Unter Einbeziehung der zuständigen Bundesministerien, der Vertreter der Länder, der Arbeits- und Sozialministerkonferenz sowie der Kultusministerkonferenz sollen im Rahmen dieses Maßnahmenpakets neben einer Bedarfsanalyse verschiedene Punkte zur Steigerung der Attraktivität dieses Berufsbildes sowie der Ausbildung selbst erarbeitet werden.
- Doch, Entschuldigung. Herr Dr. Tillschneider möchte eine Frage stellen. Möchten Sie die beantworten? - Bitte, Herr Dr. Tillschneider.
Herr Krull, Sie haben zu Beginn Ihrer Rede gesagt, es gäbe hier im Landtag eine konstruktive und eine weniger konstruktive Opposition. Weshalb so unspezifisch? Wir haben hier zwei Oppositionsparteien, die AfD-Fraktion und die Fraktion DIE LINKE. Nun möchte ich von Ihnen gern wissen, welche arbeitet denn Ihrer Auffassung nach konstruktiver?
Ich mache das nicht immer unbedingt von Fraktionsnamen abhängig, sondern es geht mir auch um Personen. Es gibt Personen in der Fraktion der AfD, die sind bereit, hier auch konstruktiv mitzuarbeiten. Es gibt Personen in der AfD, die offensichtlich nicht in der Lage sind, konstruktiv mitzuarbeiten.
Bei der LINKEN ist es ähnlich. Vielleicht ist dort die Verteilung der Verhältnisse etwas anders. Aber es ist meine persönliche Auffassung, wie es an der Stelle aussieht.
Wie gesagt, ich habe mich auch darauf bezogen, dass Ihre Fraktion sehr fleißig ist, was Kleine Anfragen angeht. Aber viele Ihrer Kleinen Anfragen zeichnen sich dadurch aus, dass ein kurzer Blick in den Gesetzestext die Frage erledigt hätte.
Herr Dr. Tillschneider, ich denke, es gehört nicht zu dem Thema, weil es eine Vorbemerkung war. Deswegen würde ich jetzt gern in der Reihenfolge weitergehen.
Vielen Dank, Herr Krull. - Der nächste Debattenredner ist für die Fraktion DIE LINKE Herr Lippmann. Sie haben das Wort, Herr Lippmann.
Frau Präsidentin, vielen Dank. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mal sehen, auf welche Seite wir uns jetzt schlagen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition! Wir sind zunächst froh, dass Sie diesen Antrag einbringen, bedauern aber gleichzeitig, dass er etwa zwei Jahre zu spät kommt.
Wir freuen uns, dass die Themen, die auch in dem Evaluationsbericht stehen und die wir auch schon seit längerer Zeit nicht nur auf dem Schirm haben, sondern auch diskutiert haben, unter anderem in den Ausschussberatungen in der letzten Legislaturperiode, jetzt auf den Schild kommen, zwar spät, aber nicht zu spät.
Ich erspare mir die Hinweise auf die lange Vorgeschichte. Herr Krull hat ja gestern in seiner Rede zur KiFöG-Novelle schon darauf hingewiesen, dass es einen Kontext zu diesem Antrag gibt.
Das war vor fünf Jahren im Prinzip ähnlich. Der Antrag zur Reform der Erzieherinnenausbildung ist damals auch parallel zur Novelle des KiFöG diskutiert worden. Zwischendurch hat es einen intensiven Arbeitsprozess gegeben, an dem die GRÜNEN, wir als LINKE, die GEW, das damalige MS und das Kultusministerium beteiligt waren.
Etwas überraschend kam dann auf einmal schon ab dem Schuljahr 2015/2016 dieses Landesmodellprojekt „Fachkraft in Kindertageseinrichtungen“. Wir hatten es ein bisschen so wahrgenommen, dass es als Alternative zu der Nichtbeteiligung an einem parallel laufenden Bundesprojekt gedacht war, fast wie eine Entschuldigung.
Ich sage es einmal so: Es ist der Versuch, aus der Not eine Tugend zu machen. Mit dem Antrag heute und auch aufgrund dessen, was sich zwischendurch getan hat, könnte das durchaus gelingen.
Das, was uns jetzt hier beschäftigt, ist, dass dieses Modellprojekt eine Sturzgeburt war und sozusagen ohne Vorlauf schnell zusammengezimmert wurde. Aber - das sage ich auch dazu - das Kind erwies sich durchaus als lebensfähig.
Wir sind nach unserer Einschätzung damit grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Das hat auch die Befassung mit dem Thema im März im Ausschuss für Bildung und Kultur im Prinzip bestätigt, auch wenn ich mir dort eine aktivere Beteiligung der Koalition an der Diskussion gewünscht hätte.
Letztlich hat Sachsen-Anhalt mit diesem Landesmodellprojekt völliges Neuland betreten, weshalb dieser Modellversuch noch eine Reihe von Kin
derkrankheiten hat, die jetzt dringend beseitigt werden müssen. Denn - deswegen auch der Verweis auf die zwei Jahre - die erste Kohorte, die diese Ausbildung macht, ist jetzt am Ende des zweiten Ausbildungsjahres und steht vor dem dritten Ausbildungsjahr. Alles, was wir jetzt klären, hätte also eigentlich vor zwei Jahren erledigt werden müssen. Aber es ist so, wie es ist. Das sollte uns aber jetzt beflügeln und dazu bringen, wie man so sagt, Nägel mit Köpfen zu machen und schnell voranzukommen.
Ich weise auch gern noch einmal darauf hin, dass mehrere Punkte nicht nur das Sozialministerium betreffen, für das Herr Prof. Willingmann gesprochen hat, sondern ausdrücklich auch das Bildungsministerium. So sind auch die Debatten gelaufen. Im Ausschuss ist auch der Eindruck vermittelt worden, dass es hierbei durchaus eine gute Zusammenarbeit zwischen beiden Häusern gibt.
Ich will darauf hinweisen, dass mit unserer KiFöGNovelle - Herr Krull, Sie werden es bemerkt haben - zwei der sechs Punkte in dem Antrag gelöst worden sind. Wir haben selbstverständlich die Gesamtheit dieser Sachverhalte, mit denen wir uns auch seit fünf Jahren intensiv beschäftigen, auf dem Schirm. Wir werden also schauen, dass das dann in dem angekündigten Gesetzentwurf der Landesregierung adäquat geregelt wird; denn die zwei Dinge müssen darin geregelt werden.
Sie hatten es gestern so ein bisschen ultimativ eingefordert: Wenn wir mit unserer KiFöG-Novelle die 3 000 zusätzlichen Fachkräfte haben wollen, müssten wir uns konstruktiv zu diesem Antrag verhalten. Das werden wir also tun. Wir wollen diesem Antrag zustimmen, damit es diese klare Positionierung des Landtages gibt, damit sich etwas tut.
Da der Antrag keine Berichterstattung vorsieht und wir auch nicht daran herumbasteln wollten, werden wir also gucken - das sage ich an dieser Stelle -, wie der KiFöG-Entwurf der Landesregierung aussieht und wir werden uns auf jeden Fall im Rahmen der Selbstbefassung in beiden Ausschüssen spätestens im Oktober damit befassen. Wir hoffen, dass wir einen Haken an die Geschichten kriegen und keine Verschiebebahnhöfe haben.
Last, but not least, liebe Kolleginnen und Kollegen, will ich meinem Optimismus Ausdruck verleihen und sagen - Frau Lüddemann hat es ähnlich ausgedrückt -: Wenn wir das Ganze gut machen, wenn wir - ich sage einmal - die Ausputzarbeiten, die hier noch zu machen sind, jetzt gemeinsam voranbringen, dann bin ich davon überzeugt, dass dies künftig auf längere Sicht der Hauptweg für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern
Vielen Dank, Herr Abg. Lippmann. Es gibt keine Fragen. - Somit kommen wir zu der nächsten Debattenrednerin. Für die SPD-Fraktion spricht die Abg. Frau Dr. Späthe. Sie haben das Wort, bitte.
Danke schön. - Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Ich hätte nach den vorherigen Redebeiträgen sehr viel zu sagen. Aber leider habe ich nur fünf Minuten Redezeit und werde mich an mein Manuskript halten müssen, damit ich alles unterbringe.
Das Ziel unseres Modellprojektes war und ist es, die in den Kindertagesstätten dringend benötigten Fachkräfte schneller und praxisorientierter auszubilden und in den Einrichtungen zu beschäftigen. Denn entgegen der Annahmen der Statistiker gibt es erstaunlicherweise nicht weniger, sondern wieder mehr Kinder. Und entgegen der Annahme der Statistiker haben wir eben keinen deutlichen Erzieherüberhang, wie es uns immer gesagt wurde, sondern einen großen Bedarf.
Mit dem Schuljahr 2015/2016 hat die Ausbildung an den Standorten Stendal und Halle begonnen. Aktuell bewerben sich interessierte Schüler und Schülerinnen für den dritten Gang der Ausbildung. Und es könnten durchaus noch mehr sein. Bis es dazu kommen konnte, mussten mehrere Jahre ins Land gehen und auf verschiedenen Ebenen in und zwischen dem Kultus- und dem Sozialministerium sowie innerhalb und zwischen den Fraktionen beraten und abgestimmt werden.
Seit dem Jahr 2012 wurde über die Möglichkeit der Verkürzung der Weiterbildungszeiten für Erzieher und über den Erhalt der Fachlichkeit sowie die Einbeziehung des Programms „Bildung elementar“ in die Ausbildung diskutiert, bis es dann endlich im Oktober 2015 den schon genannten Beschluss gab.
Es war sehr erstaunlich, wie massiv der Widerstand seitens der Ministerialbürokratie gegen eine kürzere duale Ausbildung war und unterschwellig augenscheinlich immer noch ist. Dabei ist ein dreijähriger Ausbildungsgang gegenüber der dreijährigen Weiterbildung zum Erzieher, die auf eine zuvor absolvierte Ausbildung aufsetzt, dringender denn je.
Nach den ersten Jahren dieses Modellprojektes ist es an der Zeit, notwendige Nachjustierungen vorzunehmen; das ist bereits gesagt worden. Dazu gehört - ich wiederhole es - die Verbesserung
Unabhängig davon läuft parallel die wissenschaftliche Begleitung des Modells durch das Kompetenzzentrum Frühe Bildung an der Hochschule Magdeburg-Stendal, deren erste Ergebnisse wir im kommenden Jahr erwarten, die wir ebenfalls in die Beratungen einfließen lassen. Nichtsdestotrotz wollen wir jetzt schon die Attraktivität dieses Ausbildungsberufes erhöhen, um dem steigenden Bedarf an Fachkräften in den Krippen und Kindergärten zu begegnen.
Die Aufnahme des Berufsabschlusses - das ist mir sehr wichtig - als geeignete und gleichwertige Fachkraft in den Kindertagesstätten ist eine absolute Selbstverständlichkeit. Das war von vornherein darauf angelegt und wird nach der Evaluierung des KiFöG natürlich erfolgen.
Diese duale Ausbildung ist für den Einsatz in der Kindertagesstätte tatsächlich gleichwertig mit der des Erziehers. Die Erzieher können eben auch für ältere Kinder und Jugendliche arbeiten. Aber im Bereich der Kita und der frühkindlichen Bildung sind sie gleich.
Meine Damen und Herren! Verschiedene Bundesländer setzen auf verkürzte Ausbildungen, zum Beispiel für Quereinsteiger. Ich denke, unser Modellprojekt ist damit die richtige Antwort auf den Bedarf, den wir gerade in der Betreuung von Kindern bis zum Schuleintritt haben. Davon lassen sich andere Bundesländer - das ist schon jetzt absehbar - gern überzeugen. Wir haben die entsprechenden Signale.
Im Übrigen sollte es aber in unser aller Interesse sein, die von uns ausgebildeten Landeskinder auch bei uns in der Heimat zu halten. Eine bessere Bezahlung schon während der Ausbildung und eine garantierte Fachkraftanerkennung mit einer festen tariflichen Eingruppierung und darüber hinaus die Möglichkeit der Weiterqualifizierung für diejenigen, die es möchten, sind wichtige Garanten dafür.
Nicht zuletzt soll unser Antrag dabei helfen, die Kita-Ausbildung weiter zu stärken und mehr Schülerinnen und Schüler davon zu überzeugen, einen solchen Beruf zu ergreifen. Deshalb bitte ich Sie um Mithilfe bei diesem Projekt, um Werbung für dieses Projekt und um die Zustimmung zu unserem Antrag. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau Abgeordnete. Es gibt keine Anfragen. - Somit kommen wir zur nächsten Debattenrednerin. - Sie verzichtet darauf. Das sehe ich gerade durch ihr Kopfschütteln.