Protokoll der Sitzung vom 22.01.2008

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Bleibt dafür noch Zeit?

Bitte, die Zeit ist vorhanden.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Gebhardt, geben Sie mir recht in der Aussage, dass im Innenausschuss der Staatsminister des Innern auf die Nachfrage, ob es seitens der Staatsregierung nicht angedacht sei, eine Konzentration durchzuführen, sodass es am Ende nur noch einen einzigen Verwaltungssitz geben wird, den Willen der Staatsregierung zum Ausdruck gebracht hat, dass es genau das Ziel der Reform

sei, eine Konzentration auf nur noch einen Standort vorzunehmen und alle Außenstellen abzuschaffen?

Ja, das kann ich bestätigen.

(Beifall bei der Linksfraktion)

Herr Pecher, bitte.

Ich möchte das nicht so ausführlich machen, ich möchte mich konzentrieren. Auch ich möchte, auch wenn ich aus Zwickau bin, für Aue werben.

(Johannes Lichdi, GRÜNE: Was?)

Erstens, weil ich in Aue meine Ausbildung als Grubenelektriker gemacht habe,

(Beifall der Abg. Caren Lay, Linksfraktion)

und zweitens, weil durch die Städtepartnerschaft von Aue mit Solingen Herr Brangs nach Sachsen gekommen ist.

(Beifall des Abg. Stefan Brangs, SPD)

Damit habe ich erst einmal zwei emotionale Gründe.

(Heiterkeit)

Aber ich habe auch noch zwei rationale Gründe. Ich möchte aber mit einführen, dass von Anfang an, schon als die ersten Entwürfe auf dem Tisch waren, mit denen eine Präferenz für Annaberg ausgesprochen worden ist – da möchte ich mich wirklich herzlich bedanken –, die Sozialdemokraten vor Ort in Aue aufgestanden sind und sich darum bemüht haben, eine geschlossene Front der Region für Aue aufzubauen.

(Beifall der Abg. Dr. Cornelia Ernst, Linksfraktion)

Das ist damals leider im Kreistag von Aue aus den unterschiedlichsten Gründen jämmerlich gescheitert. Wenn es diesen Impuls der Auer Sozialdemokraten nicht gegeben hätte, wenn man nicht den Bürgermeister zum Teil auch zum Jagen hätte tragen müssen,

(Thomas Colditz, CDU: Na, na!)

dann wäre es überhaupt nicht zu solch einer gut durchdachten und letztendlich auch gut funktionierenden Initiative für Aue gekommen. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei den Genossinnen und Genossen vor Ort ausdrücklich zu bedanken.

Zwei Dinge sprechen aus meiner Sicht für Aue. Das ist ganz eindeutig der fiskalische Aspekt, denn Fakt ist – und das wird niemand ernsthaft wegdiskutieren können –, dass wir noch eine Menge Geld in die Hand nehmen müssen, um die Infrastruktur von Annaberg, wenn es so kommt, auszubauen und überhaupt erst tauglich für einen Kreissitz zu machen. Das ist eine Tatsache, die kein Mensch, der einmal mit offenen Augen vor Ort durchgeht, wegdiskutieren kann.

Das Zweite ist die Infrastrukturanbindung über die A 72. Sie kommen von Aue in den Ballungszentren Zwickau und Chemnitz in jedem Fall schneller, als Sie von Annaberg überhaupt 15 Kilometer aus dem Stadttor hinauskommen. Das ist für mich auch eine Tatsache. Wer das mal mit dem Auto ausprobiert, der wird das leidlich erleben. Ich weiß, es kommt zwar die globale Erwärmung, aber Schneefall ist in Sachsen nicht auszuschließen und dann hat die Bevölkerung – und für diese machen wir das ja letztendlich – mit Annaberg schlichtweg ein Riesenproblem. Deswegen bin ich für Aue.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Alexander Krauß, CDU)

Auf der Rednerliste stehen jetzt noch Herr Bandmann, Herr Günther, Frau Windisch und danach Herr Lichdi. – Bitte.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mir ist nicht bange um unser Land. Bei diesen engagierten Abgeordneten, die für ihre jeweilige Region kämpfen und dies auch weiterhin machen werden.

(Bravo! bei der CDU)

Hier geht es jetzt um die Frage Annaberg-Buchholz oder Aue. Die Gebietskörperschaften in diesem Gebiet sind sich einig, dass sie gemeinsam diesen Landkreis in dieser Form wollen. Es geht also nur um die Frage des Kreissitzes. Drei der Gebietskörperschaften haben sich für Annaberg-Buchholz ausgesprochen, eine für Aue.

Annaberg-Buchholz ist originäres Mittelzentrum, Aue dagegen nimmt mittelzentrale Funktionen gemeinsam mit den Städten Bad Schlema, Schneeberg, Lauta, Lößnitz und Schwarzenberg (Erzgebirge) wahr. AnnabergBuchholz ist historisch gewachsenes Zentrum der Erzgebirgsregion und regionales Wirtschaftszentrum. Annaberg-Buchholz ist seit 1871 traditionell Verwaltungssitz und war mal Sitz der Amtshauptmannschaft. Aue dagegen entwickelte sich erst ab 1924 allmählich mit größerer Bedeutung als Verwaltungsstandort.

(Zuruf des Abg. Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion)

Es gibt dort mittelzentrale Verflechtungsbereiche. Annaberg-Buchholz hat 85 971 Einwohner. Dagegen teilen sich die fünf Städte und Gemeinden des mittelzentralen Städteverbunds in dieser Form 129 244 Einwohner dieses Verflechtungsbereichs. Die größte Stadt des Städteverbunds ist zudem eben nicht Aue, sondern Schwarzenberg. Schwarzenberg hat 19 276 Einwohner,

(Alexander Krauß, CDU: Nehmen wir Schwarzenberg!)

Aue hat 18 037 Einwohner. Auch insoweit, denke ich, ist auf die Absicht zur Bildung einer Stadt Silberberg abgestellt worden. Ich hatte heute Vormittag schon darauf

hingewiesen. Es ist fraglich, ob dieser Zusammenschluss in der Tat zustande kommt. Selbst wenn, würde sie nur vier der sechs Städte des mittelzentralen Verbunds erfassen. Der mittelzentrale Städteverbund bliebe also bestehen. Das moderne Verwaltungszentrum und die bessere überregionale Erreichbarkeit von Aue können aber demgegenüber allein nicht den Ausschlag geben. Ich denke, es geht eben gerade darum, dass auch Annaberg-Buchholz mit seiner neuen Funktion genau die Defizite, die noch da sind, nämlich die Erreichbarkeit, dass dort die Infrastruktur zügig ausgebaut wird, dass mit den Infrastrukturmitteln, die da sind, sichergestellt wird, dass der gesamte Landkreis für die Menschen insgesamt besser erschlossen wird. Das Verwaltungszentrum in Aue – das wurde mir vor Ort auch deutlich gesagt – wird nicht geschlossen, sondern soll als Außenstelle weiterhin eine Funktion wahrnehmen. Aue hat eine exzellente Anbindung an die Autobahn durch zwei Zubringer

(Zuruf des Abg. Thomas Colditz, CDU)

und hat in den letzten Jahren wirklich eine hervorragende Entwicklung genommen. Der Vertreter der Wirtschaft hat mit leuchtenden Augen berichtet

(Zuruf der Abg. Dr. Cornelia Ernst, Linksfraktion)

wie gut der Laden in Aue brummt. Das heißt, die Befürchtung, dass Aue einen Rückschritt aufgrund der Kreissitzentscheidung erleidet,

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

ist aus der Sicht der Koalition nicht gegeben. Deswegen bitten wir, hier die Entscheidung für Annaberg-Buchholz zu treffen.

Herzlichen Dank.

Herr Günther, bitte.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Als Erstes muss ich den Antragstellern und allen engagierten Bürgern aus Aue und dem Bürgermeister meinen Respekt ausdrücken für den Kampf und für das Ringen um die Kreisstadt Aue,

(Dr. André Hahn, Linksfraktion: Wismut lebt!)

insbesondere weil das Ringen nicht ganz so aggressiv war wie in anderen Regionen. Es war nicht ganz so böse.

(Beifall der Abg. Margit Weihnert, SPD)

Eines muss ich sagen: Bei der Postkartenaktion hätte ich persönlich nicht ganz so sehr auf Masse gesetzt.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Es war eine hübsche Karte!)

Weil wir als FDP – auch Opposition – keine Fundamentalopposition betreiben, sondern konstruktiv sind, haben wir für diese Abstimmung logischerweise auch eine getrennte Abstimmung. Wir nehmen unser Mandat ernst,