Protokoll der Sitzung vom 31.01.2019

(Staatsminister Christian Piwarz: Da wird es schwierig!)

Zu Punkt III: In Altenberg lernen auch Sportler aus anderen Bundesländern. Mit einigen Fachverbänden gibt es hierzu Vereinbarungen. Die Förderung ist allerdings sehr unterschiedlich. Hier brauchen wir dringend einheitliche Lösungen.

Die Internate sind nicht, wie ausgeführt wird, jedes Jahr komplett ausgebucht. In Altenberg, um bei meinem eigenen Beispiel zu bleiben, haben sich wegen zu hoher Kosten einige Eltern nach Alternativen umgeschaut. Das kann aber nicht im Sinne der Sportlerinnen und Sportler und auch nicht im Sinne der Eliteschule sein. Kostenan

gleichungen wären hier eine Möglichkeit, ebenso eine einheitliche Regelung auf Landesebene.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich noch einige Gedanken zur dualen Karriere anfüge, lassen Sie mich zunächst noch etwas Kritik an Ihrer Methode äußern. Ihr Antrag trägt das Datum 14.12.2018. Sie begehren im Punkt V die Prüfung, inwieweit an Grundschulen Angebote zur frühzeitigen Förderung der sportlichen Begabung von Schülerinnen und Schülern weiterzuentwickeln sind. Nicht, dass dies bisher nicht schon möglich war, siehe Kooperationen der Schulen in Oberwiesenthal. Im August 2018 hat das Kultusministerium die Schulordnung Grundschulen novelliert und in § 8 Abs. 3 genau dies gesetzlich geregelt, also vier Monate, bevor Sie Ihren Antrag gestellt haben.

Zur sportmedizinischen und sportpsychologischen Untersuchung von Kadersportlern inklusive Tauglichkeitsuntersuchung und der begleitenden sportärztlichen Betreuung hätte es keinen Antrag Ihrerseits gebraucht. Das ist sichergestellte Praxis, und zwar nicht erst seit Dezember 2018.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kommen wir schlussendlich noch kurz zur dualen Karriere. Für Wintersportler ist das Problem der beruflichen Bildung nach einem Schulabschluss an einer Eliteschule besonders groß. Außer den üblichen Behörden gibt es nahezu keine Möglichkeit. Die genannte Beispiele greifen für sie nicht. Eine Forderung von uns ist es seit Langem, dass es jenseits von Bundeswehr, Polizei und Bundespolizei Sportfördergruppen und viel mehr zivile Möglichkeiten der dualen Karriere für Sportlerinnen und Sportler geben muss.

In Ihren Punkt VIII wollen Sie dies nun bei der sächsischen Staatsverwaltung prüfen lassen. Das SMK sagt Ihnen diese Prüfung zu, wobei sie mit der Einführung einer Profilquote verquickt wird. Die gleichzeitig gemachte Einschränkung – Zitat –: „sofern tatsächlich Bedarf besteht“ – relativiert nicht nur das Ganze, sondern nimmt praktisch das Ergebnis vorweg: brauchen wir nicht, machen wir nicht.

(Staatsminister Christian Piwarz: Das stimmt doch gar nicht!)

Dabei ist gerade die duale Karriere von Spitzensportlern neben dem professionellen Training, der professionellen Betreuung an den Stützpunkten, durch den Olympiastützpunkt Sachsen und durch das IAT eine weitere wichtige Voraussetzung für das Erbringen von Spitzenleistungen. Das geht weiter über gestrecktes Abitur und gedehnte Fachoberschule hinaus.

Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport beim DOSB, fasst das so zusammen – ich zitiere –: „Die Thematik der dualen Karriere sehen wir als eine der entscheidenden Regel-Reserven für die Gestaltung der Zukunft des deutschen Leistungssports an. Ein humanes Spitzensportsystem trägt mit seinen Partnern Verantwortung für die Chance der Entfaltung sportlicher Talente, für

das Vorhalten von Rahmenbedingungen Richtung Weltspitze bei der gleichzeitigen Ermöglichung potenzialgerechter Bildungskarrieren und potenzialgerechter Chancen von ehemaligen und noch aktiven Leistungssportlern auf dem Arbeitsmarkt. Ohne verbindliche Regelungen für das Gelingen der dualen Karriere unserer talentiertesten Sportlerinnen und Sportler werden wir in der Mehrzahl der Sportarten im internationalen Maßstab langfristig nicht wettbewerbsfähig sein.“

Einmal ganz zu schweigen, liebe Kolleginnen und Kollegen, von unserer sozialen Verantwortung gegenüber denjenigen, mit deren Erfolgen sich der Freistaat Sachsen so gern schmückt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema ist wichtig. Ihr Antrag wird dem aber nicht gerecht. Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Wo hörte ich das eben schon? Sie hätten Akteure wie zum Beispiel den Landessportbund, den Olympiastützpunkt oder Schulleiter beteiligen können. Das haben Sie aber nicht.

(Dr. Stephan Meyer, CDU: Doch!)

Vertraut mir, ich rede mit den Leuten!

Wir können uns daher bei Ihrem Antrag leider nur enthalten.

Sport frei!

(Beifall bei den LINKEN und der Abg. Petra Zais, GRÜNE)

Als nächster Redner kommt jetzt Herr Kollege Dr. Weigand von der AfD zu Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ihrem Antrag „Sportliche Höchstleistungen unserer Schülerinnen und Schüler fördern – die sächsischen Sportschulen stärken“ – stehen wir generell positiv gegenüber.

Zum ersten Teil.

Der Berichtsteil hat sich eigentlich durch die Stellungnahme der Staatsregierung erledigt, und man hätte mit zwei oder drei Kleinen Anfragen Licht ins Dunkel bringen können.

Zum zweiten Teil des Antrages – Sport stärken.

Wenn ich das nicht zum Teil selbst erleben würde, würde ich es nicht glauben. Herr Rost, Sie haben gesagt, dass in Sachsen der Sport eine Heimat hat. Man müsste hinzufügen: außer an Sachsens Schulen. Ihr Antrag ist ein wenig Realsatire. Vielleicht lag es daran, dass es im Dezember den einen oder anderen Glühwein gab.

Sie sind zum einen für eine geplante Kürzung der Stundentafel an allen Schulen in Sachsen und wollen auf der anderen Seite aber den Sport in den Sportschulen stärken und ausbauen. Das ist schon ein bisschen widersprüchlich. Wollen Sie nun den Sport allgemein oder nur an den Schulen für Begabte stärken?

Zum Antrag selbst. Unter Punkt I.1 geht es um die Entwicklung der Schülerzahlen. Diese sind in den letzten zehn Jahren um 5 % gestiegen. Ich denke, hier muss man für mehr Zuwachs sorgen, um die Zahl der zukünftigen Medaillengewinner in Sachsen zu erhöhen. Wenn Sie nachrecherchieren, sehen Sie natürlich, dass zwischen den Zahlen der Kleinen Anfrage und dem, was Sie im Internet finden, Unterschiede vorhanden sind.

Die Förderung der dualen Karriere halten wir für wichtig. Es wird nicht aus jedem Nachwuchssportler ein Olympionike. Aber selbst für diesen gibt es keine Garantie für ein dauerhaftes Einkommen, siehe unseren Antrag in den Haushaltsverhandlungen, mit dem wir die sächsischen Spitzensportler stärken wollten.

Punkt V, frühzeitige Förderung an Grundschulen. Das erübrigt sich eigentlich mit der Novellierung der Schulordnung 2018. Seitdem sind Sportklassen an Grundschulen möglich. Aber warum nicht den Sportunterricht für alle und die Sportklassen als Ergänzung anbieten?

Herr Vieweg, Sie haben gesagt, dass Sie ein solides Fundament für den sächsischen Sport schaffen wollen. Das müssen wir an allen Schulen machen. Sie wollen aber nur die Spitze fördern und vernachlässigen die Breite. Es ist aber gerade, wenn man sich die Schüler in den Grundschulen anschaut, wichtig, dass man deren Fitness stärkt. Wir haben gestern darüber debattiert, dass das Übergewicht bei sächsischen Schülern zunimmt. Nur wenn wir fitte Schüler haben, können diese im Spitzensport Höchstleistungen erzielen.

Die Einrichtung einer Sportfördergruppe in der sächsischen Staatsverwaltung außerhalb der Polizei prüfen Sie aktuell. Wir sind gespannt, wie hoch dann der tatsächliche Bedarf ist, wie die möglichen Kosten aussehen und wie die konkrete Ausstattung mit welchen Plätzen aussieht.

Zum Schluss möchte ich noch aus einem Interview zitieren, das Katarina Witt in dieser Woche gegeben hat. Sie wurde gefragt: „Wo liegt Ihrer Meinung nach die Verantwortung für die Sporterziehung?“ Sie antwortete: „In einer Mischung aus allem. Kinder haben einen großen Bewegungsdrang und den sollte man nie einschränken. Gerade auch Schulsport sollte nicht immer das erste Fach sein, das gestrichen wird.“ Deswegen sollten wir den Sport in der Breite stärken, vor allem in Zeiten, in denen Digitalisierung und Automatisierung unser tägliches Leben bestimmen und wir durch Smartphones etc. abgelenkt sind. Da brauchen Sie sich nur im ländlichen Raum in einen Schulbus hineinzusetzen.

Wir sind für die Stärkung des Nachwuchses im Leistungs- und Spitzensport. Wir befürworten daher Ihren Antrag und werden zustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Frau Kollegin Zais spricht jetzt für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Hätte unsere Fraktion einen Berichts- und Prüfantrag mit einer solchen Stellungnahme der Staatsregierung zur Abstimmung im Plenum gestellt, hätten Sie ihn mit der Begründung, der Antrag hätte sich erledigt und sei somit überflüssig, abgelehnt. Das wird Sie heute sicherlich nicht davon abhalten, diesen Antrag zur Stärkung der sächsischen Sportschulen zu beschließen.

Natürlich steht meine Fraktion hinter den sächsischen Sportschulen. Das ist unbenommen. Sie sind – das zeigt der Berichtsteil ausführlich – ein wesentliches strukturelles Rückgrat der Talenteförderung in Sachsen. Sie sind mit zusätzlichen Ressourcen ausgestattet und werden – auch das muss man feststellen, und das kenne ich aus meiner praktischen Arbeit vor Ort, Sie sicherlich auch – mit Blick auf den Bildungsweg ihrer Kinder zunehmend für mehr Eltern interessant, weil die Qualität und die Ausstattung an diesen Schulen einfach besser ist.

Die Verwaltungsvorschrift für die Arbeit der sportbetonten Schulen ist die Grundlage für die Möglichkeit, den schulorganisatorischen Ablauf an den Bedarfen der Leistungssportlerinnen und -sportler auszurichten. Das Thema duale Karriere wird – das lesen wir in der Stellungnahme der Staatsregierung – über die Möglichkeit der gedehnten Fachoberschule und die Ausweitung dieses Projektes unterstützt. Das alles sind positive Antworten auf das, was Sie in Ihrem Antrag formulieren.

Auch die Prüfung zur Einrichtung einer Sportfördergruppe bei der sächsischen Staatsverwaltung läuft bereits. Auch dieser Punkt des Antrages ist erledigt. Man könnte heute sagen: Alles easy, wir brauchen diesen Antrag überhaupt nicht.

Trotzdem möchte ich – damit möchte ich mich ausdrücklich auf den Berichtsteil beziehen – auch etwas Kritisches sagen. Mit Blick auf die Bestandsaufnahme zeigt sich nämlich, dass die Koalition nicht bereit ist, sich mit kritischen Fragen zu den sportbetonten Schulen auseinanderzusetzen. So wäre es aus unserer Sicht zum Beispiel notwendig gewesen, die Kosten der Sportschulen detaillierter nachzufragen und sich mit der Kritik, dass heutige Sportschulen teuer und mit Blick auf den sportlichen Erfolg ineffizient wären, auseinanderzusetzen.

Diese Kritik verstummt nicht und hat mit dem Dritten Kinder- und Jugendsportbericht 2015 neue Fahrt aufgenommen. Ich hätte gern über diese kritischen Fragen im Plenum einmal diskutiert. Vielleicht schaffen wir es, dass wir darüber auch im Ausschuss diskutieren. Belastbare Zahlen über die Entwicklung des Verhältnisses zwischen leistungsorientierten Schülerinnen und Schülern und sogenannten talentierten Schülerinnen und Schülern, bei denen klar ist, dass es keine leistungssportliche Spitzenkarriere sein wird, wären interessant gewesen, etwas darüber zu erfahren.

Ich bin Verena Maiwald dankbar dafür, dass sie die Quote zumindest für Altenberg formuliert hat. Wenn ich richtig mitgerechnet habe, kommen auf einen leistungsorientier

ten Schüler drei andere Schüler. Ich glaube, dabei muss man schon einmal fragen: Was wollen wir mit dem System der sportbetonten Schulen erreichen? Ist die Struktur richtig? Oder wo muss man gegebenenfalls etwas ändern? Trifft die Kritik zu, dass, bezogen auf den leistungssportlichen Erfolg, der immer gern an Medaillen, an Titeln bei Europameisterschaften, bei Weltmeisterschaften, bei Olympiaden, bei nationalen Meisterschaften gemessen wird, die sportbetonte Schule oder die Sportschule tatsächlich effizienter ist als bei den Kindern und Jugendlichen, die über den Vereinssport zu Spitzenleistungen gebracht werden?

Das wären Fragen, die uns interessiert hätten. Diese sind leider im Antrag nicht zu finden. Insgesamt – damit möchte ich das, was Verena Maiwald hier festgestellt hat, unterstützen – ist der Antrag halbherzig und wird in der jetzigen Form – das muss klar gesagt werden – dem gestaltenden Anspruch des Titels nicht gerecht. Aus diesem Grund werden wir uns bei diesem Antrag der Stimme enthalten.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei den GRÜNEN und den LINKEN)

Amt. Präsident Thomas Colditz: Vielen Dank. Das Wort erhält Frau Kersten. Bitte.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Titel und Inhalt des Antrages sind vielversprechend. Auch wenn der Antrag im Wesentlichen ein Berichts- und Prüfauftrag ist, enthält er doch einige wenige Forderungen, die unterstützenswert sind.

Auch die Begründung des Antrages macht deutlich, dass es den antragstellenden Fraktionen um konkrete Verbesserungen sowohl für Sportler als auch an den Sportschulen geht. Umso erstaunlicher liest sich die Stellungnahme der Staatsregierung. Relativ umfangreich wird auf Gesetze und Regularien verwiesen. Zum Teil sind die Antworten unkonkret. An einzelnen Stellen werden die Fragen gar nicht oder nicht im Sinne der Fragestellung beantwortet.

Am Erstaunlichsten sind aber die Antworten bei den Antragspunkten, mit denen die Staatsregierung zum konkreten Handeln aufgefordert wird. Herr Vieweg, Sie haben es mit „Da ist noch Luft nach oben“ nett formuliert. Ich sage: Sie lehnt dies schlicht und ergreifend ab.