Lassen Sie mich noch eine Anmerkung aus Ihrer Region machen. Hier lernte der Homo erectus das aufrechte Gehen, hier fand man die Himmelsscheibe von Nebra, hier hatten die Ottonen ihre Heimatpfalzen - nur kurz als kleine Ergänzung zu Ihrem Überblick. Das zeigt, mit welchem Kulturreichtum der Freistaat Thüringen, unsere Region gesegnet ist, das zeigt aber auch, dass Naturschutz, Tourismus, Regionalentwicklung Hand in Hand gehen kann, Hand in Hand gehen muss. Lassen Sie mich an dieser Stelle meinen ausdrücklichen Dank an Barbara Hendricks übermitteln, die immerhin 9,1 Mio. von den notwendigen 12 Mio. beisteuert. Ein Dank auch - neben Ihnen, denke ich - sollte an dieser Stelle an Adrian Johst gehen, der mit unermüdlichem Glauben
an den Naturschutz und an dessen Chancen in dieses Projekt hineingegangen ist und es ermöglicht hat, die Akteure für das Eigenkapital, wie zum Beispiel die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, den BUND und andere, davon zu überzeugen, die 10 Prozent Eigenanteil, die zu den Mitteln notwendig sind, mit beizusteuern.
Liebe Frau Holbe und alle anderen, das ist ein Beginn. Ich habe heute eine Bitte: Ein Beginn mit einem positiven Zeichen. Aber lassen Sie mich noch eins sagen: Es gibt natürlich Dinge, die verbesserungswürdig sind. Man hat sich im Ilm-Kreis sehr gefreut, aber festgestellt, dass Nahverkehrsverbindungen durchaus ausbaufähig werden. Das viel
leicht nur an Sie als regionale Vertretung. Lassen Sie uns das weiter aufbauen, die vier Jahre das Geld sinnvoll in die Region geben, die touristische Entwicklung mit einsteuern. Lassen Sie uns bitte weiterhin dafür kämpfen, dass Regionalentwicklung auch finanziert werden muss. Dazu haben wir neben dem Landwirtschaftsminister natürlich die Städtebauförderung und natürlich noch andere Instrumente, die Hand in Hand mit dem Naturschutz gehen müssen. Naturschutz allein muss für Menschen vor Ort auch einen Mehrwert haben.
Vielen Dank, Frau Mühlbauer. Als Nächster hat jetzt der Abgeordnete Dirk Adams für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! „Die Hohe Schrecke - Alter Wald mit Zukunft“, das ist eine ideale Verknüpfung von Naturschutz und Regionalentwicklung. Ich bin froh, dass wir ein solches Beispiel in Thüringen haben.
Kürzlich wurde eine Studie veröffentlicht, in der ausgedrückt wurde, Menschen wünschen sich mehr Wildnis. Mehr Wildnis brauchen wir auch, um in dieser technisierten und immer wieder beschleunigten Welt Ruhe- und Ankerpunkte zu finden. Die Hohe Schrecke ist die ideale, die perfekte Antwort auf dieses Bedürfnis, das immer stärker wird. Ich denke, dass hier große Potenziale bestehen. Aber auch die Wildnis, erhalten durch eine militärische Nutzung, braucht unsere Unterstützung, sonst ist sie nämlich weg. Es ist schon mehrfach gesagt worden, die enorme Anzahl gerade bei den Waldinsekten - Juchtenkäfer, Glanz-Knochenkäfer, all das ist schon genannt worden, manche schmunzeln darüber - zeigt aber die absolute Bedeutung dieses alten Waldgebietes, das praktisch dafür ursächlich ist, dass es diese Insekten dort überhaupt noch geben kann. Die naturschutzfachlichen Leuchttürme, wie zum Beispiel ganz besondere Fledermaushöhlen von enormer Bedeutung, sind ein weiterer Indikator für die Wichtigkeit. Dies zu erhalten, heißt in jedem Fall, Mensch und Natur eine Zukunft zu geben, meine sehr verehrten Damen und Herren. Deshalb bin ich froh, dass es heute keinen kleinkarierten Streit darüber gab, wer nun Vater oder Eltern dieses Projektes waren. Es war immer so, dass einige Ministerien eher unterstützt haben, andere mehr dem entgegenstanden. Aber Herr Kummer hat es schon gesagt, wichtig war das Engage
ment vor Ort gewesen. Dafür stehen Frau Holbe und viele Bürgermeister vor Ort, die überhaupt erst der LEG und der damaligen Landesregierung die Stirn geboten und gesagt haben „So nicht!“.
Anstatt nun daraus zu lernen, dass man endlich gemeinsam arbeiten muss, stehen sich schon wieder einige Interessen in der Landesregierung gegenüber. Damit will ich auch zur Kritik kommen in diesem allzu schönen Tagesordnungspunkt.
Wir haben wieder die Situation, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass zum Beispiel Herr Höhn versucht, durch die touristische Förderung den Wanderbetrieb dort durch das Erstellen von Wanderkarten und Wegenetzen anzutreiben und zu befördern. Wenn man sich die Karten anschaut und die Wegekonzepte einmal genauer studiert, dann sieht man, dass der Bahnhof Reinsdorf ein enorm wichtiger Punkt dafür ist, Anfangspunkt für diese Wanderungen, Verknüpfungspunkt. Und dieser Haltepunkt, sehr geehrter Herr Minister Carius, wird von Ihnen gerade abbestellt.
Sie stehen diesem Haltepunkt entgegen, Sie stehen der touristischen Entwicklung in der Hohen Schrecke …
(Zwischenruf Carius, Minister für Bau, Lan- desentwicklung und Verkehr: Sie erzählen einen großen Unfug.)
Dann erklären Sie doch einfach, dass der Haltepunkt bleiben wird, dann sind wir alle wieder beruhigt.
(Zwischenruf Carius, Minister für Bau, Lan- desentwicklung und Verkehr: Sie sollten bes- ser lesen können!)
Und zweitens - jetzt ist Herr Höhn leider nicht da das SPD-Wirtschaftsministerium: Es gab einen langen Streit, alle haben davon gesprochen, viel mehr wissen noch darüber, über die Flächen. Die LEG, sie besitzt noch einiges an Filetstücken, einiges an Hektar dort. Anstatt sich endlich der Verantwortung zu stellen, anstatt sich endlich der Verantwortung für den Naturschutz zu stellen und an diesem Naturschutzgroßprojekt mitzuwirken, plant die LEG, dort ein Sonderjagdgebiet für die Trophäenjagd einzurichten. Unglaublich, meine sehr verehrten Damen und Herren! Trophäenjagd ist überhaupt diese Form, die diametral gegen die Naturschutzziele, die man dort verfolgen will, steht, weil man nämlich die Wilddichte künstlich anheben muss, um dieses Projekt voranzubringen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist unglaublich und ich erwarte von
Herrn Höhn eine Erklärung, zu sagen: Wir werden das nicht machen; diese Pläne bei der LEG kommen vom Tisch. Und ich erwarte von Ihnen, Herr Carius, eine Erklärung, dass der Haltepunkt Reinsdorf wirklich bleibt. Nur so hat dieser alte Wald eine Zukunft. Vielen Dank.
(Zwischenruf Carius, Minister für Bau, Lan- desentwicklung und Verkehr: Ich muss mich doch nicht erklären für Ihre Märchen.)
Vielen Dank, Herr Adams. Als Nächste hat jetzt das Wort Abgeordnete Franka Hitzing für die FDP-Fraktion.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Holbe, herzlichen Glückwunsch, Sie haben sich da als Bürgermeisterin - Sie sind Bürgermeisterin da - ganz toll engagiert. Dazu kann ich Ihnen wirklich nur gratulieren, weil ich weiß, wie schwer es ist, sich als ehrenamtliche Bürgermeisterin für ein Projekt zu engagieren.
Dafür herzlichen Dank. Ich muss aber auch sagen und das geht jetzt nicht an Sie, jetzt wird es allgemeiner -, es gibt sehr viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und Projekte in die Gänge bringen. Sie haben jetzt natürlich das Glück gehabt und Sie haben auch die Möglichkeit, das hier zu benennen, das ist ein Riesenprojekt. Ich glaube aber, so ein kleines bisschen hat sich die Landesregierung auch gewünscht, dass hier in einer Aktuellen Stunde mal wieder was Positives benannt wird. Das ist ein tolles Projekt und mit dieser Aktuellen Stunde kann die Landesregierung mal wieder sagen, wie toll alles so läuft in Thüringen. Denn die Aktualität sehe ich jetzt nicht so ganz genau, Sie haben es selbst benannt, der Scheck wurde am 25.03. übergeben. Das ist schon eine Weile her. Es sind fast 10 Mio. €, die hier durch den Bund gefördert worden sind, das ist wirklich etwas sehr Vorzeigbares, eine angenehme Angelegenheit und natürlich auch schöner, als Koalitionsstreitigkeiten auszutragen oder die zu debattieren.
Es geht also um die Hohe Schrecke, eine wunderbare Landschaft, ein zusammenhängendes Laubwaldgebiet, das durch diese lange Nichtnutzung eine ganz besondere Besonderheit in Thüringen ist. Hier ist es gelungen - das ist im Übrigen, verehrte Frau Kollegin Mühlbauer, der Unterschied zum Südharz -, mit den Menschen vor Ort dieses Projekt über viele Jahre in die Gänge zu bringen, Frau Holbe hat es erklärt. Sie haben mit den Privatwaldbesitzern gesprochen, die Kommunen sind mit ins
Boot genommen worden und es wurde mit den Besitzern abgestimmt, wie kann man auch zum Teil Flächen, die aus der Nutzung genommen worden sind, entschädigen, den Besitzer an sich, und wie kann man bestimmten Maßnahmen zustimmen. Zum Schluss haben alle Beteiligten gesagt, das ist ein Mehrwert für die Region und wir sind damit einverstanden. Das ist der richtige Weg und das ist auch das, was wir ständig anmahnen. Wenn es darum geht, Naturschutz voranzubringen und bestimmte Gebiete auszuweisen, dann muss man das mit den Menschen vor Ort tun, die müssen es akzeptieren, anerkennen und leben, und nicht von oben aufsetzen.
Das ist der Unterschied zur Region Südharz, über die wir gesprochen haben. Die Umsetzung des Naturschutzprojektes ist eine sehr, sehr positive, aber Sie haben hier auch in Ihrer Aktuellen Stunde im zweiten Anstrich „touristisches Potenzial einer Region“ benannt und da ist unseres Erachtens noch ganz schön viel zu tun. Es ist auf der einen Seite diese wunderbare Landschaft und jetzt geht es natürlich um die touristische Infrastruktur. Es gibt in dem Gebiet neben dem Naturraum kulturelle Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel das Schloss Beichlingen oder auch die Wasserburg in Heldrungen, die wirklich sehr sehenswert sind. Nun muss man natürlich auch versuchen, den Besucher dorthin zu bekommen. Das ist schwierig. Die A 71 ist noch nicht fertig, wird dieses Jahr nicht fertig werden und der Abschnitt der Unstrutbahn wird nicht mehr planmäßig, sondern nur mit einzelnen Sonderzügen genutzt. Die Übernachtungskapazitäten, Sie haben es angesprochen, sind nicht ausreichend, momentan auf keinen Fall, und im Moment sieht es eben so aus, wenn diese Infrastruktur nicht belebt wird, das nicht noch intensiviert wird, dann ist es eine wunderbare Gegend, die schwer zu erreichen ist. Das ist der Punkt. Schwierig, aber daran werden Sie mit Ihrem Engagement hundertprozentig noch arbeiten.
Ein Wort noch zu Ihrem Koalitionspartner, Frau Holbe, der ja hier auch in der Regierung maßgeblich mit beteiligt ist, diese Sache auch ganz wunderbar findet und viel von Naturschutz spricht. Ich finde, Ihr Koalitionspartner, die SPD, ist ziemlich doppelzüngig, denn wenn es um den Naturschutz geht und den Wind im Wald, ist es nach unserer Auffassung vorbei mit dem Naturschutz,
da wird plötzlich gesagt, es ist gar nicht so schlimm, wir machen Schneisen, ist uns vollkommen egal. Und die Pachteinnahmen nehmen wir dann, um den Naturschutz zu finanzieren.
Frau Holbe, passen Sie auf, dass Ihnen da nichts passiert in der Hohen Schrecke mit diesem Koalitionspartner. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Vielen Dank, Frau Hitzing. Es gibt jetzt eine weitere Wortmeldung des Abgeordneten Knut Korschewsky. Herr Korschewsky, Sie haben noch 1 Minute und 40 Sekunden.
Meine Damen und Herren, auch ich muss erst einmal sagen, ein tolles Projekt „Hohe Schrecke“, aber auch ich möchte mich auf den zweiten Teil konzentrieren, nämlich auf die Frage der touristischen Potenziale der Region. Hier möchte ich an meinen Kollegen Tilo Kummer anknüpfen, der von drei Lehren gesprochen hat. Ich möchte eine vierte Lehre hier anfügen: So gut, wie das einzelne Projekt ist, und so schön, wie dieses einzelne Projekt ist, wenn es aber nicht gelingt, dieses einzelne Projekt in eine Landestourismuskonzeption einzubeziehen, dann wird es schwer werden, dass dieses einzelne Projekt auf Dauer eine tatsächliche Vermarktung in diesem Gebiet bringt. Das muss ich einfach anmahnen. In der Landestourismuskonzeption steht die Hohe Schrecke 2015 eben nicht drin. Wir sind zurzeit in der Evaluierung der Landestourismuskonzeption und ich kann mir eigentlich nur wünschen, dass die Hohe Schrecke mit aufgenommen wird.
Eine zweite Frage, die ich hier ganz deutlich mit ansprechen möchte, ist die Frage der Einbeziehung der TTG, der Thüringer Tourismus GmbH.
Das wäre unbedingt notwendig, um diese Vermarktung tatsächlich auch übergreifend, nicht nur in der Region, sondern in ganz Thüringen und über Thüringen hinaus weiter voranzubringen. Auch hier sehe ich durchaus noch Nachholbedarf.
Lassen Sie mich eine letzte Bemerkung machen: Vor einigen Jahren ist der sogenannte Thüringenweg für viele, viele Millionen Euro 460 Kilometer lang entwickelt worden. Viel Geld ist dort reingesteckt worden. Jetzt wird viel Geld in die Hohe Schrecke reingesteckt. Ich hoffe nicht, dass es wie beim Thüringenweg ist, dass er nach einigen Jahren schon kaum noch nutzbar ist, sondern dass die Hohe Schrecke auch zukünftig für Thüringen und darüber hinaus nutzbar ist. Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Korschewsky. Es gibt eine weitere Wortmeldung des Abgeordneten Weber für die SPD-Fraktion. Sie haben 30 Sekunden.