Wir wissen, wie es mit der Zeit ist. Acht Jahre sind eine lange Zeit, aber die Zeit muss man auch nutzen. Es reicht nicht, einen Leertitel auszubringen, sondern den muss man füllen. Man muss Mittel in den Haushaltsplan einstellen und das ordentlich kommunizieren.
Wenn man sich überlegt, dass im Mai 2012 auch in London mit dem Bauhaus gearbeitet wird, dann heißt das, dass wir in einem internationalen Maßstab agieren. An dieser Stelle muss man ordentlich vorwärtsgehen. Es geht nicht nur um Sachsen-Anhalt. Es geht um die Region Mitteldeutschland und es geht ganz speziell um Dessau, um das DessauWörlitzer Gartenreich usw.
Ich kann es kurz machen: Wir stimmen dem Antrag zu und freuen uns auf die gute gemeinsame Arbeit. - Danke.
Danke schön, Herr Kollege Dr. Schellenberger. - Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht Frau Abgeordnete Lüddemann.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Nach einer Umfrage des Goethe-Instituts vom Mai 2011 gilt das Bauhaus-Gebäude im Ausland als das siebentbedeutsamste Gebäude in ganz Deutschland.
Bereits jetzt kommen 100 000 Menschen jährlich, um dieses Gebäude zu sehen, 30 % aus dem Ausland. Hinzu kommen die Besucherinnen und Besucher, die die Meisterhäuser, die Bauhaussiedlung in Törten und andere Bauhaus-Stätten in Dessau-Roßlau besuchen.
Das ist kein Wunder; denn in Dessau können die Menschen das erleben, was am spannendsten ist: Geschichte zum Anfassen. Sie können den Geist von Gropius spüren, wenn sie in seinem Direktorenzimmer stehen. Sie können die Aura von Kandinsky fühlen, wenn sie durch sein Wohnzimmerfester blicken.
Das Bauhaus ist nicht nur bundesweit, sondern auch international ein vielbeachteter Leuchtturm. Als solcher kann er ein Zugpferd für das gesamte Land der Moderne sein.
Das ist eine riesengroße Chance, die wir offensiv nutzen müssen, und vor allem schnell; denn so viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Es besteht die Gefahr, dass Weimar und Berlin uns wie schon zum 90. Geburtstag den Rang ablaufen.
In Weimar wird im Jahr 2015 ein 22 Millionen € teurer Museumsneubau eröffnet werden. Mit der Sammlung und mit dem Hauptstadtbonus haben die Berliner sowieso gute Karten.
Deshalb ist es aus der Sicht unserer Fraktion keine Minute zu früh, die Vorteile und die Einzigartigkeit des Bauhauses in Dessau klar und deutlich herauszustellen und im Gleichklang mit Weimar und Berlin zu vermarkten.
Die Chance, die sich für die Region Anhalt und unser Bundesland insgesamt bietet, ist größer, als viele denken.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass allein in der besseren touristischen Vermarktung hohes, ungenutztes Potenzial steckt. So sollte die Nachbarschaft zum Dessau-Wörlitzer Gartenreich, welches ebenfalls auf der Unesco-Welterbeliste steht, mehr genutzt und die Markenbildung „Luther - Bauhaus - Gartenreich“ im Interesse aller vorangetrieben werden.
Deutschlands ist, kann mehr für das Bauhaus genutzt werden. Nicht zuletzt bietet die Möglichkeit, in Dessau auf den Spuren von Junkers, Lutzmann - er ist bereits erwähnt worden - und Oechelhäuser zu wandern, noch hohes Vermarktungspotenzial.
Erst das kreative Miteinander von Ästhetik und Technik hat das Wirken der Bauhaus-Meister und der wenigen Bauhaus-Meisterinnen in Dessau zu voller Blüte kommen lassen.
Daran lässt sich auch heutzutage anknüpfen, etwa durch Kooperationen mit dem Umweltbundesamt in Richtung der lebensnahen Nutzung der Fotovoltaik oder des CO2-armen Bauens.
Es sollte heute mehr als ein schönes Zeichen sein, wenn sich dieses Hohe Haus nach dem Dessauer Stadtrat und der Landesregierung grundsätzlich zum Bauhaus bekennt und den Chancen, die im 100. Geburtstag liegen.
In den nächsten Wochen muss Konkretes und Spürbares auf den Weg gebracht werden; denn acht Jahre sind keine lange Zeit. Dazu gehört definitiv, die weltweit zweitgrößte Bauhaus-Sammlung ihrer Bedeutung entsprechend zu präsentieren.
Bisher kann nur ein Bruchteil der rund 26 000 Sammlungsstücke gezeigt werden. Im BauhausGebäude ist zu wenig Platz und sind keine musealen Bedingungen vorhanden, ganz davon abgesehen, dass eine wirkliche Besucherinfrastruktur fehlt.
Es gibt Vorarbeiten der Stadt Dessau und der Stiftung Bauhaus Dessau, auf die zurückgegriffen werden kann. Es gibt Projekte, Studien und Kostenschätzungen vieler Art. Es gibt sie hinsichtlich der Schaffung eines Empfangsbereichs im Bauhaus-Gebäude und der einheitlichen Präsentation aller Bauhaus-Stätten, zur Konzeptionierung des Gropius-Hauses und hinsichtlich der Schaffung eines Besucherzentrums und eines Ausstellungszentrums, um nur einige zu nennen.
Wenn diese und alle weiteren Bemühungen nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten von der Landesregierung unterstützt werden, wenn finanzielle Mittel auf Landes- und Bundesebene gesichert werden, dann ist das heute in der Tat ein guter Tag für das Land der Moderne. - Vielen Dank.
Danke schön, Frau Abgeordnete Lüddemann. - Für die Fraktion der SPD spricht Herr Abgeordneter Miesterfeldt.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich würde mit meinem Redebeitrag gern den Kreis von dem
ersten Tagesordnungspunkt gestern zu dem letzten Tagesordnungspunkt heute schließen. Ich erlaube mir dazu aus Wikipedia zu zitieren:
„1931 gewann die NSDAP bei den Gemeinderatswahlen in Dessau 15 der 36 Sitze und verlangte in der Gemeinderatssitzung am 21. Januar 1932 den Abbruch des Gebäudes. Dies und der Beschluss auf Streichung der Gelder konnte noch knapp verhindert werden.
Am 8. Juli 1932 besichtigten der zum Ministerpräsidenten des Freistaats Anhalt gewählte Nationalsozialist Alfred Freyberg und der nationalsozialistische Kunsttheoretiker und Architekt Paul Schultze-Naumburg das Bauhaus Dessau. Da sich die Stimmenverhältnisse im Gemeinderat inzwischen geändert hatten, erfolgte am 22. August 1932 auf Antrag der NSDAP-Fraktion der Beschluss zur Schließung.
Mies van der Rohe versuchte noch die Fortführung als Privatinstitut in Berlin-Lankwitz, aber schon kurze Zeit später, 1933, wurde die Institution von den Nationalsozialisten endgültig zur Selbstauflösung gezwungen.“
Der eine oder andere Teilnehmer der Reise des Ältestenrats vor einigen Jahren nach Israel wird sich vielleicht an den letzten Tag der Besuchsreise erinnern, als uns eine Führerin die Bauhaus-Stadt Tel Aviv zeigte.
Am meisten hat mich eines dieser Häuser beeindruckt - das ist mir am tiefsten in Erinnerung geblieben -, dessen Haustür von braunen Kacheln umrandet war. Das allein wäre noch nicht beeindruckend. Mich hat beeindruckt, dass diese Kacheln vorher an einem Haus in Berlin angebracht waren und der Eigentümer sie mit nach Tel Aviv genommen hatte.
Meine Damen und Herren! Wer sich für das Bauhaus stark macht und wer sich für den Aufbruch in der damaligen Zeit stark macht, um heute daran zu erinnern, und wer es fördert, dass heute daran erinnert wird, der macht sich auch stark gegen all die Ideologen, die aus ideologischen Gründen bestimmte Lieder, bestimmte Häuser oder eine bestimmte Architektur verbieten wollten und meinten, sie allein wüssten, was Kunst und Kultur ist.
Wer dem Antrag in der Drs. 6/642 zustimmen möchte, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Gibt es Gegenstimmen oder Stimmenthaltungen? - Das ist nicht der Fall. Dann ist der Antrag einstimmig beschlossen worden. Ich hoffe, dass uns das Signal über Dessau in die Welt mit dem heutigen Beschluss gelungen ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sind damit am Ende der 9. Sitzungsperiode des Landtages angelangt.
Einige von Ihnen werden es in der Mittagspause vielleicht mitbekommen haben: Wir hatten im Foyer des Landtages Besuch von Pfadfinderinnen und Pfadfindern. Sie haben uns ein Licht in das Haus gebracht, das Licht des Friedens.
Diesbezüglich gibt seit einigen Jahren eine Tradition: Dieses Licht wird in der Geburtskirche Jesu Christi in Bethlehem entzündet und wird über
Wien, Europa in die Welt hinaus weitergetragen. In der Adventszeit soll dieses Licht an möglichst vielen Stätten sichtbar werden als ein Zeichen des Friedens, das in die Welt hinausgeschickt wird, des guten Miteinanders und des Friedens der Völker untereinander.
Ich wünsche uns im Sinne der Botschaft dieser Gäste, die wir heute im Hause hatten, dass das Licht des Friedens in unser aller Herzen leuchten möge, dass wir nicht nur ein gutes Wochenende, sondern auch schöne Feiertage und eine gesegnete Weihnacht verbringen können. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in ein friedvolles und glückliches Jahr 2012.