Vielleicht können Sie zu diesen beiden Punkten ausführen, wie Sie sich vorstellen, dass auf diese Art und Weise mehr Lehrer besser ausgebildet werden können.
So etwas hat ja zwei Komponenten, die man betrachten muss: Zum einen besteht durch das Staatsexamen die Möglichkeit, entsprechende Kriterien zu schaffen, um eine gewisse Bedarfssteuerung bei den Schularten zu haben, um beispielsweise im Bereich des Gymnasiums eine gewisse Einheit zu bieten. Die Möglichkeit besteht, durch das Staatsexamen dort steuernd etwas besser einzugreifen, zum Beispiel durch Numerus Clausus und andere Dinge. Diese Möglichkeit besteht durch das Staatsexamen besser als beim Bachelor, wie es bisher ist. Der Staatsexamen-Ausbildungsgang ermöglicht es, ganz spezielle Kriterien, den Numerus Clausus festzulegen,
Hören Sie mal bitte zu! – Der Bachelor ist aufgrund einer Polyvalenz erst einmal für alle frei wählbar. Es ist frei wählbar, ob man Gymnasium, Mittel- oder Grundschule macht. Das ist der Anspruch des polyvalenten Bachelors. Deshalb besteht eine bessere Möglichkeit, nicht endgültig, aber besser bedarfssteuernd dort einzugreifen.
Der zweite Aspekt ist: Durch die Dezentralisierung haben wir natürlich auch einen größeren Einwirkungsbereich, wobei sich vielleicht gerade die regional bezogenen Lehramtsstudenten im Bereich Grundschule überlegen, Grundschullehramt zu studieren. Deswegen bekommen wir auch mehr Lehramtsstudenten in diesem Bereich. Deshalb sagte ich: zwei Komponenten. Das sind die zwei Komponenten. Die Abschaffung des Bachelors/Masters allein ist es natürlich nicht, dass wir Tausende Lehrer mehr bekommen; das ist klar. Aber es sind viele Komponenten, die ineinander wirken müssen.
Das war Kollege Bläsner als Reaktion auf die Kurzintervention von Frau Kollegin Stange. – Eine weitere Kurzintervention, angemeldet von Herrn Prof. Besier.
Entschuldigen Sie, beleidigen Sie doch nicht unsere Intelligenz! Das sind doch alles Leerformeln. Wir wollen wissen, aufgrund welcher intersubjektiv vermittelbarer Informationen Sie zu diesem schnellen Ergebnis gekommen sind. Das ist doch eine ganz einfache Frage. Da kann man doch sagen: Wir haben eine Evaluation gemacht; wir haben diesen oder jenen mit einer Expertise beauftragt. Das wollen wir wissen, und dann können wir vielleicht nachvollziehen, warum Sie so rasch zu dieser neuen Entscheidung gekommen sind, sonst nichts.
Wir gehen nun weiter in der Rednerrunde. Als Nächstes kommt die Fraktion DIE LINKE mit Frau Kollegin Falken; bitte.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist zwar nicht meine Aufgabe bzw. die der LINKEN, der CDU Antworten als Opposition zu geben, aber ich will es trotzdem tun. Ich will es deshalb tun, weil nach meiner Auffassung eigentlich ganz klar auf der Hand liegt, welches Ziel Sie mit dieser Ausbildung insbesondere im Grundschulbereich verfolgen.
Sie wollen die Lehrerinnen und Lehrer, die das Grundschulstudium beginnen und als Grundschullehrer ausgebildet werden, ganz klar zwingen, in Sachsen zu bleiben; denn niemand von Ihnen hat bisher dargestellt, inwieweit der Abschluss dieser Ausbildung im Grundschulbereich überhaupt kompatibel mit dem Einsatz in anderen Bundesländern ist.
Wir haben das bei den Mittelschullehrern ganz eindeutig; Frau Dr. Stange hat es genannt: Ganze acht haben mit dem Masterstudium begonnen. Sie flüchten sich in andere Bundesländer, weil man mit einer Ausbildung in Sachsen als Mittelschullehrer in anderen Bundesländern eigentlich kaum eine Chance hat; und hier haben Sie genau dasselbe vor. Sie wollen eine Ausbildung im Grundschulbereich verkürzen – einmal, weil Sie damit Geld sparen wollen, und zum anderen, weil Sie die Lehrerinnen und Lehrer, die dann in Sachsen ausgebildet werden, zwingen wollen, auch in Sachsen zu bleiben.
Schauen Sie sich doch einmal die Bewerbungen an, die zu Beginn des Schuljahres im Freistaat Sachsen im Grundschulbereich vorlagen. Es gab weit mehr Bewerbungen, als wirklich Einstellungen notwendig sind. Nun kommen wir einmal auf die Frage – Herr Bläsner hat es angedeutet –: Wir haben keine Zeit. Die CDU hat es eindeutig verschlafen – ganz eindeutig verschlafen! Seit Jahren fordert
meine Fraktion ein Personalentwicklungskonzept, und immer und immer wieder hören wir: Das kann man nicht machen, es gibt so viele unsichere Faktoren, das wissen wir nicht genau.
Wie sieht es denn zurzeit konkret an den Grundschulen aus? Im Schulausschuss höre ich mir dann immer an: Das stimmt nicht, Frau Falken! Aber die Realität an unseren Schulen sieht anders aus. Wir haben zurzeit die Situation, dass Lehrerinnen und Lehrer in Größenordnungen von Mittelschulen und Gymnasien an die Grundschulen abgeordnet bzw. versetzt werden. Nun könnte man ja sagen: Na gut, wo ist das Problem? Ein wenig Sport unterrichten, vielleicht auch noch Ethik-Unterricht. Aber nein, das sind Gymnasiallehrer, die in Fächern ausgebildet worden sind, die an der Grundschule überhaupt nicht existieren, die im Anfangsunterricht eingesetzt werden – was aus meiner Sicht eine eindeutige Katastrophe ist.
Wir gehen im Freistaat Sachsen inzwischen so weit, dass wir auch Gymnasiallehrer, also Lehrer mit einem gymnasialen Ausbildungsgang, als Grundschullehrer auf Grundschulstellen einstellen, und aktuell haben wir – ich bin mir nicht zu fein, das hier zu sagen – die erste Einstellung im Grundschulbereich von einer Lehramtsstudentin, 1. Staatsexamen, die keine Referendariatsstelle mehr bekommen hat. Die Not ist so groß, den Unterricht abzusichern, dass sie jetzt eine Einstellung an einer Grundschule im Freistaat Sachsen, an einer Grundschule im Anfangsunterricht erhält.
Ich sage Ihnen: Der Anfangsunterricht ist ein ganz schweres Brot. Bei all dem, was sie in den ersten Jahren in der Schule bei ganz kleinen Schülern falsch machen, gibt es extreme Schwierigkeiten, dieses irgendwann wieder zu korrigieren. Herr Prof. Wöller, da nützen auch Ihre Camps in der 7. Klasse nichts mehr. Jetzt, unten, bei den Kleinen, ist es notwendig, dass Sie alle Kraft einsetzen, um genau dort die Grundlagen zu legen, und das schaffen Sie überhaupt nicht, wenn Sie so weitermachen, wie Sie es bisher getan haben.
Ja, es ist richtig: Auch meine Fraktion hat in der Frühjahrsdebatte, in der es darum ging, die Lehrerausbildung vollständig nach Leipzig zu verlegen, hier im Landtag gesagt: Wir brauchen eine Veränderung im Lehrerbereich. Das ist gar keine Frage. Natürlich brauchen wir die. Dazu stehen wir heute genauso, wie meine Kollegin das damals hier im Plenum benannt hat. Aber wenn Sie es ernst meinen würden – –
mit der Praxisbezogenheit, dann muss ich Sie ganz klar fragen: Wo sind denn die zusätzlichen Lehrerstellen in diesem Haushaltsentwurf? Wenn Sie einen höheren Praxisanteil in der Ausbildung haben wollen, dann brauchen Sie auch Anrechnungsstunden für Lehrerinnen und
Lehrer, die derzeit im Beruf sind, die diese Studenten betreuen. Das ist notwendig, das brauchen Sie. Ansonsten ist es doch wieder eine Augenwischerei und eine Feststellung, die nicht wirklich in der Realität so ist.
Wir als LINKE fordern Sie auf: Machen Sie eine Ausbildung, die den Bedarfen entspricht, und zwar den personellen, aber auch den inhaltlichen. Das heißt: Wir brauchen eine Ausbildung, die Integration fördert. Wir brauchen eine Ausbildung, die Diagnostik wesentlich umfangreicher durchführt, und eine höhere Methodikausbildung. Wir fordern Sie aber auch auf, über den Tellerrand hinauszuschauen und endlich ein fundiertes Personalentwicklungskonzept vorzulegen. Übrigens: Andere Bundesländer haben so etwas, obwohl sie in ähnlichen Situationen sind.
Wir fordern Sie auf, ein zeitgemäßes Lehrerbildungsgesetz auf den Tisch zu legen und nicht solche Stückwerke: ein Jahr so und ein Jahr so, und nächstes Jahr wieder anders.
(Beifall bei den LINKEN sowie vereinzelt bei der SPD und den GRÜNEN – Zuruf des Abg. Patrick Schreiber, CDU)
Das war für die Fraktion DIE LINKE Frau Kollegin Falken. – Nun sehe ich eine Kurzintervention von Herrn Prof. Schneider; bitte.
Vielen Dank, Herr Präsident. – Abgesehen davon, dass ich bisher von der versammelten Opposition nichts gehört habe, was ein wenig in Richtung Gestaltung oder Vorschläge gehen würde,
muss ich doch eines, Frau Falken, sehr verwundert feststellen: Wenn wir eine Ausbildung in Sachsen haben wollen, dann soll diese natürlich auch den Sachsen, uns, zugute kommen. Ist das denn nicht legitim? Wollen Sie hier Studienplätze organisieren und diese nach außen transportieren? Ich muss Ihnen schon sagen: Ich bin sehr verwundert über diese Art und Weise von Politikverständnis.
(Beifall bei der CDU und der FDP – Dr. André Hahn, DIE LINKE: Sie sollten die Stöpsel abnehmen! – Patrick Schreiber, CDU: Ihr habt einen Vorschlag gemacht!)
Herr Prof. Schneider, soweit ich mich erinnere, sind auch Sie jemand gewesen, der dafür gekämpft hat, dass Abschlüsse bundesweit anerkannt werden.
Die Kampagne, die derzeit auf Bundesebene läuft, wird meines Wissens auch durch Sachsen unterstützt: dass Abschlüsse, die in anderen Ländern gemacht werden, egal, in welcher Branche, auch anerkannt werden.
Sie machen jetzt eine Ausbildung, bei der Sie damit rechnen, dass diese in anderen Bundesländern nicht anerkannt wird.
Wir haben jahrelang gebraucht, um die Abschlüsse aus der DDR-Zeit im Lehrerbereich anerkannt zu bekommen. Jetzt gehen Sie einen riesigen Schritt zurück. Das ist nicht zu akzeptieren, weil die Absolventen der 12. Klasse, die Abiturjahrgänge, nicht blöd sind. Sie bekommen genau mit, was hier läuft, und werden woanders studieren. Sie werden Ihre Zahlen nicht bringen, wenn Sie mit dieser Argumentation glauben, die Leute hier halten zu wollen.