Aber das Herzstück unserer Europapolitik - die Frankreichstrategie - ist noch viel mehr. In einem ersten Maßnahmenbündel, der sogenannten Feuille de Route I, das Maßnahmen von 2015 bis 2016 definiert hat, wurde beispielsweise das Büro des Saarlandes in den Räumen der SaarLB in Paris eröffnet. Wir haben einen deutsch-französischen Berufsschulzweig Automobil am Berufsbildungszentrum in St. Ingbert implementiert. Im Saarland wurde ein einheitlicher Ansprechpartner für französische Unternehmen und Unternehmensgründungen eingesetzt.
Darüber hinaus haben wir grenzüberschreitend Ausbildungsmöglichkeiten an den Start gebracht und die Wirtschafts- und Wissenschaftsbeziehungen mit den französischen Regionen intensiviert. Die deutschfranzösische Ausrichtung der SaarLB ist dabei eine besondere Erfolgsgeschichte. Diese Geschichte beweist einmal mehr: Wirtschaft macht nicht an Landesgrenzen halt. Im Gegenteil. Auch darum ist die Frankreichstrategie wichtig für die gesamte Region.
Dass die Frankreichstrategie von einer breiten Akzeptanz in der saarländischen Bevölkerung getragen ist, hat eine Studie des Sprachwissenschaftlers Philipp Krämer von der Freien Universität Berlin ergeben, die im Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde. Rund 62 Prozent der Befragten bewerteten die Frankreichstrategie als gut oder sehr gut und begreifen sie als Chance. Natürlich gibt es noch Unsicherheiten, zum Beispiel, dass das Englische neben dem Französischen vernachlässigt werden könnte. Aus eigener Unterrichtserfahrung als Französischlehrerin sage ich aber, gerade das frühe Französischlernen und eine gezielte didaktische Ausrichtung eröffnen neue Möglichkeiten, während der Schulzeit Englisch und weitere Fremdsprachen leichter zu erlernen.
Kein Problem. Alles gut. - Von einer auf Mehrsprachigkeit ausgerichteten Frankreichstrategie können alle Sprachen profitieren. Keiner muss zurückbleiben. Aber an diesem Beispiel zeigt sich die Aufgabe, die noch vor uns liegt und die auch in der Studie an
gesprochen wurde. Das Europaministerium tut schon sehr viel, um die Saarländerinnen und Saarländer mitzunehmen, beispielsweise bei den Europa-Matineen, bei denen die Ausrichtung der Strategie diskutiert wird.
Das ist aber nicht nur die Aufgabe der Regierung, sondern auch von uns Parlamentariern. Wir müssen unsere Bürgerinnen und Bürger noch besser informieren. Wir müssen die Chancen der Frankreichstrategie mit den Saarländerinnen und Saarländern diskutieren und ihre Ideen noch stärker einbeziehen, damit die Umsetzung der Frankreichstrategie weiterhin Rückhalt in der Bevölkerung hat und auch zukünftig eine Erfolgsgeschichte bleibt.
Dieser Aufgabe stellt sich das Saarland mit der Feuille de Route II - dem zweiten Maßnahmenkatalog der Frankreichstrategie. Hier werden einerseits die grenzüberschreitenden Angebote in Bildung, Ausbildung und Wirtschaft weiter gestärkt. Wir wollen weitere Hürden im alltäglichen Leben von Tausenden Grenzgängern abbauen.
Andererseits soll zukünftig zum Beispiel der Sport in den Fokus gerückt werden. Gerade hier können wir einen Großteil der gesellschaftlichen Gruppen erreichen und den Wert einer gelebten Frankreichstrategie begreifbar machen. Ehrenamtliche und Vereine sollen in Zusammenarbeit mit dem Landessportverband grenzüberschreitende Kontakte knüpfen und intensivieren.
Auch Krämer betont im Kontext seiner Studie, dass in unserer Vereinsstruktur eine große Chance für die Frankreichstrategie und die europapolitische Ausrichtung des Saarlandes liegt. Viele Vereine und ehrenamtlich Tätige engagieren sich bereits in diesem Bereich in besonderem Maße. Gerade die Partnerschaftsvereine leisten hervorragende Arbeit und leben die deutsch-französische Freundschaft. Daher ist es nur konsequent, wenn die Landesregierung die Zusammenarbeit mit dem Landessportverband systematisiert und noch mehr ehrenamtlich Aktive mit ins Boot nimmt.
Sie sehen, auch in meiner zweiten Rede im Plenum lassen mich die Vereine und das Ehrenamt nicht los. Aber man kann sich gerade am heutigen Tag des Ehrenamts gar nicht genug bewusst machen, dass wir mit unserer starken Vereinsstruktur ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen haben, von dem wir in allen gesellschaftlichen Bereichen profitieren, so auch bei der saarländischen Europapolitik.
Weiterhin werden der Austausch und die Zusammenarbeit im Justizbereich gestärkt. Unser Europaminister Stephan Toscani hat bereits gestern in seinen Ausführungen zum Justizhaushalt die grenz
überschreitenden Kooperationsvereinbarungen erwähnt. Nicht zuletzt ist die deutsch-französische Zusammenarbeit auch Markenkern in vielen Bereichen saarländischer Kulturpolitik. Auch hier ist die Landesregierung gefordert, die erfolgreichen grenzüberschreitenden Austauschprojekte und Kooperationen auszubauen. Sie sehen, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Frankreichstrategie und die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit in der Großregion ist eine ambitionierte und vielfältige Aufgabe. Sie ist aber auch eine riesige Chance für das Saarland. Sie ist unser Markenkern, ja, sie ist somit in gewissem Sinne überlebenswichtig. Eingangs sprach ich von einer bewussten Entscheidung unserer Landesregierung für die Frankreichstrategie und die konsequente Intensivierung der Zusammenarbeit in der Großregion. Die Weitsichtigkeit dieser Entscheidung wird einem in Zeiten, in denen der Weg Europas kein leichter ist, umso klarer vor Augen geführt. Gerade der Blick auf den bevorstehenden Brexit und auf antieuropäische Tendenzen in verschiedenen Mitgliedsstaaten fordert ein klares deutschfranzösisches Bekenntnis zum Haus Europa, das über Jahrzehnte hinweg Frieden und Wohlstand in unserem Land garantiert hat.
Das Saarland hat hier eine Brückenfunktion, die Chance und Verpflichtung zugleich ist. Europa braucht ein selbstbewusstes Saarland, das diese Aufgabe beherzt annimmt, das auch zukünftig die Frankreichstrategie konsequent vorantreibt und in diesen Markenkern unseres Landes investiert. Deshalb ist es nur richtig, dass wir in einem Abänderungsantrag der Koalitionsfraktionen den Mittelansatz noch einmal um 50.000 Euro erhöhen. Wie auch bei unserer Ministerpräsidentin haben wir hier mit unserem Europaminister Stephan Toscani und dem Staatssekretär Roland Theis Überzeugungstäter, für die die Europapolitik und die Frankreichstrategie ein Herzensthema sind und die für die Sache brennen. Das, lieber Stephan Toscani, merkt man.
Wir haben aber aktuell auch auf der französischen Seite unter der Regierung Macron wieder Ansprechpartner, die die Brückenfunktion des Saarlandes anerkennen und wertschätzen und offen sind für eine engere Kooperation. Diese Chance müssen wir nutzen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, stimmen Sie daher dem Abänderungsantrag und den Investitionen im Bereich Europa und dem Einzelplan 04 zu. Und was noch viel wichtiger ist: Lassen Sie uns begeisterte, engagierte und mutige Europäer sein und das französischste aller Bundesländer gemeinsam weiterentwickeln. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau Kollegin. - Ich rufe die nächste Rednerin auf, Frau Barbara Spaniol von der Fraktion DIE LINKE.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mir aus dem Einzelplan 04 zwei Punkte herausgegriffen. Bei dem einen, Europa und die Frankreichstrategie, werde ich gerne an die Kollegin Schmitt-Lang anknüpfen. Ja, hier waren, glaube ich, ursprünglich 150.000 Euro eingestellt. Sie haben noch einmal 50.000 draufgesattelt. Das begrüßen wir und wir werden dem Abänderungsantrag zustimmen. Das haben wir die ganze Zeit so gemacht, das gehört sich so, wenn es Mittelaufwüchse gibt, die Institutionen und Projekten zugutekommen. Dann macht man das so, auch wenn man in der Opposition sitzt. Das ist für uns selbstverständlich.
Jetzt noch einmal zum Ziel der Frankreichstrategie: Es ist wirklich ein ambitioniertes Ziel. Es ist gesagt worden, binnen einer Generation, bis 2043, soll Französisch durch ein breites Bildungsangebot als zweite Sprache etabliert werden, vom Kindergarten über die Grundschule bis zur weiterführenden Schule. Ziel ist es, das Saarland zu einer mehrsprachigen Region deutsch-französischer Prägung zu machen. Ja, da kann ich nur sagen, d’accord. Wir haben in vielen Besuchergruppen, wenn wir mit Schülerinnen und Schülern zusammensitzen, immer dafür geworben und auch hervorgehoben, wie wichtig es ist, dass insgesamt mehr Französisch gesprochen wird. Wir wissen auch, wie viele Schülerinnen und Schüler darauf reagieren, wenn dann Englisch kommt, aber dazu sage ich gleich noch etwas. Die Umsetzung auf dem Weg dorthin ist eben schwierig.
Jetzt haben Sie, Frau Kollegin Schmitt-Lang, die Umfrage der Freien Universität Berlin genannt. Die fand ich auch interessant, die hat wirklich einiges zutage gebracht. Ich sage es noch einmal, eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung des Saarlandes möchte stärker mehrsprachig werden und dem Französischen im Alltag einen größeren Stellenwert einräumen. So weit, so gut. Fast zwei Drittel fanden das alles gut oder eher gut. Die Zustimmung hat auf allen Bildungsniveaus und in allen Beschäftigungsgruppen überwogen, auch das ist ganz wichtig. Aber: Sie hat aus unserer Sicht an manchen Stellen schon sehr ernüchternde Ergebnisse gebracht. Sehr viele Saarländerinnen und Saarländer fühlen sich nicht gut informiert und nicht einbezogen beim Thema Frankreichstrategie. Weit über 70 Prozent sind der Ansicht, dass die Bürgerinnen und Bürger an der Umsetzung zu wenig beteiligt werden. Sie haben das eben ja letztendlich auch so skizziert. Nur ein sehr kleiner Teil, nämlich 14,4 Prozent, fühlt sich gut im Bilde, was diese Strategie überhaupt ist und sein
soll. Eine Mehrheit befürwortet zumindest die flächendeckende Einführung zweisprachiger Kitas, mehrsprachiger Schilder und das Saarlandbüro in Paris. Das klingt doch schon mal ganz gut. Aber nur 30 Prozent unterstützen das Ziel der Landesregierung, dass Französisch zweite Verkehrssprache wird. Knapp 60 Prozent sind nicht der Ansicht, dass die Frankreichstrategie überlebenswichtig für das Saarland ist. Die Landesregierung sagt zu Recht, das ist eine Chance für die Eigenständigkeit des Landes, aber an der Stelle sehen das 60 Prozent eben offensichtlich anders.
Kultureller Austausch und gute Beziehungen zum Nachbarn Frankreich sind Ziele, die sich jede Saarländerin und jeder Saarländer wünscht. Letztendlich sind wir ja alle so groß geworden. Es kommt aber darauf an, all das auch lebendig zu halten. Tatsächlich fehlen wohl noch spürbare konkrete Maßnahmen und eben auch Fortschritte neben den Absichtserklärungen. Denn die Grundidee -
Das ist doch gar kein Angriff, hören Sie mir doch einmal zu. - Denn die Grundidee, die Grenznähe zu einem Standortvorteil zu machen, ist nicht neu. Das ist eben auch gesagt worden, sie ist seit den Siebziger- und Achtzigerjahren längst Programm. Das deutsch-französische Theaterfestival, die Perspectives, wurde 1978 gegründet, die grenzüberschreitende Saarbahn mit direkter Anbindung nach Saarguemines startete 1997 und die Deutsch-Französische Hochschule gibt es seit 1999. Ich möchte sagen, dass die Grundidee mit vielen Projekten schon auf den Weg gebracht ist. Das Zusammenrücken mit unseren Nachbarn und Freunden hat eine lange und gute Tradition und auch das Ziel, die Zweisprachigkeit vielleicht bis 2043 herzustellen, ist gut und richtig. Es gibt schon viele Anstrengungen, das wollen wir würdigen, aber oft sind es nur die kleinen Schritte, von denen die Kollegin gesprochen hat, und die gilt es doch auszubauen.
Jetzt kommen wir noch einmal zu unseren Besuchergruppen hier im Haus und die Diskussion um Französisch und Englisch. Das macht einem schon Sorge, wenn man sieht, wie das diskutiert wird, dass eben viele Eltern die Sorge haben, dass all das zulasten des Englischunterrichts geht und ihre Kinder später im Berufsleben schlechtere Chancen haben. Ich teile diese Sorgen nicht. Wir haben vehement für Französisch gestritten und für die Sprache geworben, aber es ist wirklich eine harte Nuss, auch wenn wir in unsere eigenen Familien schauen. Englisch ist leichter zu lernen, das spielt eine große Rolle. Wir sollten für die Affinität zur französischen Sprache auch aus dem Parlament heraus werben. In den Kitas geht das noch aus meiner Sicht, das habe ich auch bei meinem Sohn gut erlebt. Dort läuft das spielerisch ab, ohne dass dann später Englisch auf
der Strecke bleiben soll. Es hängt vieles daran, wer das vor Ort macht, wie das Personal aussieht, ob genug Muttersprachlerinnen und Muttersprachler vorhanden sind. Das ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Ohne konkrete neue Projekte, ohne eine ganz bestimmte, strategische Werbung und ohne dass die Eltern mitgenommen werden, kommt die Strategie, die Frankreichwerbung, nicht wirklich an. Daran müssen wir zusammen arbeiten. Wir sind auf jeden Fall dazu bereit und hier auch gerne an Ihrer Seite.
Jetzt muss ich von der Frankreichstrategie in die Finanzverwaltung zu den Finanzämtern springen, weil das auch ein Teil ist, der den Einzelplan 04 ausmacht. Meine Damen und Herren, wir haben das im Ausschuss beraten. Aus unserer - und ich glaube, auch aus Ihrer - Sicht ist klar, dass wir eine gut ausgestattete Finanzverwaltung brauchen. Das ist allen klar. Gerade in der Finanzverwaltung führen Ausgabenkürzungen gerade nicht zu einer Entlastung des Haushaltes. Eher das Gegenteil ist der Fall, wenn die Finanzverwaltung des Landes zu schlecht besetzt ist oder halt schwächer besetzt werden wird. Wenn man in den Stellenplan hineinschaut - wir waren an der Stelle echt verwundert -, sieht man, dass da ein echter Stellenabbau ausgewiesen ist. Es werden ku- und kw-Vermerke im Stellenplan bei zehn Stellen der Wertigkeit A 9 wirksam ausgebracht. Es geht um die Steuerinspektorinnen und Steuerinspektoren. Insgesamt hat der Bereich der Finanzämter im Stellenplan 20 Planstellen weniger als 2017. Bei Beamten auf Widerruf im Vorbereitungsdienst fallen auch Stellen weg, ebenfalls 20. Bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gab es ein Minus von 12 Stellen. Wir finden also, dass es an der Stelle sehr schwierig ist, weiter Stellen abzubauen. Eine schwächer besetzte Verwaltung geht immer zulasten des Services für die Bürgerinnen und Bürger. Das führt auch in diesem Bereich zu Einnahmeverlusten, die sich das Land so nicht leisten kann.
Wir hätten uns hier ganz klar einen Stellenaufwuchs gewünscht. Wir haben auch Abänderungsanträge vorgelegt, aber die sind in der Mühle der Beratungen letzte Woche einfach untergegangen. Das haben wir im Nachhinein festgestellt. Aber wir haben klar dokumentiert, wie wir uns das vorstellen. Darauf wollte ich an dieser Stelle noch einmal hinweisen. Wir äußern hier Kritik, wir möchten diesen Stellenabbau nicht mittragen, wie in vielen anderen Bereichen der Landesverwaltung auch nicht. Das rächt sich. Da gehen wir nicht mit. - Ansonsten bedanke ich mich fürs Zuhören.
Ich danke Ihnen, Frau Kollegin Spaniol. - Ich rufe für die SPD-Landtagsfraktion Frau Abgeordnete Isolde Ries auf.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte den Fokus auch auf den Europateil dieses Haushaltes legen. In einer Zeit, in der der europäische Gedanke immer mehr hinterfragt wird, ist es ganz wichtig, dass wir uns im saarländischen Landtag klar für die europäische Integration aussprechen; denn wir brauchen mehr Europa und nicht weniger Europa. Meine beiden Vorrednerinnen haben es schon gesagt: Gerade hier im Grenzbereich zu Frankreich und zu Luxemburg leben wir Europa. Wir greifen in den unterschiedlichsten Gremien den Alltag und die Probleme der Menschen auf. Oftmals sind es ganz kleine Hürden, die wir überwinden müssen. Wir finden auch vielfältige Lösungen für das alltägliche Zusammenleben entlang der Grenze. Die vielen von der EU geförderten Projekte helfen uns dabei.
Ich habe mir einmal aufgeschrieben, was da so alles ins Saarland fließt. Direkt von europäischer Politik profitieren wir durch die EU-Regionalförderung, also durch den EFRE-Topf. Dort fließen von 2014 bis 2020 143 Millionen Euro ins Saarland und werden hier auch wieder kofinanziert, und zwar für die Schaffung von Arbeitsplätzen - 520 sind dadurch schon entstanden -, für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, für die Verbesserung der Lebensqualität, für regenerative Energie, für Forschungsvorhaben; 15 Forschungsvorhaben wurden zusätzlich gefördert. Allein für 2018 stehen hierfür 20 Millionen Euro zur Verfügung, plus Kofinanzierungsmittel also 40 Millionen Euro.
Aus dem Europäischen Sozialfonds erhält das Saarland im gleichen Förderzeitraum 74 Millionen Euro. Das wird auch wieder kofinanziert. Für 2018 heißt das 10 Millionen Euro, dazu gehören grenzüberschreitende Ausbildungen - unser Bildungsminister ist da sehr aktiv -, Unterstützung von Klein- und Mittelbetrieben für lebenslanges Lernen und die soziale Eingliederung.
Zur Förderung der Landwirtschaft erhalten wir 34 Millionen Euro über ELER-Projekte, Förderprogramme für nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung und ländliche Entwicklung. Aus dem Europäischen Garantiefonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes fließen in diesem Förderzeitraum 6,35 Millionen Euro ins Saarland. Im Durchschnitt machen diese Zahlungen 30 bis 40 Prozent des Einkommens der landwirtschaftlichen Betriebe aus.
Hinzu kommen noch weitere Gelder aus EU-Bildungsprogrammen und Erasmus-Plus. Viele unserer Kinder haben über Erasmus-Plus während ihres Studiums auch schon Erfahrungen in anderen Ländern gesammelt. Das sind Programme, die für die Jugendlichen ganz wichtig sind.
Vieles, was hier durch diese Programme gefördert wird, wäre gar nicht umsetzbar, hätten wir die Mittel aus Europa nicht. Deshalb müssen wir uns ganz besonders dafür stark machen, dass diese Strukturfondsmittel weiterhin fließen. Es gab nämlich Diskussionen nach dem Austritt des Vereinigten Königreiches, nach dem Brexit, auch von unserem Kommissar Oettinger, der gesagt hat, dass dann diese Strukturfondsmittel, weil weniger Gelder zur Verfügung stehen, nur noch für die neuen Beitrittsländer zur Verfügung stehen werden.
Es hat aber eine starke Bewegung in Europa gegeben. Unterstützt wurden wir dabei von Jo Leinen im EU-Parlament. Auch auf unseren Einflussebenen im Ausschuss der Regionen, in allen grenzüberschreitenden Gremien haben wir das zum Thema gemacht, beim Gipfel der Großregion, im Interregionalen Parlamentarierrat, im Wirtschaftsausschuss der Großregion und im Interregionalen Gewerkschaftsrat. Die Städte und Gemeinden mit ihren Organisationen QuattroPole und Eurodistrict SaarMoselle haben uns dabei unterstützt, natürlich auch ganz stark die Landesregierung. Ich bin mir deshalb sicher, dass die Mittel in Deutschland auch in Zukunft weiterhin in Regionen fließen werden, die das notwendig haben. Ich denke, das haben wir gemeinsam erreicht.
In diesem Haushalt haben wir noch einen kleinen Schwerpunkt zusätzlich gesetzt, Frau Schmitt-Lang und Frau Spaniol haben es schon erwähnt. Ich habe mich auch gefreut, dass die LINKE das mit unterstützt: 50.000 Euro mehr für die Frankreichstrategie. Vorher hatte der Minister in seinem Ressort schon 50.000 Euro draufgesattelt, sodass in diesem Haushalt jetzt 100.000 Euro mehr zur Verfügung stehen, um dieses wichtige Ziel umzusetzen.
Wir arbeiten in fast allen Bereichen mit unseren französischen und luxemburgischen Nachbarn zusammen. Ich könnte hier jetzt ganz lange auflisten, aber dafür reicht mir die Zeit nicht. Deshalb nur ein paar Beispiele.
Im Krankenhausbereich gibt es zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung seit 2013 eine gute Zusammenarbeit der SHG-Herzklinik Völklingen mit Unisanté Forbach und umgekehrt. Französische Patienten aus den Gemeinden des Arrondissements Forbach und des Arrondissements Sarreguemines im Departement Moselle können nach einer Vereinbarung, die seit 2016 ein Interreg-Projekt ist, Leis
tungen der Kardiologie der SHG Klinik Völklingen und Leistungen der Neonatalogie - das ist die Behandlung von Neugeborenen und Frühgeborenen des Winterberg-Klinikums in Anspruch nehmen. Deutsche Patienten können im umgekehrten Fall die Kinderheilkunde der Unisanté in Forbach in Anspruch nehmen, wenn die Behandlung im Winterberg aus Platzgründen nicht möglich ist. Weiterhin gibt es für deutsche Patienten eine ambulante nuklearmedizinische Einheit am Hôpital de Freyming-Merlebach und es gibt die Möglichkeit für deutsche Patientinnen und Patienten - das ist zurzeit noch schwierig - Rehabilitation in Freyming-Merlebach durchzuführen. Es gab und gibt hier das Problem, dass bei uns die Krankenkasse das immer vorher vereinbart und genehmigt. In Frankreich ist das anders. Man konnte diesen Genehmigungsvorbehalt jetzt durch Direktabrechnungen regeln. Schwierig wird es natürlich - und das ist noch nicht geregelt bei Reha-Maßnahmen, weil es sich da weder um eine nicht vorhersehbare Leistung noch um einen Notfall handelt. Aber auch da sind wir dran.
Wir haben auch das Problem mit den Taxis geregelt. Wir hatten hier im saarländischen Landtag alle Taxiunternehmen aus der Großregion eingeladen. Die Task Force hat einen Vorschlag erarbeitet - und siehe da, die Leute kennen sich und arbeiten sehr gut miteinander. Das funktioniert mittlerweile ohne Probleme. Das betrifft auch die Paketzustellung, die nicht funktioniert hat. Wenn Menschen miteinander reden, klappt das im kleinen Grenzgang wunderbar.
Bei der Saarbahn, die nach Saargemünd fährt, gab es Probleme, weil die Trassengebühr von der SNCF so angehoben wurde, dass es nicht mehr möglich gewesen wäre, die Leute nach Saargemünd zu fahren. Jetzt gibt es eine Vereinbarung zumindest bis 2020. Letzte Woche war ich mit Frau Kohler von Alleo - das ist die gemeinsame Gesellschaft von SNCF und der Deutschen Bahn AG - bei der Saarbahn, weil wir auf unserer Reise nach Paris erfahren haben, dass es bei der Fahrt von Saarbrücken nach Straßburg am frühen Morgen Probleme gibt. Wenn der Zug in Saargemünd um 8.15 Uhr ankommt, stranden die meisten Pendler in Saargemünd und müssen dort zwei Stunden auf den nächsten Zug warten. Die Saarbahn AG hat versprochen, aktuell eine Fahrplanänderung vorzunehmen, damit es früher hier losgeht und es eine Fahrt ohne Zeitunterbrechung und ohne Probleme gibt.