Protokoll der Sitzung vom 11.04.2017

(Uwe Wurlitzer, AfD: Nein!)

Doch, Herr Wurlitzer. Ich komme gleich zu den Zahlen. Dass das über 400 Millionen Euro im Jahr kostet, haben wir schon bei den Haushaltsverhandlungen festgestellt. Damit nehmen Sie den Eltern die Verantwortung ein ganzes Stück weit ab, der sie zuallererst gerecht werden müssen. Diese Verantwortung, dass es sich gehört, dass jedes Kind, das in die Welt gesetzt wird, auch das Recht auf eine warme Mahlzeit am Tag hat, wollen Sie dem Staat überhelfen. Auf der anderen Seite sagen Sie, der Staat solle sich doch bitte schön nicht in die Kindererziehung einmischen. Sie müssen sich schon irgendwann einmal darüber klar werden, was Sie eigentlich wollen.

(Uwe Wurlitzer, AfD: Wir wissen das, Sie können nicht differenzieren!)

Zum Geld. Herr Wurlitzer, ich komme zur nächsten Forderung von Ihnen: Absenkung des Klassenteilers auf 24 als maximale Obergrenze. Das ist eine wunderbare Sache. Fakt ist nur eines: Auf die Frage im Schulausschuss, wie Sie das alles finanzieren und wie viel es überhaupt kostet, hatten Sie nicht einmal eine Antwort.

(Zuruf des Abg. Christian Piwarz, CDU)

So sehr haben Sie sich mit Ihren Änderungsvorschlägen beschäftigt.

(Dr. Frauke Petry, AfD: Deswegen ist die Forderung falsch, Herr Schreiber, oder was?!)

Sie gehen nur mit populistischen Forderungen nach außen,

(Dr. Frauke Petry, AfD: Inhaltlich fällt Ihnen nichts ein!)

und wenn es hart auf hart kommt, wie Sie es eigentlich bezahlen wollen, da kommt null, niente, zero.

(Beifall bei der CDU und der SPD – Uwe Wurlitzer, AfD, steht am Mikrofon.)

Und Frau Kersten – – Nein, Herr Wurlitzer, ich gestatte keine Zwischenfrage.

(Uwe Wurlitzer, AfD: Ja, wie immer, klar! – Unruhe bei der AfD – Heiterkeit bei der CDU)

Ja, Herr Wurlitzer, das müssen Sie sich schon mal anhören, wenn Sie solche Reden hier schwingen.

(Uwe Wurlitzer, AfD: Wir hatten in den Haushaltverhandlungen genau gesagt, woher wir das Geld nehmen! – Gegenrufe von der CDU und der SPD)

Frau Kersten, – –

(Starke Unruhe – Zurufe)

So, meine Damen und Herren, jetzt versuchen wir, wieder ein bisschen Ordnung reinzubekommen.

– Jetzt kommt endlich mal Schwung in die Bude hier.

Frau Kersten, Wissen und Können sind Kompetenzen,

(Beifall bei der CDU und der SPD)

Kompetenzen, die leider in Ihrer Fraktion sehr, sehr mangelhaft ausgeprägt sind. Das ist eine Tatsache.

(Beifall bei der CDU, der SPD und den GRÜNEN – Zurufe von den LINKEN und der AfD)

Herr Hütter, Sie auch.

Ich schließe mich an dieser Stelle sehr, sehr gern meinem Kollegen Jan Rethmann aus Brandenburg an. Der hat Sie gestern oder vorgestern umgetauft. Er hat aus der AfD die HfD gemacht: die „Heulsusen für Deutschland“. Also, heulen Sie bitte weiter. Gute Reise damit!

(Zuruf der Abg. Dr. Frauke Petry, AfD)

Ich finde das total klasse, weil Sie ja immer nur rumheulen, dass man mit Ihnen nicht spielt und nichts.

So, jetzt kommen wir mal zum Inhalt zurück, vor allen Dingen zu Frau Falken.

Frau Falken, manchmal – ich meine, wir verstehen uns ja persönlich gut, das weiß ja jeder – –

(Allgemeine Heiterkeit)

Manchmal bräuchte es – genauso wie wir für die AfD einen eigenen Paragrafen bräuchten – auch für die LINKEN einen eigenen Paragrafen: politische Bildung für die entsprechenden Fraktionen des Landtags. Bei dem Verständnis, wie man hier herangeht – auf der einen Seite so, auf der anderen Seite so –, dass man sagt, die Frau Kurth ist an irgendetwas gescheitert oder sonst irgendwas: Was sich hier abgespielt hat – im positiven Sinne –, Entschuldigung, das ist ein völlig normales Gesetzgebungsverfahren und erst recht für ein Gesetz wie das Sächsische Schulgesetz von so einer hohen Wertigkeit. Die Staatsregierung macht einen Vorschlag, die Staatsregierung setzt sich vorher, nachdem es einen ersten Entwurf gibt, mit externen Experten und allen Möglichen zusammen und irgendwann gibt es einen Referentenentwurf bzw. dann einen fertigen Gesetzentwurf an den Landtag. Wir sind der Gesetzgeber. Ich will gar nicht eins zu eins das beschließen, was mir die Staatsregierung vorgibt. Dafür bin ich gewählt worden, Frau Falken, und das sollten Sie irgendwann einmal begreifen.

(Beifall bei der CDU und der SPD)

Aber vielleicht ist das Ihr zentralistisches Staatsdenken bei den LINKEN; dass bei Ihnen so Gesetze entstehen.

(Cornelia Falken, DIE LINKE, steht am Mikrofon.)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Herr Schreiber?

Natürlich.

(Allgemeine Heiterkeit)

Frau Falken, bitte.

Recht herzlichen Dank, Herr Schreiber. Herr Schreiber, ich bin da ganz nah bei Ihnen, bei der Argumentation, die Sie gebracht haben. Das ist doch ganz logisch. Das haben wir, glaube ich, noch nie wirklich gehabt. – Doch, in meinen ersten Jahren hatten wir das. Als ich hier 2004 angefangen habe, ist mehreres von den Fraktionen so durchgewunken worden.

Dass man einen Gesetzentwurf kritisch betrachtet, ist keine Frage. Dass man auch Änderungsanträge macht – bin ich dafür. Aber – jetzt die Frage: Wie haben Sie denn den Regierungsentwurf, der durch die Staatsregierung vorgelegt wurde, bewertet?

Das kann ich Ihnen ganz einfach beantworten, Frau Falken. Ich bin froh darüber, dass uns dieser Gesetzentwurf noch so viel Spielraum zu Änderungen gegeben hat. Natürlich,

(Allgemeine Heiterkeit)

selbstverständlich, Frau Falken – und wissen Sie auch, warum? Weil ich dafür gewählt werde. Nicht die Verwaltung drüben im Ministerium wird dafür gewählt, sondern wir als Abgeordnete werden dafür gewählt und müssen uns dafür verantworten und abrechnen, was wir in diesem Hause tun.

Man muss sich doch einmal deutlich fragen: Wenn wir diese Arbeit nicht machen würden – weil wir sie gar nicht machen müssten –, dann könnte man sich auch irgendwann fragen, wofür dieses Parlament eigentlich noch da wäre, wenn wir alles durchwinken würden, was eine Staatsregierung sagt.

(Unruhe – Zurufe)

In diesem Sinne ist es doch wunderbar: Die Regierung macht einen Vorschlag und das Parlament entscheidet und bringt sich entsprechend ein. Besser kann es überhaupt nicht laufen. Entscheidend ist, dass das, was wir politisch wollen, von der Verwaltung im Umkehrschluss auch umgesetzt wird. Deswegen werden wir als Koalition insbesondere zu den künftigen Verordnungen – wohl wissend, dass wir dafür keine Zuständigkeiten haben – in einem sehr intensiven Austausch mit dem Kultusministerium stehen, wenn es darum geht, diese Verordnungen umzusetzen.

Gestatten Sie eine Zwischenfrage von Herrn Wurlitzer?

Damit er nicht heult, lasse ich sie jetzt zu. Entschuldigung, aber – –

(Allgemeine Heiterkeit)

Herr Schreiber, Sie werden nicht erleben, dass ich heule, ganz sicher nicht! Aber habe ich Sie jetzt gerade richtig verstanden, dass Sie froh sind, dass die Staatsregierung einen so schlechten Entwurf gemacht hat, damit Sie eine Daseinsberechtigung haben, um diesen zu korrigieren?