Ich möchte in einer Welt leben, in der alle Menschen gut leben können. Das ist für mich auch ein Ansporn, gute Politik in Schleswig-Holstein zu machen. Bildung ist für mich der Zugang zu diesem guten Leben. Ich muss die Welt und ihre Wirkungszusammenhänge verstehen, um einen Platz in ihr zu finden und um informierte Entscheidungen treffen zu können.
Bildung für nachhaltige Entwicklung will genau das. Sie befähigt Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln. Sie ermöglicht es jedem Einzelnen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Wir hatten das Thema schon letztes Jahr hier im Landtag und haben damals deutlich gemacht, dass es schon tolle Projekte in der gesamten Bildungslandschaft in Schleswig-Holstein gibt, zum Beispiel die KITA21, die wir jetzt glücklicherweise auch noch aus dem Haushalt mit zusätzlichen Mitteln unterstützen können.
Im Bereich Schule haben wir die Auszeichnung als Zukunftsschule und auch sonst Anknüpfungspunkte in so gut wie allen Fächern. Im Februar 2020 wird es einen Kongress in Zusammenarbeit mit der CAU zum Thema BNE geben. Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen hier zusammenkommen. Das ist ein wichtiger Impuls für das Thema BNE. Natürlich werden bei diesem Kongress auch Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Fridays for Future dabei sein, denn sie kommen ja von den Schulen. Die Schulen werden beteiligt sein.
Außerdem haben wir ganz viele Projekte an den Hochschulen. Im außerschulischen Bereich haben wir das Ehrenamt. Wir haben die FSJler, die FÖJler und die Bufdi, auch so etwas wie die Jugendaktionskonferenz-SH, die vor Kurzem hier stattgefun
Mir ist sehr wichtig zu betonen, dass BNE nicht nur Umweltbildung ist, denn es geht um viel mehr. Die Nachhaltigkeitsziele der UN empfehlen sich als Leitfaden. Dort geht es um die Beendigung der weltweiten Armut und des Hungers, um Gesundheit, Gleichheit und Wohlergehen. Ich glaube, diese Ziele können wir alle unterschreiben. Aber das kommt nicht von allein. Wir müssen uns ordentlich ins Zeug legen, um das zu erreichen. Das haben wir heute Morgen bei der Klimadebatte auch gehört.
Konkrete Beispiele sind die nachhaltige Versorgung mit sauberem Wasser und sauberer Energie. Es geht um nachhaltige Städte und Gemeinden, um nachhaltige Produktion und Konsum. Auch hochwertige Bildung ist eine Maßnahme zur Nachhaltigkeit. Die UN-Nachhaltigkeitsziele laufen im Jahr 2030 aus. Die Zwischenbilanz ist eher mau. Der SDG-Report aus dem Jahr 2019 zeigt, dass die Weltgemeinschaft zwar viel über die Nachhaltigkeitsziele redet, aber zu wenig in deren Umsetzung investiert. Wir müssen hier wie beim Umweltschutz deutlich mehr erreichen.
Was müssen wir also tun? - Eine zentrale Forderung ist die gemeinsame Verantwortung aller Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und jedes einzelnen Menschen. Wir brauchen eine nachhaltige Ausrichtung von Gesellschaft und Wirtschaft, damit es eine gute Zukunft für uns Menschen gibt. Klimawandel und Umweltzerstörung sind laut aktuellem Global Risk Report die globalen Risiken schlechthin. Die fünf Risiken, die am häufigsten genannt werden, haben allesamt mit Umwelt zu tun. Diese Themen sind wunderbare Aufhänger für BNE, da bei diesen Themen alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche betroffen sind.
Wir werden verstehen müssen, dass wir ein Teil dieser Welt sind und uns nicht aufführen können, wie wir wollen.
Das Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist ein gutes Projekt. Langfristig müssen wir von dem Projekt in die Struktur kommen.
Dafür werden wir weitere Mittel und auch weitergehende Ansätze brauchen. Gerade wird unter Beteiligung vieler Akteure und mit intensiver Beteiligung des Bildungsministeriums die BNE-Strategie für Schleswig-Holstein entwickelt. Sie wird noch in diesem Jahr vorgestellt und wird uns aufzeigen, wie wir die Nachhaltigkeitsziele umsetzen können. Wir
sollten uns in diesem Zusammenhang die Ergebnisse der Schülerinnen- und Schülerkongresse noch einmal ganz genau anschauen.
Bei „Jugend im Landtag“ wurde schon im letzten Jahr die Forderung nach einer noch größeren Integration des Themas im Unterricht deutlich, auch nach Berücksichtigung im schulischen Alltag, zum Beispiel der ökofairen Beschaffung. Eine Schülerin sprach von politischer Bildung und von Bildung für nachhaltige Entwicklung als „aufstrebende Querschnittsaufgaben“. Ich finde, das beschreibt es sehr gut.
Wir sollten auf die Kinder und Jugendlichen hören, schließlich gestalten wir ihre Zukunft. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Bereits seit 1971 verbraucht die Menschheit mehr Ressourcen, als die Erde dauerhaft zur Verfügung stellen kann. Lag der Faktor des weltweiten ökologischen Fußabdrucks heute bereits bei 1,75, wären ab 2050 rechnerisch zwei Erden nötig, um den Menschheitsbedarf an Ressourcen zu decken. Deutschland hat den Faktor 3 bereits überschritten. Nachhaltig ist daran ehrlicherweise nicht viel.
Die spannende Frage ist jetzt, mit welchen Mitteln wir uns dieser Herausforderung stellen wollen. Herr Kollege Habersaat, von der SPD habe ich ehrlich gesagt in Ihrem Beitrag keine Lösungen und keine Vorstellungen gehört.
Meine Damen und Herren, ich denke, dass schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung dabei helfen kann, sich kritisch mit dem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen und auch einen notwendigen Denkprozess in Gang zu bringen, denn jeder sollte für sich selbst überlegen und ent
scheiden, mit welchem individuellen Konsumverhalten er dazu beitragen kann, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.
Allerdings sehe ich auch Gefahren, die sich hinter dem Gedanken der nachhaltigen Entwicklung verbergen können, wenn dieser für ideologische Zwecke missbraucht wird oder vordergründig dazu dient, ein radikales Verhalten an den Tag zu legen, dem alles andere untergeordnet werden muss.
Daher appelliere ich an jeden, sorgsam darauf zu achten, dass nicht jedes Verhalten allein an einem verordneten Nachhaltigkeitsideal gemessen wird und davon abweichendes Verhalten pauschal verdammt wird.
Aus diesem Grund ist es ein wichtiger Schritt, den Diskurs in den Schulen zu führen. Wir halten es aus liberaler Sicht für sehr wichtig, dass sich Schülerinnen und Schüler ein eigenes Wissen aneignen, dass sie naturwissenschaftliche Prozesse und technische Entwicklungen verstehen. Wir wollen erreichen, dass sie mit eigener Kompetenz nicht nur im Unterricht, sondern auch im privaten Umfeld eine kritische, den demokratischen Regeln gerecht werdende Auseinandersetzung mit den Auswirkungen führen.
Auf dem Land - da gibt es bei uns im Norden ausreichend Beispiele - gibt es zum Auto leider wenige Alternativen, um seinen Arbeitsplatz, seinen Schulort oder den nächstgelegenen Arzt zu erreichen. Dies als Umweltsünde zu brandmarken, wird niemanden bekehren, sondern bei den Betroffenen nur zu Trotzreaktionen oder Ablehnung führen.
Meine Damen und Herren, Veranstaltungen wie der geplante Kongress zur Vorbereitung des Jahrs für Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Unterricht dürfen nicht zu geschlossenen Zirkeln werden, bei denen nur vermeintlich Geläuterte aufeinandertreffen und bei denen abweichende Meinungen gegebenenfalls nicht geduldet werden. Wir begrüßen vielmehr, dass die geplante Veranstaltung zum Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung zeitgleich in die Kreise übertragen und dass durch Workshops vor Ort eine größere Beteiligung ermöglicht wird.
Ebenfalls wollen wir Projekte an außerschulischen Lernorten unterstützen und weiterentwickeln. Wir wollen Schulen ermutigen, eigene Schulgärten anzulegen und Exkursionen in die Natur zu machen. Die Sparkassenstiftung bietet hier wertvolle Möglichkeiten. Projekte wie der Besuch eines Bauernhofes sind ebenfalls sehr hilfreich, sodass Kinder lernen und sehen, dass die Erbsen nicht nur aus der Tiefkühltruhe kommen.
Es ist essenziell wichtig, dass Veränderungen der Mehrheit nicht durch radikale Minderheiten aufgezwungen werden, sondern Teil eines gemeinsamen Prozesses sind, in dem alle Akteure gleichsam eingebunden sind.
Erst dann kommen wir zu Anpassungen, die so gestaltet sind, dass sie die Gesellschaft nicht überfordern werden. Der Preis der Nachhaltigkeit könnte zu hoch sein, wenn die demokratische Gesellschaftsordnung den Wandel nicht überlebt.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste! Keine Generation sollte auf Kosten ihrer Kinder leben. Dass dieser Gedanke auch und gerade in Schule vermittelt wird, das versteht sich von selbst. Wenn wir erwarten, dass die jungen Menschen ihre Zukunft gestalten, dann müssen wir ihnen auch das richtige Handwerkszeug vermitteln. Insofern findet der Antrag aus Jamaika unsere ausdrückliche Unterstützung, wenn die Landesregierung das Schuljahr 2020/21 als Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, ausruft.
Wie nachhaltig so ein Jahr allerdings sein kann, ist weniger von der Überschrift als vielmehr von den ganz konkreten Schritten und Maßnahmen vor Ort abhängig. Diese müssen lebensnah, nachvollziehbar und praktikabel sein. Gewährleistet wird dies etwa in dem Programm Schulklassen auf dem Bauernhof. Gewährleistet wird dies nach meiner Einschätzung aber auch durch die vielen zertifizierten außerschulischen Bildungspartner. Einer davon ist das Erlebnis Bungsberg aus meinem Kreis. Ich habe
diese damals mit meiner eigenen Klasse besucht. Ökologie, Ökonomie und auch soziale Fragestellungen werden hier in einen globalen Kontext gestellt, und es ist gut, wenn den Schülern die ganze Bandbreite der nachhaltigen Entwicklung wie Ressourcenschonung, wirtschaftliche Aspekte und eben auch soziale und gesellschaftswissenschaftliche Fragestellungen vermittelt wird.
Meine Damen und Herren, allerdings kann das Jahr für Nachhaltige Entwicklung auch ein Rohrkrepierer werden, und zwar dann, wenn man BNE als pädagogische Wunderwaffe ansieht. Diesen Eindruck muss man tatsächlich bekommen, wenn man sich etwa mit der sogenannten Roadmap der UNESCO zur Umsetzung von BNE auseinandersetzt. Frau Präsidentin, ich zitiere einmal mit Ihrer Erlaubnis. Auf Seite 12 heißt es zum BNE: