Auch plädiere ich dafür, dass wir das Thema Schwimmenlernen stärker als bisher als Querschnittsaufgabe verstehen und dass wir es als eine gemeinsame Verantwortung begreifen. Damit sind nicht nur die Schulen in der Pflicht, sondern letztendlich auch Eltern und Familie. Wir brauchen das gesellschaftliche Engagement, den Schleswig-Holsteinischen Schwimmverband genauso wie die DLRG, wenn es darum geht, Konzepte zu erarbeiten, die unsere Kinder zu besseren und sichereren Schwimmern machen. Das bedeutet im Endeffekt mehr, als eine 25-m-Bahn zu ziehen.
Eines ist gewiss: Mit der Förderung des Schwimmunterrichts rettet man am Ende Leben. Aber wir müssen uns auch im Klaren sein, gerade in Schles
wig-Holstein, im Land zwischen den Meeren: Wer ausschließlich in einer Schwimmhalle das Schwimmen erlernt hat, ist noch nicht davor gefeit, an der Ostsee, an der Nordsee oder an einem der offenen Seen einen Badeunfall zu erleiden, weil dort nämlich ganz andere Bedingungen gegeben sind.
In diesem Sinne werden wir Ihrem Antrag nicht zustimmen. Er ist substanzlos. Sie treiben uns nicht; Sie gehen schwimmen. - Vielen Dank.
Vielen Dank. - Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten über das Thema „Schwimmunterricht an unseren Schulen“. Ich glaube, keiner von uns will die Probleme rund um die Schwimmausbildung und die Schwimmfähigkeit unserer jungen Menschen in Schleswig-Holstein leugnen. Die Kollegin Barbara Ostmeier hat vorhin schon gesagt, dass die häufigste Todesursache der Kinder hier in Schleswig-Holstein das Ertrinken ist.
Wir reden hier über die Schule. Wenn kleine Kinder mit dem Gesicht nach unten in eine Pfütze fallen und ertrinken, dann geschieht das dadurch, dass sie aufhören, zu atmen.
Wasser gehört zu Schleswig-Holstein. Deshalb muss auch der Schwimmunterricht zu SchleswigHolstein gehören. Da sind wir uns alle einig.
Wir wissen auch, dass in der letzten Legislaturperiode die Opposition immer wieder nachgehakt hat, wenn es um dieses Thema ging. Wir haben für die Sanierung der Schwimmstätten Mittel auf den Weg gebracht. Die Jamaika-Koalition macht da weiter, wo die Küstenkoalition begonnen hat. Von der Küste nach Jamaika zu schwimmen, das bekommen wir vielleicht nicht hin. Wir müssen aber ein großes Augenmerk darauf richten und müssen hier immer wieder kontrollieren; wir müssen dafür Sorge tragen, dass Lehrerinnen und Lehrer auch die richtige Ausbildung haben. Eine solche Ausbildung ist nicht ganz einfach; hier müssen die Kompetenzen immer wieder aufgefrischt werden. Wir müssen auch Sorge dafür tragen, dass wir die Kommunen darin unterstützen, ihre Schwimmstätten beizubehalten; wir müssen sie unterstützen, sodass sie diese Stätten sanieren und ausbauen können.
Viele von uns kommen ja aus der Kommunalpolitik. Ich glaube, wir alle wissen, dass eine Zeitlang immer nur die Spaßbäder, aber nicht die richtigen Schwimmstätten gefördert wurden. Wir sind nun alle gemeinsam wohl klüger geworden: Die Schwimmstätten müssen gefördert werden, auch für den Breitensport, damit auch unsere Schwimmvereine hier gute Bedingungen vorfinden und sich auf den Weg machen können. Die DLRG hat dabei auch eine ganz wichtige Aufgabe.
Ich glaube, wir müssen alle gemeinsam schauen, wie wir das Thema weiter voranbringen. Es kann nicht angehen, dass ein Land wie Schleswig-Holstein nicht in der Lage sein soll, den Kindern eine vernünftige Grundausbildung in Form von Schwimmunterricht zu geben.
Transportkosten, Transportwege - das ist schon angesprochen worden. Ich komme aus Eckernförde. Wir haben das große Glück, dass wir mit dem Stadtbus zur Schwimmstätte fahren können, und dort sind Schwimmzeiten eingerichtet.
Es ist eine ganz wichtige Aufgabe, bei der wir als Land auch die Kommunen unterstützen müssen. Wir müssen unseren Kommunalvertretern vielleicht auch einfach einmal sagen: Ja, Schwimmbäder sind defizitäre Anlagen, aber sie haben eine ganz, ganz wichtige Funktion. Hierbei müssen wir ihnen auch finanziell helfen.
Anita Klahn, es ist richtig: Wir unterhalten uns gerade über die Lernmittelfreiheit. Es darf nicht sein, dass Eltern von Dritt- oder Viertklässlern einen finanziellen Beitrag dazu leisten müssen, dass ihre Kinder eine Grundausbildung im Schwimmen bekommen. Das gehört zum Unterricht als solchem dazu, und so versteht der SSW dies auch.
Wir sind gemeinsam dabei, wenn es darum geht, den Schwimmunterricht auszubauen. - Alles Weitere ist bereits gesagt.
All diejenigen, die freiwillig dazu beitragen, dass unsere jungen Menschen eine Ausbildung bekommen und wasserfähig werden, verdienen ein ganz großes Lob von uns.
Wir haben es ja auch schon gesagt: Die DLRG bildet nicht nur aus, sie passt auch auf uns auf, wenn wir ans Wasser gehen. Sie passt nicht nur auf uns auf; wichtig für uns als Tourismusland ist auch: Die DLRG passt auch auf unsere Touristen auf.
Insofern an die Lehrerinnen und Lehrer und an alle, die hier freiwillig tätig sind, und auch an die DLRG von hier aus einen ganz herzlichen Dank. Gemeinsam sorgen wir für guten Schwimmunterricht.
Vielen Dank. - Zu einem Dreiminutenbeitrag hat sich der Abgeordnete Dr. Brodehl von der AfDFraktion gemeldet.
Sehr geehrtes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich gehe jetzt nur auf die wirklich sachbezogenen Punkte ein. - Bei meinen Recherchen, Frau Klahn, ist mir natürlich aufgefallen, dass schon sehr viel Grundlegendes angestoßen worden ist. Ich nenne insbesondere die Anfrage der CDU von September 2016. Hierauf habe ich aber schon hingewiesen.
Mir ist aber vor allem auch aufgefallen, dass gerade Sie als FDP sich immer wieder dafür eingesetzt haben, dass eine Bestandsaufnahme erfolgt. Im Jahr 2006 - das ist den entsprechenden Ausschussprotokollen zu entnehmen - wurde das abgelehnt. Es heißt dort: „Herr Dr. Klug zeigte sich enttäuscht.“ Ganz genau.
Herr Dr. Klug zeigte sich also enttäuscht. - Genau, das war 2006. Deswegen dieser Blick in die Geschichte.
Dann kam von der CDU mindestens zwei weitere Male eine Anfrage; die Abgeordneten wollten wissen, wie viel Schwimmunterricht denn nun eigentlich erteilt wird. Die entsprechenden Antworten habe ich ja eben schon angeführt - das machten die Kommunen; da könne man sowieso nichts ändern.
Ich bilde mir mitnichten ein, dass ich hier irgendetwas reiße oder anstoße, was sonst verschlafen worden wäre. - Darf ich einmal Folgendes fragen? Eben wurde der Vorwurf erhoben,
- Ja, das müssen Sie ja auch nicht. Aber Sie hätten ja auch nicken können. Ihre Meinung habe ich ja schon gehört. Wir können das ja einmal -
- Genau, Sie waren ja nicht da. Sie haben Ihre Meinung ja schon vorher vorgelegt. Das habe ich heute Morgen in der Presse gelesen. Da stand bereits der Vorwurf, es sei sowieso alles substanzlos.
Also, man ist nicht einmal da, aber man weiß schon einen Tag vorher, dass es sowieso alles substanzlos sei. Das war verbunden mit der Aussage, es gehe um nichts Konkretes.
- Doch, natürlich haben wir etwas Konkretes gefordert. Denn die Gründe im Allgemeinen sind uns natürlich klar; diese sind auch mir als Schwimmlehrer klar, und sie sind auch mir als Vater von drei Kindern klar. Meine Kinder können Gott sei Dank schwimmen. Aber der Bevölkerung ist es eben nicht klar, warum nun gerade an der Schule ihrer Kinder der Unterricht ausfällt. Auch ist es vielen Lehrern nicht ganz klar, warum an der Schule, an der sie tätig sind, der Schwimmunterricht nicht erteilt werden kann.
Eben haben Sie gesagt, es sei an 96 Schulen der Fall gewesen. Da bin ich auch so ehrlich, zu sagen: An 96 Schulen wird der Schwimmunterricht nicht erteilt - diese Zahl habe ich tatsächlich nicht gefunden, und genau darum habe ich mich bemüht. Es geht um Zeit. Bei all dem geht es -
Bei all dem geht es natürlich um Zeit. Sie alle kennen die Forsa-Untersuchung: In der Altersgruppe der über 60-Jährigen haben noch 56 % in der Grundschule Schwimmen gelernt, in der Gruppe der bis zu 29-Jährigen beträgt der entsprechende Prozentsatz nur noch 36 %. Machen Sie doch nun
mir keinen Vorwurf daraus, dass ich dieses Thema nun nach einem halben Jahr im Landtag hier aufs Tapet bringe.