Ich glaube, es hätte auch niemand von uns gedacht, dass mit der Aussage, die entsprechenden Verhandlung rechtzeitig aufzunehmen, gemeint ist, dass man im Jahr 2013 eine Kürzung von mehr als 6 Millionen € im Theater- und Orchesterhaushalt ankündigt. Dies ist nicht rechtzeitig.
Herr Minister, erlauben Sie mir mit Blick auf Ihre Vorstellung heute hier im Hohen Hause, meinem Temperament etwas nachzugeben und zu sagen, dass ich sie unglaublich fand. Wenn ich Sie ernst nehme, dann kann ich nur sagen, Sie sind ein Don Quijote: Sie haben gegen Windmühlen gekämpft, die ich hier im Hause nicht gesehen habe.
Es gibt niemandem im Hohen Hause - ich sehe alle Fraktionen, auch die antragstellende Fraktion an -, der sagt, wir müssen nicht über Strukturen reden, wir schreiben einfach alles fort.
Dies ist nicht die Meinung des Hohen Hauses. Es geht hierbei um etwas ganz anderes. Es geht um die Frage: Kürze ich erst das Geld und gucke dann, ob ich tragfähige Strukturen hinbekomme,
oder vereinbare ich erst ein Moratorium, um die Struktur zu verhandeln, bei der am Ende weniger Geld für Theater und Orchester steht. Das ist der Sinn des Moratoriums.
Es spricht Bände, wenn sich der Minister hinstellt und sagt, alle, die ein solches Moratorium forderten, nähmen die Realitäten nicht wahr. Damit schließt er den gesamten Kulturkonvent und damit alle Kulturverbände im Land ein.
Welche Alternative gibt es? Für Eisleben ein Gnadenbrot für ein Jahr und dann gehen in Eisleben und in Mansfeld-Südharz die Lichter aus? Für das Anhaltische Theater in Dessau ist in den Gutachten eindeutig zu lesen, dass es nicht möglich ist, diese 3 Millionen € über Personalkürzungen einzusparen und trotzdem eine sinnvolle Theaterstruktur aufrechtzuerhalten.
Wir haben heute gehört, dass es Bewegung in Dessau gibt. Gleichwohl sagen diese Gutachten, dass es ein enorm schwieriger und anspruchsvoller Prozess ist, sich zu einer Struktur hinzubewegen, die am Ende vielleicht weniger Geld kostet, aber Kultur im Land auf hohem Niveau hält. Dafür ist dieses Moratorium gut.
Wenn Sie als regierungstragende Fraktionen einen Änderungsantrag gestellt hätten, der ein dreijähriges Moratorium fordert, dann hätten wir diesem Antrag alle zugestimmt.
Aber erst kürzen und dann über Strukturen reden, das geht nicht. In der „Mitteldeutschen Zeitung“ war heute zu lesen, dass es auch in Halle Bewegung gibt, aber auch klar ist, dass die Einsparungen nicht in der von Ihnen gewünschten Zeitleiste zu realisieren sind. Wir haben auch erfahren, dass in Halle ein Anpassungsbedarf von mehr als 17 Millionen € besteht, wenn man in die Strukturveränderungen eintritt. In Dessau handelt es sich um 12 Millionen €.
Im Bildungsausschuss ist heute mit der Mehrheit der regierungstragenden Fraktionen die Kürzung der Mittel für die Theater- und Orchesterlandschaft von mehr als 6 Millionen € beschlossen worden. Im Strukturfonds sind nach wie vor Mittel in Höhe von 1 Million € vorhanden. Es ist nicht klar, in
Ein letzter Satz. In dieser Woche wurde uns eine Studie zum demografischen Wandel vorgestellt. Darin wurde aufgezeigt, dass die in Europa vom demografischen Wandel am stärksten betroffene Region unser wunderschönes Sachsen-Anhalt ist.
Was kann man gegen den demografischen Wandel tun, damit die jungen Menschen hier bleiben, damit die Familien hier bleiben?
Man braucht die Schule im Ort. Man braucht attraktive Hochschulen. Man braucht Theater und Orchester, die das Leben bunt und kulturell wertvoll machen. Wenn wir in diesem Bereich kürzen, gehen hier irgendwann wirklich die Lichter aus. - Herzlichen Dank.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn es nur nach meinem Herzen ginge, dann wäre ich heute früh mit den Musikanten ums Haus gezogen.
Weil es auch ums Herz geht, werde ich morgen Abend nach Halberstadt fahren und mir im Theater ein Konzert im Rahmen des Impuls-Festivals anhören.
In diesem Hohen Hause muss zum Herzen aber zumindest auch die politische Verantwortung - von Verstand will ich noch gar nicht reden - hinzukommen. Das betrifft alle Politikfelder.
Lieber Kollege Gebhardt, wir wissen als kulturpolitische Sprecher, dass es in diesem Hohen Hause jede Menge unterschiedliche Politikfelder und dazugehörige Sprecher gibt, die vergleichbare An
Ich bin gestern 45 Minuten lang durch die Stadt Halle gelaufen. Dabei wäre mir sehr viel zum Ressort des Verkehrsministers eingefallen. Das lässt sich über die gesamte Regierungsbank hinweg fortsetzen.
Zur Sprache des Herzens und des Verstandes gehört natürlich auch, zur Kenntnis zu nehmen und zu würdigen, was in den vergangenen Jahren in den Theatern und Orchestern geleistet worden ist. Damit meine ich sowohl das, was künstlerisch und kulturell dort geleistet worden ist, als auch das, was unter finanziellen und strukturellen Gesichtspunkten geleistet worden ist.
Ich will einen einzigen Satz zu diesem Thema sagen: Wenn im Jahr 1994 nicht aus dem Vierspartentheater Stendal ein Einspartentheater Stendal geworden wäre, gäbe es dort nur noch eine kurz zuvor für 33 Millionen D-Mark fertig gestellte Spielstätte.
Wir haben die Aufgabe, uns aktuellen Herausforderungen zu stellen. Zu den Finanzen habe ich ressortübergreifend bereits einiges gesagt. Dazu gehört auch die Demografie. Ich gehöre zu denen, die sagen, dass man nicht so darauf blicken darf, wie das Kaninchen gelähmt auf die Schlange blickt. Man muss aber doch die Zahlen zur Kenntnis nehmen, dies aber nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Zuschauer, sondern auch der Finanzkraft der Städte.
Im Jahr 1935 fusionierten die Städte Dessau und Roßlau. Im Jahr 1940 gab es mit sämtlichen Eingemeindungen 131 400 Einwohner. Das Ziel war es, einen Industriestandort mit 300 000 Einwohnern zu schaffen. Deshalb wurde dort im Jahr 1938 das größte Theater nördlich der Alpen gebaut. Im Jahr 1945 hatte Dessau allein noch 100 000 Einwohner und im Jahr 1989 noch 103 000 Einwohner. Heute zählen die wieder zusammengeführten Städte Dessau und Roßlau 84 600 Einwohner. Die Straßenbahn, die beide Städte bis 1945 verbunden hat, gibt es auch nicht mehr.
All diese Veränderungen muss man doch zur Kenntnis nehmen und sie ordentlich einordnen. Handlungsbedarf ergibt sich daraus, dass es zu verhindern gilt, dass an einem Tag X die Lichter ausgehen. Genau so ist es. Daraus ergibt sich Handlungsbedarf. Wir müssen mittel- und langfristig tragfähige Theater- und Orchesterstrukturen in diesem Land schaffen. Das gilt natürlich auch für andere Politikbereiche.
Der Weg dorthin kann nicht sein, dass wir die Kosten laufen lassen und uns am Tag X wundern, welche Höhe die Kosten erreicht haben. Der jetzt
eingeschlagene Weg bedeutet vielmehr, dass die Kosten jetzt gesenkt werden und dann allein durch die Abschaffung der Haustarife und durch die Dynamisierung von ganz allein wieder Höhenflüge antreten werden, die wir uns heute zum Teil noch gar nicht vorstellen können. Wenn wir aber heute die Veränderungen nicht vornehmen, werden uns am Tag X Zahlen über Kosten vorliegen, die weder die Träger, also die Kommunen, noch das Land zu finanzieren in der Lage sind. Richtig ist, dass es auf diesem Weg noch einige große Herausforderungen gibt.
Wenn man sich einmal vom Begriff „Moratorium“ verabschiedet und bei der Sache bleibt, die sich jetzt vollzieht, dann stellt man fest, dass sich genau das vollzieht. Es gibt Strukturveränderungen. Die auflaufenden Kosten werden auch vom Land übernommen. Es ist noch darüber zu reden, in welcher Größenordnung dies geschieht. Außerdem wird eine Dynamisierung eingeführt. Auch darüber gibt es noch Diskussionsbedarf. Der Kollege Schellenberger hat das bereits ausgeführt. Zu diskutieren ist beispielsweise noch über den Zeitpunkt der Einführung.
Ich wünsche mir - das wünsche ich mir mit Herz und Verstand -, dass es auch im Jahr 2025 in den fünf Regionen Sachsen-Anhalts, in der Altmark, in Magdeburg-Börde, im Harz, in Anhalt und im Raum Halle und Umgebung, noch Theater und Orchester gibt. Ich wünsche mir, dass es in diesem Land über 2025 hinaus eine Theater- und Orchesterlandschaft gibt, dass die Lichter nicht ausgehen, dass es keinen Kahlschlag gibt und dass wir das erreichen, indem wir heute mit Sparmaßnahmen beginnen. - Vielen Dank.
Danke schön, Herr Abgeordneter Miesterfeldt. - Zum Schluss der Debatte spricht noch einmal Herr Abgeordneter Gebhardt.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte die Frage von Herrn Weigelt neu beantworten, indem ich von der Website des Theaters Bernburg zitiere:
„Nach Kriegsende rief Bernburgs Musikdirektor Fritz Bollmann als Kulturbeauftragter für Stadt und Kreis Bernburg am 20. Juni 1945 alle Bernburger Bühnenkünstler und Orchestermusiker auf, sich für den Aufbau eines Theaterensembles zu melden. So konnte das Stadttheater mit eigenem Ensemble am 21. Oktober 1945 … wieder eröffnet werden. Dieses Ensemble bestand in unterschiedlicher Form bis zum Juli 1993.“