Ich hätte mich nicht gemeldet, wenn ich nicht gewusst hätte, dass Herr Franke auch beim Hansetag auf dem Wirtschaftsforum Beifall geklatscht hat, als der Vertreter von E.on Avacon - ich muss sagen, ich war ein bisschen skeptisch - dort vor einem riesigen, auch internationalen Publikum kundgetan hat, dass die Altmark in der Lage sei, sich über Bioenergie und nachwachsende Rohstoffe energetisch zu versorgen.
Diese Aussage wurde dort getroffen und von Herrn Franke auch mit Beifall bedacht. Sagt das Frau Hunger, so schüttelt er den Kopf.
Nur eine Anmerkung dazu: Bioenergie und regenerierbare Energien stecken nicht bloß in Biomethangas und Gülle. Wir hatten gestern Abend eine parlamentarische Begegnung, an der mehrere Abgeordnete teilgenommen haben. Der Vertreter aus Arneburg - ich habe es nicht genau im Kopf - hat hervorgehoben,
dass das Biokraftwerk weit mehr als 100 Megawatt und damit - abgesehen davon, dass es den Energieverbrauch des Betriebes deckt -, wenn ich es kurz überschlage, mehr Energie ins Netz einspeist als die Hälfte der altmärkischen Haushalte verbraucht. Das ist auch Bioenergie. Das sollte man bedenken, wenn man darüber redet, was man alles kann und nicht macht.
Herr Krause, ich bin ein höflicher Mensch und werde immer applaudieren, wenn jemand bei einer Konferenz etwas Vernünftiges
Wir waren auf der Energiekonferenz. Dort hat Herr Aeikens - ich weiß nicht, ob er noch da ist - sehr ausführlich dargestellt, welche Konfliktsituation es zwischen der Energieproduktion auf dem Feld und der Lebensmittelherstellung gibt. Ich denke, in der Altmark sind die Möglichkeiten für den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen für den Energiebereich ausgereizt.
Angesichts dieser Konfliktsituation wundert es mich ganz besonders, dass die Frage von Ihnen gestellt wird. Auf der einen Seite verbrennen wir Getreide und Mais und machen daraus Energie. Auf der anderen Seite haben wir weltweit steigende Lebensmittelpreise und auch Regionen, in denen Lebensmittelknappheit herrscht. Diese Frage wundert mich dann doch.
Vielen Dank, Herr Franke, für Ihren Beitrag und für die Beantwortung der Fragen. - Jetzt erteile als letztem Debattenredner Herrn Stadelmann das Wort. Bitte schön.
Werter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir wollen mal wieder auf das eigentliche Thema zurückkommen; denn die letzten Punkte, die besprochen worden sind, haben damit gar nichts zu tun.
Lassen Sie mich zunächst richtig stellen, damit das nicht in den falschen Hals kommt: Bei dem gesamten Vor
haben bewegen wir uns nicht im rechtsfreien Raum. Es gibt einen Antrag auf einen Sonderbetriebsplan von Gaz de France Deutschland für dieses Enhanced Gas Recovery. Das ist eine bewährte Technologie, die weltweit an vielen Stellen angewendet wird, zurzeit überwiegend auf Ölfeldern. Aber je mehr die Gasfelder ausgebeutet werden, wird diese Technologie auch auf Gasfeldern angewendet.
Das Problem, das Minister Haseloff bezüglich der Pilotanlage von Vattenfall angesprochen hatte, ist folgendes: Wir haben zwei Projektpartner, die beide nicht den „Blauen Engel“ gewinnen wollen, sondern die Geld verdienen wollen und müssen.
Der Konzern Vattenfall muss sich, wenn er weiter Kohlekraftwerke bauen will, Gedanken darüber machen, wie er das hinbekommt. Das wird er nur hinbekommen, wenn die CO2-Abscheidung auf irgendeine Art realisiert werden kann. Dann muss das CO2 aber irgendwo hin. Vattenfall hat für die Pilotanlage in der Lausitz auch andere Möglichkeiten, das CO2 loszuwerden, wenn man es nicht in der Altmark verpressen kann.
Der andere Projektpartner ist Gaz de France Deutschland. Diese Firma hat dort ein Erdgasfeld, auf dem noch etliche Altmärker arbeiten; das muss man auch mal sagen. Dort gibt es Arbeitsplätze und diese sollen auch erhalten werden. Dieses Erdgasfeld sollte schon - ich kann mich daran erinnern - drei- oder viermal geschlossen werden, je nachdem, wie der Erdgaspreis war und damit die Antwort auf die Frage, ob sich die Förderung noch lohnt oder nicht.
Zurzeit ist der Preis relativ hoch. Deswegen versucht man, die letzten Vorkommen - ca. 15 bis 20 % -, die dort noch vorhanden sind, auszubeuten. Das gelingt natürlich besser, wenn man Zusatzgas einpresst, wie es bei der Förderung von Öl zum Beispiel auch getan wird. Der glückliche Umstand, dass Vattenfall CO2 loswerden muss und Gaz de France Deutschland CO2 braucht, um sein Feld weiter zu betreiben, hat zu dieser Kooperation geführt. Es gibt Verträge. Es gibt Forschungsaufträge.
Die an dem Projekt beteiligten Vertreter beider Konzerne sagen selber und haben auch auf einer Informationsveranstaltung, auf der auch Herr Miesterfeldt anwesend war, gesagt: Im Moment gibt es mehr Fragen als Antworten. - Selbstverständlich gibt es die und deshalb machen wir ein Pilotprojekt. Aber mehr Fragen als Antworten gab es auch, bevor der erste Katalysator in ein Auto eingebaut wurde und er hat es allein auch nicht gebracht. Erst die Breitenanwendung bringt nachher überhaupt einen Effekt.
Zum Thema Sicherheit möchte ich auch noch ein paar Worte sagen. Als in den 60er-Jahren - ich glaube, 1968/1969 war es - das Erdgasfeld in der Altmark angebohrt wurde, hatte es einen Druck von 430 Bar. Jetzt messen wir oben an den Sonden noch einen Druck von 30 Bar. Das ist ungefähr der Druck, mit dem das Wasser aus einem Feuerwehrschlauch kommt. Das heißt, der Druck ist nicht das Problem.
Als zu Anfang mit einer Technik gebohrt wurde, die von hinter dem Ural kam, wurden durch den Druck des Zechsteinsalzes, das über der Gaslagerstätte liegt, die Bohrlöcher mehrfach zusammengedrückt, weil dieses Salz quasi flüssig vorliegt. Es ist also eine natürliche Sicherheit vorhanden. Der Druck von 430 Bar hat 200 Millionen Jahre lang dort unten angelegen. Das ist nicht das Problem.
Selbstverständlich sind die alten Bohrlöcher ein Problem. Sie müssen ertüchtigt werden. Dazu gibt es Forschungsbedarf. Das Bundesministerium für Forschung und Technologie sowie das Ministerium für Bildung sind dabei. Es wird ein Forschungsprojekt unter Beteiligung von 16 oder 19 verschiedenen Forschungseinrichtungen in der Altmark durchgeführt. Dazu wird es ein Informationszentrum geben. Dieser Technologiepunkt wird weltweit bekannt werden und wird beobachtet werden. Ich denke, das können wir uns als Land Sachsen-Anhalt - natürlich muss ich auch als Altmärker sprechen - durchaus zumuten.
Ich denke auch, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung der Altmark am größten ist, einfach deshalb, weil sie seit 30 Jahren mit der Erdgasförderung und mit allem, was damit zusammenhängt, lebt. In diesen 30 Jahren hat es keinen ernsthaften Unfall bei der Gasförderung oder bei der Gasverteilung gegeben. Das muss man auch einmal dazu sagen.
Ich meine, dieses Pilotprojekt ist nirgendwo sicherer und besser aufgehoben als dort, wo es jetzt durchgeführt wird. Wir sollten auch politisch zeigen, dass wir das unterstützen wollen. - Schönen Dank.
Vielen Dank, Herr Stadelmann. - Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Wir sind damit am Ende der Debatte. Wir können direkt abstimmen. Ich lasse über die Drs. 5/1537 abstimmen. Wer dieser Drucksache seine Zustimmung geben will, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Zustimmung bei allen Fraktionen. Ich erspare mir die Gegenprobe und die Frage nach Enthaltungen.
Damit können wir den Tagesordnungspunkt 20 verlassen und sind schon sehr schnell beim letzten Tagesordnungspunkt. Den Tagesordnungspunkt 22 hatten wir bereits gestern abgehandelt.
Herr Präsident, vielen Dank. - Mir wird oft nachgesagt, ich würde die Europäische Union immer nur kritisieren. Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie werden gleich merken, ich kann auch ganz anders.
Die EU macht mir zurzeit - ich hoffe, auch Ihnen - doch einige Freude. Ich denke zum Beispiel an die geplante Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs oder auch an die Schulmilch.
- Das ist seinerzeit nur Zeus gelungen. - Heute haben Sie einen Antrag vorliegen, der meine zwei Herzen höher schlagen lässt, eigentlich sogar drei: mein soziales Herz, mein europäisches Herz - sehr wohl, ich habe eines - und mein Herz als Landwirt.
Getreu dem alten Medizinerleitspruch „In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist“ hat sich die Europäische Union bereits seit mehr als 30 Jahren mit einer Regelung beschäftigt, die sowohl einen Beitrag zur gesunden Ernährung unserer Schulkinder leisten soll, als auch den Absatz der Milch des regionalen Landwirts und so dessen Lebensunterhalt fördern soll.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich spreche von der europäischen Schulmilchbeihilfe, die Schülern auf Antrag für den Kauf von Milch bzw. Milchprodukten in der Schule gewährt wird. Es ist nicht automatisch eine Schule, die in der Statistik erscheint, und dort gibt es Schulmilch. Es geht um die Förderung von Schulmilch mittels einer Beihilfe.
Bei genauer Berechnung, nimmt man einmal den Höchstförderbetrag von - in der EU ist alles exakt geregelt - 18,15 € pro 100 kg bzw. rund 97 l Milch und die förderfähige Menge Milch pro Schulkind von einem Viertelliter, so ergibt sich ein Betrag von rund 5 Cent pro Schulkind und Schultag, der von der EU übernommen werden kann.
Das klingt nicht viel, jedoch ergibt sich pro Jahr bei einem durchschnittlichen Wert von 195 Schultagen ein Betrag von 9,75 € pro Jahr und Schüler.
In der heutigen Zeit, in der sich Kinder und Jugendliche immer weniger bewegen, wäre es löblich, wenn sie, wie wir gestern Abend gehört haben, in die Bibliothek gehen und sich dort ein Buch ausleihen oder sich an der frischen Luft betätigen würden, anstatt zu Hause „herumzuhängen“, sei es vor dem Fernseher, der Playstation oder dem Computer. Wenn Bewegung an frischer Luft schon nicht im Schulport geschieht, dann vielleicht außerschulisch in einer AG oder in den Vereinen.