Protokoll der Sitzung vom 20.06.2019

Ich mache es kurz und bündig. Alle Redner haben die Allianz pro Schiene und Enak Ferlemann zitiert, der selbst nicht gerade ein Verfechter des Bahnverkehrs ist - und des Bundeslandes Sachsen-Anhalt auch nicht.

Ich möchte es ganz kurz machen. Der größte Teil der Bahnstrecken in unserem Bundesland wurde zu einer Zeit abbestellt, als ich noch gar nicht in diesem Landtag war. Das war vor dem Jahr 2002. Es ist schön, dass Sie jetzt darüber nachdenken, ob das immer richtig war. Da bin ich ganz bei Ihnen. Ein Stückchen Fahrradweg auf einem entwidmeten Bahndamm, das kann es für mich nicht sein; darin sind wir uns einig.

Deswegen überweisen wir es an den Ausschuss und diskutieren dort darüber in aller Ausführlichkeit und Sachlichkeit, ohne Nebenkriegsschauplätze aufzumachen. So ist uns das in unserem Ausschuss immer gelungen. Wir machen das ideologiefrei.

(Minister Marco Tullner: Oh!)

- Ja, natürlich. Wir sind ergebnisorientiert. Mit Ideologie sollen sich all die anderen in den anderen Ausschüssen quälen.

(Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Deswegen fördern wir auch Lastenfahrräder!)

- Deswegen fördern wir auch das Lastenrad, weil wir eben nicht verblendete Ideologen sind wie zuweilen manches Mitglied Ihrer Partei - Sie, sehr geehrte Frau Lüddemann, ausdrücklich nicht. Auch ich bin es nicht. Wir sind versöhnend und wir wollen Kenia am Leben erhalten.

(Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Wir beide sind es!)

- Ganz genau.

(Zuruf von der AfD: Sie klammern sich an- einander!)

- Nein, ich klammere mich an gar nichts fest.

(Heiterkeit - Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Das wollen Sie nicht sehen!)

Ich will nur eines sagen: Als wir damals die Koalitionsvereinbarung getroffen haben, waren wir

keine kleinen Kinder. Sonst würden wir jetzt alle in einem Kindergarten sitzen.

(Zustimmung bei der CDU)

Herr Scheurell, Sie hätten die Chance, weiterhin zu reden. Denn Herr Schmidt will eine Frage stellen.

Was hat denn der Jan?

Die Frage kann er jetzt stellen, und Sie können überlegen, ob Sie darauf reagieren.

(Zuruf von Sebastian Striegel, GRÜNE - Weitere Zurufe)

Das sage ich aber immer.

Sehr geehrter Herr Kollege! Eine Frage. Sie wollen die Schieneninfrastruktur erhalten. Jetzt haben wir aber das Problem, dass teilweise die Linien erhalten bleiben, jedoch die Bahnhöfe zugemacht werden, weil dort nämlich kein barrierefreier Zugang möglich ist und die Kosten, um diesen herzustellen, einfach viel zu hoch sind.

Zum Beispiel wurde in Blumenberg erst vor Kurzem der Bahnhof zugemacht. Was gibt es dort für Lösungsansätze oder Konzepte?

Die Deutsche Bahn AG, unterstützt von unserer Nahverkehrsgesellschaft, die den Verkehr bestellt, fördert es hinreichend, zum Beispiel am Bahnhof Roßlau und an anderen Bahnhöfen auch, die Barrierefreiheit herzustellen.

(Hardy Peter Güssau, CDU: In Stendal!)

- In Stendal auch. Dort waren wir erst zum Spatenstich, ganz genau. - Das, was über Jahrzehnte versäumt wurde - von allen; davon kann sich niemand freisprechen, auch ich nicht; denn ich sitze auch seit dem Jahr 2002 hier - -

(Hagen Kohl, AfD: Wir ja! - Weitere Zurufe von der AfD)

- Ja, ihr seid ja die Schaumgeborenen.

(Heiterkeit bei der AfD)

Ihr habt ja überhaupt keine Verantwortung, ist klar. - Wir wollen die kollektive Verantwortungslosigkeit aber loswerden, und weil wir das gemein

sam wollen, fassen wir uns jetzt alle ein Herz und tun etwas für die Bahn.

Eines noch: Derjenige, der der Bahn oft am meisten und am schlimmsten im Wege steht, ist der Konzern selbst. Schauen wir uns doch einmal an, wie viele Anschlussgleise wir hatten, wie viele Weichen von den Hauptgleisen abgingen. Wenn es dann heißt, die Erhaltung der Weiche kostet 45 000 € pro Monat, dann sage ich: Da DB Netz allein dem Staatskonzern gehört, muss man schon dort die Weichen so legen, wie man sie später auch befahren will. Wenn man kostendeckend und wirklich rentabel arbeiten will, dann setzt man die Kosten für die Weichen eben nicht so hoch im Verkauf an die Werke, welche die Schiene nutzen würden, sondern das wäre sinnvollerweise zu subventionieren. Dann haben wir nämlich nicht die ewigen Lkw-Staus auf den Straßen, die durch die Orte führen.

(Zustimmung bei der CDU - Hardy Peter Güssau, CDU: So ist es! Genau!)

Gut, danke.

(Jan Wenzel Schmidt, AfD, meldet sich zu Wort)

- Nein. Dreiminutendebatte, eine Frage, eine Antwort. Wenn Sie jetzt noch einmal fragen, dann gibt es noch einmal einen Fünfminutenbeitrag.

Vielleicht war es ja eine Nachfrage.

Ich sage, jetzt ist einmal Schluss. - Jetzt kann Herr Henke als Einbringer für die Fraktion DIE LINKE die Debatte beenden.

(Siegfried Borgwardt, CDU: Das hätte er aber auch sein lassen können!)

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, Herr Minister, zu Beginn Ihrer Erwiderung haben Sie genau das angesprochen. Sie sprachen immer von Mindestnachfrage. Das ist doch genau diese betriebswirtschaftliche Sicht.

(Zuruf von der LINKEN: Genau!)

Ich habe versucht, darauf hinzuweisen, dass man das gerade jetzt, da die Bahn unfreiwillig, aber erzwungenermaßen selbst über ihr Geschäftsmodell nachdenkt, für politische Aktivitäten auch auf der Landesebene nutzt und sagt, so kann es nicht weitergehen.

(Beifall bei der LINKEN)

Darum auch diese wirklich volkswirtschaftliche Gesamtschau darüber.

Es ist doch selbstverständlich: Da das der Maßstab ist, können die Kollegen der Nasa bei der Prüfung möglicher Inbetriebnahmen auch nur das als Grundlage ihrer Bewertung annehmen. Aber genau davon müssen wir doch weg.

Wenn wir zu einem attraktiven Angebot im Bahnverkehr kommen wollen und somit ein Umdenken in der Verkehrspolitik erreichen wollen, dann müssen wir eben die Gesamtkosten für Mobilität in Deutschland zugrunde legen. Das geht nicht von heute auf morgen. Das schaffen wir nicht allein, aber im Moment haben wir dafür, denke ich, politisch die Möglichkeit.

Dem Vorschlag der Überweisung stimmt meine Fraktion zu. Wir hatten ohnehin geplant, einen Vertreter der Deutschen Bahn AG in den Ausschuss zu laden. Dann bietet sich das an. Möglicherweise gelingt es uns auch, den Kollegen vorher mit einigen Fragen zu konfrontieren, sodass er uns einmal über den geplanten Bahnumbau informieren kann, obwohl ich, ehrlich gesagt, äußerst skeptisch bin, dass das in die Richtung geht, wie sie zum Beispiel Frau Eisenreich und ich versucht haben zu beschreiben. - Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der LINKEN)

Ich sehe hierzu keine Nachfragen. Deswegen sind wir am Ende der Debatte angelangt. Wir haben diesen Antrag in der Drs. 7/4486. Ich habe den Wunsch auf Überweisung in den Verkehrsausschuss gehört. Wer für die Überweisung dieses Antrags an den Verkehrsausschuss ist, den bitte ich um das Kartenzeichen.

(Minister Marco Tullner: Oh! - Markus Kur- ze, CDU: Einstimmig!)

- Das scheinen alle Fraktionen des Hauses zu sein.

(Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Das High- light!)