Besser ist es, die bestehenden Angebote auszubauen, zu bündeln und als Gesamtangebot darzustellen. Mit der Thüringer Tourismusstrategie 2025 und der Tourismuskonzeption Thüringer Wald haben wir zwei hervorragende Strategien, die nicht nur den Wintertourismus voll umschließen, sondern darüber hinaus auch die gesamte Palette an touristischen Regionen, Angeboten und Möglichkeiten über das gesamte Jahr hinweg zusammenführen.
Ich will an der Stelle gar nicht leugnen, dass der Thüringer Wintersport im Thüringer Wald ein wichtiger Faktor ist. Nicht umsonst hat die Tourismuskonzeption Thüringer Wald die Eventregion Oberhof als eine der vier Top-Produktmarken identifiziert, die es genauso einzubinden gilt wie beispielsweise die Kulturregion Wartburg. Es wäre allerdings fatal, wenn wir uns an ein Konzept klammern, das allein darauf abzielt, immer genügend Schnee vor der Haustür zu haben. Mit dem Skiurlaub ist es wie mit dem Strandurlaub im Sommer: Wenn das Wetter mitspielt, wird es ein schöner Urlaub. Weder Sie, die Kolleginnen und Kollegen von der CDU, noch ich haben eine Kristallkugel, die uns weiße Winterlandschaften vorhersagt oder garantiert. Ohne Schnee kein erfolgreicher Winterurlaub, die Folge: abnehmende Gästezahlen, verschenkte Investitionen in eine einseitig geplante Destination und eine unattraktive Tourismusregion. Das kann nicht das Ziel sein. Deshalb müssen wir die Produktpalette diversifizieren und übergreifende ganzjährige Angebote schaffen, damit die Destination Thüringer Wald für eine breite Zielgruppe noch wahrnehmbarer und attraktiver wird.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, in unserem Alternativantrag haben wir unsere Vorstellungen noch einmal deutlich hervorgehoben. Die Urlaubsregion Thüringer Wald soll als ganzjähriges attraktives Reiseziel aufgestellt werden. Bereits heute kommen rund 57 Prozent der Urlauber im Sommer. Dieser Zeitraum ist schon jetzt entscheidend für ein hohes Gästeaufkommen und die damit verbundenen Einnahmen für die Tourismuswirtschaft.
Als Top-3-Aktivitäten hat die Tourismuskonzeption Thüringer Wald die Schwerpunkte Natur, Kultur und Wandern identifiziert. Gerade mit Blick auf unsere reiche Kulturlandschaft können wir aus diesem Produkt noch mehr rausholen. Wenn im Winter nicht genügend Schnee für die Piste und die Loipe liegt, kann ich mit kombinierten Angeboten aus Winterwandern, Wellness, Kultur und Kulinarik Alternativen schaffen. Diese Angebote sind nicht nur im Winter attraktiv, sondern auch im Sommer übertragbar. Darüber hinaus ermöglichen sie unsere Ansprache an weitere Zielgruppen. Zusätzlich –
und ich will betonen, dass ich einen Teil der Argumente durchaus unterstreichen kann – sehen wir für die Umsetzung all dieser Ideen eine gute Anbindung durch den ÖPNV und entsprechende Vermarktungs- und Kommunikationsstrategien als notwendig an. Ein erster und wirklich gelungener Aufschlag war die Sicherstellung des Rennsteigshuttles, an dieser Stelle noch mal mein Dank an die Landesregierung und alle Beteiligten für dieses Projekt.
Es war ein erster und es war ein guter Schritt hin zu einem übergreifenden ÖPNV-Angebot, das die Urlaubsregion Thüringer Wald noch besser mit den umliegenden Tourismusangeboten vernetzt. Darüber hinaus hat Wirtschaftsminister Tiefensee mit seiner Tourismusstrategie deutlich gemacht, wie wir die Kernwerte der Tourismusmarke Thüringen – naturverbunden, inspirierend, zugänglich und kulturprägend – noch besser herausstellen und als Markenprodukt präsentieren können, aber eben nicht nur mit Blick auf den Wintertourismus allein, sondern umfassend ganzjährig betrachtend. Diese Strategien und die beharrliche Arbeit aller Beteiligten, auch in unserem Haus, werden dazu beitragen, Thüringens Tourismus weiter voranzubringen. Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Parlamentspräsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Wird es auch in Zukunft Wintersport und Wintertourismus in Thüringen geben oder nicht? Lohnt es sich, weiter in Wintersport in Thüringen zu investieren oder nicht? Das sind die grundlegenden Fragen, mit denen sich diese beiden Anträge beschäftigen. Sie hängen ganz unweigerlich mit der Frage des Klimawandels zusammen,
denn wenn es die Klimaprognosen, die Sie wie eine Monstranz vor sich hertragen, tatsächlich gibt, dann erscheint es doch tatsächlich als fragwürdig, weiterhin langfristig in den Wintersport in Thüringen zu investieren.
Vonseiten der Landesregierung heißt es, eine pauschale Klimaprognose für den Thüringer Wald sei unmöglich. Eine pauschale Klimaprognose für die
ganze Welt scheint jedoch nicht so problematisch anzufertigen zu sein. Diametral entgegengesetzt zu der unüberlegten Aussage eines Ministers zeigt die Landesregierung jedoch auf, dass die Schneesicherheit in den Wintersportregionen um Oberhof, Steinach und Masserberg schon heute nicht mehr flächendeckend gegeben ist und sich diese Entwicklung auch fortsetzen wird. Diese Entwicklung haben wir in den letzten Wintern mit Sorge betrachtet. Mit den stärksten Abnahmen der Schneefallmenge muss nach Ansicht der Landesregierung dabei in den vorgenannten Wintersportregionen gerechnet werden. Langfristig ist sogar von einer Halbierung der Schneefallmenge auszugehen.
Argumentiert wird vonseiten des Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz weiter, der Wintertourismus im Thüringer Wald in seiner gegenwärtigen Struktur sei in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten aller Voraussicht nach noch nicht durch den Klimawandel in seiner Existenz bedroht, aber dennoch müssen Vorkehrungen getroffen werden, um auch mittel- und langfristig den Tourismus in Thüringen zu fördern. Allerdings ist es so, dass die Thüringer Behörden schon vor dem Antrag der CDU bemerkt haben, dass die touristische Strategie für die nächsten 100 Jahre vorsehen muss, den Wintersport entsprechend der veränderten Schneefallverhältnisse zu finanzieren. Daher ist bereits zum heutigen Zeitpunkt vorgesehen, wintersportspezifische Investitionen auf Topgebiete zu beschränken, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass hier noch am längsten eine Nutzung möglich sein wird und der Tourismus entsprechend wird aufrechterhalten werden können.
Des Weiteren muss die Ganzjahresnutzung touristischer Angebote im Mittelpunkt stehen. Dabei können Wellnessangebote ebenso zum Tragen kommen wie der Wandertourismus oder der Kulturtourismus. Hier sind bei der Entwicklung Kreativität und Fingerspitzengefühl ebenso gefragt wie neue Ideen und Herangehensweisen, die wir in der Thüringer Tourismus GmbH derzeit vermissen.
Schon häufiger haben wir beklagt, dass wir mit diesem unzeitgemäßen, wenig innovativen Ansatz des Tourismusmarketings in Thüringen nicht einverstanden sind und hier sehr viel Potenzial nach oben vermuten. Bei unseren Besuchen in der Region haben wir auch festgestellt, dass die Menschen vor
Er ist für viele nicht nur Inhalt der Freizeitgestaltung, sondern auch Inhalt der beruflichen Ausrichtung. Wir können und dürfen diesen Menschen nicht heute schon die Perspektive nehmen und ihnen sagen: Das war es jetzt mit dem Wintersport in Thüringen, ab jetzt wird nur noch gewandert. Denn es ist fraglich, ob diese Angebote die gleiche Anziehungskraft entwickeln, wie es der Wintertourismus einst tat. Aber wir müssen auf die Menschen vor Ort und ihre Ideen bezüglich der Weiterentwicklung ihrer Region hören. Was nützt es uns, hier im Landtag Ideen zu diskutieren und sie den Menschen vor Ort überzustülpen, wenn diese ganz andere Vorstellungen bezüglich ihrer Region, ihrer Lebensqualität haben?
Immer wieder hat beispielsweise die Bürgerinitiative, die sich gegen den Ausbau der Skiarena in Steinach positioniert, uns gegenüber deutlich gemacht, dass sie keine Zukunft für den Wintersport in ihrer Region sieht, zumal der geplante Ausbau mit einer nicht unerheblichen Umweltschädigung einhergeht. Die Bürgerinitiative hat uns Bilder aus schneelosen Wintern als Beweisstücke mitgebracht und mit ganzem Herzen gegen den Ausbau gekämpft, weil die Mitglieder ihre Heimat lieben. Unserer Erfahrung nach ist es Menschen in Thüringen besonders wichtig, den Naturraum Thüringer Wald in seiner ganzen Schönheit und mit seinem ganzen Reichtum zu erhalten. Die Pläne, die SuedLinkStromtrasse durch den Thüringer Wald laufen zu lassen, haben die Menschen in der Region zutiefst verunsichert und verängstigt. Auch in touristischer Hinsicht bedeutet der Bau der SuedLink-Trasse durch Thüringen eine große Gefahr. Hier gilt es, als Thüringen mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen und alle Möglichkeiten zu nutzen, dieses Vorhaben zu stoppen.
Abschließend bleibt mir zu sagen, dass wir glücklicherweise noch einige Jahre Zeit haben, um uns vollständig mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass der Wintertourismus, so wie wir ihn kennen, nicht mehr in Thüringen zu Hause sein wird.
Technische Maßnahmen können dies mindern, aber nur für gewisse Zeit. Der Langlauf in einem Skitunnel ist mit einem Naturerlebnis eben nicht vergleichbar und kann nur sehr partiell Abhilfe schaffen. Rollerskistrecken werden den Langlauf im Schnee nicht ersetzen können. Trotzdem sollten wir
heute kein so negatives Bild malen und mit der Hoffnung auf baldigen Schnee auseinandergehen. Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen und Besucher – vielleicht noch am Livestream –, der Klimawandel ist Realität. Das haben wir eben feststellen können, die Hoffnung auf Schneefall lebt noch, zumindest bei einigen.
Das merken wir vor allem auch in den Tourismusregionen, in anderen Gebieten Mitteleuropas und in den Mittelgebirgslagen. Deshalb brauchen wir kein Alleinstellungsmerkmal einer „Tourismuskonzeption Wintertourismus“, sondern wir brauchen ein Merkmal, dass der Tourismus als ein ganzheitlicher Tourismus entwickelt wird, nämlich Winter- und Sommertourismus zusammen und nur zusammenhängend gedacht.
Wir werden sicherlich nicht mehr damit auskommen, dass wir uns in bestimmten Regionen Thüringens ausschließlich auf Wintertourismus beschränken. Wir brauchen Ganzjahresangebote in allen Regionen. Wir sind mit den Konzeptionen, beispielsweise mit der bereits angesprochenen „Tourismuskonzeption 2025“ und der „Wanderwegekonzeption“ gut aufgestellt und müssen keine Konzeptionen, wie von der CDU in einem Antrag gefordert, aus dem Jahr 2008 fortführen und fortschreiben, denn dieses Konzept reicht ebenfalls bis in das Jahr 2025 hinein.
Einige Ansätze, die die CDU in ihrem Antrag vorgestellt hat, möchte ich aber an dieser Stelle einmal ausdrücklich loben, denn es kommt selten vor, dass die CDU die Wirklichkeit vor allem in Bezug auf Umwelt und Klimapolitik anerkennt. Doch in diesem Fall hat wohl vor allem die erdrückende Faktenlage, die beispielsweise aus der Antwort der Landesregierung auf die Anfrage des Abgeordneten Bühl resultiert, geholfen. Trotzdem sind die Schlussfolgerungen leider nicht immer nachvollziehbar. Beispielsweise wird als eine geeignete Maßnahme, um den Schneeunsicherheiten im Thüringer Wald zu begegnen, gefordert – und ich zitiere aus dem Antrag –: „Ausbau Schneedepot, Snow-Factory, Beschneiungsmöglichkeiten von alpinen Skihängen“.
innerhalb der Region des Thüringer Waldes sein. Ich möchte Ihnen verraten: Der Klimawandel bewirkt nicht nur, dass es weniger schneit, auch die Temperaturen steigen kontinuierlich an.
Da helfen Ihre Schneedepots und Beschneiungsanlagen irgendwann auch nicht mehr weiter. Damit verschieben Sie lediglich die Ausrichtung hin zum Ganzjahrestourismus in den Regionen um einige Jahre weiter nach hinten, bremsen damit die Entwicklung aus, die wir aber bis dahin dringend vollziehen müssen. Beschneiungsanlagen sind beileibe nicht die Antwort auf den Klimawandel und sie sind auch nicht die Lösung, um den Wintertourismus zu stärken. Das wissen im Übrigen nicht nur die Betreiber im Thüringer Wald, das wissen bereits auch viele Gebiete im Allgäu, und dort reden wir nicht über Berge unter 1.000 Meter Höhe, sondern auch in Höhen, die deutlich darüber liegen.
Ich will Ihnen zur Veranschaulichung gern noch ein paar Zahlen dazu präsentieren, die von der Bayerischen Staatsregierung auf eine Anfrage meines Kollegen Ludwig Hartmann hin ermittelt wurden. Der Energieverbrauch für 1 Hektar beschneite Pistenfläche liegt bei etwa 12.000 Kilowattstunden. Ein kleines Skigebiet mit 20 Hektar Pistenfläche benötigt pro Winter so im Durchschnitt rund 240.000 Kilowattstunden Strom. In Summe müssen für einen Skifahrer runtergebrochen pro Tag in einem alpinen Skigebiet rund 16 Kilowattstunden an Energie allein für die Bahn, Beschneiung, Präparierung etc. aufgewendet werden. Und für die Grundbeschneiung mit einer etwa 30 Zentimeter Schneehöhe, sofern sie nicht natürlich erfolgt, werden grob rund 1.000 Kubikmeter Wasser pro Hektar Pistenfläche benötigt, die uns dazu im Winter auch im Thüringer Wald nicht zur Verfügung stehen. Für die Nachbeschneiung muss mindestens mit einer ähnlichen Größenordnung gerechnet werden. Ich glaube, diese Zahlen sprechen für sich und verdeutlichen, dass Beschneiungsanlagen in dem Fall nicht nachhaltig sind. Deshalb ist doch das Kernproblem, das wir lösen müssen, anlagenunabhängige Lenkungsmaßnahmen zu vollziehen, die beispielsweise Sportarten wie Mountainbiken oder das Wandern attraktiver machen. Dazu bedarf es eines verstärkten Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs, mehr Informationen für die Bevölkerung und nicht zuletzt
gemeinsame Überlegungen von Tourismus, Naturschutz und Landwirtschaft, wie die immer größer werdende Sehnsucht nach Ruheräumen befriedigt werden kann. Wir müssen die Tourismustrends erkennen und sie für uns in Thüringen in Maßnahmen umsetzen, und das tun wir auch mit der Tourismusstrategie, so wie sie vorliegt.