Wie gesagt: Die Gründe für den Abbruch einer Berufsausbildung sind unterschiedlich. Einige wesentliche haben sich aber herauskristallisiert. Einer ist, dass es auf der zwischenmenschlichen Ebene zwischen den Auszubildenden und den Ausbildern nicht funktioniert. In einem solchen Fall haben die Kammern eine aktive Rolle, um den Auszubildenden einen entsprechenden Ersatzbetrieb zur Verfügung zu stellen. Gleiches gilt im Übrigen, wenn der Ausbildungsbetrieb den Geschäftsbetrieb, aus welchen Gründen auch immer, aufgibt.
Ein weiteres wichtiges Feld ist, dass die Auszubildenden im Rahmen der Ausbildung feststellen, dass die Vorstellungen über die Form und den Inhalt der Ausbildung sowie über das spätere Berufsleben nicht mit der Realität übereinstimmen. Deswegen ist eine realistische Berufsorientierung in der Schule so wichtig, um deutlich zu machen, wie der betriebliche Alltag tatsächlich aussieht.
Die entsprechenden Programme müssen natürlich regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. Weitere Gründe sind auch in der Beschlussempfehlung zu finden. In den fünf konkreten Beschlusspunkten werden entsprechende Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Situation verbessert werden kann.
Ich will aber auch deutlich machen, dass nicht alle dort aufgeführten Punkte auf einhellige Zustimmung meiner Fraktion stoßen.
Ganz konkret betrifft das die Mindestausbildungsvergütung, wie sie auch im Koalitionsvertrag auf Bundesebene zwischen CDU, CSU und SPD vereinbart worden ist. Die Bedenken, die dagegen geäußert werden, sind selbstverständlich eben
falls ernst zu nehmen. Denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, eine solche Mindestausbildungsvergütung muss auch erst einmal erwirtschaftet werden.
Dies fällt den Unternehmen in unserem Land nicht immer leicht. Auf jeden Fall darf es nicht dazu führen, dass die Anzahl derjenigen Unternehmen, die überhaupt ausbilden, weiter zurückgeht. Die Entscheidung, in welcher Höhe die Mindestausbildungsvergütung auf Bundesebene eingeführt wird, steht auch noch aus.
Der berufliche Alltag ist einem stetigen Wandel unterworfen. Daher müssen die Ausbildungsordnungen entsprechend angepasst werden, um die Ausbildungsinhalte auch der beruflichen Praxis anzupassen. Gerade die berufsbildenden Schulen benötigen eine passende digitale Infrastruktur bzw. Ausstattung.
Bezüglich der Berufsorientierung habe ich schon einige Ausführungen gemacht. Zeigen wir den jungen Menschen, dass sie eine Auswahl zwischen 326 anerkannten Ausbildungsberufen in Deutschland haben.
Natürlich gibt es junge Menschen, deren Start in das Berufsleben nicht so glatt wie gewünscht verläuft. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diesem Personenkreis muss geholfen werden. Wenn es nämlich gelingt, ihnen einen erfolgreichen Berufsabschluss zu vermitteln, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit in der Lage sein, ihr Leben später aus ihrem eigenen Einkommen zu bestreiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bevor ich meine Ausführungen beende, habe ich noch eine Bitte an die Mitglieder des Hohen Hauses. Machen Sie bei passender Gelegenheit immer wieder den Wert und die Chancen der dualen Berufsausbildung in Deutschland deutlich - als perfekten Start für die Menschen in ein eigenes Berufsleben.
Sehr geehrter Herr Kollege, wir beide haben im Ausschuss um diese Beschlussempfehlung gestritten. Eines der Dinge, die dazu geführt haben, dass ich dieser Beschlussempfehlung sehr posi
tiv gegenüberstehe, ist die Bewilligung der Einführung eines Auszubildendentickets. Ich würde von Ihnen gern wissen, wie Sie die Tatsache bewerten, dass der zuständige Minister für Landesentwicklung und Verkehr genau in dem Moment, in dem wir darüber auch diskutieren, nicht anwesend ist.
Der zuständige Landesverkehrsminister wird seine Gründe dafür haben, warum er nicht hier ist. Ich bin nicht der Betreuer des Ministers. Der Minister wird sicherlich gerade eine verantwortungsvolle Aufgabe wahrnehmen und kann deswegen nicht hier sein. Frau Kollegin, Sie wissen ja, er wird das Protokoll gewissenhaft lesen.
Vielleicht wird er sich auch das Video anschauen. Gehen Sie davon aus, dass der Minister auch über unsere heutige Diskussion informiert wird.
Ich sehe keine weiteren Fragen. Dann danke ich Herrn Krull für die Ausführungen. - Für die AfD spricht der Abg. Herr Poggenburg. Herr Poggenburg, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Ich habe es schon einmal an anderer Stelle erwähnt - ich will Sie nicht überstrapazieren; ich muss es aber noch einmal erwähnen -, auch ich persönlich bilde seit mehr als 20 Jahren in zwei Berufen aus und denke, dass ich mich in dieser ganzen Materie ein klein wenig auskenne.
Ich habe auch zwei Fälle gehabt, die man als Härtefälle bezeichnen kann, das heißt, Lehrlinge, die vor der Ausbildung bei mir andere Ausbildungen begonnen und abgebrochen hatten. Das ist genau das Thema, das wir heute behandeln. Bei mir haben sie dann die Ausbildung ordnungsgemäß ohne Versäumnisse, ohne Abbruch abgeschlossen.
Ich kann Ihnen versichern, das ist nicht unter dem Duktus der linken Ideologie einer antiautoritären Bildung und Erziehung geschehen. Das war auch das Schlüsselelement. So hat es funktioniert.
und in der Beschlussempfehlung vermisse. Denn es wird nur auf eine Seite eingegangen. Es wird nur auf den Vertragspartner Ausbildungsbetrieb, Ausbilder, Ausbildungsstätte eingegangen. Das ist aber nur die Hälfte der Miete.
Wenn ich mir den Antrag der Fraktion DIE LINKE vornehme, dann lese ich, dass es darin um die Eignung der Ausbildungsstätte geht. Das ist richtig, es ist aber nur die Hälfte der Angelegenheit. Oder es geht um Mängel in der betrieblichen Ausbildung. Auch das ist richtig, es ist aber nur die Hälfte.
Wenn ich mir die Beschlussempfehlung vornehme, dann ärgert mich schon einmal, dass darin steht, dass die Landesregierung gebeten werden solle. Nein, sie wird aufgefordert. Dazu müssen wir endlich einmal kommen.
Weiterhin lese ich darin beispielsweise auch, dass insbesondere zu sensibilisieren ist für eine Berufswahl abseits von Geschlechterstereotypen. Dazu muss ich sagen, das muss man auch machen, aber nicht insbesondere. Das ist dann schon wieder mehr Ideologie als Pragmatismus. Das lehnen wir ganz klar ab.
Auch in der Beschlussempfehlung wird wieder nur auf die Arbeitgeberseite abgestellt. Mir fehlt ganz klar, dass auch der zweite Vertragspartner, der Auszubildende angesprochen wird. Auch er hat Erfüllungspflichten zu liefern. Wir müssen wieder dahin zurückkommen, dass wir ganz klar feststellen: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Dann funktioniert das Ganze auch wieder. - Danke schön.
Fragen sehe ich nicht. Ich danke Herrn Poggenburg für die Ausführungen. - Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht der Abg. Herr Meister. Herr Meister, Sie haben das Wort.
Danke, Herr Präsident. - Sehr geehrte Damen und Herren! Wird ein Ausbildungsvertrag gelöst, dann ist dies meist ein Verlust für alle Betroffenen. Sowohl der Azubi als auch der Betrieb haben dann womöglich Zeit, Energie und nicht zuletzt Geld ohne nennbaren Erfolg eingesetzt.
Sicherlich steht hinter einer Vertragslösung oftmals auch nur der Wechsel des Ausbildungsbetriebs und nicht gleich der komplette Abbruch der Ausbildung. Viele Ausbildungen werden auch vor Antritt der eigentlichen Ausbildung abgebrochen, weil der junge Mensch mehrere Verträge abgeschlossen hat oder doch ein Studium anfängt.
Aber selbst bei den aktuell eher günstigen Konstellationen aus der Sicht der jungen Menschen ist allgemein festzustellen, dass jeder vermeidbare Abbruch einer zu viel ist. Und sicherlich sind viele Abbrüche vermeidbar. Es besteht also Handlungsbedarf und es bestehen auch Handlungsmöglichkeiten.
Den ursprünglichen Antrag der Fraktion DIE LINKE hat die Keniakoalition inhaltlich weiter gefasst. Die Beschlussempfehlung zielt auf verschiedenartige Maßnahmen, um die Zahl der Vertragslösungen zu reduzieren, angefangen bei einer Mindestausbildungsvergütung über bessere Unterstützungsangebote sowohl für die Azubis als auch für die Ausbildungsbetriebe bis hin zur besseren Ausstattung der Berufsschulen.
Viel diskutiert wird auch über das Azubi-Ticket. Vorredner gingen schon darauf ein. Auch dies würde dazu beitragen, eine betriebliche Ausbildung attraktiver zu machen.
Auch die Berufungsorientierung an allen Schulen ist ein wichtiges Element. Auch Gymnasien müssen dabei in den Blick genommen werden. Das muss konsequenter erfolgen, damit auch Schüler an den Gymnasien die Möglichkeiten der Karriere im Blick haben, die es auch im beruflichen Bereich gibt.
Für uns Bündnisgrüne ist auch die Stärkung der individuellen Berufswahl abseits von Geschlechterstereotypen ein wichtiges Anliegen. Nicht jedem und jeder ist es gegeben, dumme Sprüche gegenüber männlichen Erziehern oder weiblichen Kfz-Mechatronikern einfach abperlen zu lassen.
Hier wollen wir die Unterstützungsnetzwerke stärken. Denn je mehr die Ausbildungswahl auf den wirklichen Interessen und Vorlieben der jungen Menschen beruht, desto erfolgreicher werden sie auch ihre Ausbildung durchlaufen. Die hier angeführten Maßnahmen sind sinnvoll.
Aber lassen Sie mich auch feststellen, bei einem aus der Sicht der jungen Menschen derart guten Ausbildungsmarkt werden wir immer auch Vertragsauflösungen zu verzeichnen haben. Die Betriebe stehen zusehends in Konkurrenz um Auszubildende. Dadurch ist die Neigung junger Menschen, den Ausbildungsort oder den Ausbildungsberuf zu wechseln, sicherlich höher ausgeprägt, als es zu Zeiten von Ausbildungsplatzmangel der Fall war.
Wir können also Vertragsauflösungen entgegenwirken. Umfassend verhindern werden wir sie nicht. Aber lassen Sie uns das Mögliche tun. - Ich bitte daher um Zustimmung zu der Beschlussempfehlung.
Vielen Dank. - Also, Herr Meister, bevor hier Missverständnisse aufkommen, möchte ich sagen, ich glaube nicht, dass ein Azubi einen Ausbildungsvertrag aus Jux und Tollerei auflöst, bloß weil sich etwas Besseres ergibt.