Protokoll der Sitzung vom 09.06.2006

Abschließend möchte ich noch einmal Dank sagen an die Initiatoren, die dafür gesorgt haben, dass SachsenAnhalt Austragungsort für eine Vorrunde der 4. INASFID-Weltmeisterschaft sein kann. Neun Bundesländer hatten sich um die Ehre - und auch um die Arbeit - beworben, Ausrichter zu sein. Wir hatten die Nase vorn.

Zu danken ist natürlich auch den vielen ehrenamtlichen und auch hauptamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich für eine erfolgreiche Veranstaltung engagieren. Ich danke Ihnen abschließend für Ihre Aufmerksamkeit und würde eine Direktabstimmung beantragen. - Danke.

(Beifall bei der Linkspartei.PDS - Zustimmung bei der SPD)

Vielen Dank, Herr Dr. Eckert. - Für die Landesregierung hat Ministerin Frau Dr. Kuppe um das Wort gebeten. Bitte schön, Frau Ministerin.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren und Damen Abgeordneten! In Deutschland startet heute in der Tat ein herausragendes sportliches Ereignis. Wahrscheinlich fiebern hier im Hohen Hause auch schon viele diesem Ereignis entgegen. Manche von denen, die heute fehlen, sind vielleicht sogar in der glücklichen Lage, eine Karte für das Eröffnungsspiel ergattert zu haben. Das käme fast einem Wunder gleich.

Aber in Deutschland findet in diesem Jahr noch eine zweite Fußballweltmeisterschaft statt. Ich bin Ihnen dankbar, Herr Dr. Eckert, dass Sie diesen Antrag eingebracht haben. Es handelt sich dabei um die vierte Fußballweltmeisterschaft der Menschen mit geistiger Behinderung. Sachsen-Anhalt ist stolz darauf, den Zuschlag zur Ausrichtung einer Vorrunde dieser Weltmeisterschaft erhalten zu haben. Das ist eine Anerkennung für das hohe ehrenamtliche, aber auch professionelle Engagement im Bereich des Behindertensports.

Neben den Akteuren im Bereich der Menschen mit Behinderung und des Behindertensports, die enorme Kraft und Begeisterung in die Vorbereitung dieser Spiele in

vestieren, steht auch die politische Ebene Sachsen-Anhalts hinter diesem Sportereignis. Das zeigt allein die Riege der Botschafter: Landes- und kommunalpolitische Ebene und Fachverbände des Sports sind hierbei aktiv. Sechs Botschafter werben im Vorfeld für dieses Ereignis:

Professor Dr. Böhmer, der Ministerpräsident unseres Landes,

Dr. Hans-Georg Moldenhauer, der Vizepräsident des Deutschen Fußballbundes und Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes,

Heinz Marciniak, Präsident unseres Landessportbundes und des Fußballverbandes unseres Landes,

Bernd Heynemann, Mitglied des Bundestages und ehemaliger Fifa-Schiedsrichter,

Hans-Jürgen Ostermann, der Landrat des Altmarkkreises Salzwedel, und

Jörg Hellmuth, der Landrat des Landkreises Stendal.

Aber auch bei der Vorbereitung und Durchführung der Weltmeisterschaft selbst engagieren sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ministerien, Kommunen und gesellschaftlichen Trägern partnerschaftlich.

Die Philosophie in Sachsen-Anhalt ist, die Vorrundenspiele in kleineren Orten und in kleineren Stadien durchzuführen und mit ca. 2 000 bis 3 000 Zuschauern pro Spiel eine tolle Atmosphäre zu schaffen, auch als Anerkennung.

(Zustimmung von Herrn Dr. Eckert, Linkspartei.PDS)

In der Altmark werden vom 30. August bis zum 7. September die Vorrundenspiele der Gruppe D stattfinden. In den Städten Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Osterburg, Arendsee und Klötze sollen die Teams aus Polen, den Niederlanden, Saudi-Arabien und Australien spielen. Diese vier Mannschaften übernachten in der Landessportschule Osterburg, die optimale Bedingungen dafür bietet.

Geplant ist, an den sechs Spieltagen im zeitlichen und räumlichen Umfeld der Vorrundenspiele integrative Spiel-, Sport- und Spaßfeste durchzuführen mit dem Ziel, die gesamte Bevölkerung mit einzubeziehen und vor allem auch eine Beteiligung von Kindergärten, von Schulen, von Fußballvereinen, von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen. Das Kultusministerium hat mitgeteilt, dass der Besuch der Spiele bzw. die Teilnahme an entsprechenden Rahmenprogrammen als Projekttage möglich sein wird; die Entscheidung darüber kann allerdings jede Schule selbst treffen.

Ein Marketingkonzept wurde in Zusammenarbeit mit einer Agentur erarbeitet. Es bietet potenziellen Sponsoren interessante Werbemöglichkeiten. Ein PR-Konzept liegt ebenfalls vor. Dieses enthält zahlreiche Maßnahmen mit dem Ziel, den Bekanntheitsgrad dieser Weltmeisterschaft zu erhöhen, darüber hinaus Sympathie für Menschen mit Behinderungen zu erzeugen und in der Breite das bürgerschaftliche Engagement zu stärken.

Die Nationalmannschaft des Deutschen Behindertensportverbandes weilte bereits vom 5. bis 7. Mai 2006 in einem Trainingslager in Arendsee. Sie führte mehrere Spiele mit Sportmannschaften mit Spielern ohne Behinderungen des örtlichen Vereins und gegen eine Landes

auswahl des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Sachsen-Anhalt durch. Diese Landesauswahl absolvierte gleichzeitig ein Trainingslager.

Das Land Sachsen-Anhalt - das möchte ich hier noch einmal betonen, Herr Dr. Eckert - beteiligt sich auch an der Finanzierung dieser Weltmeisterschaft. Das Sozialministerium hat die offizielle Auftaktveranstaltung zu dieser Weltmeisterschaft, die Aufführung des Theaterstücks „RambaZamba“ in Stendal am 1. Juni 2006 begleitet und mitfinanziert. Des Weiteren fördert mein Haus den offiziellen Empfang der vier internationalen Fußballteams in der Landessportschule Osterburg am 30. August 2006. Die Staatskanzlei finanziert die WM-Night am 2. September 2006 im Kulturhaus Salzwedel.

Weitere finanzielle Unterstützungen haben bereits zugesagt die Lotto-Toto-GmbH, der Verein zur Förderung des Behinderten- und Rehabilitationssportes in Sachsen-Anhalt, der Behinderten- und Rehabilitationssportverband Sachsen-Anhalt selbst, der Landesverband der Lebenshilfe und die INAS-FID Fußball-WM GmbH.

Besonders wichtig - das möchte ich auch noch einmal betonen - erscheint es uns, neben der erfolgreichen Durchführung dieser Veranstaltung im Land - das ist völlig unstrittig - eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Menschen mit Behinderungen sind gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger. Sie sollen als Teil unserer Gesellschaft anerkannt und akzeptiert werden. Dabei ist es auch unser Anliegen, mehr Menschen mit Behinderung als bisher, insbesondere Kindern und Jugendlichen, eine regelmäßige sportliche Betätigung zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang wurde in den Lebenshilfeeinrichtungen Sachsen-Anhalts eine Umfrage zu sportlichen Aktivitäten durchgeführt. Die konkreten Ergebnisse liegen jetzt vor.

Wesentlicher Schwerpunkt in den nächsten Monaten wird es sein, die Verbindung zwischen den Lebenshilfeeinrichtungen mit Sportinteresse und den regionalen Behindertensportvereinen herzustellen.

Auch in der Zielvereinbarung des Landes mit dem Landessportbund wurde im Bereich des Behindertensportes vereinbart, deutlich mehr Menschen mit geistiger Behinderung an den Sport heranzuführen. Zunächst sollen jährlich fünf neue Gruppen entstehen. Eine entsprechende Übungsleiteraus- und -fortbildung ist ebenfalls vorgesehen.

In den Förderschulen für geistig Behinderte und für Lernbehinderte ist die Gründung von Fußballabteilungen geplant, die an Behindertensportvereine angebunden werden sollten.

Ein weiterer Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit ist der integrative Ansatz. Fußballspieler und Fußballspielerinnen mit und ohne Behinderung sollen verstärkt gemeinsam trainieren und integrative Turniere veranstalten.

Der Behindertensportverband Salzwedel veranstaltet im Rahmen der Vorrundenspiele auch das zweite integrative internationale Kinder-, Jugend- und Familiensportcamp im Integrationsdorf Arendsee und in dem dortigen Kinder- und Jugenderholungszentrum für rund 460 Personen. Diese Veranstaltung hat also ein erhebliches Ausmaß. Eingeladen werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus China, aus England, aus Tschechien, aus Deutschland - hier natürlich insbesondere aus SachsenAnhalt - und aus den Ländern, die uns im Rahmen der WM zugelost worden sind.

Der Bereich Behindertensport hat in Sachsen-Anhalt - das möchte ich hier auch noch einmal ausdrücklich betonen - einen besonderen Stellenwert. Ein äußeres Anzeichen dafür ist nicht zuletzt die Etablierung der Stiftung „Behindertensport in Sachsen-Anhalt“.

Noch eine kleine Anmerkung: In Jürgen Klinsmanns Nationalmannschaft spielt ja leider kein Vertreter aus Sachsen-Anhalts Vereinen mit. Das bedauern wir zutiefst. Aber das kann sich ja noch ändern.

(Zustimmung von Herrn Tullner, CDU)

Aber, meine Damen und Herren, in der deutschen Nationalmannschaft der geistig Behinderten steht mit Ronny Kasper vom BSV Salzwedel ein Spieler aus SachsenAnhalt mit auf dem Rasen; dem wollen wir alles Gute wünschen.

(Beifall im ganzen Hause)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich hoffe, es ist klar geworden, wie sehr sich das Land SachsenAnhalt bei der Vorbereitung der Fußballweltmeisterschaft der Menschen mit geistigen Behinderungen bisher schon engagiert hat. Dieses Engagement wird nicht nachlassen. Deswegen bedurfte es dieser besonderen Aufforderung, Herr Dr. Eckert, die in Ihrem Antrag zutage tritt, nicht; auch das sage ich hier ausdrücklich. Der darin enthaltene Punkt 2 ist eigentlich überflüssig. Aber wir werden im Ausschuss natürlich außerordentlich gern darüber berichten, was alles an Aktivitäten noch geplant ist, und dann auch ein Resümee dazu ziehen, was alles gelaufen ist. - Danke.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Herzlichen Dank, Frau Dr. Kuppe, für die Berichterstattung. - Wir treten jetzt in die Aussprache ein. Für die CDU-Fraktion hat der Abgeordnete Herr Schwenke das Wort. Bitte schön.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Dr. Eckert, lassen Sie es mich gleich zu Anfang sagen: Wir werden Ihrem Antrag natürlich zustimmen, obwohl wir den unter Punkt 2 formulierten indirekten Vorwurf, die Landesregierung würde hinsichtlich der INAS-FID-Fußball-WM nicht genug tun, natürlich nicht teilen. Frau Ministerin hat ja soeben dazu umfänglich ausgeführt. Da wir aber dem Grundanliegen Ihres Antrages gern folgen - vielleicht hätte man ihn auch gemeinsam formulieren können -, haben wir auf einen Änderungsantrag verzichtet.

Noch eine Anmerkung - Herr Eckert hört zwar gerade nicht zu, aber ich sage es trotzdem -: Der Termin 1. Juni 2006 hatte nichts mit Ignoranz zu tun. Es war eine bedauerliche organisatorische Panne bei der Terminkoordination. Verzeihen Sie es uns bitte.

Nun zum Thema des Antrages. Meine Damen und Herren! Der Countdown läuft. Noch fünf Stunden und 33 Minuten, dann heißt es ab heute Abend „Die Welt zu Gast bei Freunden“ und dann im Spätsommer 2006 „Geballte Leidenschaft“ - auch die bei Freunden zu Gast.

Gerade diese zeitliche und lokale Verknüpfung bietet die Chance, in der Öffentlichkeit einen Werbebogen zu spannen vom globalen und medialen Großereignis Fifa

WM 2006 zur INAS-FID-Fußballweltmeisterschaft der Sportler mit geistiger Behinderung.

Deshalb begrüßen es wir ausdrücklich, dass erstmalig in der Geschichte des Behindertensports diese INAS-FIDWM von einer gesellschaftlichen Kampagne begleitet wird. Diese Kampagne soll unter anderem den Bekanntheitsgrad dieser WM erhöhen, das Interesse der allgemeinen Bevölkerung wecken und Aha-Effekte bei den Zuschauern angesichts der sportlichen Leistungen hervorrufen. Wenn die Medien - da trage ich Ihre Hoffnung mit -, darunter vor allem das Fernsehen, dieses Ereignis angemessen würdigen, werden diese Aha-Effekte mit Sicherheit auftreten.

Weiterhin soll diese gesellschaftliche Kampagne Sympathien wecken, Integration fördern und bürgerschaftliches Engagement stärken. Gerade wenn es um die Integration von Menschen mit Behinderungen geht, sollte der altbekannte Spruch „Sport verbindet“ als riesige Chance gesehen werden. Ich bin sehr optimistisch, dass diese Chance bei dieser WM genutzt werden wird.

(Zustimmung bei der CDU und bei der SPD)

Auch deshalb freut es mich, dass die sechs Spiele der Vorrundengruppe D in Sachsen-Anhalt stattfinden. Wir sind damit neben den wesentlich größeren Bundesländern Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen als Gastgeberland ausgewählt worden. Dies ist eine Anerkennung für die hervorragende Arbeit im Bereich Behindertensport in unserem Bundesland - dies sowohl bezüglich der Erfolge unserer Sportlerinnen und Sportler als auch bei der Vorhaltung einer behindertengerechten Infrastruktur gerade auch bei der Sportstättensanierung.

(Zustimmung von Frau Weiß, CDU)

Ich möchte den umfänglichen Ausführungen von Frau Ministerin Dr. Kuppe inhaltlich nicht mehr viel hinzuzufügen, zumal wir heute auch nicht übermäßig lange tagen wollen. Schließlich wollen ja sicherlich die meisten von uns heute Abend noch Fußball schauen.

(Zustimmung von Frau Weiß, CDU)