Vor Ort sollte jetzt sehr sorgfältig geprüft werden, inwieweit die Kooperation mit Leipzig und mit anderen Städten Mitteldeutschlands im Sinne einer Region, die sich für eine Olympiaaustragung bewirbt, erfolgen kann.
Ich kann mir den mitteldeutschen Raum insgesamt sehr gut als Austragungsort für Olympische und Paralympische Spiele vorstellen. Die Stadt Halle - Sie erwähnten es, Herr Schulze - hat sich an den Kosten der Machbarkeitsstudie für eine Olympiabewerbung des mittel
deutschen Raumes beteiligt. Deshalb geht meiner Ansicht nach die Aufforderung, die Sie in Ihrem Antrag an die Landesregierung richten, an den Aktivitäten der Kommune Halle vorbei. Ich denke, wir müssen die Kommunen mitnehmen. Deshalb geht es so einfach, wie Sie es beschrieben haben, mit Sicherheit nicht. Ich kann mir vorstellen, dass auch der Landkreis Bitterfeld einen Antrag stellt, Herr Schulze.
Ich meine, dass auch andere Städte und Regionen unseres Landes ernsthaft ihre Ambitionen, sich in das Olympiageschehen einzubringen, prüfen sollten. Dann werden wir als Land Sachsen-Anhalt auf jeden Fall Möglichkeiten der Unterstützung prüfen und auch finden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es wirklich länderübergreifende Abstimmungen und Vereinbarungen mit dem Freistaat Sachsen zur Sanierung von Sportstätten und zur weiteren Gestaltung von olympiatauglichen Sportanlagen bzw. auch Unterkünften für Sportlerinnen und Sportler und die begleitenden Trupps gibt.
Olympische Spiele, Paralympische Spiele, Herr Kollege Schulze, erzeugen erfahrungsgemäß immer einen Impuls, der weit über den sportlichen Bereich hinausreicht. Das wäre auch gut für unser Land. Diesbezüglich stimme ich mit Ihnen voll überein. Deshalb meine ich aber auch, dass nicht nur der Sport, dass nicht nur die Politik gefragt ist, sondern dass beispielsweise auch die Wirtschaft gefragt ist.
Ich nenne auch die andere Seite der Medaille, denn wir wollen keine Luftschlösser bauen. Wir müssen beachten, dass die Beteiligung an der Veranstaltung Olympischer und Paralympischer Spiele trotz Vermarktung, trotz zunehmender Kommerzialisierung, trotz Investitionsschub und trotz der Möglichkeit, neue Arbeitsplätze zu schaffen, auch immer erhebliche finanzielle Mittel verlangt. Diese müssen aufgebracht werden und das muss im Vorfeld sicher sein.
Weil der öffentlichen Hand relativ enge Grenzen gesetzt sind - da geht es Sachsen nicht anders als SachsenAnhalt -, muss ein starkes privatwirtschaftliches Engagement im Vorfeld solcher Olympischen und Paralympischen Spiele sichergestellt sein. Das ist meiner Meinung nach unumgänglich.
Der zeitliche Ablauf wird sich wie folgt gestalten: Das Nationale Olympische Komitee - Sie erwähnten es - wird im November 2001 entscheiden, ob sich überhaupt eine deutsche Stadt für die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele 2012 bewerben soll. Die Nominierung einer Kandidatenstadt oder einer Region durch das NOK wird dann im Jahr 2003 erfolgen. Das Internationale Olympische Komitee wählt dann im Jahr 2005 die Bewerberstadt oder -region für die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele 2012 aus.
Der Druck, den Sie geltend machen, besteht im Moment noch nicht. Jetzt müssen sich die Städte entscheiden. In diesem Zusammenhang finde ich die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie in der Tat interessant und aufschlussreich; denn die Studie sagt eindeutig: Die mitteldeutsche Region hat Vorteile im Vergleich zu den Mitbewerbern Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt am Main.
Die Einbeziehung der Städte Riesa, Chemnitz und Dresden und der Region Halle/Merseburg neben Leipzig wäre wünschenswert. Die Gesamtausgaben werden mit
1,8 Milliarden Euro beziffert; allerdings werden auch die Gesamteinnahmen optimistisch mit 1,8 Milliarden Euro veranschlagt. Die Schaffung von 5 000 bis 10 000 Langzeitarbeitsplätzen wird für realistisch gehalten.
Die notwendigen Investitionen in Sportstätten - das ist für mich der entscheidende Punkt - werden mit rund 1 Milliarde Euro beziffert. Das, Herr Kollege Schulze, ist ein Punkt, über den wir ernsthaft diskutieren müssen. Das ist die notwendige Rahmenbedingung, die erfüllt sein muss, um eine Bewerbung überhaupt erst machbar erscheinen zu lassen. Wir haben gemeinsam zu überlegen, wie in der Gesamtregion Mitteldeutschland eine Summe von 1 Milliarde Euro aufzubringen ist. Das kann man nicht einfach locker über die Schulter heben.
Lassen Sie uns deshalb ernsthaft über eine Bewerbung nachdenken, zumal für die Region Halle/Merseburg die Austragung der Olympischen Kanuwettbewerbe ebenfalls empfohlen wird. Ich denke, da sollten wir ordentlich mitziehen und ernsthaft debattieren. Das ist auch eine für den Ausschuss empfehlenswerte Diskussion, für die ich gern bereitstehe.
Mit denjenigen Städten, die sich bereits jetzt dafür interessiert haben - für mich ist das konkret Halle -, sind wir natürlich im Gespräch.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe ja Sinn für Sport, aber jetzt mal langsam: Der Antrag der Fraktion der CDU erfordert wirklich viel Sinn für Humor, denn es geht um nichts weniger als darum, die Olympischen Spiele im Jahr 2000 im Verbund mit sächsischen Städten nach Sachsen-Anhalt zu holen.
Den Humor wollen wir nach Kräften unterstützen; denn es ist unumstritten, dass die tatsächlichen Voraussetzungen sowie die ästhetischen Gegebenheiten und finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Ästhetik gibt es genug im Lande Sachsen-Anhalt. Uns begrüßt die gesunde Bausubstanz, uns begrüßen die Waggons der Verkehrsbetriebe, die mit Schöngeist besprüht sind. Restauratorinnen und Restauratoren haben sogleich ein Betätigungsfeld.
Der Finanzrahmen stimmt auch, meine Damen und Herren. Olympische Spiele kosten nichts. München hat es 1972 bewiesen. Übrig geblieben ist nur ein Milliardenloch, das vom Steuerzahler getragen werden muss. Die Expo steht gedanklich noch in der Aktualität.
In Sachsen-Anhalt ist aber alles anders: Geld ist da. Wenn es nicht da ist, wird der geschundene Bürger ausgequetscht wie eine trockene Zitrone, die den letzten Tropfen hergeben muss.
Der Bürger hat immer Verständnis für solche Vorhaben. Er ist gut besoldet, verfügt über mindestens zwei Autos, fährt mehrmals jährlich in den Urlaub, isst die Filets, die nach der BSE-Krise übrig geblieben sind. Ihm fehlen
bloß noch die Attraktionen. Es ist nicht nur Gold für die Olympiateilnehmer vorhanden, sondern auch für Sonderprägungen aller Art.
Auch an den sächlichen Voraussetzungen, die nicht finanzielle Voraussetzungen sind, mangelt es nicht: Es bietet sich für die Leichtathletikwettbewerbe die Gemeinde Klieken an, die auch über ein Luftverkehrskreuz zu vereinnahmen ist, so es gebaut wird. Klieken ist darüber hinaus an die Bahn angebunden oder wird es noch.
Für Schwimmwettbewerbe ist das geschlossene Strandbad Sandersdorf geeignet. Sandersdorf hat aber den Nachteil, dass es am besten für olympische Reiter erreichbar ist. Daher sollte lieber auf die Schwimmwettbewerbe verzichtet werden. Es bieten sich dann doch wieder eher Leipzig und Dresden als Alternativen an.
Chemnitz ist wegen des Rentnerdenkmals von Marx und Engels und wegen der Streichhölzer besonders gut geeignet, Olympische Spiele durchzuführen. Mit Riesaer Streichhölzern kann man das Olympische Feuer beliebig oft wieder entfachen, wenn es der Wind ausbläst.
Brandenburg hätte zum Beispiel den Vorteil, dass dort im Jahre 2012 unter Umständen noch die Spezies Mensch zu finden ist. Dagegen besteht in SachsenAnhalt die Gefahr, dass bereits Säuglinge auswandern, die Rentner nicht zurückkehren und die arbeitsfähige Bevölkerung nach München zieht, um das dortige Olympiastadion unentwegt zu reparieren.
Es ist also alles stimmig im Land Sachsen-Anhalt, um die Olympischen Spiele im Jahr 2012 erfolgreich durchführen zu können.
Schließlich stellt sich die Frage nach der Mannschaft für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in SachsenAnhalt. Hierzu ist wie folgt auszuführen: Schlafen im Olympischen Dorf die Albaner neben den Serben, die Basken neben den Spaniern oder kriegt jeder sein eigenes Olympisches Dorf? Kann man notfalls den Olympischen Frieden herbeibomben?
Was wird vor Olympia? Eine Olympiasteuer, ein Notopfer? Risikounternehmen sind in Sachsen-Anhalt nicht gut untergebracht. Wir haben uns gefragt, ob der Antrag aus der Feder von Loriot stammt. - Danke.
Die PDS und die DVU haben auf einen Redebeitrag verzichtet. Für die SPD-Fraktion spricht der Abgeordnete Herr Bischoff.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn man es seriös betrachtet, Herr Schulze, ist der Antrag in Ordnung. Aber wie Sie ihn vorgetragen haben, da hätte ich mir schon gewünscht, dass es ein bisschen seriöser gewesen wäre.
Wir werden im Ausschuss darüber reden, uns auch die Machbarkeitsstudie genauer ansehen. Es ist auf alle Fälle unterstützenswert - auch für unsere Kommunen -,
dass wir, wenn die Olympiade stattfindet, an ihr partizipieren. Sie haben auch erwähnt, wo die Synergieeffekte liegen und wer daran einen Anteil hat.
Dass Sie die Landesregierung dann doch kritisieren obwohl ich denke, dass wir uns im Sport wirklich sehen lassen können; auch was Olympiaden angeht, was Sachsen-Anhalt in diesem Bereich tut -, habe ich nicht verstanden. Es sei denn, Sie lieben unsere Landesregierung so sehr; denn der Prinz küsste die Prinzessin im Dornröschenschlaf wach und vielleicht wollten Sie gern die Landesregierung wach küssen, und zwar vertreten durch Frau Ministerin Kuppe.
Dann, dachte ich, gibt es für Sie vielleicht noch einen anderen Titel, gibt es neben dem Abgeordneten, dem Landrat, dem Feuerwehrmann und dem Sportsfreund vielleicht noch - ähnlich dem König Kurt in Sachsen den Prinzen Schulze in Bitterfeld. Das wäre ja nicht schlecht.
Das wäre ja dann die richtige Achse. Von daher, denke ich, hätten wir dann auch noch etwas in unserer Region. Wir können im Ausschuss darüber beraten. - Danke schön.
Kollege Bischoff, welchen Ausschuss würden Sie denn vorschlagen? Ich nehme an, den Ausschuss für Gleichstellung, Kinder, Jugend und Sport. - Okay.