Das ist das Spiel, das Sie hier immer wieder spielen. Das ist das Bild, das Sie immer wieder aufbauen. Sie polarisieren immer wieder auf, wie ich finde, unverantwortliche Art und Weise. Sie treiben einen Keil in unsere Gesellschaft, indem Sie immer wieder die Ängste der Menschen ausnutzen,
indem Sie auch in diesem Fall wieder die diffusen Ängste vor der Zukunft ausnutzen und auf reale Bevölkerungsgruppen lenken, immer wieder kleine Gruppen. Ich habe sie aufgezählt.
Ich bin stolz darauf und ich finde, es zeichnet eine freiheitliche, offene und demokratische Gesellschaft aus - unter anderem dafür bin ich im Jahr 1989 auf die Straße gegangen -, dass eben Mehrheiten nicht Minderheiten unterdrücken.
Für Sie von der AfD ist alles jenseits der Norm nur als Abweichung zu verstehen und damit letztlich defizitär und verzichtbar.
(Hannes Loth, AfD: Ekelhaft, was Sie sa- gen! - Dr. Falko Grube, SPD: Blöd, der Blick in den Spiegel, was!)
Die Normalfamilie - darin stimme ich zu - ist die quantitative Norm. Aber genau das ist der Punkt. Sie ist eben nicht der Bewertungsmaßstab und die Richtgröße für alle anderen Familienformen,
ebenso wie homoerotische Sexualität keine Abweichung, sondern eine Form von Sexualität unter vielen Formen von Sexualität ist. Sie haben selbst ausgeführt - ich konnte es auch im Radio vom Abg. Roi hören -, dass solches auch innerhalb der AfD zugange ist.
Sie inszenieren hier aber immer wieder Minderheit gegen Mehrheit als Kampf um knappe Güter. Das ist falsch und verantwortungslos und es ist totaler Quatsch. Das will ich hier auch noch einmal sagen. Die Homo-Ehe knapst der Normalehe überhaupt nichts ab. Sie macht sie nicht ein Stück wertloser. Wenn intersexuelle Menschen im Melderegister eine eigene Kategorie haben, dann stört es die anderen Kategorien in keiner Weise.
Wenn in der Altenhilfe über das Thema Pflege im Rahmen von LSBTTI informiert wird - auch solche Maßnahmen sind im Aktionsprogramm vorgesehen -, dann, finde ich, ist das etwas Gutes. Dann wird der Normaldeutsche doch kein Stück schlechter gepflegt.
Wenn in Schulen über Selbstfindung informiert wird, dann ist das im Gegenteil eine klare Maßnahme zur Prävention vor Selbstmord; denn die Selbstmordrate bei homosexuellen Jugendlichen ist signifikant größer als in anderen Bevölkerungsgruppen. Aus meiner Sicht ist das auch etwas Positives.
Wenn Sie einmal in diesen Aktionsplan hineingeschaut hätten, dann hätten Sie gesehen, dass es um weit mehr geht als um den sogenannten Kita-Koffer, den Sie im Übrigen - das will ich hier aber nicht ausführen; das haben die Frau Ministerin und auch Frau von Angern schon getan - in seiner Zusammensetzung immer wieder falsch darstellen.
Es geht um Gleichberechtigung und um Anerkennung. Für die AfD scheint dieser Kampf um Anerkennung eine reine Verlustrechnung zu sein. Ich sage ganz deutlich: Für uns ist es ein Gewinn für alle.
Ich möchte an dieser Stelle klar machen, weil es nötig erscheint: Mit uns GRÜNEN wird es kein Zurück in das letzte Jahrhundert geben. Wir werden das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Wir werden keine Gruppen gegeneinander ausspielen.
Sie versuchen heute, Einheimische gegen Zuwanderer und Familien mit Kindern gegen sexuelle Minderheiten auszuspielen. Das ist ein falsches Spiel und das werden wir nicht mitmachen. Eine
freie demokratische Gesellschaft, die auf dem Boden des Grundgesetzes und unserer Landesverfassung steht, soll und muss jedem garantieren, sich frei entfalten und ausleben zu können, solange er niemandem schadet.
Ich kann heute hier nur feststellen: Die Einzigen, die anderen schaden, die Einzigen, die anderen zu nahe treten wollen, die Einzigen, die andere beschneiden wollen, sind Sie von der AfD.
Frau Lüddemann, es gibt mehrere Wortmeldungen, nämlich von dem Fraktionsvorsitzenden Herr Poggenburg und von Herrn Farle. Sind Sie bereit zu antworten? - Herr Poggenburg, bitte.
Vielen Dank. - Ich habe zwei Richtigstellungen und eine Frage. Ganz klar, Frau Lüddemann: Natürlich wollen auch wir die Minderheit schützen.
Das habe ich vorhin ganz deutlich gesagt. Wir wollen überhaupt niemanden gegeneinander ausspielen. Wir wollen nur nicht, dass Sie die Kinder mit diesem Politexperiment behelligen. Das ist unsere Aussage.
Das kann man später in anderer, angemessener Form noch immer tun. Es geht also um die Art und Weise und nicht um den eigentlichen Hintergrund. Das möchten wir richtiggestellt wissen.
Sie haben wiederholt gesagt - ein Abgeordneter hat das vorhin schon einmal gesagt -, dass wir ausführen, wie der Kita-Koffer bestückt ist. Das ist falsch. Das haben wir nicht gesagt.
Ich habe es vorhin schon einmal erklärt: Ich habe auf Literatur verwiesen, in der bestimmte Utensilien benannt sind. Wir haben nicht gesagt, dass das Bestandteil des Kita-Koffers ist. Wir möchten auch nicht, dass es Bestandteil wird. Warum sagen Sie das so falsch? Können Sie nicht anders argumentieren? - Das ist unverständlich.
Frau Lüddemann, jetzt noch eine Frage an Sie. Sie haben vorhin gesagt, dass die AfD mehrere Gruppen benennt, unter anderem den biodeutschen Bürger. Jetzt möchte ich wissen: Welcher Aussage entnehmen Sie das und was ist für Sie ein biodeutscher Bürger? - Wir können damit wenig anfangen. Vielleicht wissen Sie da mehr. Vielleicht sind Sie in der Sichtweise sogar ein wenig eingeengter, als wir es sind. - Danke.
Ja, ich würde gern etwas dazu sagen. - Ich fange einmal ganz hinten an. Wenn Sie mit dem, was Sie gesagt haben, so genau sind, dass ich das genauso antizipiere, dann nehmen Sie auch hin, dass ich aus allem, was Sie in den letzten Plenardebatten hier dargeboten haben, verstanden habe, dass Ihr Bezugsrahmen die klassische deutsche Familie ist.
Mit „biodeutsch“ - das können Sie auch in Lexika nachlesen - sind diejenigen gemeint, die in Deutschland geboren sind, eine weiße Hautfarbe haben etc.
Ich habe aus allem, was Sie geäußert haben, was ich von Ihnen zur Kenntnis nehmen musste, gelernt, dass das Ihr Bezugsrahmen ist. An dem habe ich mich jetzt hier abgearbeitet.
Zum Kita-Koffer. Meine Wenigkeit und auch andere Abgeordnete haben sehr genau verstanden, was Sie dargestellt haben, was in dem Kita-Koffer enthalten ist. Wir können uns jetzt gegenseitig viel erzählen. Wir müssen einmal ins Protokoll schauen, um festzustellen, ob Sie das tatsächlich so gesagt haben.
Sie müssen bitte zur Kenntnis nehmen: In dem Aktionsprogramm und auch in dem Beschluss, der zu diesem Aktionsprogramm geführt hat, steht genau, dass es in Bezug auf den Kita-Koffer - in dieser ganzen Maßnahmengeschichte, was die Aufklärung von bestimmten Berufsgruppen, die Aufklärung von Eltern sowie die Aufklärung von Schülerinnen und Schülern angeht - immer um Freiwilligkeit geht. Es geht immer nur darum, Angebote zu machen.
Die Frau Ministerin hat es ausgeführt: Was soll denn eine Erzieherin tun, wenn sie die Situation hat, dass da zwei Menschen in einer Lebensgemeinschaft stehen, und sie vielleicht ein bisschen Hilfe braucht, um das zu erklären? - Für solche Fälle ist der Kita-Koffer da.
Er ist auch dafür da, um einfach einmal zu zeigen: Kinder, so ist die Welt. Die Welt ist bunt. Die Welt ist vielfältig. Darauf könntet ihr einmal treffen. - Dann kann man ein solches Buch vorlesen.
Es ist wirklich unsäglich, dass Sie immer eine Frühsexualisierung unterstellen, wenn es einfach nur darum geht, verschiedene Lebensweisen darzustellen, die gleichberechtigt nebeneinanderstehen.
Nur ganz kurz. Erstens. Eine Gesellschaft muss, wenn sie langfristig leben und überleben will, einen Kompass haben. Dieser Kompass muss sein, dass wir nach wie vor, solange wir nichts erhellendes Neues finden, auf Familien setzen, die auch Kinder hervorbringen, mindestens zwei. Dahin möchten wir kommen.
Die Familie ist nach unserer Auffassung - das mögen Sie als antiquiert ansehen; der größte Teil der Weltbevölkerung sieht das völlig anders als Sie - die Keimzelle einer Gesellschaft.