können. Kollege Dolgner, wenn man sagt,

(Hans-Jörn Arp [CDU]: Das versteht er nicht!)

die Wirtschaft bestehe aus Arbeitnehmern und Arbeitgebern, muss man schon genau hingucken. Es heißt nicht „Wirtschaftsbeirat“. Dann hätte man das „Wirtschaftsbeirat“ genannt. Dann hätten wir die Gewerkschaftsvertreter hinzugeholt.

(Dr. Kai Dolgner [SPD]: Mittelstandsbeirat hat nichts mit Wirtschaft zu tun!)

- Herr Dolgner, ich weiß, dass Sie es nicht verstehen wollen. Versuchen Sie wenigstens, zuzuhören. Es geht um 123.000 Unternehmungen in diesem Land, die zu 98 % das Rückgrat fast des gesamten wirtschaftlichen Lebens sind.

(Dr. Kai Dolgner [SPD]: 98 % der Wirt- schaft!)

- 98 % der Wirtschaft! Herr Dr. Stegner hat die Zahl richtig zitiert. Fast 700.000 Menschen sind dort beschäftigt. Es geht darum, diesen Unternehmerinnen und Unternehmern ein besonderes Ohr in der Landesregierung zu leihen, weil in den letzten Jahren nicht nur bei diesen, sondern auch bei anderen der Eindruck entstanden ist, dass die Berücksichtigung der Belange des Mittelstandes im Lande unter die Räder gekommen ist.

(Beifall CDU und FDP - Hans-Jörn Arp [CDU]: Hört, hört!)

Das ist Ihnen zu verdanken, Herr Kollege Dolgner, und Ihrer Partei.

(Beifall CDU, FDP und AfD)

(Bernd Voß)

Deshalb haben wir den Mittelstandsbeirat gegründet.

(Wortmeldung Dr. Kai Dolgner [SPD])

- Nein, ich habe jetzt keine Lust auf weitere Zwischenfragen oder Interventionen. Die sind mir bei Ihnen zu lang. Da kommt man gar nicht hinterher und kann keine eigenen Gedanken fassen.

(Zuruf Dr. Kai Dolgner [SPD])

Herr Dr. Stegner, Sie müssen immer daran denken: Ich bin blond. Da muss man vorsichtig sein.

(Heiterkeit CDU - Dr. Ralf Stegner [SPD]: Das stimmt, Herr Minister!)

Es geht um den Mittelstandbeirat. Herr Harms hat etwas dazu gesagt. Herr Harms, es ist eine Philosophiefrage, wie man am besten Ergebnisse zustande bekommt. Ich bin ein Fan der ungefilterten klaren Position, die erst einmal auf den Tisch gelegt wird.

(Dr. Kai Dolgner [SPD]: Aber nicht von den Arbeitnehmern!)

Dementsprechend habe ich den Mittelstandsbeirat, in dem die Unternehmerinnen und Unternehmer sagen: Pass mal auf, das ist unsere Position.

Weil mir die Meinung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch wichtig ist, bin ich schon am 24. Juni 2017 das erste Mal zum Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Herrn Polkaehn, gefahren und habe gesagt: Lasst uns parallel dazu eine Gewerkschaftsrunde einrichten. Das ist wahrscheinlich schlauer, als dass wir uns im Stuhlkreis zusammensetzen und nur auf kleinste gemeinsame Nenner kommen. - Das fand er gut.

(Beifall CDU)

Nachdem ich also am 24. Juli 2017 mit diesem gesprochen habe und am 2. August 2017 mit dem Deutschen Beamtenbund und der Tarifunion Schleswig-Holstein und am 23. August 2017 mit der IG Metall, haben wir uns am 16. und am 18. Oktober 2017 in einer ersten Gewerkschafterrunde zusammengesetzt, zuerst der Deutsche Gewerkschaftsbund mit dem GEW und dann in einer großen Runde mit EVG-, IG-Metall- und ver.diVertretern.

(Dr. Ralf Stegner [SPD]: Toll, dass Sie mit ihnen reden! Super!)

Ich habe viel dafür übrig, dass man in so einer Runde klarer auf den Punkt bringen kann, welches das Anliegen dieser Seite ist. Man kann die Dinge viel besser zusammenfassen.

Ihre Philosophie in der Vergangenheit waren die berühmten Runden Tische mit ganz vielen Arbeitskreisen und ganz vielen Konsenspapieren,

(Dr. Ralf Stegner [SPD]: Initiativen!)

in denen immer der kleinste gemeinsame Nenner das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat.

(Zuruf CDU: Wenn überhaupt!)

- Wenn überhaupt! - Das halte ich nicht für den richtigen Weg. Deshalb bin ich ein Verfechter dieser Zusammensetzung des Mittelstandsbeirates.

Die Interessen der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kommen nicht zu kurz. Wir sind für das nächste Jahr zu einer weiteren Gewerkschaftsrunde verabredet. Wahrscheinlich werden wir uns zweimal im Jahr in dieser Form zusammensetzen. Alles ist gut. Der aufgebaute Popanz ist das, was er ist, ein Popanz. - Herzlichen Dank.

(Beifall FDP, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und AfD)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Beratung.

Es ist beantragt worden, den Antrag, Drucksache 19/294, sowie den Alternativantrag, Drucksache 19/338, dem Wirtschaftsausschuss zu überweisen. Wer so beschließen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Damit ist der Antrag nicht in den Ausschuss überwiesen.

Wir kommen zur Abstimmung in der Sache. Es ist beantragt worden, in der Sache abzustimmen. Ich lasse zunächst über den Antrag der Fraktion der SPD, Drucksache 19/294, abstimmen. Wer zustimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Damit ist der Antrag mit den Stimmen der Fraktionen von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP und AfD gegen die Stimmen von SPD und SSW abgelehnt worden.

Ich lasse dann über den Alternativantrag der Fraktionen von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP, Drucksache 19/338, abstimmen. Wer zustimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. Die Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Damit ist der Antrag mit den Stimmen von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP und AfD gegen die Stimmen der SPD bei Enthaltung der Abgeordneten des SSW angenommen worden.

(Minister Dr. Bernd Buchholz)

Ich rufe Tagesordnungspunkt 29 B auf:

Zweite Lesung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Landeswahlgesetzes

Gesetzentwurf der Fraktionen von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP Drucksache 19/231 (neu)

Bericht und Beschlussempfehlungen des Innen- und Rechtsausschusses Drucksache 19/346