Besonders gut würde das funktionieren, wenn es uns gelänge, zweisprachig in Deutschland aufgewachsene Lehrer für unsere Schulen zu gewinnen - gerade für die Schulen, an denen es gehäuft Flüchtlingskinder gibt. Das wäre ganz wunderbar.
Wir müssen die Schulen auch darin begleiten und dazu ermuntern, die Wertschätzung von Mehrsprachigkeit und Interkulturalität in die Schulkultur einzubauen. Dabei geht es darum, Best-PracticeBeispiele zu finden, die anderen Schulen zum Mitmachen zu animieren - ob das das gemeinsame Kochen ist, das gemeinsame Singen, das Berichten von Bräuchen oder was immer der Wertschätzung der Mehrsprachigkeit und dem Respekt der anderen Kulturen gegenüber zuträglich ist.
Wettbewerb im Netz gefunden. Ich habe auch den Termin gefunden, zu dem die drei Siegereinrichtungen gekürt werden sollten. Leider habe ich nichts über die Sieger im Netz gefunden. Solche Wettbewerbe sind völlig sinnlos, wenn wir nicht Best-Practice-Beispiele daraus machen, die wir dazu nutzen, andere dazu zu animieren. Insofern besteht dort Nachholbedarf.
Da ist auch das Land gefordert, Anreize zu setzen, damit dieser Prozess in den Schulen vorangetrieben wird.
Wenn man das ganze Thema weiterdenkt, sind wir bei Stichworten, die hier im Hause des Öfteren debattiert werden. Wenn wir sehen bzw. hören, dass allein in den letzten vier Monaten 1 000 Flüchtlingskinder zu uns gekommen sind, dann stellt sich erneut die Frage nach dem Lehrerbedarf, nach dem Personalentwicklungskonzept. Auch die Frage der Schulentwicklungsplanung stellt sich erneut, weil plötzlich Kinder zu uns kommen, mit denen keiner gerechnet hat, die aber eine Schule besuchen müssen. Also mache ich einmal hinter die Stichworte „Personalentwicklungskonzept“ und „Schulentwicklungsplanung“ auch aus dieser Perspektive ein großes Fragezeichen.
Kurz und gut: Wir möchten Sie heute dazu animieren, uns dabei zu unterstützen, Flüchtlingskindern, die zu uns kommen, zeitnah zu ermöglichen, Deutsch als Fremdsprache in ausreichendem Umfang und in angemessenem Lernumfeld zu erlernen. Denn das ist ein guter Start in schulische Bildung. Das ermöglicht soziale Integration, das bildet die Fachkräfte von morgen aus, und für uns, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, ist das ein wichtiger Baustein für eine echte Willkommenskultur hier bei uns im Land. Deswegen werbe ich um Ihre Zustimmung. - Herzlichen Dank.
Danke, Kollegin Dalbert. - Wir treten nunmehr in die Aussprache ein. Es ist eine Fünfminutendebatte vereinbart worden. Für die Landesregierung spricht Herr Minister Dorgerloh.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf an dieser Stelle etwas sagen, was ich nicht allzu oft von diesem Pult aus sage: Ich danke ausdrücklich für den Beitrag. An vielen Stellen sind wir einer Meinung - logischerweise nicht an allen, aber das muss auch nicht sein; denn wir haben noch die Ausschussberatungen, um das eine oder andere zu klären.
Es ist in der Tat so: Wir nehmen in unserem Land Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten sowie politisch verfolgte Menschen auf, die Asyl in Deutschland suchen. Frau Dalbert hat schon darauf hingewiesen, dass es in der Tat eine Dimension hat, die, wie einige sagen, größer ist als die nach dem Zweiten Weltkrieg, weltweit gesehen.
Wir haben darüber hinaus eine Zuwanderung von Menschen nach Sachsen-Anhalt, die hier Arbeit suchen und finden, die auch herkommen, weil sie Unternehmen gründen wollen, die studieren wollen, die forschen oder lehren.
Neben Familien mit ihren Kindern kommen auch alleinreisende Jugendliche zu uns. Wir haben schon gehört, dass die Zahl der derzeit bei uns beschulten Kinder aus Familien von Zugewanderten bzw. Flüchtlingen oder auch der Kinder ohne Familie in den letzten Jahren stetig gestiegen ist, in den letzten Monaten noch einmal deutlich. Sie kommen mit einem ganz unterschiedlichen Status. Sie kommen als Flüchtlingskinder oder Kinder, die Asyl suchen.
In der Schule fragen wir aber die Kinder nicht nach ihrem Aufenthaltsstatus, sondern wir sagen zunächst: Herzlich willkommen! Und wir fragen: Wie können wir dich am besten fördern und aufnehmen?
Unser Ziel ist es, die Kinder, die ganz unterschiedliche Biografien tragen, schnellstmöglich in den Regelbetrieb der Schulen an ihren Wohnorten zu integrieren und sie ihren Potenzialen gemäß bestmöglich, wie alle Schülerinnen und Schüler, zu fördern. Voraussetzung ist - auch das ist schon gesagt worden - der schnelle Spracherwerb; denn das ist in der Tat der Schlüssel für Teilhabe.
An den Grundschulen integrieren wir die Kinder nichtdeutscher Herkunft in die Klassen ihrer Schulbezirksschulen und erteilen gesonderten Deutschunterricht. Bei den Älteren ist in der Tat ein, wie ich finde, gutes System in den letzten Jahren gewachsen. Der Erlass aus dem Jahr 2012 ist schon genannt worden, mit dem wir in dieser Legislaturperiode schon einmal reagiert haben, indem wir elf Förderklassen eingerichtet haben, die landesweit verteilt sind, und darüber hinaus Fördergruppen an den weiterführenden Schulen in ihren Wohnorten, wo also auch zusätzliche Lehrerwochenstunden in erheblichen Größenordnung zur Verfügung stehen.
Man wird in der Tat schauen müssen, wie sich das weiter entwickelt. Wir haben jetzt verschiedene Umfragen in Auftrag gegeben, auch beim Landesschulamt Stichtage verabredet, mit denen wir versuchen, Schritt zu halten. Wir sind in einem guten Austausch mit dem Kollegen Stahlknecht, um auch Zahlen dazu zu erhalten, wie das in der ZASt in Halberstadt ist, wie die Statistiken dort sind. Denn wir wissen, ungefähr 25 bis 30 % der Menschen,
All das sind Fragen, die wir auf dem Schirm haben, die wir zu beantworten versuchen, wo es auch Weiterentwicklungen gibt. Die Zahl Elf beispielsweise für die Förderklassen ist nicht gedeckelt. Man braucht 15 Kinder und Jugendliche, um eine solche Gruppe einzurichten; und wenn eben mehr da sind, werden logischerweise mehr eingerichtet, dann wird man auch mehr Personal und Ressourcen brauchen. Deswegen ist das eine Sache, die wir weiter beobachten, die wir weiter im Blick haben.
Im Augenblick ist es so, dass wir mit dem Erlass ca. 1 650 Lehrerwochenstunden zur Verfügung stellen; das entspricht ungefähr 66 Lehrerstellen. Das Landesschulamt hat hierbei eine wichtige koordinierende Funktion. Deswegen möchte ich an dieser Stelle nicht nur dem Landesschulamt - diesem vor allen Dingen -, sondern auch den Kolleginnen und Kollegen in allen Schulformen, die im Augenblick diese zum Teil zusätzliche Aufgabe bewältigen, ganz, ganz herzlich danken. Sie haben sich diesen Dank verdient.
Ich möchte noch etwas hinzufügen, das Frau Dalbert auch angesprochen hat; das ist die Frage der psychologischen Betreuung. Einige Kinder bringen natürlich erhebliche psychische Belastungen mit. Sie haben Biografien in ihren jungen Jahren, in denen sie schon vieles erlebt haben, in denen sie durch Flucht, Vertreibung, Krieg, Tod, Gewaltverbrechen Dinge erlebt haben, bei denen eine psychologische Betreuung hilfreich und sinnvoll ist. Wir müssen schauen, dass wir das gut und verlässlich organisieren, damit es die Kinder erreicht.
Wie und wo das geschieht, darüber sollten wir im Ausschuss diskutieren. Denn dafür ist auch eine besondere Expertise notwendig. Es reicht nicht, einfach nur zu sagen: Wir haben die Schulpsychologen. Die sind eigentlich mit ganz anderen Aufgaben am Start. Hier muss vielmehr geschaut werden: Wo gibt es diese Expertise? Wie kann man das wohnortnah organisieren? Wie erreicht es die Kinder und Jugendlichen gut? Welche Trägerschaften eignen sich dafür, damit wir das entsprechend umsetzen können?
Sie merken schon, das ist eine ganze Reihe von Themen, an denen wir dran sind, die wir im Blick haben, wo wir, glaube ich, auch parteiübergreifend daran interessiert sind, gute Lösungen zu bekommen.
Noch ein abschließendes Wort zum Thema Fortbildung und Ausbildung. Wir haben im Lisa schon entsprechende Ausbildungen zur Frage der individuellen Förderung usw. Das werden wir mit Blick auf diese wachsenden Zahlen in der neuen
EU-Förderperiode ausweiten, speziell auch für diesen Bereich. Wir werden schauen: Wie können wir hier Kindern, die aus anderen Kulturen, die mit einem anderen Sprachhintergrund kommen, Weiterbildungen anbieten, insbesondere für die Schulen, wo das in größerem Umfang nötig ist? Wie können wir die Lehrer dabei begleiten? - Das wird derzeit aufgebaut; das ist also auch im Blick. Darüber können wir dann auch im Ausschuss berichten.
Wie gesagt, uns muss daran gelegen sein, die technischen, personellen und inhaltlichen Voraussetzungen zu schaffen, damit an den Schulen des Landes ein Klima herrscht, das es den Kindern und Jugendlichen ermöglicht anzukommen, Wurzeln zu schlagen, sich hier zu integrieren und damit auch ein Gewinn für das Land zu sein. Deswegen an dieser Stelle allen Engagierten, auch denjenigen, die über die Schule hinaus daran mitarbeiten, herzlichen Dank. Ich bin sicher, dass wir in den Beratungen im Ausschuss zu guten Lösungen und zu guten Lösungswegen finden werden. - Vielen Dank.
Danke schön, Herr Minister Dorgerloh. - Wir treten in die Aussprache ein. Für die Fraktion der CDU spricht nun Frau Abgeordnete Gorr.
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Um es gleich zu Beginn meiner Rede zu sagen: Der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN weist grundsätzlich in die richtige Richtung. Dem Anliegen, den Kindern von Zugewanderten und Flüchtlingen ein verbessertes Angebot der schulischen Bildung zu unterbreiten, das insbesondere auf einen verstärkten Deutschunterricht abstellt, kann und will sich niemand in diesem Hohen Hause entziehen. Dieses Anliegen kam heute Morgen schon im Zusammenhang mit der Regierungserklärung des Ministers für Arbeit und Soziales deutlich zum Ausdruck mit der Forderung „Teilhabe für alle“.
Im Zusammenhang mit der Thematik entsteht allerdings zunächst einmal die Schwierigkeit, die genauen Zahlen derjenigen zu bestimmen und festzuhalten, die unter die Kategorien „Zugewandert“ und „Flüchtling“ fallen. Diese Aufgabe ist nicht einfach zu bewältigen, wie die Statistik in einer Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage der Kollegin Dalbert in der Drs. 3/3362 im Vergleich mit mir vorliegenden Zahlen aus dem Kultusministerium vom November 2014 verdeutlicht.
nauen Zahlen ermittelt worden sind und für konkrete Maßnahmen herangezogen werden können. Ich möchte deshalb auch gar keine Zahlen nennen; denn diese können durch die aktuelle Entwicklung der Flüchtlingszahlen schon überholt sein, wie Frau Professor Dr. Dalbert soeben erwähnt hat.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Die Antragsteller haben einen umfassenden Ansatz gewählt, der auch die Universitäten im Rahmen der Lehrerbildung, das Lisa mit seinen Fortbildungsmöglichkeiten und andere Institutionen einbezieht. Dies ist vollkommen richtig; denn anzunehmen, dass die verstärkte Förderung des Deutschunterrichts für Kinder mit Migrationsstatus oder Flüchtlingshintergrund eine Aufgabe sei, der sich die Volkshochschulen allein widmen könnten, greift natürlich zu kurz.
Die Lehrkräfte, die die Unterrichtsstunden für Deutsch als Zweitsprache geben, werden vor der schwierigen Aufgabe stehen, Migranten und Flüchtlingen aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern gerecht werden zu müssen und zu wollen.
Die Landesregierung hat zwar bereits im Jahr 2012 mit einem entsprechenden Erlass, auf den der Minister und auch Professor Dr. Dalbert schon Bezug genommen haben, reagiert, wir stehen aber wahrscheinlich erst am Beginn einer größeren Entwicklung, die uns weitreichende Maßnahmen zum Ausbau der Beschulung von Zuwanderern und Flüchtlingen abfordert.
Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen und stellen wollen, auch im Sinne einer Willkommenskultur. Dazu gilt es aber, ein tragfähiges Fundament zu gießen, das auch in den kommenden Jahren greift. Ob der Runderlass aus dem Jahr 2012 noch ausreicht, möchte ich zumindest geprüft wissen.
Aus dem bisher Gesagten folgt aber auch, dass wir die Ressourcenfrage zu stellen und zu beantworten haben. Ich denke, wir sollten uns in dem zuständigen Ausschuss die notwendige Zeit nehmen und sorgfältig die Einzelheiten erörtern und die Vor- und Nachteile bestimmter Maßnahmen abwägen, um der Sache einer verstärkten Beschulung von Zuwanderern und Flüchtlingen entsprechen zu können.
Hierzu zählen zum Beispiel die Frage der Verteilung auf Schulformen und die Frage von Schwerpunktschulen. Es ist festzustellen, wie viele Kinder in welcher Klassenstufe auf welche Schule gehen. Das wird regional sehr unterschiedlich sein. Hierzu zählt ebenfalls die Frage von Mehrsprachigkeit an Schulen über die bisher üblichen Sprachen Englisch, Französisch oder Spanisch hinaus - Latein lasse ich hierbei einmal weg. Ebenso zählt dazu die Stärkung der jungen Menschen dahingehend, ihre eigenen kulturellen und sprachlichen Fähigkei
Oje, meine Redezeit ist gleich zu Ende. Das ist sehr schade. Hätte ich nur heute früh mehr über dieses Thema gesprochen. - Ich bitte im Sinne einer besseren Teilhabe und im Sinne von Chancengleichheit um die Überweisung in den Ausschuss für Bildung und Kultur. Ich muss dann eben den Rest meiner Rede dort vortragen. - Vielen Dank.
Kollegin Gorr, Sie haben vielleicht noch die Chance, Ihre Redezeit zu verlängern. Sind Sie bereit, eine Frage des Kollegen Lange zu beantworten?
Im Ausschuss. Dann ist das Ende der Redezeit auch das Ende der Redezeit. - Als nächste Rednerin spricht für die Fraktion DIE LINKE Frau Abgeordnete Bull.
Sehr geehrte Damen und Herren! Der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist für diesen Antrag zu danken. Dahinter steckt eine Herausforderung, die wir alle gemeinsam meistern müssen.
Entscheidend für den Erfolg von Zuwanderung, für den Erfolg von Integration ist die Frage: Treffen Flüchtlinge, treffen Zugewanderte und ihre Kinder hierzulande auf ein Klima der Wertschätzung, des Respekts und der Solidarität? - Denn ich glaube, man hat eine sehr, sehr feine Antenne dafür, wenn man in ein fremdes Land kommt und guckt, wie werde ich dort empfangen. Spüren sie, dass man sie eigentlich nicht haben will? Treffen sie auf Geringschätzung und Ausgrenzung? - Ich habe schon gesagt: So etwas geht sehr subtil. Das gilt für das gesellschaftliche Klima insgesamt. Das gilt für Ämter und Behörden, das gilt für die Nachbarschaft und auch für Kita und Schule. So etwas nennt man Willkommenskultur.
Ich bin in der Tat mit meinen Vorrednern einig darin: Sprache ist ein Schlüssel. Ich sage aber noch einmal: Der größere Schlüssel ist die Frage, auf welches Klima ich hierzulande treffe.