Dass die Tourismusverantwortlichen vor Ort hier und da versuchen, ihre eigenen Süppchen zu kochen, ist sicherlich auch eine Schwierigkeit in der Tourismuspolitik, die auch in der Zukunft immer wieder auch Thema sein wird.
Oberhof - auch ein schönes Thema. Der Kollege Adams, erfreut sich, wie ich weiß, gerade in der Region Oberhof eines ausgezeichneten Rufs als Tourismusexperte.
Es gibt ja das Oberhof-Konzept der Landesregierung, das ich sehr, sehr bemerkenswert fand. Das ist so sorgfältig erstellt, dass das Thema Bundeswehr, die Sportfördergruppe der Bundeswehr, die ja tatsächlich nicht ganz unerheblich ist...
... aber trotzdem, Herr Barth, werden Sie mir nicht sagen, was ich Sie zu fragen habe, nämlich ob sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Adams gestatten.
Frau Präsidentin, es liegt mir fern, Ihnen zu sagen, was Sie zu sagen haben, ich wollte nur sagen, ich würde den Satz gern noch fertig sprechen, dann lasse ich diese Zwischenfrage auch gern zu.
Ich würde den Satz gern noch fertig sagen. Die Sportfördergruppe der Bundeswehr, die ja unbestritten eine zentrale Bedeutung hat für den ganzen Wintersport in Oberhof, die findet in dem OberhofKonzept nicht einmal Erwähnung. Das sind Dinge, wo ich glaube, dass es hier und da noch Verbesserungsbedarf gibt. Herr Kollege Adams, wenn...
Vielen Dank, Frau Präsidentin. Herr Barth, finden sie es falsch, wenn 25 bis 28 Mio. € in dieser Legislatur noch investiert werden sollen in einem Ort - in einem lokalen Ort, für ein Ziel, nämlich Tourismusund Sportförderung - hier Effizienzfragen zu stellen und kritisch zu bleiben, finden sie das falsch? Zweitens: Wie begründen Sie, dass die Sportkonzeption in der Tourismuskonzeption stecken müsste.
Also Herr Kollege Adams, ich finde es nie falsch, kritisch zu bleiben. Wir hatten den Disput gestern mit ihrer Fraktionsvorsitzenden, die an einer konkreten Stelle ausdrücklich zum Gegenteil aufgerufen hat, aber kritische Fragen sind nie falsch. Das Problem ist, wenn der Frager die Antworten gleich mitbringt, dann sind die Fragen natürlich nur Rhetorik und das ist eine Geschichte, die wir an der Stelle vielleicht mal hinterfragen sollten.
Frau Präsidentin, mit Blick darauf, dass wir es vielleicht noch schaffen, einen weiteren Tagesordnungspunkt aufzurufen, wenn es mir gelingt, mich kurzzufassen und der Staatssekretär das dann vielleicht auch macht. Frau Siegesmund, wenn Sie mich zum Kaffee einladen, beantworte ich Ihre Frage dann gern draußen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, da wäre ich auch schon beim Fazit. Der Tourismus in Thüringen ist wichtig. Der Freistaat Thüringen misst dem Tourismus eine hohe Bedeutung zu. Dieser Satz aus der Antwort auf die Frage 1, der kann gar nicht in irgendeiner Form Widerspruch hervorrufen. Es bleibt viel zu tun und ich würde sagen, packen wir es an. Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Barth. Es haben jetzt Abgeordnete aus allen Fraktionen geredet. Das Wort hat jetzt für die Landesregierung der Herr Staatssekretär Staschewski.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, da ja in meinem Horoskop für heute steht, dass nach einem turbulenten Tag der Abend in Harmonie endet, müssen Sie mir jetzt mal Signale geben, wie lange ich sprechen soll. Ich habe jetzt unterschiedliche Signale bekommen, was die Mehrheit des Hauses will, ob es bis 18.00 Uhr gehen soll oder nicht.
Ich bin ja schon mittendrin. Herr Barth, ich hoffe, es stört nicht unsere Harmonie am Abend, wenn ich Sie darauf hinweise, was das Copyright Design anbelangt, gleich an einem Punkt am Anfang. Es ist ja nicht so, dass wir aus der Spur gehen, wir sind einfach Vorreiter da für die Landesregierung, indem wir eben die Sachen hier entsprechend voranbringen. Wir halten uns natürlich auch mit dem thueringen-entdecken.de und bei dem Tourismus daran. Auch ich kann mich bedanken für diese Anfrage bei den LINKEN.
Ich glaube, das war ja heute sehr, sehr harmonisch und eindeutig, dass alle Fraktionen hier ausdrücklich darauf hingewiesen haben, dass es gut ist, dass wir einmal eine solche durchaus umfassende Anfrage haben, mit 181 Fragen durchaus sehr detailliert vorgehen können. Wenn Sie wollen, kann ich dann auch noch auf einzelne Fragen detailliert eingehen, ohne dass ich natürlich dann die Diskussion im Ausschuss heute schon vorwegnehmen will. Auch das, glaube ich, ist sehr wichtig, dass wir im Ausschuss darüber noch intensiv diskutieren.
Ihnen liegt mit dieser Drucksache 5/2790 eine, denke ich, im Umfang und auch Inhalt angemessene Antwort auf die Große Anfrage vor und ich möchte hier einmal einige grundsätzliche Aspekte des Thüringer Tourismus erwähnen. Was bedeutet eigentlich der Thüringer Tourismus für unseren Freistaat aus wirtschaftlicher Sicht zum Beispiel? Der touristische Bruttoumsatz in Thüringen im Jahr 2008 misst nach Schätzungen der dwif-Consulting GmbH ca. 3,2 Mrd. €. Das muss man sich einmal überlegen 3,2 Mrd. € im Jahr 2008 der touristische Bruttoumsatz im Land. Das ist eine enorme Summe. Wenn man jetzt diese Schätzung sich genauer betrachtet, dann kann man davon ausgehen, dass in Thüringen über 100.000 Personen ihren Lebensunterhalt durch die Tourismuswirtschaft bestreiten können, über 100.000 Personen. Ich glaube, das zeigt, wie wichtig in unserem Land der Wirtschaftsfaktor Tourismus wirkt. Nun schauen wir uns mal die Gästeankünfte an. In der Entwicklung in den Jahren 2005 und 2010 sind sie stetig angestiegen. Auch die Übernachtungen konnten in diesen Jahren zwi
schen 2005 und 2009, das sind die aktuellsten Zahlen, die ausgewertet sind, die fest sind, jährliche Zuwächse verzeichnen. Insgesamt hat sich der Thüringer Tourismus in den letzten Jahren also durchaus positiv entwickelt bei all den kritischen Ansätzen, die Herr Korschewsky und andere hier heute auch vorgetragen haben. Deshalb haben wir übrigens diese Studie gemacht. Deshalb haben wir auch die Zusammenarbeit intensiviert, weil wir diese Defizite auch sehen, bei all diesen Defiziten, die Sie auch angesprochen haben, die wir auch noch weiter angehen müssen.
An dieser Stelle möchte ich aber ausdrücklich auch meinen Dank sagen an alle touristischen Akteure im Land für ihr Engagement und für die gute Zusammenarbeit. Ich glaube, das, was wir mit den Touristikern zusammen in den letzten Wochen und Monaten hinbekommen haben, kann sich zeigen, sehen lassen. Es gab am Anfang immer wieder Skepsis, warum sollen wir uns hier einbringen, ist es nicht irgendwo ein Feigenblatt, wenn wir da kommen, und macht ihr dann doch nicht das, was ihr sowieso wollt. Ich glaube, es ist dann deutlich geworden. Die Schwerpunktfindung, die wir gemeinsam organisiert haben, war eine zentrale Voraussetzung, dass wir gemeinsam auch an diesem Strang ziehen, dass wir den Wirtschaftsfaktor Tourismus noch positiver entwickeln.
Aber trotz all dieser positiven Spots, die ich eben genannt habe, ist natürlich in Thüringen im Vergleich zu anderen Bundesländern auch anzumerken, dass wir Marktanteile verloren haben. Wir haben tatsächlich Marktanteile verloren. Dem müssen wir künftig entgegenwirken. Was heißt das, wie können wir das? Es bedarf einer höheren Dynamik in der Entwicklung des Thüringer Tourismus. Höhere Dynamik bedeutet, wir müssen uns darauf einstellen, dass sich auch die Herausforderungen, dass sich die Bedürfnisse von Urlauberinnen und Urlaubern ändern. Das kann nur gelingen, wenn alle Akteure - also die einzelnen Betriebe, angefangen von der Hotellerie, von den Gaststätten, die Kommunen, die regionalen Tourismusorganisationen, aber auch die Landestourismusgesellschaft sich vereinbaren und gemeinsam an einem Strang ziehen.
Die Tourismusförderung stellt sowohl über die Richtlinie des Freistaats Thüringen für die Gewährung von Zuwendungen aus der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur - GRW - als auch über das Landesprogramm Tourismus einen wichtigen Baustein in der Umsetzung von Vorhaben der touristischen Infrastruktur bzw. zur Erweiterung der touristischen Angebote durch kommunale Maßnahmeträger dar.
Meine Damen und Herren, im Rahmen der GRWRichtlinie wurden für Tourismuseinrichtungen, die öffentlich zugänglich sind - das ist auch immer ganz
wichtig, zu mir kommen auch ab und zu mal private Anbieter, die sagen, wieso fördert ihr über den Tourismus, Landesprogramm und GRW das und das, ich habe doch hier auch was Schönes, was auch insgesamt zur Verschönerung des Ortes oder des Dorfes beiträgt; das können wir natürlich nicht fördern; Tourismuseinrichtungen können wir nur fördern, die öffentlich zugänglich sind und die überwiegend touristisch genutzt werden und für Leistungsfähigkeit und wirtschaftliche Entwicklung von ortsansässigen Tourismusbetrieben von unmittelbarer Bedeutung sind -, in den Jahren 2007 bis 2010 Zuschüsse von fast 53 Mio. € bewilligt. Das ist, glaube ich, eine hübsche Summe, Wenn wir uns nun anschauen, wie schaut unsere Vermarktung aus. Das ist ganz wichtig. Im Übrigen ist es auch das Thema, was ich immer wieder mit den Oberhofern habe. Sie haben das jetzt eben, Herr Adams, angesprochen. Es reicht ja nicht, wenn wir die längste Rodelbahn haben, Herr Adams, in Oberhof, sondern wir müssen sie natürlich auch vermarkten, da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Ich habe das gesehen, ich bin in diesem Verteiler drin, kann ich jedem sehr empfehlen, von der Oberhofer Tourismus-Gesellschaft bekomme immer alle Hotspots da mit. Da wurde das sehr groß angekündigt und intensiv beworben. Ich werde es auch mitnehmen, ich bin demnächst auch mal oben beim TourismusStammtisch in Oberhof, wo man dann auch mit den Akteuren vor Ort über solche Sachen sprechen muss und sprechen kann und dann sagen kann, ihr habt gute Ideen, wir wollen euch da auch unterstützen, aber das Marketing muss auch entsprechend gut werden.
Wir haben uns für Thüringen, für den Freistaat vorgenommen, dass wir die Vermarktung nach Themenschwerpunkten vollziehen. Ich glaube, das ist auch eine vernünftige Marketingstrategie. Diese Themenschwerpunkte sind in der Landestourismuskonzeption 2005 durch drei Hauptthemenbereiche festgelegt worden. Das ist der erste Themenbereich Kultur- und Städtetourismus, der zweite Themenbereich Natur- und Aktivtourismus sowie Wellnessund Gesundheitstourismus. Da habe ich jetzt noch gar nicht den Bereich, den Herr Minister Reinholz vertritt, angesprochen, der ländliche Raum. Auch da war ja auch eine Präsentation, Herr Barth, übrigens auf der Grünen Woche. Von Vertretern aus dem Unstrut-Hainich-Kreis war da auch ein Stand, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Aber ich gebe Ihnen vollkommen recht, wir können auch auf der Grünen Woche - und da können unsere Häuser, glaube ich, ins Gespräch kommen - noch einen Zahn zulegen, was die touristische Vermarktung anbelangt,
was das Angebot anbelangt. Ich bin ja vom Vorsitzenden des Ausschusses da auch am Rande der Ausstellung angesprochen worden. Ich bin da sehr
offen, lassen Sie uns da ins Gespräch kommen. Ich glaube, wenn wir mit Frau Grönegres sprechen und mit anderen Akteuren, dass da durchaus auch die Möglichkeit besteht, attraktiveres Angebot zu organisieren.
Die Segmente, die hier auch schon angesprochen worden sind - barrierefreier Tourismus und Qualität im Tourismus -, das sind Querschnittsthemen und alle für Thüringen definierten Themen sollen Berücksichtigung finden. Zum barrierefreien Tourismus übrigens bin ich ja schon öfter im zuständigen TMSFG für Barrierefreiheit gewesen. Wir haben darüber gesprochen. Wir haben einen extra Baustein, einen extra Schwerpunkt auch bei der TTG hier in unsere Konzeption mit aufgenommen in die Organisation für die Neuausrichtung der TTG. Das ist, glaube ich, sehr wichtig, insbesondere, wenn man daran denkt, was die Möglichkeiten vor allem von Älteren auch anbelangt, die noch sehr viel reisefreudiger sind, als das vor einigen Jahren war.
Ich fange mit der ersten Themensäule Kultur und Städte an. Die Landesregierung misst im Bereich dem Thema Kulturtourismus eine extrem hohe Bedeutung bei. In der Landestourismuskonzeption 2015 wird der Kultur- und Städtetourismus als wichtigstes Kernthema des Thüringer Tourismus identifiziert. Es wird davon ausgegangen, dass kulturtouristisch nutzbare Einrichtungen dazu beitragen können, Thüringen als attraktives Reiseland noch mehr zu profilieren. Der Stellenwert des Thüringer Kulturtourismus soll in den nächsten Jahren im Rahmen des Themenschwerpunkts Kultur und Städtetourismus noch weiter ausgebaut werden. Zu diesem Zweck wurden in der Landestourismuskonzeption 2015 Handlungsfelder und Maßnahmen aufgezeigt mit dem Ziel, die Ankunfts- und Übernachtungszahlen kulturell motivierter Gäste zu erhöhen sowie einzelne Themenfelder definiert, auf die sich der Thüringer Kulturtourismus in Zukunft im Marketing konzentrieren soll. Insbesondere werden Potenziale für Alleinstellungsmerkmale in den Wirkungsstätten Martin Luthers, Johann Sebastian Bachs, Goethes und Schillers gesehen.
Des Weiteren gibt es in Thüringen erstens mit der Wartburg, zweitens dem klassischen Weimar und drittens den Bauhausstätten in Weimar bereits drei bedeutende UNESCO-Weltkulturerbestätten und wir alle wollen, dass noch eine dazukommt, dass wir mit Erfurt auch das Glück haben, eine weitere Weltkulturstätte zu bekommen.
Ich glaube, hier sollten wir alle dafür Sorge tragen, dass dieses hohe Gut, das wir hier haben, auch entsprechend gewürdigt wird. Wir sollten uns alle gemeinsam dafür einsetzen.
In diesem Zusammenhang lassen Sie mich noch kurz eine Geschichte erzählen, die ich letztes Jahr in Weimar erlebt habe. In dieser kulturträchtigen Stadt Weimar, in die sehr viele Gäste kommen, müssen wir auch immer wieder mithelfen, dass Kleinigkeiten und Besonderheiten Aufmerksamkeit erregen. Da entsteht neben dem Goethehaus ein Familienhotel, das in ganz besonderer Weise ausschließlich aus Naturmaterialien erbaut wird. Ich glaube, das ist auch eine Konzeption, die gerade kulturinteressiertes Publikum und Touristen anzieht, die Wert darauf legen, in einem energieeffizienten Haus zu wohnen, die Wert darauf legen, dass man auch seinen Urlaub in Städten und in Häusern verbringt, die einem gewissen Anspruch dann auch gerecht werden.
Ich glaube, das Haus kann man nicht aufessen, Abgeordneter Bärwolff, das bleibt dann schon stehen, wenn man darin gewohnt hat. Zunehmen werden auch - da sind wir jetzt auch wieder bei der heutigen Mündlichen Anfrage und darüber gibt es viele Studien, da werden sich jetzt Frau Pelke und viele andere freuen - Open-Air-Ereignisse, die für die Entwicklung des Tourismus deutschlandweit und europaweit erfolgreich genutzt werden. Ich denke, auch das ist ein wichtiger Baustein, ein wichtiger Hintergrund, wenn wir über Multifunktionsarenen sprechen, dass wir eben auch ein zusätzliches touristisches Angebot haben, da liegen wir auch mitten im Trend.