Der Projektträger ist nun aufgefordert, bis zum 31. Dezember 2008 einen Projektantrag für ein Naturschutzgroßprojekt mit Regionalentwicklung einzureichen. Das Ministerium wird unentgeltlich Fachdaten bereitstellen und bei der Antragserarbeitung mitwirken. Eine finanzielle Unterstützung ist in der Phase der Antragserarbeitung, wie das auch bei anderen in Vorbereitung befindlichen Naturschutzgroßprojekten der Fall ist, nicht vorgesehen. Sollte das Projekt im Juni 2009 bewilligt werden, müsste der Freistaat die Kofinanzierung in Höhe von mindestens 15 Prozent der Gesamtkosten absichern.
Punkt 2: Bisherige und geplante Maßnahmen der Landesregierung zur unmittelbaren und mittelbaren Unterstützung der Bewerbung im Rahmen des Wettbewerbs Idee.Natur: Mit den Antragstellern und dem Ministerium hat es während der Erarbeitung der Projektskizze mehrere Abstimmungsgespräche zu fachlichen und organisatorischen Fragen gegeben. In einem Schreiben an die Naturstiftung David vom 29.01.2008 wurde die Unterstützung der Projektidee zugesichert. Weiterhin hat das Ministerium mit einem Empfehlungsschreiben an das Bundesumweltministerium und das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 14.03.2008 darauf verwiesen, dass es sich um ein Gebiet mit bundesweiter Bedeutung für den Naturschutz handele und deshalb für ein Naturschutzgroßprojekt prädestiniert ist. Zur Abstimmung der weiteren Verfahrensweise wurden bereits Gespräche zwischen dem Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, dem Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Arbeit und der LEG geführt. Der Projektträger und ein Vertreter des Ministeriums nahmen gemeinsam am 5. Juni 2008 an der Informationsveranstaltung der von mir genannten Bundesministerien zur Wettbewerbsstufe II teil. Die Naturstiftung David hat einen Antrag auf Übertragung von BVVG-Flächen in der Hohen Schrecke und im Rahmen des nationalen Naturerbes auf den Freistaat Thüringen, Stiftung Naturschutz Thüringen gestellt. Das Ministerium hat dieser Übertragung von insgesamt 125 Hektar Waldfläche auf die David-Stif
Im Übrigen weise ich auf den gesetzlichen Auftrag und die damit verbundenen Besonderheiten des nach dem Thüringer Liegenschaftsverwertungsgesetz gebildeten Sondervermögens „WGT-Liegenschaften Thüringen“ hin. Die sich darin befindlichen ehemals militärisch genutzten Liegenschaften sind grundsätzlich zu verwerten, um aus den erzielten Einnahmen die notwendigen Ausgaben, insbesondere zur Flächensanierung zu finanzieren. Der durch den Verkauf der Waldflächen der Hohen Schrecke erzielte Erlös dient der Finanzierung der mit hohen Kosten verbundenen Kampfmittelberäumung auf insgesamt mehr als 2.000 Hektar. Die Beräumung ist sicher auch im Interesse der Anliegerkommunen und schafft überhaupt erst die Voraussetzung, den Wald erlebbar zu machen.
Zu Punkt 3: Möglichkeiten und Unterstützung der Umsetzung des geplanten Projekts mit Mitteln für die ländliche und regionale Entwicklung: Grundsätzlich ist es möglich und auch vorgesehen, das Projekt mit Mitteln für die ländliche Entwicklung zu unterstützen. Dies setzt allerdings ein präzises und schlüssiges Konzept sowie hierfür geeignete Vorhaben voraus. Das Konzept soll in der zweiten Jahreshälfte 2008 im Zusammenhang mit der Antragserarbeitung erstellt werden. Sollte das Projekt nach Abschluss der Wettbewerbsstufe II bewilligt werden, würden in erheblichem Umfang auch Bundesmittel für die Regionalentwicklung zur Verfügung gestellt.
Ich glaube, meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie können sehen, dass dieses Projekt auf einem guten Weg ist. Hoffen wir, dass wir die zweite Stufe des Wettbewerbs gewinnen, dann kann es sofort losgehen. Danke schön.
Dann frage ich: Wer möchte die Aussprache zum Sofortbericht? Die SPD-Fraktion, die CDU-Fraktion, Fraktion DIE LINKE. Dann eröffne ich die Aussprache zum Sofortbericht und auch zu Ziffer 2 des Antrags. Als erste Rednerin hat Abgeordnete Becker, SPD-Fraktion, das Wort.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die SPD-Fraktion hat diesen Antrag ja schon im Mai gestellt, als es noch ganz aktuell war und wir uns gefreut haben, dass dieses Projekt „Hohe Schrecke - Alter Wald mit Zukunft“ schon die Auszeichnung, den ersten Schritt sozusagen, in der Kette
der nun folgenden Schritte genommen hatte und dieses Projekt in die zehn besten von Deutschland aufgenommen wurde. Das war der Anlass unseres Antrags und es sollte auch eine Unterstützung der Kommunen sein, die einen hohen Beitrag geleistet haben, dass dieser Antrag erst möglich war. Ich weiß, dass Frau Holbe auch in Bonn war. Das war auf den Fotos zu sehen, dass sie auch teilgenommen hat. Ich finde das immer wieder schön, dass es solche Regionen gibt, wo alle, also die ganze Region dahinter stand.
Herr Minister, jetzt noch einmal so zurückschauend, wir haben ja auch gemerkt, als der Verkauf durch die LEG an einen privaten Investor die Region aufgeschreckt hat und wie die Kommunen auch versucht haben, diesen Verkauf zu verhindern. Es ist ihnen leider nicht gelungen. Herr Minister, Sie haben eben noch einmal angesprochen, dass die Räumung der Flächen sich durch den Verkauf finanzieren lassen muss. Dann frage ich mich aber, wie dies gehen soll, denn die Finanzierung und der Verkauf von damals lassen wirklich viel zu viele Fragen offen. Ich meine, Sie wissen, was jetzt kommt. Wenn ich einen Wald verkaufe und derjenige Käufer darf dann hinterher den Wald bezahlen mit den Bäumen, die darin geschlagen werden, dann kann ich den Wald auch kaufen, Herr Minister. Also das schaffe selbst ich in meiner finanziellen Lage, dann diesen Wald zu kaufen, und das halten wir immer noch im Nachhinein für sehr unglücklich, was damals gelaufen ist. Wir hoffen für die Zukunft der Hohen Schrecke, dass so ein Verkauf nicht wieder vorkommt, weil das auch das ganze Projekt gefährden würde. Wir würden Sie bitten, wenn die nächsten Verkäufe anstehen oder dafür zu sorgen, dass keine Verkäufe mehr möglich sein sollten. Die ganze Region hat es verdient, dass es nicht wieder zu einem Verkauf solch wertvoller Naturflächen kommt.
Wie gesagt, das Projekt ist erwähnenswert und eine wunderbare Sache, um die ganze Regionalentwicklung voranzubringen. Deshalb haben wir das auch hier auf die Tagesordnung gesetzt. Herr Minister ist schon auf einige Punkte eingegangen. Wir waren der Meinung, als wir mit den Leuten vor Ort gesprochen haben und mit denjenigen, die in der David-Stiftung das Projekt erarbeitet haben, dass die 10.000 €, die jetzt zur Verfügung stehen, weil sie die erste Runde gewonnen haben, vielleicht nicht ausreichen könnten, um ein gutes Konzept bis Ende des Jahres zu erstellen. Das war auch ein Ansatz unseres Antrags, um zu sehen, ob die Landesregierung da Hilfe stellen kann. Nun haben Sie gesagt, Sie werden sie fachlich stellen, um da einen Beitrag zu leisten. Da müsste man abwägen, ob dies reicht. Nur, es wäre schade, wenn es daran jetzt scheitert. Sie haben es ja selber gesagt, die beiden Ministerien, einmal das Ministerium für Natur
schutz und Umwelt und dann das Bundeslandwirtschaftsministerium stellen hohe Beträge über lange Zeiträume zur Verfügung, einmal über 12 Jahre zwischen 8 bis 12 Mio. € und dann noch einmal das Bundeslandwirtschaftsministerium ca. 5 Mio. € für diese Wettbewerbsidee Natur. Es wäre schade, wenn jetzt an einem guten Konzept das scheitern sollte und wir dann diese Mittel nicht akquirieren können und deshalb hatten wir auch diesen Antrag eingebracht, weil, was sind jetzt im Vorfeld 10.000 €, die wir als Land vielleicht dazutun, um ein gutes Konzept erarbeiten zu können, wenn wir dann so viele Bundesmittel abfassen können. Frau Finanzministerin, das wäre doch eine gute Investition in die Zukunft, wenn wir mit diesen Projekten so viele Mittel dann akquirieren könnten. Deshalb hatten wir auch gehofft, dass unser Antrag vielleicht noch eine Tür aufmachen könnte und Sie eine Finanzierung sehen könnten, wenn es fachlich umzusetzen ist. Aber ich nehme an, da weiß Frau Holbe ein bisschen mehr Bescheid, wie das bei den finanziellen Mitteln denn bestellt ist in der Umsetzung des Konzepts oder in der Erarbeitung des Konzepts bis Ende des Jahres. Ich habe ja mit Frau Holbe gesprochen und sie hatte gesagt, die CDU-Fraktion möchte den Antrag an den Umweltausschuss überweisen. Aber da bitte ich doch darum, dass wir dann auch Druck machen. Es nützt nichts, wir haben jetzt die Sommerpause, dann ist September und wir brauchen ja den Rücklauf bis Ende des Jahres, dass wir dann auch sehen, was wird daraus, nicht dass er dann im Umweltausschuss noch liegt und das Projekt und das Konzept muss abgegeben werden. Das möchten wir nicht. Aber sonst sind wir guter Dinge, dass das - weil so viele Menschen dahinter stehen - vielleicht auch zu einem positiven Signal für die ganze Region werden kann. In Bezug auf das Weltnaturerbe Hainich haben wir ja noch einen Grund, den wir für unsere Region Thüringen herausstellen können und da viele Bundesmittel im Anschluss vielleicht möglich sein könnten, wenn wir das schaffen, in diese Endrunde zu kommen.
Deshalb bitte ich Sie um alle Unterstützung, Herr Minister, die haben Sie jetzt zugesagt. Wir müssen einmal sehen, was im Umweltausschuss noch besprochen werden kann, wo vielleicht einzelne Hilfe noch notwendig ist. Wir bitten darum, keine Flächen mehr in der Hohen Schrecke zu verkaufen; außer die Übertragung an die Umweltstiftung, das ist natürlich im Sinne der Region. Wir bitten um Überweisung des Antrags aber nur, wenn es auch schnell geht und nicht auf Zeit gespielt wird. Danke.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, es ist gut, das Thüringen bei Idee.Natur dabei ist. Das, was hier bei den Naturschutzgroßprojekten gemacht wird, ist etwas völlig Neues. Es gibt die Verknüpfung des Naturschutzes und der Landentwicklung - ein sehr spannendes Modell. Das hier ein Thüringer Projekt, das noch nicht einmal im Vorfeld der Landesregierung bekannt war - wenn ich das so richtig sehe -
(Zwischenruf Dr. Sklenar, Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: Na klar war das bekannt!)
und hier aus der Region heraus von sich aus entstanden ist, den Sprung unter die ersten zehn Projekte deutschlandweit geschafft hat, das ist eine klasse Geschichte und da danke ich auch noch einmal allen Beteiligten von hier aus. Ich hätte es selber unterstützt, wenn ich es gewusst hätte. Ich hatte so versucht den Naturpark Thüringer Wald hier noch einmal ins Gespräch zu bringen. Ich hatte ein dortiges Projekt unterstützt und auch dem Ministerium vorgestellt, aber dieses Projekt hat es eben nicht unter die ersten zehn geschafft. Dafür sind wir eben mit der Hohen Schrecke dabei und, ich finde, das ist gut so.
Meine Damen und Herren, wir hatten in der letzten Zeit eine etwas stiefmütterliche Behandlung der Hohen Schrecke durch die Landesregierung zu beteiligen und das, obwohl die deutschen Buchenwälder auch als Antrag der CDU-Fraktion hier im Plenum erst eine Rolle gespielt haben. Da hätte die Hohe Schrecke eigentlich mit reingehört. Denn, wer sich diesen leider bereits privatisierten Teil der Hohen Schrecke in den letzten Jahren angesehen hat, wer das Vergnügen, wer die Chance dazu hatte, der weiß, dass wir hier Waldbilder haben, die einmalig sind, dass wir hier Strukturen haben, die wirklich das Gefühl von Urwald aufkommen lassen. Da steht man in einer Waldkuppel, wo riesige uralte Buchen ihre Blätter über einen ausbreiten, darunter nichts wächst und daneben, wo eine solche Buche zusammengebrochen ist, da sieht man, welche Kraft das Leben hat und wie von unten heraus Tausende und Abertausende junge Pflanzen hervorquellen. Das ist wirklich ein Traum und eine Sache, wie man sie im Hainich so auch nicht besser sehen kann.
Ich hätte mir gewünscht, dass dieser wunderschöne Wald in Landeshand geblieben wäre. Die LEG hat ihn leider verkauft, obwohl es damals auch heftige Diskussionen und andere Forderungen gegeben hat. Da hat Frau Becker schon einiges dazu gesagt, ich will das nicht noch einmal aufwärmen. Wir haben aber noch eine Chance. Es gibt den Versuch der Kommunen aus naturschutzfachlicher Sicht ihr Vorkaufsrecht wahrzunehmen. Ich würde mir hier wünschen, dass die Landesregierung zumindest dahin gehend auf die LEG - als 100-prozentige Tochter des Landes - Einfluss nimmt, dass sie hier nicht alle Rechtsmittel ausschöpft und den Kommunen diese Chance lässt, wenn es denn machbar ist, diese wertvollen Waldflächen in öffentlichem Besitz zu lassen und hier auch ein Stück weit das Konzept, was Sie schon mit dem BUND zur naturschutzverträglichen Nutzung dieser Flächen zusammen aufgestellt hatten, voranzutreiben. Es würde hervorragend zu dem Naturschutzgroßprojekt im Rahmen von Idee.Natur passen und deshalb unsere volle Unterstützung finden. Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Landtagskollegen, ich freue mich über den Antrag der SPD, da mir dieses Thema besonders am Herzen liegt. Die, die mich kennen, wissen das, dass ich hier mit meinen Amtskollegen Bürgermeistern schon seit einigen Jahren befasst bin, ein Waldgebiet, das nicht so bekannt ist, muss ich sagen, der Thüringer Wald sticht jedem ins Auge, der Hainich nunmehr auch, aber die Hohe Schrecke leider noch nicht. Aber das kann sich ändern. Dass dieses einzigartig ist, Herr Kummer, da sprechen Sie mir aus dem Herzen, was selten vorkommt, aber an der Stelle wirklich.
Ich möchte zunächst einen Hinweis geben auf die 9. UN-Naturschutzkonferenz, die Mitte Mai in Bonn stattgefunden hat. Deutschland war Gastgeberland, und hier ist ausdrücklich auf den Schutz der biologischen Vielfalt in unserem Land verwiesen worden. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 den Anteil von ungenutzten Wäldern von 1 Prozent auf 5 Prozent zu erhöhen. Dass dies mit Sicherheit im privaten Wald nicht möglich ist, können Sie nachvollziehen. Das heißt, man wird auf öffentliche Wälder zurückgreifen müssen, und man wird die Unterstützung der Länder benötigen. Übrigens, die Gesamtfläche aller in Deutschland ungenutzten Buchenwälder ist kleiner als die Fläche, die
jährlich für den Straßenbau, für Siedlungen versiegelt wird. Ich erwähne dies nur, damit Sie erkennen, welche Bedeutung die Bundesregierung Waldgebieten in Deutschland beimisst, und hier insbesondere den Buchenwaldgebieten. Diese Buchenwaldgebiete wurden hinsichtlich ihrer biologischen Vielfalt lange unterschätzt. Dies lag insbesondere daran, dass in den bewirtschafteten Buchenwäldern meist geschlossene Kronendächer waren, und daher auch diese Wälder sehr artenarm sich darstellten. Erst der Naturwald zeichnet die Vielfalt aus. Manche Experten sprechen sogar von heimischen Tropenwäldern. Auch in der Hohen Schrecke gibt es solche Waldstücke, insbesondere im Wiegental bei Nausitz, das aufgrund einer ganz schwierig zu bewirtschafteten Hanglage und der Sperrzone durch die russische Armee noch urwaldähnliche Bereiche aufweist.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Ihnen etwas ausführlicher zu dieser Hohen Schrecke hier zu erzählen. Die Hohe Schrecke besitzt einen hohen naturschutzrechtlichen, fachlichen Status. Die Gesamtfläche von rund 6.900 Hektar stellt eine der größten zusammenhängenden Buchenwald- und Eichenhainbuchenwaldgebiete in Thüringen dar und auch in Deutschland. Ein typischer Laubwald, wie er in Mitteldeutschland zu Hause ist. Die Besonderheit jedoch ist hier, dass diese Bäume auf bodensaurem Gebiet wachsen, mit einem sehr hohen Anteil an Alt- und Todholz teilen und hohen Suggestionsflächen für Buntsandsteinhügelländer einzigartig in Deutschland. Es ist schon erwähnt worden, es ist vom Schutzstatus ein FFH-Gebiet, 5.723 Hektar, es ist Vogelschutzgebiet im Rahmen der Natura 2000, es ist Naturschutzgebiet mit einer Fläche von 3.437 Hektar, und es gibt nutzungsfreie Zonen, die ca. 700 Hektar ausmachen. Nun haben die Gemeinden über einen langen Zeitraum von 1996 hier eine sehr kontinuierliche Arbeit geleistet, und mit dem Wettbewerb Idee.Natur Zukunftspreis Naturschutz haben die vierzehn Anrainerkommunen, davon acht aus dem Kyffhäuserkreis, vier aus dem Kreis Sömmerda und zwei aus dem benachbarten Sachen-Anhalt, dem Burgenlandkreis, diesen Wettbewerb gemeinsam mit der David-Stiftung gewonnen. Interessant für Sie, es haben sich 122 Bereiche in Deutschland beteiligt und 10 sind ausgewählt worden. Ich denke, das ist eine hohe Anerkennung für das Gebiet der Hohen Schrecke, aber auch für uns hier in Thüringen.
Die erste Etappe ist mit der Auszeichnung am 15.05.2008 beendet. Wir gehen in eine zweite Runde, in der nun diese zehn Gemeinden gegeneinander antreten. Dabei vertreten sind vier Bereiche, die einen Wald aufweisen. Es kommt natürlich nun da
rauf an, in einer relativ kurzen Zeit von sieben Monaten die Antragsunterlagen so zu erstellen, dass wir eine Chance haben, die zweite Runde zu gewinnen. Aber die Chance steht 1 : 2. Ich denke mal, das könnte erreicht werden.
Einmalig ist in Deutschland, dass das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das Bundesamt für Naturschutz hier zusammenarbeiten und gemeinsam diesen Wettbewerb ausgelobt haben und damit neben dem eigentlichen Ziel Naturschutz, Landschaftspflege, aber auch Regionalentwicklung mit aufgenommen haben. Wir hätten die Chance, wenn wir erfolgreich in die zweite Runde ziehen und gewinnen, dass wir vom Bund 11 Mio. € erhalten. Der Minister sprach davon, 15 Prozent bleiben beim Land; das wären 2,2 Mio. €. Die Träger, die Gemeinden einschließlich auch die Naturschutzverbände müssten 1,5 Mio. € aufbringen. Hier gibt es bereits Zusagen von sehr bekannten Naturschutzstiftungen, den Kommunen bei dieser Arbeit und finanziellen Absicherung zu helfen.
Wir haben sehr intensive Gespräche geführt, es ist schon gesagt worden, mit der LEG, um den Waldverkauf zu verhindern. Es ist uns nicht geglückt. Wir haben immer wieder auf Bayern verwiesen, wo das Land Wald ankauft und hatten gehofft, dass man in Thüringen sich ähnlich entscheidet. Der Landtag hat 1994 dieses Gesetz beschlossen und die Verwertung der BGT-Flächen an die LEG überwiesen.
Ich habe mir noch einmal die Mühe gemacht, auch in dieses WGT-Gesetz hineinzuschauen. Da steht nicht nur, dass man verkaufen muss. Es steht da, für Zwecke der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung, für Zwecke des Naturschutzes,
zur Anregung der Investitionstätigkeit in Thüringen, Schaffung, Förderung und Sicherung von Arbeitsplätzen in Thüringen. Ich denke, es eröffnet uns mit Sicherheit ganz andere Möglichkeiten der Verwertung, über die man noch mal nachdenken sollte.
Ich glaube, interessant ist auch hier der Hinweis auf den Koalitionsvertrag, den CDU und CSU und SPD im November 2005 miteinander vereinbart haben. Wir haben hier die Erwähnung von 125.000 Hektar bedeutsamer Naturschutzflächen im Bundeseigentum, die nicht privatisiert werden sollen. Nun ist es leider so, dass dies für uns in Thüringen nicht mehr zutrifft. Aber interessant ist, dass die Sachsen-Anhaltiner ungefähr 1.000 Hektar ihrer Hohen Schrecke noch im Bundeseigentum haben und dass man hier diese Flächen an die Deutsche Bundes
umweltstiftung übergeben will. Die Erkenntnis, die dahintersteckt - man macht das nur für Flächen, die nationales Naturerbe sind. Also diese Bewertung der Hohen Schrecke unterstreicht wirklich auch hier die Bedeutung unseres Waldgebietes.
Die CDU-Politik war schon immer daran ausgerichtet, die Schöpfung zu bewahren. Ich denke, neben dem Aspekt des Naturschutzes, der Artenerhaltung, auch den Aspekt der Land- und Regionalentwicklung mit aufzunehmen und die Chancen, die uns gegeben sind, zu nutzen, ist wirklich einmalig. Denken Sie doch bitte an die Skeptiker, die auch hier bestimmt unter Ihnen waren, als der Hainich Gespräch wurde, als Sie hier den Nationalpark Hainich begründet haben. Ich weiß nicht, ob es nicht viele gab, die diese Entwicklung nicht erahnt haben, nicht gedacht haben, dass so viele Touristen durch die Ausweisung Nationalpark, Naturschutzgebiete in den Hainich zu locken sind. Ich will aber gleich sagen: Wir wollen in der Hohen Schrecke keinen neuen Nationalpark; das will ich ausdrücklich betonen. Ich habe vorhin die ganzen Schutzstadien, die wir haben, erwähnt. Ich glaube, das ist völlig ausreichend.
Was zeichnet nun dieses Projekt aus? Es ist ein gemeinsames Projekt, getragen von Kommunen mit privaten Akteuren und Naturschutzstiftungen. Ich denke mal, der Anspruch der einheimischen Bevölkerung, mit dieser Ressource des Waldgebietes eine nachhaltige Entwicklung in Gang zu setzen, vor allem unter dem Aspekt der hohen Arbeitslosenquote, Thüringen hat zwar jetzt zum 30.06.2008 eine Arbeitslosenquote von nur 16,8 Prozent, da kann man sich freuen, aber wenn man die Statistik dann in ganz Thüringen ansieht, dann sind wir leider auf dem letzten Platz, Hildburghausen 6,8 Prozent nur als Vergleich dazu. Deshalb ist es für uns enorm wichtig, jeden Strohhalm zu greifen, zusätzliches Geld in die Region zu holen, um hier dauerhaft, nachhaltig eine Entwicklung in Gang zu setzen, die Entwicklung von Besuchermagneten vor allem durch gezielte Vernetzung bestehender Angebote in der Region, in der Nachbarregion. Das heißt Imagebildung für diesen Bereich, Bündelung der Interessenvielfalt. Wir wollen eine starke Marke entwickeln und wir wollen eine Nische im Tourismus. Es wird sich sicher sehr gravierend unterscheiden von anderem.
Entschuldigen Sie, Frau Abgeordnete. Ich darf die Anwesenden um Ruhe bitten, wenn auch zu später Stunde am Freitag!
Ich bedanke mich, Frau Präsidentin. Aber wir haben eine Chance; bei uns in der Nähe ist die Himmelsscheibe aufgefunden worden, die Himmelsscheibe von Nebra, 3.600 Jahre alt, die älteste Sternabbildung der Welt. Ja, was hat dies mit unserem Wald zu tun, können Sie fragen. Aber genau dieser Wald, der vor 3.600 Jahren in seiner Vielfalt mal in Europa, in Deutschland, in Thüringen war, in unserer Region, genau der ist in Teilen noch vorhanden und kann hergezeigt werden. Unter dem Motto „Die Kultur der Himmelsscheibe - die Natur der Hohen Schrecke“, denke ich, lässt sich eine ganz interessante touristische Route aufstellen.
Ich möchte auch bei dem, was wir im Projekt planen, noch einmal ausdrücklich sagen, die gezielte Nutzung der Ressourcen, insbesondere der Land- und Forstwirtschaft, es soll Forstwirtschaft betrieben werden, man kann sie unterschiedlich betreiben. Man hätte die Chance, hier eine naturnahe Forstwirtschaft zu zeigen und dies auch anderen als Modell darzustellen. Wir wollen gezielte Entwicklung und Erhaltung von naturschutzfachlich bedeutsamen Waldstrukturen, in kleinen Teilen auch bewirtschaftungsfrei, Renaturierung natürlicher Fließgewässer, Entwicklung von Vernetzungskorridoren zwischen den Ortschaften, dem Wald, dem Gründland, den Streuobstwiesen bis hin sicherlich in das Vorland der Unstrut. Wir wollen isolierte kleine Waldlebensgemeinschaften an benachbarte Flächen gleichen Waldtyps anbinden und wir wollen natürlich regionale Kreisläufe, Strukturen entwickeln und regionale Wertschöpfungsketten schaffen. Das nur als kleinen Einblick. Nun ist es so, dass wir, um die zweite Phase absolvieren zu können, auf Planungsbüros zurückgreifen müssen neben der Arbeit, die selbstverständlich von den Kommunen vor Ort geleistet wird. Wir haben hier die Bitte geäußert an die Landesregierung, uns einen Betrag in Höhe von 20.000 € zur Verfügung zu stellen. Ich freue mich, dass der Minister die fachliche Unterstützung zugesagt hat. Wir haben gleichermaßen fachliche Unterstützung auch durch das Kyffhäuser-Landratsamt, hier die Abteilung Naturschutz, wo ein Mitarbeiter uns zur Seite steht und diese Antragsbearbeitung mit vornehmen wird. Wir haben ein Preisgeld von 10.000 € erhalten, wir haben einige Eigenmittel, aber wir brauchen leider noch einen Betrag von 20.000 € oder, ich sage einmal besser „nur“. Wenn wir einen Landeshaushalt von 9,2 Mrd. € haben, denke ich, müsste so viel Spielraum drin sein, um eventuell einen solchen kleinen Betrag noch zu finden, zumal ja auch das Ministerium für Projekte,
Entwicklung, Natur- und Landschaftspflege möglicherweise noch Gelder hat, um uns zu helfen. Da bitte ich das Ministerium, dass wir vielleicht noch einmal im Ausschuss darüber reden sollten.
Wir haben eine einmalige Chance. Sie haben gemerkt, ich habe mich mehr auf den Punkt 1 bezogen. Zum Punkt 2 möchte ich mich ausdrücklich etwas zurückhalten, weil ich weiß, da gibt es eine Reihe von Gesprächen, schauen wir mal, was da letztendlich entschieden wird. Aber ich denke, wir haben in Thüringen eine tolle Chance. Ich lade Sie herzlich ein, jeden, den es interessiert, schauen Sie sich die Hohe Schrecke an, insbesondere unsere ganz hochwertigen naturschutzfachlich ausgestatteten Bereiche und ich möchte hier im Namen meiner Fraktion den Antrag auf Überweisung stellen, einmal an den Ausschuss für Naturschutz und Umwelt federführend und an den Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Ich hoffe auf eine interessante und erfolgreiche Beratung. Danke schön.