Die erste Frage am heutigen Tag stellt in der Drucksache 6/1110 Frau Abgeordnete Mitteldorf, Die Linke.
Die Universal Multimedia Electronic Library (Ur- MEL) ist die zentrale Zugangsplattform für multimediale Angebote der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) und weiterer Partner, zu denen auch Staatsarchive, Museen und die Klassik Stiftung Weimar gehören. Sie bietet eine umfassende Infrastruktur und das Prozessmanagement zur Unterstützung und Umsetzung spartenübergreifender Digitalisierungsanforderungen.
1. Welchen Stellenwert misst die Landesregierung UrMEL und seinen Kernkompetenzen im Hinblick auf die Kulturgutdigitalisierung des Freistaats bei?
2. Gibt es Pläne zur Weiterentwicklung von UrMEL für den Bereich der Kulturgutdigitalisierung und wenn ja, welche und in wessen Verantwortung?
4. Welche Maßnahmen zur Kulturgutdigitalisierung wurden und werden durch welche Ministerien in welcher Höhe finanziell und strukturell unterstützt?
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Mitteldorf beantworte ich für die Landesregierung wie folgt:
Folgenden werde ich sie immer UrMEL nennen – als zentrale Plattform für die multimediale Präsentation ausgewählter Quellen und Sammlungen aus unseren Bibliotheken, aus den Archiven und Museen derzeit einen hohen Stellenwert. Der in den letzten Jahren auf dieser Basis entstandene digitale Kulturraum soll auch künftig weiterentwickelt werden. Aus Sicht der Landesregierung ist eine solche Konzentration an Infrastruktur und Know-How effektiv und überzeugend, um einer Vielzahl von Kultureinrichtungen die Teilhabe an der digitalen Bereitstellung ihrer Bestände und Sammlungen zu ermöglichen. Das Zusammenwirken der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek insbesondere mit kleineren Kultureinrichtungen betrachtet die Landesregierung als ein geeignetes Instrument, solchen Einrichtungen die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Kulturschätze in der digitalen Wissensgesellschaft, etwa im Rahmen der Deutschen Digitalen Bibliothek oder der Europeana, zu präsentieren und damit präsent zu bleiben.
Zu Frage 2: UrMEL ist die Zugangsplattform für multimediale Angebote der Thüringer Universitätsund Landesbibliothek Jena. Die ThULB kooperiert dabei mit zahlreichen Partnern, insbesondere bei der Digitalisierung von Kulturgut hier in Thüringen. Die weitere technische Entwicklung von UrMEL erfolgt vor dem Hintergrund der rasanten Veränderungen im Bereich der Digitalisierung in enger Abstimmung mit anderen deutschen Bibliotheken. Die zukünftige Organisation bibliotheksübergreifender Digitalisierungsleistungen ist Teil der geplanten Strukturreform der Hochschulbibliotheken. Dazu wird das Institut für Hochschulentwicklung HIS Ende Oktober ein Gutachten vorlegen.
Zu Frage 3: Ziel der Kulturgutdigitalisierung ist es, ausgewählte Teile unseres einzigartigen und vielfältigen Bestands hier in Thüringen an kultureller Überlieferung in digitale Form zu überführen. Dabei umfasst die Digitalisierung sowohl die Metadaten, die die Objekte beschreiben als auch die kulturellen Güter selber. Aufgrund der großen Menge potenziell hierfür in Betracht kommender Objekte kann dies allerdings nur Schritt für Schritt erfolgen. Das wird eine jahrelang dauernde Aufgabe sein. Derzeit sind immerhin doch schon über 6 Millionen Digitalisate – das sind die Originale, die kulturellen Güter, nicht die Metadaten – mit ihren Erschließungsinformationen über UrMEL und die entsprechenden Präsentationsportale verfügbar. Dabei bezieht UrMEL neben größeren Einrichtungen, wie zum Beispiel die Klassik Stiftung Weimar, auch solche Einrichtungen ein, denen eigene Kapazitäten zur Digitalisierung, Erschließung und Bereitstellung ihrer Bestände fehlen. Neben zahlreichen Partnern aus Bibliotheken und Forschungseinrichtungen sind dies bislang über 60 Thüringer Archive und Museen. Dies ist ein – auch im Ländervergleich – beachtliches Niveau, welches über Leuchttürme hinaus ins
Zu Frage 4: Eine Übersicht über die von der Kulturabteilung des vormaligen Ministeriums, Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, bzw. jetzt der Staatskanzlei geförderten Projekte zur Kulturgutdigitalisierung aus der allgemeinen Titelgruppe 83 im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Kunst und Kultur für die Jahre 2013, 2014 und 2015 stellen wir gern schriftlich zur Verfügung. Das lese ich jetzt hier nicht alles vor.
Zusätzlich wurde aus Haushaltsmitteln des Beauftragten der Thüringer Landesregierung zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums für die Digitalisierung von Teilen der Flugschriftensammlung der Wartburgstiftung Eisenach eine Zuwendung in Höhe von 24.100 Euro im Jahr 2012 gewährt. Weiterhin stehen in der Förderperiode 2014 bis 2020 EFRE-Mittel für die Digitalisierung in Höhe von 4 Millionen Euro zur Verfügung, die insgesamt mit einer weiteren Million Euro vom Land zu komplementieren sein werden. Konkrete Projektanträge für diese Mittel liegen derzeit noch nicht vor, werden aber sicherlich zu erwarten sein. Die inhaltliche Abstimmung hat bereits begonnen. Mit der Umsetzung erster Projekte rechnen wir ab 2016.
Daneben werden der FSU Jena seit 2012 zur Finanzierung der landesbibliothekarischen Aufgaben der ThULB jährlich Sondermittel in Höhe von 4,7 Millionen Euro zugewiesen. Ein großer Teil dieser landesbibliothekarischen Mittel wird für den Leistungsbereich „Bewahrung und Digitalisierung des kulturellen Erbes“ eingesetzt. Die Sonderfinanzierung soll auch die nächsten Jahre fortgesetzt werden. Danke.
Vielen Dank erst mal, Frau Staatssekretärin. Ich habe noch eine Frage, eigentlich sind es zwei. Ist der Landesregierung bekannt, dass die FSU Jena plant, UrMEL nur noch gegen Entgelt bereitzustellen? Wie bewertet das die Landesregierung?
Ja, da sind wir in der Diskussion. Das ist natürlich die Diskussion zwischen dem wissenschaftlichen Teil der Bibliothek und dem Hut Landesbibliothek. Ich denke, für die Fördermittel, welche die Landesbibliothek bekommt, sollte sie unseren kleinen Kultureinrichtungen ihre Dienstleistung auch so zur
Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Der nächste Fragesteller ist Herr Abgeordneter Schaft, Fraktion Die Linke, in der Drucksache 6/1111.
Eine moderne Wissenschaftsinfrastruktur benötigt leistungsfähige und aufeinander abgestimmte Informationsstrukturen. Daher kommt den Hochschulbibliotheken in Thüringen eine besondere Rolle zu, um optimale Rahmenbedingungen für Lehre und Forschung an den Hochschulen zu gewährleisten. Zudem besitzt die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena mit ihren landesbibliothekarischen Aufgaben eine überregionale Strahlkraft, so beispielsweise auch im Bereich der Kulturgüterdigitalisierung. Um über die Möglichkeiten der in der Hochschulstrategie 2020 festgelegten Strukturreform in diesem Bereich auf einer breiten Datenbasis diskutieren zu können, wurde im Herbst 2014 die Hochschul-Informations-System (HIS) GmbH mit der Erarbeitung eines Gutachtens zur Bewertung unter anderem dieser beauftragt. Dieses Gutachten soll einen umfassenden Katalog der bibliothekarischen Dienstleistungen enthalten. Im Juni dieses Jahres informierte Minister Tiefensee die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Wissenschaft darüber, dass mit der Vorlage des Gutachtens im September dieses Jahres gerechnet wird. Die Ergebnisse werden derzeit von verschiedenen wissenschaftspolitischen und auch kulturpolitischen Akteuren erwartet, da sich hier durch Vorschläge für neue Strukturen und Kooperationen auch Synergieeffekte zwischen Wissenschaft und Kultur erzielen lassen könnten.
1. Wann wird das Gutachten der HIS veröffentlicht und in welchem Rahmen werden die Ergebnisse präsentiert?
2. Welche Erwartungen stellt die Landesregierung an die Ergebnisse des Gutachtens mit Blick auf die geplante Strukturreform?
3. Welche Rolle spielen im Rahmen der geplanten Strukturreform auch Reformbemühungen der Landesregierung im Bereich der Digitalisierung und öffentlichen Bibliotheksstrukturen im Freistaat?
4. Welche Rolle kommt aus Sicht der Landesregierung der Kulturgüterdigitalisierung in der Landschaft der Hochschulbibliotheken beispielsweise – wie auch gerade schon besprochen – UrMEL in Jena als Teil der Wissenschaftsinfrastruktur zu?
Für die Landesregierung antwortet das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Herr Staatssekretär Hoppe.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schaft beantworte ich für die Thüringer Landesregierung wie folgt:
Zu Frage 1: Das Gutachten des HIS-Instituts für Hochschulentwicklung wird am 22. Oktober im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft präsentiert. Dazu sind auch die Vertreter aller Fraktionen im Ausschuss für Wirtschaft und Wissenschaft eingeladen. Die Einladungen sollten den betreffenden Damen und Herren inzwischen vorliegen.
Zu Frage 2: Die Landesregierung erwartet, umsetzbare Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Systems der Thüringer Hochschulbibliotheken zu erhalten. Die Prämissen sind in der Hochschulstrategie 2020 dargestellt.
Zu Frage 3: Die Gutachter wurden beauftragt, Wege zur Umsetzung der in der Hochschulstrategie Thüringen 2020 festgelegten Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Systems der Hochschulbibliotheken aufzuzeigen. Hochschulbibliotheken sind in Kooperation mit den Rechenzentren wesentliche Träger der zunehmenden Digitalisierung in Forschung und Lehre. Deshalb werden Fragen der Digitalisierung auch im Rahmen der Strukturreform der Bibliotheken eine große Rolle spielen. Das Gutachten wird sich allerdings auftragsgemäß auf den Bereich der Hochschulbibliotheken konzentrieren. Die öffentlichen Bibliotheken, in der Regel in kommunaler Trägerschaft, sind nicht Gegenstand der Begutachtung.
Zu Frage 4: Die Hochschulen sind auch ein wichtiger Akteur im Prozess der Kulturdigitalisierung. Zum einen verwahren einige Hochschulbibliotheken Bestände von hohem kulturellen Wert, zum anderen werden viele wissenschaftliche Projekte an den Hochschulen von Digitalisierungsvorhaben begleitet. Wissenschaftliche Expertise sorgt für eine hochwertige Erschließung und Präsentation der Dokumente und Objekte. Es ist das Ziel der Landesregierung, die landesweite Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Projekten und leistungsfähigen Plattformen wie der Universal Multimedia Electronic Library zu unterstützen.
Recht herzlichen Dank, Herr Präsident. Sehr geehrter Herr Staatssekretär, schönen Dank für die Antwort. Mich würde interessieren, wie Sie im Vorfeld der uns dann vorliegenden HIS-Studie das DreiStufen-Modell des Hochschulentwicklungsplans bewerten, also der Teilverselbstständigung usw.
Zwei darf ich, alles klar. Die zweite Frage bezieht sich darauf, welchen Umsetzungshorizont, weil der auch im Hochschulentwicklungsplan vorgegeben ist, sehen Sie denn aus Ihrer aktuellen Sicht?
Ja, der Drei-Stufen-Plan ist Gegenstand der schon erwähnten Hochschulstrategie 2020, die im vergangenen Jahr beschlossen worden ist, und wir bauen auf dieser Strategie auf und gerade Fragen des Gutachtens beziehen sich auf diese Strategie. Insofern warten wir jetzt schlicht die Ergebnisse ab, die schon in absehbarer Zeit vorliegen, um daraus die notwendigen Schlüsse für die weitere Umsetzung zu ziehen. Die weitere Umsetzung, um Ihre Frage 2 aufzugreifen, soll dann zügig stattfinden. Wir gehen davon aus, dass wir Mitte des kommenden Jahres, also Mitte 2016, dann auch die Entscheidung so treffen können, dass wir in die konkrete Umsetzung gehen, sofern sich aus dem Prozess heraus Umsetzungsschritte ergeben.
Gibt es weitere Nachfragen? Das kann ich nicht erkennen. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Die nächste Fragestellerin ist Frau Abgeordnete RotheBeinlich, Bündnis 90/Die Grünen, und die Drucksache trägt die Nummer 6/1114.