Zu Herrn Jeziorsky einen Satz. Wir hatten in den vergangenen Jahren einen starken Anstieg der Drogenkriminalität zu verzeichnen. Das ist Fakt. Unsere Strategie ist es immer gewesen - genau wie Sie es sagen -, drei Richtungen zu verfolgen: Erstens Prävention - hiermit muss man immer früher beginnen, weil das Problem besteht, dass die Erstkonsumenten immer jünger werden -, zweitens die Hilfe für Süchtige und drittens die konsequente Verfolgung der Drogenkriminalität, des Dealens.
Das ist unser Konzept, das wir seit Jahren verfolgen. Das Konzept greift. Wie gesagt, wir hatten einen starken Anstieg. Der Anstieg flachte ab, im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr auf ca. 10 %. Wir haben in 2001 gegenüber dem Jahr 2000 sogar einen Rückgang um mindestens 7 % zu verzeichnen. Wenn das für Sie ein explosionsartiger Anstieg ist, steht Ihre Partei vor der Implosion.
Danke sehr. - Meine Damen und Herren! In unserer Geschäftsordnung steht, wenn am Schluss der Debatte noch einmal ein Regierungsmitglied redet, dann ist die Debatte wieder eröffnet. Möchte noch jemand dazu etwas sagen? - Das ist nicht der Fall.
Dann kommen wir zum Abstimmungsverfahren. Von der Fraktion der FDVP ist die Überweisung in den Innenausschuss beantragt worden. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? Stimmenthaltungen? - Bei einer Reihe von Enthaltungen und einer überwiegenden Zahl von Gegenstimmen ist dieser Antrag abgelehnt worden.
Wir stimmen über den Antrag in der Drs. 3/5210 selbst ab. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Das ist das gleiche Bild. Damit ist der Antrag abgelehnt. Meine Damen und Herren! Damit ist der Tagesordnungspunkt 12 abgeschlossen.
Einbringerin ist die Abgeordnete Frau Wiedemann. Es folgt eine Fünfminutendebatte in der Reihenfolge FDVP, CDU, PDS, DVU und SPD. Zuvor spricht die Ministerin Frau Dr. Kuppe. - Bitte, Frau Wiedemann, Sie haben das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Da ich in den letzten Jahren den Kontakt zu meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in der Grundschule und im Hort nicht abgebrochen, sondern aufrechterhalten habe, kamen mir immer häufiger Klagen zu Ohren, dass viele Schulanfänger nicht mehr wissen, wie man einen Stift oder einen Füller hält, wie man mit der Schere schneidet oder wie man mit dem Pinsel malt.
Ja, meine Damen und Herren, auch Kinder, die sich mit sechs Jahren die Babysprache noch nicht abgewöhnt haben und sich nicht allein die Schnürsenkel binden können, werden gemeinsam mit anderen Kindern eingeschult, die bereits Grundkenntnisse am Computer haben. Nun erwartet natürlich keine Lehrerin, dass am ersten Unterrichtstag kleine Perfektionisten zur Schule kommen. Auch wenn ich der Meinung bin, man soll die Kinder dort abholen, wo sie stehen, ein gewisses Maß an Vorbereitung setzt man doch voraus, um es ganz vorsichtig auszudrücken.
Das ist die Aufgabe der Familien und der Kindertagesstätten, die familienunterstützende Betreuungseinrichtungen sind. Hierbei liegt der Hase im Pfeffer: Wie wird dieser Bildungs- und Erziehungsauftrag wahrgenommen?
Ich habe drei Kinder, die allerdings schon dem Kindergartenalter entwachsen sind, und ich möchte auch nicht alles gutheißen, was damals in Krippe und Kindergarten passierte, aber dennoch erinnere ich mich gut und auch gern daran, dass wir Eltern bereits beim Wechsel von der Krippe zum Kindergarten eine Beschäftigungsmappe überreicht bekamen, die eine Dokumentation der Entwicklung unserer Kinder darstellte: erste Fingermalereien, Klebearbeiten, Zeichnungen mit Buntstiften und Malerarbeiten mit dem Pinsel.
Wir Eltern und auch unsere Knirpse waren stolz. Im Kindergarten hatten die Kinder dann richtige Beschäftigungstaschen mit Stiften, Pinseln, Tuschfarben, Buntpapier und Schere. Voller Stolz berichteten sie jeden Tag zu Hause, welche Beschäftigung sie außer spielen und schlafen wieder hatten. Manchmal musste man sich das Schmunzeln schon verkneifen, wenn so ein vierjähriges Kind sagte: Heute hatten wir Mengenlehre. Wenigstens konnten sie unterscheiden, dass fünf blaue Bausteine weniger sind als sieben grüne Bausteine, die daneben lagen.
Für unseren Jüngsten hatten wir sogar einen ganz kleinen Schulranzen gekauft - als Beschäftigungsmappe -, und er war genauso stolz wie seine Schwestern, die schon Schulkinder waren. Er war wahnsinnig enttäuscht, als es dann hieß: Nehmt eure Taschen mit nach Hause, wir machen keine Beschäftigung mehr.
Sicherlich haben die Erzieherinnen weiterhin versucht, den Kindern einiges beizubringen - um es salopp auszudrücken -, aber dies war von Gruppe zu Gruppe und auch von Kindergarten zu Kindergarten unterschiedlich. Unser Sohn antwortete immer häufiger auf die Frage „Was habt ihr denn heute gemacht?“ mit einem enttäuschten „nur gespielt“.
Nun will ich das nicht überbewertet wissen, da Kinder sehr gern spielen; aber Kinder haben auch eine ausgeprägte Neugierde und einen ausgeprägten Wissens- und Bewegungsdrang und eben dies sollte man doch ausnutzen. Sie lernen viel leichter und viel mehr, wenn sie
Sie sehen also, nicht erst die Ergebnisse der Pisa-Studie machen deutlich, welch wichtigen Platz die vorschulische Bildung in der Entwicklung unserer Kinder einnimmt, sondern auch unsere eigenen Erfahrungen. Jedoch wird seit der Pisa-Studie die Diskussion in der Öffentlichkeit nun verstärkt geführt.
Es gibt Länder, in denen fast alle Drei- oder Vierjährigen Kindergärten bzw. Vorschulen besuchen. Da sind Länder, in denen die Schulpflicht bereits mit vier oder fünf Jahren beginnt. Außerdem gibt es Länder, in denen viele Kinder ein Jahr vor Beginn der Schulpflicht eingeschult werden. Dagegen gibt es aber auch Länder, in denen der Schulbesuch erst mit sieben Jahren obligatorisch ist.
Das Vorziehen des Einschulungsalters allein führt sicherlich zu keiner Verbesserung der schulischen Qualität. Der Effekt setzt erst ein, wenn vorschulische und schulische Bildung besser aufeinander abgestimmt werden, und darauf zielt unser Antrag.
Die Landesregierung soll eine Rahmenkonzeption erarbeiten, die mit Grundschulen, Elternvertretungen und verantwortlichen Hochschulbereichen abgestimmt wird. Hierzu gibt es zahlreiche Fragen zu klären: Welchen Beitrag kann bzw. muss der Kindergarten leisten, um die vorschulische Bildung und den Schuleintritt besser miteinander zu verzahnen? Muss der Kindergarten eine Bildungsinstitution werden? Sind pädagogische Zielvorgaben für den Kindergarten denkbar und sinnvoll? Können die Rahmenbedingungen für die Inanspruchnahme vorschulischer Bildungs- und Erziehungseinrichtungen in der Art verbessert werden, dass sie von mehr Kindern genutzt werden?
Das zweite Anliegen unseres Antrages ist, gesundheitsfördernde Aspekte in die inhaltliche Ausrichtung unserer Kindertagesstätten einzubringen.
Wie ich zu Beginn meiner Ausführungen bereits sagte, verfügen Kinder über einen ausgeprägten natürlichen Wissens- und Bewegungsdrang; dieser muss ausgenutzt und altersspezifisch gelenkt werden. Dazu sollten die vielfältigsten Angebote und Möglichkeiten genutzt werden. Ich denke dabei an die Mitbenutzung der Turnhalle der benachbarten Schule, Angebote der Krankenkassen, Kooperationen mit Sportvereinen usw.
Gesunde Ernährung und hygienische Maßnahmen müssen im Alltag unserer Kinder eine wichtige Rolle spielen und das muss gelernt werden. Wonach greifen denn die Kinder zuerst? Zu dem „ach so gesunden“ Kinderriegel oder zum Apfel? In der Fernsehwerbung wird ihnen doch täglich erzählt, wie gesund und lecker der Kinderriegel ist.
Da wären wir schon bei dem nächsten Problem. Wie viele Stunden verbringen unsere Kinder vor dem Fernseher oder Videorekorder? Das geschieht leider auch in manchen Kindertagesstätten.
Nun möchte ich aber keinesfalls einen Rundumschlag machen und unsere Kindertagesstätten verunglimpfen. Das liegt mir fern. Ich bin froh und stolz, dass in Sachsen-Anhalt aufgrund eines reich gefächerten Netzes von Kindertagesstätten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich ist.
Die gesunde Ernährung, der Besuch der Zahnärztin, die guten Beziehungen zu Sportvereinen gehören ebenso schon zum normalen Alltag wie die Zusammenarbeit mit der benachbarten Grundschule - zurzeit aber leider nur dort, wo wir interessierte und engagierte Eltern und Pädagogen haben. Deshalb bitte ich Sie im Interesse unserer Jungen und Mädchen, stimmen Sie unserem Antrag direkt zu. - Danke.
Vielen Dank. - Die erste Antwort darauf wird die Ministerin Frau Dr. Kuppe geben. Bitte, Frau Dr. Kuppe, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren und Damen Abgeordneten! Erst vor wenigen Tagen, am 10. Januar 2002, hat der Abschlusskongress des Forums „Bildung“ in Berlin stattgefunden. Die Ergebnisse des Forums „Bildung“ leisten einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Standortbestimmung der Bildungspolitik in Deutschland.
Bildung beginnt in der Familie. Es stimmt uns wahrscheinlich alle sehr nachdenklich, dass die im vergangenen Jahr im Auftrag meines Hauses erstellte Studie zur Lage der Familien in Sachsen-Anhalt auf die Frage nach den gemeinsamen Freizeitgestaltungen von Eltern und Kindern zu dem Ergebnis gekommen ist, dass als eine gemeinsame Freizeitveranstaltung von Eltern und Kindern am häufigsten das gemeinsame Fernsehen und Anschauen von Videos genannt wurde.
Für unser Land wird es jetzt speziell für den vorschulischen Bildungsbereich darauf ankommen, die klar formulierten und nachvollziehbaren Ergebnisse des Forums „Bildung“ mit der Unterstützung aller Beteiligten und Verantwortlichen aufzubereiten und bei uns umzusetzen.
Es geht auf keinen Fall darum, den Kindergarten zu einer anderen Form der Grundschule zu machen. Es geht vielmehr um eine deutlich bessere Verwirklichung des Bildungsauftrages im Kindergarten. Es geht um eine intensive Förderung in der Grundschule, eine jeweils individuelle Förderung mit dem Ziel, Benachteiligungen zu vermeiden und Begabungen zu fördern wie auch zu vermitteln, Verantwortung für sich selbst und für andere zu übernehmen. Dies nur, um einige der Kernempfehlungen des Forums zu nennen.
Diese Empfehlungen und auch die durch das Ergebnis der Pisa-Studie gestellten Herausforderungen bilden für uns den Orientierungsrahmen im Hinblick auf die konzeptionelle Weiterentwicklung vorschulischer Bildungsangebote.
Die Landesregierung ist sich bewusst, dass die Förderung und die Unterstützung durch Bildungsangebote in den frühen Jahren der Kindheit aufgrund der altersgemäß besonders ausgeprägten Lernfähigkeit und Lernbereitschaft auch eine besondere Aussicht auf Erfolg haben.
Für mich bestehen noch nicht voll ausgeschöpfte Möglichkeiten der Tagesbetreuung unter anderem darin, vorhandene Kompetenzpotenziale der Kinder zu erkennen, ihre Neugier aufzunehmen und zu verstärken, wie auch eine geschlechterbewusste Frühförderung und Früherziehung zu entwickeln.
Wissensdurst und Abenteuerlust der Kinder gehören zu den besonders kostbaren Ressourcen kindlicher Entwicklung. Kinder dürfen in ihrem Bildungsdrang nicht klein gemacht werden, sondern sie müssen ernst genommen und ihre Kompetenzen, ihre Ressourcen verstärkt werden.
Gleichzeitig haben Tageseinrichtungen gemeinsam mit den Grundschulen den Übergang vom Kindergarten in die Schule für die Kinder so optimal wie möglich zu gestalten. Deshalb sieht die Landesregierung in einer Rahmenkonzeption zur Bildungsleistung des Kindergartens einen sinnvollen Beitrag zur Umsetzung des umfassenden, die Gesamtentwicklung des Kindes betreffenden Auftrages der Kindertageseinrichtung, so wie es unser Landesgesetz ausweist, vor. An dieser Konzeption soll eine interministerielle Arbeitsgruppe auch unter Beteiligung von Praktikerinnen und Praktikern arbeiten. Wir werden selbstverständlich hierfür auch weiterhin die Kompetenz der Wissenschaft aus unserem Land nutzen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch die Gesundheitsförderung und die Gesundheitserziehung in den Kindertageseinrichtungen werden durch die Landesregierung als ein wichtiger Bestandteil in der Tagesgestaltung der Einrichtungen angesehen. Wir wissen alle, dass Kinder einen ausgeprägten Bewegungsdrang haben und dass Sporttreiben der Entwicklung der körperlichen Motorik sehr dienlich ist. Eine regelmäßige sportliche Betätigung in einer Einrichtung kann durch eine Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Vereinen besonders abwechslungsreich angeboten werden.
Vielfältige Aktivitäten gibt es bereits im Bereich gruppenprophylaktischer Maßnahmen zur Verhütung von Zahnkrankheiten bei Kindern. Maßnahmen werden vorrangig in den Kindertageseinrichtungen und in den Schulklassen 1 bis 6 durchgeführt.
Des Weiteren sind in diesem Zusammenhang auch Aktivitäten der AOK Sachsen-Anhalt zu nennen, die beispielsweise Gesundheitsprogramme für übergewichtige Kinder unterstützt. Gute Beispiele gibt es auch bereits in den von der Landesvereinigung für Gesundheit initiierten und geförderten „gesunden Kindertagesstätten“.
Alle diese Erfahrungen werden wir auswerten und verbreiten. Alle Beteiligten und Akteure sind in diesem Bereich gefordert, auch die Träger von Kindertageseinrichtungen, die mit Beteiligung der Eltern unter Einbeziehung der Kinder prüfen sollten, ob Fragen der Gesundheitserziehung und der Gesundheitsförderung in der jeweiligen einrichtungsbezogenen Konzeption schon in dem entsprechenden Umfang berücksichtigt sind. Die Landesregierung wird die Verbreitung geeigneter Konzepte im Land unterstützen.