Mein letzter Punkt: Wir haben gestern lange beim ersten oder zweiten Tagesordnungspunkt über Arbeitsmarktpolitik gesprochen. Ich frage mich, Frau Mühlbauer, warum Sie die Brücke da nicht hinbekommen.
Es gibt ein Sondervermögen Ökoaltlasten, da gibt es Geld. Gestern haben wir lang und breit zu Recht darüber diskutiert, dass uns das Geld überall fehlt. Herr Adams, mein Kollege, hat zu Recht darauf hingewiesen, nicht das Gesetz ist schlecht, sondern die Tatsache, dass Kriterien da drinstehen, die ein
fach nicht passen. Wenn man Kommunen etwas anbietet, das sie nicht refinanzieren können, können sie das nicht in Anspruch nehmen. Aber hier gibt es Geld, was man nehmen kann, um Menschen nicht in Kurzarbeit zu tun, sondern um sie zu beschäftigen,
um Dinge zu machen, die nicht nur wichtig sind, sondern auch notwendig. Ich weiß nicht, ob Herr Richwien solche Zahlen hat - ich weiß nicht, wie damals dieser Kaliabbau 1925 finanziell aufgestellt war, aber nach so vielen Jahren diese Schächte dann zu verfüllen und dafür zu sorgen, dass die Menschen dort leben können, das möchte ich nicht erleben. Ich möchte nicht, dass sich heute Kali + Salz mit einem unglaublichen Gewinn, den die haben, vor der Verantwortung drückt und wir dann in 100 Jahren - das werden nicht wir sein, das werden unsere Kinder und Kindeskinder sein - dafür zu sorgen haben, dass diese Dinge verschwinden. Das möchte ich nicht. Kali + Salz ist durchaus in der Lage, Menschen zu beschäftigen, um das - das ist keine Sachfremdheit, Herr Kemmerich - in Ordnung zu bringen. Insofern Unterstützung für den Antrag und ich hoffe, ich konnte ein bisschen dazu beitragen, dass man von der Sachfremdheit Abstand nimmt an der Stelle. Danke schön.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, an dieser Stelle erlauben Sie mir, im Besonderen die Besucherinnen und Besucher auf der Besuchertribüne zu begrüßen, es passt nämlich gerade zufällig ausgesprochen gut, ein Großteil der Besucher auf der Besuchertribüne stammt aus Eisenach und der Wartburgregion und verfolgt sicherlich die Debatte jetzt mit großem Interesse. Erlauben Sie mir deshalb auch zu Beginn noch einige Worte, weil Sie das leider verpasst haben, noch einmal zur Erklärung unseres Antrags zu sagen. DIE LINKE hat beantragt, im jetzigen Tagesordnungspunkt sich mit der Frage der Altlastensanierung der Halde in Hattdorf in Heringen zu beschäftigen und das im Zusammenhang gesehen mit der Frage der Kurzarbeit in Unterbreizbach. Wir sind der Meinung, dass das
Konzept von Kali + Salz, die Kalihalde in den nächsten 1.300 Jahren wegregnen zu lassen, nicht nachhaltig ist und von uns so nicht getragen wird, aber auf der anderen Seite die Zahl der Kurzarbeit genutzt werden kann, um Haldenmaterial wieder unter Tage zu bringen. Dieses Konzept des Wiederzurückbringens unter Tage von Haldenmaterial wird von allen bestätigt, wird von keinem Wissenschaftler in irgendeiner Weise abgelehnt, sondern wird bisher immer nur aus Kostengründen abgelehnt. Wir denken, beide Systeme in einen Zusammenhang zu bringen, ist sinnvoll und notwendig.
Meine Damen und Herren, wir schreiben das Jahr 3309. Die Bewohner benachbarter Galaxien sind eingeladen, ein großes Volksfest wird gefeiert von der Werra bis zur Nordsee. In 1.300 Jahren, ich weiß nicht, ob Sie so weit denken können, meine Fantasie reicht so weit, dass das bis dahin möglich ist.
(Zwischenruf Carius, Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr: Dass sie zu weit reicht, das wissen wir.)
Gefeiert wird das Ende einer Altlast, das von vielen Generationen vorher hinterlassen wurde, über Jahrhunderte und Jahrtausende wurden Flüsse belastet, Kosten entstanden, die von der Allgemeinheit getragen werden mussten. Die Kalihalden waren im letzten Jahrtausend das Wahrzeichen der Region und damit einer längst vergangenen falschen Unternehmenspolitik. So könnte es und so darf es aber nicht zugehen in 1.300 Jahren
Frau Abgeordnete Wolf, einen kleinen Moment. Es möchte mal bitte dieses Handy entfernt werden, welches jetzt hier klingelt. Normalerweise gibt das einen Ordnungsruf, ich sehe nur die Person zum Handy noch nicht.
Vielleicht hört man in der Kantine, dass ich nach einem Handy fahnde. Aber vielleicht hört es jemand im Umfeld und kann mal ausdrücken.
Meine Damen und Herren, wir alle kennen den sogenannten Monte Kali, er ist weithin sichtbar, wenn man von der A 4 von Thüringen nach Hessen fährt sieht man ihn weithin, auch von der Zugstrecke her gut sichtbar. Es ist das nicht mehr benötigte weiße
Gold auf der Abraumhalde. Lassen Sie mich zur Versachlichung der Diskussion ein bisschen beitragen. Ich hatte das Gefühl, dass dem einen oder anderen meiner Vorredner die Zahlen fehlten. Wir sprechen im Moment davon, dass die Kalihalde in Heringen ein Volumen hat von 100 Mio. Tonnen und jedes Jahr kommen 5,5 Mio. Tonnen Abraummaterial dazu. Im Rahmenbetriebsplan ist festgelegt, dass die Kaliabraumhalde Pi mal Daumen eine Größe von 205 Mio. Tonnen annehmen kann, d.h. eine Verdoppelung der jetzigen Größe. Jeder, der das Bild vielleicht vor Augen hat, es wäre schön, wenn er darüber nachdenkt, wie das aussieht, wenn die Abraumhalde noch einmal doppelt so groß wird.
Die Halde besteht zu mehr als 90 Prozent aus Steinsalz. Jetzt schlage ich den Bogen: Thüringen ist verantwortlich für die Bergsicherung der geschlossenen Kaliwerke in Merkers, an der Stelle Experte Herr Grob, der ja auch in Kieselbach wohnt, und Dorndorf, Springen, das wurde alles genannt. Um Bergschläge zu verhindern, ist völlig richtig festgestellt worden, dass es zu einer Bergsicherung kommen muss. Die Kosten dafür trägt Thüringen. Die Kosten dafür betragen im Moment im Jahr Pi mal Daumen immer zwischen 19 und 20 Mio. €, also keine Peanuts, das sind richtige Summen, die hier richtigerweise in die Hand genommen werden müssen. Aber wie funktioniert Bergsicherung in Merkers? Es funktioniert so, dass an einer Stelle Steinsalz abgebaut wird, an sicheren Stellen und dieses Steinsalz wird dann in unsichere einsturzgefährdete Gebiete gebracht. Ich hatte vorhin gesagt, Abraum wird in der Größenordnung von ungefähr 5,5 Mio. jedes Jahr auf die Halde gebracht. Abgebaut werden jedes Jahr 2 Mio. Tonnen für die Bergsicherheit und an einer anderen Stelle wieder eingebracht. Das ist ohne Zweifel - und das wollen wir gar nicht wegreden - im Moment die günstigste Variante. Es ist günstiger, Steinsalz abzubauen, als von Halden wieder unter Tage zu bringen. Aber genau das wollen wir aufdröseln, weil es sind nicht nur die betriebswirtschaftlichen Kosten, die betrachtet werden müssen, sondern auch die volkswirtschaftlichen.
Die Methode ist das klassische Beispiel dafür, dass billig nicht immer gut ist oder günstig. Von „billig“ kann man bei 20 Mio. nicht reden. Das Ganze will ich insoweit auch noch - ich will keine Neiddiskussion bilden, aber es gibt einen Generalvertrag mit Kali + Salz, dass diese 20 Mio. € jedes Jahr genau an das Unternehmen, was es einfacher macht an der Stelle, nämlich an Kali + Salz fließen. Im Übrigen flossen bis zum Ende des Jahres 2008 aus dem - der Abgeordnetenkollege hat es richtigerweise angesprochen - Sondervermögen ökologische Altlasten sage
An der Stelle will ich Ihnen den dritten Problemkreis aufmachen, nicht nur die Kalihalde, nicht nur die Bergsicherung, sondern die Frage der Kurzarbeit im Werk Werra. Herr Kummer ist schon darauf eingegangen. Wir haben die Situation, dass im Moment Steuergelder dafür aufgewandt werden, dass Menschen, die eigentlich im Bergbau tätig sind, im Moment zu Hause bleiben. Genau hier wollen wir das Ganze zusammenbringen, wollen die Crux an der Stelle beenden und sagen, man kann diesen Problemkreis ineinander bringen. Und weil hier wieder die Diskussion aufgemacht wurde, wir sind im Krieg, das finde ich eine ganz schlimme Formulierung, aber im Krieg gegen Kali + Salz. Genau das ist an der Stelle nicht der Fall. Wir wollen Kali + Salz an der Stelle die Hand reichen und sagen,
Steuermittel, die an der einen Stelle gebraucht und benötigt werden für Kurzarbeit, Steuermittel, die auf der anderen Seite für die Frage der Bergsicherung benutzt werden, diese Posten wollen wir zusammenfassen und wollen damit ein ökologisches Problem - wir wissen, wir können es damit nicht beseitigen, das ist uns völlig klar, aber es kann ein erster Schritt gegangen werden, um die Kalihalden an der Stelle zu modellieren. Wir wissen, eine Abdeckung ist bei der jetzigen Form der Kalihalden nicht möglich. Aber wir wissen, es muss etwas passieren, also das Ganze miteinander zusammenbringen, weil wir glauben, dass es so wirklich möglich ist, diese Thematik 1.300 Jahre Werra-Versalzung wirklich zu verhindern und die Situation deutlich zu verbessern.
Meine Damen und Herren, sowohl von der SPD, auch von der CDU und FDP, die Sie sich so in großen Wellen hier gegen den Antrag ausgesprochen haben, ich weiß auch nicht, warum ich plötzlich eine so große Sehnsucht nach der Abgeordnetenkollegin Dagmar Becker habe, aber das nur am Rande.
In der gestrigen TLZ war in Eisenach nachzulesen, dass der Pressesprecher des Unternehmens Kali + Salz, Herr Göbel, unseren Vorschlag als durchaus charmant wahrnimmt. Von daher hat er offensichtlich besser verstanden, was wir meinten, als meine Vorrednerin.
für die Bergsicherheit - haben Sie schon so gesagt, ja. Wissen Sie, wie viele Arbeitsplätze damit gesichert sind und dass sämtliche Arbeiten, ob das Besatz ist, ob das Versatz ist, ob das Sicherung ist, dass diese wirklich abgerechnet werden müssen und dort kein Pfennig zu viel gezahlt wird, wenn das nicht erbracht wird? Wissen Sie das?
Herr Grob, ich bin Ihnen dafür dankbar, dass Sie darauf noch einmal hinweisen, weil es genau das ist, was ich ausführen wollte. Ich habe gesagt, es ist notwendig, die Bergsicherung zu machen. Es ist völlig korrekt, dass dafür die Kosten natürlich in Rechnung gestellt werden. Das ist doch gar keine Frage. Es macht es doch für uns an der Stelle deutlich leichter, dass wir Leistungen aus einer Hand haben können, dass es eben gerade Kali + Salz in dem Generalvertrag ist, die diese Bergsicherheit in den Werken machen. Dass das passieren muss, ist völlig logisch, weil nur so können Bergschläge verhindert werden und nur so ist die Sicherheit vor Ort gegeben. Da sind wir miteinander komplett einig und dass das Arbeitsplätze sichert, ist ja auch logisch. Da sind wir ganz nah beieinander und da lasse ich diese Diskussion uns auch nicht in die Schuhe schieben, dass wir Kali + Salz das nicht gönnen sollten. Wo Arbeit und Leistung erbracht werden, müssen diese natürlich auch finanziert werden - gar keine Frage.
Meine Damen und Herren, ich möchte zusammenfassen: Ich bin der Meinung, dass unser Antrag immer noch sinnvoll ist.
Im Übrigen, Kali + Salz, ich war gerade bei dem Punkt auszuführen, dass auch der Pressesprecher den Ansatz charmant findet und nur findet, dass die Finanzierung insoweit nicht gesichert ist, weil er nämlich genau die Rechnung nicht aufgemacht hat, die Gelder für die Kurzarbeit hinzuzuziehen, sondern nur das reine betriebswirtschaftliche Rechnen, dass es billiger ist, Abraummaterial auf eine Halde zu bringen als es wieder unter Tage zu bringen. Von daher bin ich auf eine neue Rechnung gespannt. Wir stehen für eine nachhaltige Politik. Wir wollen eine nachhaltige Politik. Wir glauben, dass Abraumhalden im Jahr 2009 nicht mehr gerechtfertigt sind. Man kann nicht wirtschaften auf Kosten nachfolgender Generationen. Es ist unverantwortlich in meinen Augen, von heutigen Bodenschätzen gut zu leben, die Lasten aber nachfolgenden Generationen weiterzureichen.
Eine Nachfrage. Verstehe ich Ihren Antrag auch diesbezüglich richtig, dass Sie weiterhin von unserer im Koalitionsvertrag vereinbarten Pipelinelösung Abstand nehmen und quasi über Jahrhunderte jetzt die Halden wieder einbauen wollen? Der runde Tisch hat sich diesbezüglich geäußert, dass dauerhaft die Halden über die Pipeline sinnvoll zu entsorgen sind und auch richtig zu entsorgen sind.
Frau Mühlbauer, ich widerspreche Ihnen ausdrücklich, weil der runde Tisch sich nämlich gar nicht zu einer Empfehlung hinreißen konnte,
der runde Tisch sich auch nicht zu einer Empfehlung einer Salzpipeline an die Nordsee entscheiden konnte und dementsprechend derzeit es keinen Empfehlungsstand des runden Tisches gibt. Der
Bogen ist jetzt sehr weit gespannt. Ich möchte trotzdem auf Ihre Frage antworten. Wir glauben, dass auch eine Salzpipeline, die 1.300 Jahre in die Nordsee führt, bei Weitem nicht nachhaltig, geschweige denn in irgendeiner Weise sinnvoll ist. Wir sind weiterhin der Meinung, dass all das, was wieder unter Tage zurück kann - ich weiß, das wird nicht alles sein -, auch wieder unter Tage zurück muss. Dort gehört es hin. Das ist nicht nur eine Frage der ökologischen Altlasten, die somit verhindert werden, es ist auch eine Frage der Bergsicherheit. Sie wissen sicher auch - Sie haben sich mit dem Thema auch beschäftigt -, dass jeder Hohlraum über Jahrhunderte hinweg sich senken wird und wir dementsprechend immer, wenn wir die Hohlräume nicht wieder verfüllen, die Probleme mit Bergschlägen, mit Senkungen usw. ansonsten in der Region haben. Von daher ist es doppelt sinnvoll, Altmaterial wieder zurückzubringen und all das, was dann am Ende an Material über Tage verbleiben muss, weil nicht alles wieder zurückgebracht werden kann - wie das auch in anderen Regionen ist, gerade Nordthüringen ist dafür exemplarisch -, durch eine Haldenabdeckung für die nachfolgenden Generationen unschädlich zu machen. Das ist in unseren Augen der richtige Weg und auch praktikabel und akzeptabel für nachfolgende Generationen. Habe ich Ihre Frage damit beantworten können, Frau Mühlbauer?