Warum lassen Sie nicht einfach das neue Schulgesetz, das wir im Landtag verabschiedet haben, einmal wirken?
Ab dem 1. August 2018 hat dieses Schulgesetz in Gänze Wirksamkeit entfaltet. Nun sollten wir einfach einmal einige Jahre vergehen lassen, in denen zum einen die Lehrersituation verbessert wird, zum anderen aber auch das Schulgesetz greift –
Letzte Bemerkung: Wir hatten gestern einen Parlamentarischen Abend der Handwerkskammer. Es gab nicht einmal die Forderung nach längerem gemeinsamem Lernen. Im Gegenteil: Es sollte – –
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mir war gar nicht bewusst, dass das jetzt eine Gemeinschaftsschuldebatte wird; die Debatte ist vielmehr überschrieben mit dem Thema „Schuljahresbeginn mit Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall – Zukunft braucht gute Schule und neue Wege in der
Bildung!“. Zu Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall hat Frau Kollegin Falken schon relativ viel erzählt. Das ist nichts Neues, das wissen wir alle miteinander, und wenn wir ganz ehrlich sind: Es wird nicht dadurch besser, dass wir noch einmal darüber sprechen.
Wir haben in den letzten Jahren tatsächlich alles getan, um dort umzusteuern. Wir haben damit begonnen, dass wir – es tut mir leid, aber es ist inzwischen alles – insgesamt 5 000 zusätzliche Lehrerstellen bereitgestellt haben.
(Zuruf des Abg. Rico Gebhardt, DIE LINKE: Ich weiß, es ist anstrengend, wenn man etwas gemacht hat!)
Wir haben die Ausbildungskapazitäten verdoppelt. Wir haben die Plätze für Referendare verdoppelt. Wir haben jetzt sogar die Verbeamtung. Auf den Punkt, der jetzt noch fehlt und bei dem Sie sagen: „wenn wir das jetzt noch machen, dann bekommen wir noch zwei, drei neue Lehrer mehr“ warte ich, und dann bin ich auch gern bereit, dies wieder zu thematisieren.
Ich bin dankbar für den zweiten Teil: „Zukunft braucht gute Schule und neue Wege in der Bildung!“. Das ist es, was wir als Nächstes diskutieren müssen, auch miteinander. Wenn wir es geschafft haben, politisch und finanziell die Weichen für eine bessere Lehrerversorgung zu stellen, und jetzt quasi nur noch warten müssen, bis das alles funktioniert und die Leute mit dem Studium fertig sind und kommen, dann sind wir noch lange nicht mit der Weiterentwicklung unseres Schulsystems fertig, sondern dann haben wir endlich einmal die Gelegenheit, das zu tun, was man eigentlich schon vor vielen Jahren hätte tun sollen: langfristig denken – nicht nur mit dem Blick auf das Personal, sondern auch auf die Schullandschaft: Wo wollen wir hin? Dazu sage ich Ihnen: Langfristig halte ich es für ein großes und wichtiges Ziel, die Schule – vor allem die Grundschule – wieder zurück an den Wohnort zu bringen.
Wir hatten vor gut einem Jahr eine schöne Sachverständigenanhörung zum Thema Jahrgangsübergreifender Unterricht. Das ist genau das Instrument, um auch kleine Grundschulen am Leben zu erhalten oder vielleicht auch im ländlichen Raum neue zu eröffnen und so wieder für einen neuen Mittelpunkt zu sorgen.
Wenn wir das Schulnetz im ländlichen Raum verdichten wollen, zum Beispiel mit dem Instrument des jahrgangsübergreifenden Unterrichts, dann kommt natürlich die Gemeinschaftsschule ins Spiel; denn sie ist auch ressourcenmäßig die effizienteste Art und Weise, ein dichtes Schulnetz im ländlichen Raum zu garantieren, und das ist der Grund, warum der Volksantrag durchaus vernünftig ist: da, wo es passt, eine solche Schulform zu wählen.
Ein zweites wichtiges Langfristthema – ich weiß, langfristig werden wir nicht mehr miteinander sprechen, Patrick, aber für die anderen ist es trotzdem interessant – ist das
Thema Lehrerbildung. Wir haben jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir mit unserer Lehrerbildung in den nächsten Jahren ein gutes, flächendeckendes Netz haben. Wir haben die Lehrerausbildung auch in Chemnitz stabilisiert. Wir müssen jetzt an die inhaltlichen Veränderungen gehen, denn natürlich stellt Schule künftig völlig andere Ansprüche an Lehrkräfte.
Weil die Ansprüche an die Lehrkräfte anders und die Aufgaben vielfältiger werden, müssen wir in den nächsten Jahren auch darüber nachdenken, den Lehrkräften – ich sage einmal – Wohltaten zu gewähren, die keine richtigen Wohltaten sind, sondern am Ende den Schülern zugutekommen. Dabei sprechen wir über die Klassenleiterstunde und über die Frage, ob Klassen mit 28 Schülern wirklich in jeder Klasse das Mittel der Wahl sind oder ob wir nicht hier und da mehr Zeit für Bildung zur Verfügung stellen können. Mehr Zeit für Bildung bedeutet nicht nur mehr Zeit für die Lehrkräfte, sondern auch mehr Zeit für Schüler, etwas zu lernen, zu beobachten, einzuüben. Damit sind wir beim Thema Neue Unterrichtskultur. Herr Kollege Bienst sagte völlig zu Recht, Schulstruktur sei das eine, auf den Unterricht komme es an und auf die Art und Weise, wie er gemacht wird, wie er Schüler begeistern kann und das Lernen zur Freude entwickelt, anstatt es zum stupiden Auswendiglernen verkommen zu lassen.
Hierzu braucht es viele neue Impulse, und diese werden uns – am Ende bemerkt – auch dabei helfen, über Bildung in der digitalen Welt zu sprechen; denn das, was wir dazu brauchen, sind eben nicht nur Tablets und Geräte, sondern vor allem andere Zugangsweisen, zum Beispiel mehr Selbstständigkeit im Lernen, mehr Beobachtungsfähigkeit und mehr Reflexion.
Da dies die wichtigen Fragen sind, die für die Zukunft gute Schule und neue Wege in der Bildung ausmachen, fände ich es sehr gut, wenn wir es schafften, mit all den Maßnahmen, die wir jetzt gegen den Lehrermangel unternommen haben, nicht nur den Schulen und den Lehrkräften, sondern auch uns den Rücken freizuhalten, um diese Gedanken nach vorn zu bringen. Ich fände es extrem begrüßenswert, wenn sich der Landtag in der nächsten Legislaturperiode beispielsweise dazu entschließen würde, eine Enquete-Kommission „Schule der Zukunft“ einzurichten; denn das sind die Bildungsfragen, die in unserem Land wichtig sind.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! „... Zukunft braucht gute Schule und neue Wege in der Bildung!“. Vorweg eine Danksagung an unsere Lehrer. Sie verdienen unser aller Anerkennung dafür, wie sie versuchen, mit dem geplanten Chaos an unseren Schulen umzugehen.
Das Gleiche gilt für die Eltern, denn Unterrichtsausfälle pflanzen sich fort – bis in das Familienleben. Entschuldigen müssen wir uns aber vor allem bei den Kindern, die nicht in den Genuss des Lernumfeldes kommen, das für ihre Entwicklung und für ihr künftiges Leben so entscheidend ist. In diesem Umfeld begegnen uns nun die LINKEN mit ideologiegetränkten Trampelpfaden von der Einheitsschule für den Einheitsmenschen.
Um Sachsens Schulen steht es schlecht. Das weiß jeder, der mit offenen Augen die Entwicklung der letzten Jahre – oder besser der letzten Jahrzehnte – verfolgt hat, was zumindest für die Damen und Herren auf der Regierungsbank und die Mitglieder des Hohen Hauses gilt.
Alle Engpässe waren und sind absehbar, und sie sind auf absehbare Zeit auch nur marginal korrigierbar. Lehrer wachsen nun einmal nicht auf Bäumen, daran ändert auch die Verbeamtung nichts Wesentliches. Auch das Hochfahren der Besoldungsordnung ist nicht wirklich hilfreich, weil die jetzige Höhe der Besoldung schon weit über dem liegt, was in anderen Berufen in der Breite gezahlt werden kann.
Erstens. Es fehlen Lehrer. Zu Beginn des Schuljahres 2018/2019 konnten von 1 100 freien Stellen – Frau Falken sagte bereits etwas Ähnliches – circa 21 % nicht mit Lehrern besetzt werden. Immerhin konnte der Anteil an Seiteneinsteigern von über 60 % im vergangenen Schuljahr auf „nur“ 35 % in diesem Schuljahr gesenkt werden.
(Cornelia Falken, DIE LINKE: Wenn man die nicht besetzten Stellen mitrechnet, kommt eine andere Zahl heraus!)
Zweitens. Sächsische Lehrer sind überaltert. Aus einer meiner Kleinen Anfragen geht hervor, dass allein im laufenden Jahr 1 830 Lehrer in den Ruhestand eintreten werden. In Verbindung mit steigenden Schülerzahlen und der bekannten Schwierigkeit, Lehrer zu rekrutieren, ist der aktuelle Lehrermangel nur die Spitze des Eisbergs.
In den nächsten zehn Jahren wird fast die Hälfte aller sächsischen Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand gehen. Das sind die Folgen der extremen Überalterung, mit der wir noch zu kämpfen haben werden.
Punkt 3: Der Unterrichtsausfall steigt weiter. Er liegt an den sächsischen Schulen derzeit bei 9 %. Diese 9 % setzen sich zusammen aus dem statistisch erfassten Unterrichtsausfall von 5 % sowie der Kürzung der Stundentafeln von 4 %.
Ich hatte es früher schon einmal gesagt und wiederhole es an dieser Stelle: Der Unterrichtsausfall von 5 % entspricht einem Minus von 500 000 Unterrichtsstunden pro Schulhalbjahr,
ein Ausfall von 9 % entspricht 900 000 Stunden pro Schulhalbjahr, die ersatzlos und unwiederbringlich ausfallen.
Zukunft braucht gute Schule und neue Wege in der Bildung. Meine Damen und Herren, das stimmt. Aber die Zukunft wird nicht besser mit dieser Regierung: weder mit der CDU noch mit der SPD und erst recht nicht mit den GRÜNEN und den LINKEN.
Die Schule wurde in Ihren Händen kaputtgespart und kaputtreformiert. Wenn Sie reagieren, dann reagieren Sie immer zu spät, und das zum Leidwesen aller Betroffenen.
Das Kontrastprogramm der LINKEN für das sächsische Schulsystem ist kurz erklärt: eine Schule für alle, ein Lehrer für alle, ein Abschluss für alle – alles für alle!